Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Schwarze Katzen: Laura Gottbergs neunter Fall (eBook)

Italien-Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30991-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mafiamethoden an der Isar Laura Gottberg auf den Spuren des organisierten Verbrechens Mitten auf der Prinzregentenstraße steht eines Morgens ein schwerer Kasten, der kaum zu öffnen ist. Darin befindet sich eine einbetonierte Leiche, die in mühevoller Meißelei von den Gerichtsmedizinern frei gelegt werden muss. Die Methoden der Mafia? Oder will jemand eine falsche Spur legen? Laura Gottberg bleibt zunächst nur eins zu tun: Sie muss warten. Darauf, dass derjenige, an den sich die Botschaft richtet, die Nerven verliert. Unterdessen wäre es allerdings gut, sie behielte selbst die Nerven - aber das ist angesichts misstrauischer Vorgesetzter, pubertierender Kinder und eines weit entfernten Angelo nicht immer leicht ... «Laura Gottberg agiert abseits jeder Effekthascherei.» Die Welt

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der 'Süddeutschen Zeitung'. Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

Sergio Cavallino drückte den Hebel der Kaffeemaschine nach oben und sah zu, wie der braune Espressostrahl aus der Düse in die kleine Tasse strömte. Seltsamerweise dachte er an Kuheuter und Milch, obwohl es nach Kaffee roch. Nur halb bewusst schob er die Tasse zur Seite, stellte eine zweite unter die Düse und ließ diesmal schaumige Milch aus der Maschine.

Kuheuter, dachte er wieder, automatisches Kuheuter. Er führte die Tasse voll heißer Milch an die Nase, roch angewidert daran und leerte sie ins Spülbecken des Bartresens. Dann zog er den Espresso zu sich heran und behielt den ersten Schluck lange im Mund, um den Milchgeruch zu vertreiben, der sich in seiner Nase festgesetzt hatte wie eine unangenehme Erinnerung. Während er die heiße, bittere Flüssigkeit von der rechten Backe in die linke laufen ließ, stützte er beide Unterarme auf die Theke, beugte sich vor und ließ den Blick durch das Restaurant wandern. Auch im Halbdunkel erschien es ihm wie ein Wunder, ein von ihm geschaffenes Wunder. Wohlig nahm Cavallino das Schimmern der bunten Lüster und Wandleuchten aus Muranoglas wahr, die großen Gemälde – Qualitätsgemälde, nicht den üblichen Kaffeehauskitsch mit Zypressen und blauem Meer –, die Blumengestecke, echte Blumen natürlich, die perfekte Anordnung der Tische und Stühle. Er strich mit der Handfläche über das glatte honigfarbene Holz des Tresens, wandte den Kopf zur gläsernen Regalwand, den indirekt beleuchteten Flaschen und schluckte endlich.

Küchenpersonal und Kellner waren bereits gegangen, Cavallino hatte hinter dem Letzten abgeschlossen. Er liebte es, allein diesen sanft beleuchteten Raum zu genießen, der seit einem knappen Jahr sein Reich war. Der Boss hatte ihn gelobt, obwohl das sonst nicht seine Art war, hatte ihn in der Hierarchie befördert. Gewisse geschäftliche Entscheidungen durfte Sergio ab sofort selbst treffen. Nicht die ganz großen, aber immerhin. Es bedeutete einen winzigen Schritt weiter innerhalb des Unternehmens, einen Schritt für ihn selbst und für die anderen, die gemeinsam mit ihm arbeiteten.

Sergio Cavallino wandte sich um und betrachtete sich prüfend in dem verspiegelten Flaschenregal, schob eine Flasche Amaretto zur Seite, die sein Bild verstellte. Für besonders attraktiv hatte er sich noch nie gehalten, und er wäre gern größer gewesen als die mageren 168 cm, die er mit dicken Sohlen und etwas höheren Absätzen zu kompensieren versuchte. Sein Gesicht empfand er als durchschnittlich, und sein Haar begann sich zu lichten, obwohl er erst Mitte dreißig war. Es lag in der Familie, da konnte man nichts machen. Immerhin war er nicht fett geworden wie einige seiner Verwandten. Der dreieckige kleine Bartfleck, der seine Unterlippe hervorhob, sah passabel aus, und er mochte seine Augen. Sehr dunkle Augen mit langen Wimpern und kräftigen Brauen.

