Lockwood & Co. - Der Wispernde Schädel (eBook)

Gänsehaut und schlaflose Nächte garantiert - für Fans von Bartimäus!
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2014 | 1. Auflage
512 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-12183-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lockwood & Co. - Der Wispernde Schädel -  Jonathan Stroud
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Wenn Londons Geisterwelt erwacht
Dank des spektakulären Erfolgs im Fall der seufzenden Wendeltreppe ist Lockwood & Co. nun eine der angesagtesten Geisteragenturen Londons. Doch inzwischen wird die Metropole bereits von einer Reihe neuer grausiger Ereignisse erschüttert: In einer beispiellosen Diebstahlserie werden mächtige magische Artefakte entwendet und deren Hüter grausam ermordet. Als dann auch noch auf einem Friedhof ein schauerlich eiserner Sarg geborgen wird, dessen Inhalt unter mysteriösen Umständen verschwindet, steht fest: Ein klarer Fall für Lockwood & Co.! Nur wenn das Team um Anthony Lockwood, Lucy und George ihre ganze Genialität im Umgang mit übernatürlichen Ereignissen in die Wagschale wirft, kann es ihnen gelingen, die Verschwörung, die hinter all dem steckt, aufzudecken.

Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.

Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer in Das Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.

Kapitel 1

»Nicht hinsehen«, sagte Lockwood. »Es sind sogar zwei.«

Ich warf einen raschen Blick über die Schulter und stellte fest, dass er recht hatte. Nicht weit von uns entfernt, auf der anderen Seite der Lichtung, war ein zweiter Geist der Erde entstiegen. Wie schon der erste war es ein bleicher Nebel in Menschengestalt, der über dem dunklen, nassen Gras schwebte. Auch bei ihm hing der Kopf in schiefem Winkel, als sei das Genick gebrochen.

Ich starrte ihn an, aber nicht, weil ich erschrocken, sondern weil ich sauer war. Ein ganzes Jahr lang arbeitete ich nun schon für Lockwood & Co. und war gegen geisterhafte Besucher der verschiedensten grässlichen Gestalten und Größen angetreten. Ein gebrochenes Genick imponierte mir längst nicht mehr so sehr wie zu Anfang. »Na toll«, sagte ich. »Wo kommt der denn jetzt auf einmal her?«

Ratsch! machte es, als Lockwood den Degen aus der Gürtelschlaufe zog. »Keine Sorge. Ich behalte ihn im Auge. Pass du auf deinen auf.«

Ich drehte mich wieder um. Die erste Erscheinung schwebte immer noch gut drei Meter von unserem Bannkreis entfernt in der Luft. Dort verharrte sie jetzt schon fast fünf Minuten und wurde dabei immer deutlicher sichtbar. Inzwischen konnte ich bereits die Arm- und Beinknochen und die Gelenke dazwischen erkennen. Die fransigen Konturen der Gestalt hatten sich verdichtet, sodass man Fetzen vermoderten Stoffs ausmachen konnte: ein weites Hemd und zerrissene dunkle, bis zum Knie reichende Reithosen.

Der Geist verströmte eisige Kältewellen. Trotz der warmen Sommernacht war der Tau unter den lose baumelnden Zehenknochen zu funkelnden Frostsplittern gefroren.

»Eigentlich logisch«, rief Lockwood über die Schulter. »Wenn man einen Verbrecher an einer Wegkreuzung aufhängt, kann man genauso gut zwei aufhängen. Damit hätten wir rechnen müssen.«

»Und warum haben wir dann nicht damit gerechnet?«

»Das musst du George fragen.«

Meine Hand war ganz glitschig vor Schweiß. Ich packte den Degenknauf fester und fragte: »George?«

»Was ist?«

»Warum haben wir nicht vorher gewusst, dass es zwei sind?«

Ich hörte, wie sich ein Spaten knirschend in feuchte Erde grub. Wie eine Schaufelladung meine Stiefel traf. Eine mürrische Stimme antwortete aus dem Abgrund: »Weil ich mich nur an die alten Dokumente halten kann, Lucy. Darin stand, dass hier ein Mann hingerichtet und begraben wurde. Keine Ahnung, wer der andere ist. Will einer von euch weitergraben?«

»Ich nicht« sagte Lockwood. »Du machst das wunderbar, George. Diese Art Arbeit liegt dir. Wie kommt die Ausgrabung denn voran?«

»Ich bin müde, ich bin verdreckt, und ich habe bis jetzt null Komma nix gefunden. Abgesehen davon läuft es bestens.«

»Keine Gebeine?«

»Nicht mal eine Kniescheibe.«

»Mach weiter. Die Quelle kann nur dort sein. Du suchst jetzt allerdings nach zwei Leichen.«

Eine Quelle ist ein Gegenstand, in dem ein Geist gefangen ist. Hat man die Quelle erst mal entdeckt, bekommt man auch die Heimsuchung durch diesen Geist rasch in den Griff. Leider sind Quellen meist nicht leicht zu finden.

