Praktische Erlebnispädagogik Band 1 (eBook)

Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele
eBook Download: EPUB
2014 | 9. Auflage
176 Seiten
ZIEL Verlag
978-3-944708-04-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Praktische Erlebnispädagogik Band 1 -  Annette Reiners
Systemvoraussetzungen
16,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mit über 70 Spiele und Übungen. Mit fast 70.000 verkauften Exemplaren ist dieses Buch innerhalb kürzester Zeit zu einem Klassiker der erlebnispädagogischen Praxis geworden! Hier finden Einsteiger im Bereich der Erlebnispädagogik zuerst einige Hintergründe zur Interaktions- und Erlebnispädagogik, danach werden verschiedene Interaktionsaufgaben und erlebnispädagogische Spiele vorgestellt. Diese sind übersichtlich in verschiedene Stufen sowie Nachbesprechungshilfen strukturiert. Hinweise auf Ziel der Übung, das benötigte Material, die Gruppengröße, empfohlenes Alter der Teilnehmer sowie der Spieldauer sind sehr hilfreich für die praktische Umsetzung. Nützlich sind auch die Hinweise auf die Erfahrungen, die mit den Aufgaben gemacht wurden. Das Buch ist sehr empfehlenswert für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Schule, Jugendarbeit und Freizeit, aber auch gut in der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung einsetzbar. Aus dem Inhalt: Erlebnis- und Interaktionspädagogik Das Hahn'sche Konzept Aktualität der Erlebnispädagogik Die Frage nach dem Transfer Interaktionspädagogik und soziales Lernen Beschreibung von Interaktionspädagogik Interaktionsspiele in der Erlebnispädagogik Die Qualifikation eines Erlebnispädagogen Übersicht der Spiele - Interaktionsspiele der zweiten Stufe - Interaktionsspiele der dritten Stufe - Nachbesprechungshilfen

Annette Reiners Teamentwicklung / Führungsberatung / Kreative Konfliktlösungen / Spieledesign / Seminardokumentation in Bild und Film Meggendorferstr. 78 80993 München mail@annette-reiners.de www.annette-reiners.de

Annette Reiners Teamentwicklung / Führungsberatung / Kreative Konfliktlösungen / Spieledesign / Seminardokumentation in Bild und Film Meggendorferstr. 78 80993 München mail@annette-reiners.de www.annette-reiners.de

2. Was sind Interaktionsspiele?

2.1 Ein Schritt seitwärts: die Interaktionspädagogik

»Der Mensch wird nicht als Mensch geboren. Nur langsam und mühevoll, in fruchtbarem Kontakt, in Kooperation und Konflikten mit seinen Mitmenschen erwirbt er die kennzeichnenden Eigenschaften.«38

Da der Mensch ein dialogisches Wesen ist, kann er folglich nur im Zusammenhang mit seiner sozialen Umwelt zutreffend erkannt und bestimmt werden. Er ist somit nicht nur abhängig von seiner sozialen Umwelt, sondern er »ist« sie in einem hohen Maße. Er reproduziert und stellt Bewusstheiten, Einstellungen und Verhaltensweisen seiner Umwelt dar. In der Wissenschaft wird daher der Mensch weder als Individuum allein noch als Kollektiv betrachtet, sondern der Mensch mit dem Menschen, welches eine dynamische Zweiheit und dialogische Existenz darstellt.39 Der Begriff »Interaktion« bezeichnet dieses wechselseitige, aufeinander bezogene Handeln von Individuen in Gruppen, welches Jürgen Habermas als kommunikatives Handeln (symbolisch vermittelte Interaktion und sprachlicher Austausch zwischen Menschen) in Abgrenzung zum instrumentalen (zweckrationalem Handeln) und reflexiven Handeln (kritische Prüfung des Sinns von Arbeit und Interaktion) beschreibt.40 Jedoch kann dieses interpersonelle Kontaktgeschehen nie isoliert betrachtet werden; es verweist immer sowohl auf die Persönlichkeit des Individuums (intrapersonelle Ebene) als auch auf die Gesellschaft (institutionelle Ebene). Der Mensch wird nämlich in der Entwicklung seiner ihn kennzeichnenden Eigenschaften von der Gesellschaft beeinflusst, andererseits kann er auch auf sie Einfluss nehmen, da er ja ein Teil von ihr ist.