«Die Mädchen werden ganz verrückt nach deinen Augen sein!», hatte seine Mutter immer wieder vorausgesagt. Viel zu oft vor anderen und viel zu laut. Seine Geschwister hatten ihm deshalb den Spitznamen Belocchio gegeben, «Schönauge». Es war ihm peinlich gewesen, und das hatte er Mutter auch gesagt. Aber sie hatte nur gelacht, er solle froh und dankbar sein, diese Augen von seinem Vater geerbt zu haben – er, Sergio, der Letztgeborene, der siebte in einer Reihe von Söhnen und Töchtern, die alle größer geworden waren und ihn überragten.

Jedenfalls längenmäßig. Die Mädchen waren anfangs nicht unbedingt verrückt nach Sergio gewesen, aber zu manchen Erfolgen hatten seine Augen sicher beigetragen. Seit er auch wagte, sie sich zunutze zu machen, klappte es noch besser. Sein Vorbild war dabei George Clooney. Einige von Clooneys Filmen hatte er sich zu Hause immer wieder angesehen und dann vor dem Spiegel geübt. Inzwischen funktionierte der Augentrick ganz gut. Allerdings setzte er ihn vor allem bei der Arbeit ein. Die weiblichen Gäste seines Restaurants wussten das zu schätzen. Er konnte ihnen das nicht verdenken. Den meisten deutschen Männern fehlte es eindeutig an erotischer Ausstrahlung, an geheimnisvoller Tiefe, an irgendwas, das er nicht benennen konnte. Peccato, das war ihr Problem.

Sergio streifte den Ärmel seines hellgrauen Jacketts zurück, schaute auf die kleine, goldene Rolex an seinem Handgelenk und polierte mit dem Zeigefinger sanft das Uhrenglas. Mit Bedacht hatte er eine kleine Uhr gewählt. Es war nicht gut, unnötig aufzufallen und wie ein dummer Angeber herumzulaufen. Qualität ja, aber auf dezente Weise. Sein Vater hatte ihm das eingebläut. Sein Vater, der selbst stets wie ein einfacher Bauer aussah, mit dunklen Anzügen aus dickem Stoff und weißen Hemden, die von Wäschestärke ganz starr waren. Obwohl Vater nie nach Mottenkugeln roch, hatte Sergio stets diesen Geruch in der Nase, wenn er an Vater dachte oder ihm begegnete.

Halb zwei. Er sollte ebenfalls nach Hause gehen. Am Morgen erwartete er eine Fischlieferung, die er unbedingt persönlich kontrollieren musste, da es sich nicht ausschließlich um Fisch handeln würde.

Doch er konnte sich nicht aufraffen, hing lieber seinen Gedanken nach – in dieser wunderbaren Stille, die jeden Abend auf das Geplapper und Geklapper des Restaurantbetriebs folgte. Manchmal kamen ihm ganz neue Geschäftsideen, wenn er in aller Ruhe die Erlebnisse des Tages an sich vorbeiziehen ließ. Auch die Sache mit den Fischen war so entstanden. Und so gehörte die Firma, die den frischen Mittelmeerfisch lieferte, seit einiger Zeit ebenfalls zum Unternehmen. Sergios Bruder Michele hatte sie in Südfrankreich übernommen und versorgte mittlerweile italienische Lokale in ganz Süddeutschland mit Meeresfrüchten. Nicht ausschließlich italienische Restaurants, sondern auch ein paar deutsche und griechische. Ein kluger Schachzug, den sie gemeinsam mit Vater ausgearbeitet hatten. In Mutters Küche in Mailand.

Vater war noch einer von der alten Generation, die sich in Mailand nicht wohlfühlte und niemals einen Fuß nach München setzen würde. Seine Welt war und blieb das kleine Dorf in Kalabrien, nicht das berüchtigte, sagenumwobene, sondern ein gänzlich unbekanntes, in dem es nur zwei Familien gab, die seit Jahrzehnten in aller Stille zusammenarbeiteten. Die Aspro-Cavallini. Nahezu alle im Dorf waren miteinander verwandt oder verschwägert, was die Sache erheblich erleichterte. Sergio und seine Geschwister waren eine Mischung aus beiden Geschlechtern – Mutter war eine Aspro. Maria Beata Aspro.