George brummelte irgendwas vor sich hin und machte sich wieder an die Arbeit. Im spärlichen Licht der Petroleumlaternen, die wir neben unseren Taschen aufgestellt hatten, glich er einem Riesenmaulwurf mit Brille. Er stand jetzt brusttief in der Grube, und der Erdhaufen, den er aufgeworfen hatte, füllte schon fast den ganzen Bannkreis aus. Den großen, quadratischen, moosbewachsenen Stein, der unserer Meinung nach die Grabstätte markierte, hatte er längst ausgebuddelt und beiseitegeräumt.

»Du, Lockwood«, sagte ich plötzlich, »meiner kommt näher.«

»Keine Panik. Verscheuch ihn einfach. Mit ganz einfachen Aktionen, so wie wir es zu Hause am Schwebenden Joe geübt haben. Wenn er das Eisen wittert, lässt er dich in Ruhe.«

»Bist du sicher?«

»Klar doch. Da brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen.«

Lockwood hatte gut reden. An einem sonnigen Nachmittag im Fechtkeller an einer Strohpuppe zu üben, war etwas ganz anderes, als mitten in einem heimgesuchten Waldstück einen Alb abzuwehren. Ohne rechte Überzeugung hob ich meinen Degen. Der Geist schwebte unbeirrt auf mich zu.

Er war jetzt ganz deutlich zu erkennen. Langes schwarzes Haar flatterte um den Schädel, und in der linken Augenhöhle sah man noch die Überreste eines Augapfels, die andere Augenhöhle war leer. An den vorspringenden Wangenknochen hingen verweste Hautfetzen und der Unterkiefer baumelte schief über dem Schlüsselbein. Der Körper war steif, und die Arme waren so eng an den Brustkorb gedrückt, als wären sie festgebunden. Fahles, dunstiges Anderlicht umgab die Erscheinung. Ab und zu erbebte sie, als baumelte sie immer noch am Galgen und würde von Wind und Regen gebeutelt.

»Er nähert sich dem Bannkreis«, sagte ich.

»Meiner auch.«

»Er ist echt gruselig.«

»Gib nicht so an. Meiner hat keine Hände mehr.«

Lockwood klang ganz entspannt, aber das war nichts Neues. Er klingt immer entspannt. Jedenfalls fast immer: Als wir Mrs Barretts Gruft geöffnet hatten … also da war er eindeutig nervös gewesen, allerdings hauptsächlich wegen der Krallenspuren auf seinem schönen neuen Mantel. Ich schielte zu ihm hinüber. Er stand mit gezücktem Degen da: groß, schlank und lässig wie eh und je beobachtete er, wie der zweite Besucher langsam näher kam. Der Laternenschein spielte auf seinem schmalen, blassen Gesicht und zeichnete den eleganten Schwung seiner Nase und seinen zerzausten Haarschopf nach. Auf seinen Lippen lag das leise Lächeln, das heiklen Situationen vorbehalten war, ein Lächeln, das besagte, dass er alles im Griff hatte. Sein Mantel flatterte leicht im Nachtwind. Wie üblich flößte mir sein bloßer Anblick neues Selbstvertrauen ein. Ich packte meinen Degen noch fester und wandte mich wieder meinem Geist zu.

Er schwebte bereits ganz dicht vor dem Bannkreis aus Eisenketten. Geräuschlos und flink wie ein Gedanke war er herangehuscht, sobald ich mich weggedreht hatte.

Ich holte mit dem Degen aus.