Eine andere Einflussgröße, die bisher kaum Berücksichtigung gefunden hat, ist die ökologische Ebene, die durch politische Entscheidungen beeinflusst wird, aber auch selbst diese beeinflussen kann. Ebenso nimmt sie auf den Menschen und seine Möglichkeiten Einfluss, wie auch der Mensch ihre »Entwicklung« beeinflussen kann.

In der Interaktionspädagogik liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf der interpersonellen Ebene: im sozialen Verhalten des Lernenden.41 Ziel der Interaktionspädagogik ist es, zwischenmenschliches Verhalten zu ändern und zu verbessern. Sie gründet sich auf der Annahme, dass soziale Erfahrungen aus früheren Interaktionssituationen als Handlungsorientierungen für zukünftiges Handeln dienen.42 Sie ist somit eine Erziehung zur interaktiven Kompetenz der werdenden Persönlichkeit, die sich des Mediums mittels »Interaktion« bedient. Dieses Ziel der Interaktionserziehung ist nach Hubert Gudjons »…auf die Förderung der allgemeinen ›sozialen Kompetenz‹ (Michael

Argyle), auf Reifung durch Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben und in der offenen Begegnung mit anderen, auf Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und die Erweiterung des sozialen Verhaltensrepertoires sowie auf Selbstverantwortung und Ich-Stärke …«43 gerichtet.

Da in ihrem Mittelpunkt die Erfahrung der Beteiligten in ihrem eigenen, unmittelbaren zwischenmenschlichen Handeln steht, bietet sich die Arbeit in Kleingruppen (oben als Lerngruppen bezeichnet) an, denn in welchem Umfeld würde sich Interaktionsverhalten besser beobachten und beeinflussen lassen können als in dem direkten Kontakt mit anderen Menschen? Auch stellt eine Gruppe den natürlichen Beziehungsrahmen des Menschen als soziales Wesen dar.44 In ihr findet psychosoziales Lernen statt, wenn auch meist spontan und unbewusst. Interaktionelle Gruppen haben das ausschließliche Ziel, das Lernen im Bereich von Interaktion, Kommunikation und Kooperation zu fördern. In der interaktionellen Gruppe wird sich der Einzelne deshalb stärker bewusst, wie er sich tatsächlich verhält.45

2.2 Interaktionspädagogik und soziales Lernen

Die Interaktionspädagogik fällt in den Bereich des relativ komplexen Begriffs »soziales Lernen«. Gegenstand des sozialen Lernens sind die Beziehungen zu anderen und damit das Lernen abstrahierter Handlungsstrukturen.46 Prior differenziert soziales Lernen in vier Funktionsbereiche:

  1. Soziales Lernen als soziale Elementarerziehung fordert die Schule als Sozialisationsfeld, in dem Mindestanforderungen für soziales Lernen vermittelt werden.

  2. Soziales Lernen als gruppendynamisch-interaktionistische Funktion fördert das Interaktionsverhalten der Gruppenteilnehmer und die Entwicklung innerhalb der Lerngruppe, wobei diese Gruppe als soziales System verstanden werden kann. Der Schwerpunkt liegt in der Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen durch Gruppenprozesse.47

  3. Soziales Lernen als sozialpädagogische und kompensatorische Funktion findet vor allem da Anwendung, wo besondere Defizite in der Affekt- und Sozialbildung vorliegen. Die Lerngruppe bekommt hier einen kompensatorischen und therapeutischen Charakter: Die Entwicklung und Stabilisierung der Persönlichkeit ist das oberste Lernziel.

  4. Soziales Lernen als emanzipative und politische Funktion hat die Befähigung zum politischen Verhalten in zweierlei Hinsicht zum Ziel: einmal die Aufklärung über psychosoziale Ursachen politischen Verhaltens, zum anderen die Vorbereitung zum politischen Handeln durch Erfahrungen mit kollektiven Arbeitsformen, demokratischer Führung, Auseinandersetzung mit politischen Gegenständen und der Teilnahme an »politischer Praxis«.48

Die Interaktionspädagogik hat ihren Schwerpunkt in dem zweiten Punkt dieser Differenzierung. Sie fällt größtenteils deswegen in dieses Feld, da der Funktionsbereich zwei den Funktionsbereich eins als Basis mit einschließt und dessen Erfahrungen das soziale Lernen im vierten Funktionsbereich erst ermöglichen. Interaktionspädagogik reicht also sowohl in die Elementarerziehung als auch in den Bereich des politischen Lernens hinein und beeinflusst die Lernprozesse auf diesen Gebieten.