Vor zwanzig Jahren hatten sie dann eine Niederlassung in Mailand gegründet. Mutter war mitgegangen, und Sergio musste eine höhere Schule besuchen, obwohl er lieber gearbeitet hätte, wie die anderen. Vater war regelmäßig für ein paar Wochen zu Besuch gekommen, hatte es aber vorgezogen, das Unternehmen von seinem Dorf aus zu leiten. Er war es auch gewesen, der Sergio dazu bestimmt hatte, Jura und Betriebswirtschaft zu studieren, weil er der Meinung war, dass man sich in wesentlichen Dingen nicht auf Außenstehende verlassen sollte.

Sergio entfernte einen Fleck vom Spiegel, rückte den Amaretto wieder an seinen Platz und ließ den Blick prüfend über die Flaschen wandern. Schließlich entschied er sich für einen Artischockenlikör, füllte ein kleines Glas und trank das dickflüssige süßlich-bittere Getränk im Wechsel mit Espresso.

Es hatte nie zur Debatte gestanden, dass er als Anwalt arbeiten könnte. Nicht einmal für ihn selbst – nein, das stimmte nicht ganz. Ein paarmal hatte er kurz darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn er das Unternehmen verlassen und Anwalt werden würde. In Rom vielleicht oder im Ausland, in Amerika oder Australien. In einer Firma, die geschäftliche Verbindungen nach Italien hätte, als Betriebswirt mit juristischen Qualifikationen. Sogar ein paar Anzeigen im Internet hatte er sich genauer angesehen, obwohl er sich dessen schämte und sich wie ein Verräter fühlte. Einer, der gegen das Gesetz des Vertrauens und der Ehre verstieß, auch wenn kein anderer von diesem unausgesprochenen Verstoß wusste. Er erinnerte sich sogar an das Herzklopfen von damals, an die feuchte Stirn und ein Gefühl von Angst und Ekel.

Wovor hatte er sich geekelt? Vor sich selbst? Vor seinem vorgezeichneten Leben?

Das wohlig zufriedene Empfinden von vorhin zerfloss, während er darüber nachdachte. Weshalb hatte er die heiße Milch aus der Kaffeemaschine gelassen? Suchte er den Ekel?

Er hatte diese verstohlenen Impulse auszubrechen nicht weiter verfolgt und nicht mehr wiederholt. Heute gab es keinen Grund mehr zur Scham. Seit Jahren arbeitete er als eines der zuverlässigsten Mitglieder der ’Ndrina, seiner Familie und ihrer vielfältigen Unternehmungen. Allen ging es gut – nur einen hatten sie auf ihrem Weg verloren. Den Zweitältesten der Cavallini, Gabriele, benannt nach dem Erzengel Gabriel. Sergio bekreuzigte sich und senkte kurz den Kopf, wandte sich zu dem kleinen Marienbild, das an der Wand am Ende der Bartheke hing, nickte ihm zu, bat die Madonna della Montagna um Fürsprache für seinen toten Bruder.

Gabriele war beim Aufbau der Niederlassung in Mailand ums Leben gekommen, als er in den Bezirk sizilianischer Geschäftsleute vorgedrungen war. Der Mörder wurde nie gefunden, und bis heute war Gabrieles Tod nicht vergolten worden, obwohl Vater Rache geschworen hatte. Aber Rache, deren Zeitpunkt sorgfältig gewählt werden sollte. Das war jetzt beinahe fünf Jahre her.

Manchmal, dachte Sergio, sieht es so aus, als hätten wir alle die Geschichte vergessen. Gabriele war unvorsichtig gewesen, hatte die Handelsware selbst ausprobiert und nicht zu knapp. Er hatte die große, goldene Rolex keineswegs unter seinem Jackenärmel verborgen, war im offenen Mercedes Sportwagen herumgefahren,...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2014
Reihe/Serie Laura Gottberg ermittelt
Laura Gottberg ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Commissario Angelo Guerrini • Krimi • Laura Gottberg • München • Siena
ISBN-10 3-644-30991-4 / 3644309914
ISBN-13 978-3-644-30991-3 / 9783644309913
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 923 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall

von Donna Leon

eBook Download (2024)
Diogenes (Verlag)
22,99