Der Mund klaffte auf, in den Augenhöhlen loderte grünliches Feuer. Blitzartig stürzte er sich auf mich. Ich schrie auf und sprang zurück. Nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt berührte der Geist den Bannkreis. Es knallte laut, Ektoplasma spritzte auf. Lodernde Batzen von dem Zeug regneten ins schlammige Gras außerhalb des Kreises. Die bleiche Gestalt war drei Meter zurückgewichen. Sie bebte und qualmte.

»Pass doch auf, Lucy«, schimpfte George. »Du bist mir auf den Kopf getreten.«

Lockwoods Stimme klang barsch und besorgt. »Was ist los? Was war das?«

»Alles in Ordnung«, antwortete ich. »Meiner hat mich angegriffen, aber das Eisen hat ihn verjagt. Beim nächsten Mal setze ich eine Leuchtbombe ein.«

»Das wäre Verschwendung. Degen und Ketten reichen fürs Erste völlig. George, munter uns mal ein bisschen auf. Du hast doch inzwischen bestimmt etwas gefunden.«

Statt einer Antwort flog der Spaten durch die Luft. Eine lehmverschmierte Gestalt krabbelte aus der Grube. »Schön wär’s«, sagte George. »Das hier ist die falsche Stelle. Ich buddele jetzt schon stundenlang. Hier ist niemand begraben. Wir haben uns geirrt.«

»Nein«, widersprach ich. »Es ist ganz bestimmt die richtige Stelle. Genau hier habe ich die Stimme gehört.«

»Tut mir leid, Luce. Da unten ist niemand.«

»Ach, auf einmal? Du hast doch behauptet, dass wir hier richtig sind!«

George putzte mit dem letzten noch sauberen Zipfel seines T-Shirts seine Brille und musterte dann gelassen meinen Geist. »Hey, das ist ja ein echter Hingucker«, sagte er. »Was hat sie denn mit ihrem Auge angestellt?«

»Sie ist ein Mann«, fauchte ich. »Bekanntlich haben früher auch Männer die Haare lang getragen. Und lenk gefälligst nicht ab! Deine Recherchen haben uns hierher geführt!«

»Meine Recherchen und deine Gabe«, erwiderte George knapp. »Ich habe die Stimme schließlich nicht gehört. Krieg dich lieber wieder ein und lass uns überlegen, was jetzt zu tun ist.«

Na gut, vielleicht war ich ein bisschen zu giftig gewesen, aber wenn mir verweste Leichen ins Gesicht springen, hört für mich der Spaß auf. Außerdem war ich im Recht: George hatte uns tatsächlich versprochen, dass hier eine Leiche zu finden war. Er hatte einen Bericht über einen Mörder und Schafdieb aufgestöbert, einen gewissen John Mallory, der im Jahre 1744 beim Gänsemarkt in Wimbledon gehängt und dessen Hinrichtung in einem der damals beliebten Balladenbüchlein verewigt wurde. Man hatte ihn auf einem Schinderkarren an die Wegkreuzung bei Earlsfield gebracht und dort an einem zehn Meter hohen Galgen aufgeknüpft.

Anschließend hatte man ihn »den Krähen und Aasvögeln überlassen«, bevor seine zerfledderten Überreste ganz in der Nähe vergraben wurden. Das passte alles wunderbar zu unserem derzeitigen Auftrag, der dem plötzlichen Erscheinen eines Albs auf dem Gemeindeanger galt, das der Beliebtheit des örtlichen Kinderspielplatzes schadete. Der Geist war in der Nähe eines Waldstücks gesichtet worden. Als wir herausfanden, dass das Gehölz früher unter dem Namen »Mallorys Ende« bekannt gewesen war, schien klar, dass dies eine heiße Spur war. Jetzt galt es nur noch, die exakte Lage der...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2014
Reihe/Serie Die Lockwood & Co.-Reihe
Übersetzer Katharina Orgaß, Gerald Jung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Lockwood & Co. #2
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Alex Verus • Bartimäus • Bartimäus, Jonathan Stroud, London, Geisteragentur, Sherlock Holmes, Grusel, Gothic, Gespenster, Bestsellerautor, spiegel bestseller • benedict jacka • Bestsellerautor • Die Flüsse von London • eBooks • Geisteragentur • Gespenster • Gothic • Grusel • Jonathan Stroud • Jugendbuch • Kinderkrimi • London • Ocean City • Sherlock Holmes • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller Autor • Young Adult
ISBN-10 3-641-12183-3 / 3641121833
ISBN-13 978-3-641-12183-9 / 9783641121839
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