Aus diesem Grund werden nun die genannten Funktionsbereiche von Prior näher erläutern:

Grundgedanke des ersten Funktionsbereiches ist die Notwendigkeit einer elementaren Sozialerziehung, um die Grundbedürfnisse menschlichen Verhaltens (Identität, Toleranz, Kooperation, Kritik, Solidarität, Sensibilität und Sprache) befriedigen zu können. Auch werden diese Bedürfnisse gleichsam Richtziele der Sozialerziehung, da sie die Ausbildung von Sozialkompetenz ermöglichen. Anknüpfungspunkte einer methodisch-didaktischen Konzeption sind daher das soziale Handeln, die Erlebnisse in Interaktionsprozessen und das Wissen über soziale Prozesse.49 In Anlehnung an Habermas steht in diesem Funktionsbereich die instrumentale Handlungskompetenz im Mittelpunkt.

Der zweite Funktionsbereich setzt die Existenz »genereller Regelmäßigkeiten« in Interaktionen voraus, d. h. die Existenz eingespielter und im Verkehr mit anderen Personen verwendeter Lösungen von grundlegenden Interaktionsproblemen (wie zum Beispiel der Problemkreis Sicherheit, Vertrauen und Normalität). Diese stellen die Basis für eine länger andauernde Interaktion dar. Während die Interaktionsprobleme als unveränderbar erscheinen, versucht das intentionale soziale Lernen bei den Lösungsmustern dieser Probleme anzusetzen. Es wird dabei vorausgesetzt, dass die Gruppe den Einzelnen zu einem gruppeninternen Rollenspiel bzw. zu einer Selbstdarstellung vor den anderen Gruppenmitgliedern nötigt: »Man kann sagen, dass die mikrosoziale Einheit ›Gruppe‹ die kleinste soziale Form ist, die unter dem Druck des öffentlichen Rollenspiels steht, also gemeinsame, abgestimmte, aufeinander bezogene und entsprechend typisierte, mehr oder weniger rational ausgehandelte und in Routinen transformierte Situationsdefinitionen zustande bringt und ihr Handeln daraufhin ausrichten muss.«50 Nach Niklas Luhmann sind diese generellen Regelmäßigkeiten, wie zum Beispiel die Strukturierung einer Gruppe um eine Führungsperson oder die typisierende Wahrnehmung und das gegenseitige Klassifizieren, nur durch ein Erkennen und Erfahren funktionaler Äquivalente möglich. Die Aufgabe des sozialen Lernens im Interaktionsbereich ist es daher, das künftige Einspielen unerwünschter genereller Regelmäßigkeiten zu verhindern und andere Ablaufmuster einzurichten, die die gleiche Funktion erfüllen, praktisch aber besser sind. Voraussetzung für eine Akzeptanz dieser Äquivalente sind

  1. das Erkennen von und das Erkennen mit generellen Regelmäßigkeiten und

  2. das Erfahren der ablaufenden und das Erfahren einer alternativen Realität.51

Nur mithilfe dieser zwei Elemente kann ein Verlangen nach einem neuen bzw. anderen Verhalten entstehen, was zur Folge hat, dass ein bestimmtes ausgewählt und erprobt wird.

Eine entscheidende Rolle spielt in diesem Funktionsbereich auch das so genannte »Feedback«. Feedback ist eine Rekonstruktion und Verbalisierung abgelaufener Interaktionsprozesse in speziell dafür eingerichteten Situationen und dient der Überprüfbarkeit, also dem Erkennen des eigenen Verhaltens.52 Durch ein richtig gegebenes Feedback53 kann der Betroffene erkennen, wie sein Verhalten auf andere wirkt, wie er in einer Beziehung erlebt wird, wie er in der Gruppe steht usw.54 Auch im Falle eines neu erprobten Verhaltens kann ein Feedback Aufschluss über die Angemessenheit des Verhaltens für die jeweilige Situation geben. Bei einem negativen Ergebnis muss ein anderes Verhalten...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2014
Reihe/Serie Praktische Erlebnispädagogik
Verlagsort Augsburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Erfahrungslernen • Erlebnispädagogik • Interaktionsspiel
ISBN-10 3-944708-04-0 / 3944708040
ISBN-13 978-3-944708-04-1 / 9783944708041
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Adobe DRM)

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Was Eltern und Pädagogen wissen müssen

von Christiane Arens-Wiebel

eBook Download (2023)
Kohlhammer Verlag
30,99
Was Eltern und Pädagogen wissen müssen

von Christiane Arens-Wiebel

eBook Download (2023)
Kohlhammer Verlag
30,99