Jane´s Journey (eBook)
hansanord Verlag
978-3-940873-28-6 (ISBN)
Der Film Jane´s Journey und das gleichnamige Buch zum Film begleiten Dr. Jane Goodall auf ihren Reisen über die Kontinente und geben dabei bisher unbekannte Einblicke in ihr intensives und ereignisreiches Leben. Von Bournemouth, England, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte, geht es mit ihr zum Gombe Nationalpark an den Ufern des Tanganjikasees in Zentralafrika, ihrer zweiten Heimat. Dort begann sie vor nunmehr einem halben Jahrhundert mit ihren seinerzeit bahnbrechenden Forschungsarbeiten, und seitdem kehrt sie jedes Jahr dorthin zurück, um einige Zeit in der Gesellschaft der Schimpansen zu verbringen, der Lebewesen, durch die sie zu der weltbekannten, beliebten und hochgeachteten Frau wurde, die sich aktiv für ein Leben in Frieden, Harmonie und Einklang mit der Natur einsetzt. Jane´s Journey zeigt auch immer wieder die Privatperson Dr. Jane Goodall, eine außergewöhnliche Frau, vielleicht die faszinierendste Frau der Gegenwart, deren wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu den bedeutendsten der letzten 100 Jahre gezählt werden.
In Buch und Film Jane´s Journey wird auf faszinierende Weise der Bogen gespannt von der Kanalküste bei Bournemouth bis zu den Ebenen von Nebraska, von den Regenwäldern von Gombe bis zu den abschmelzenden Gletschern von Grönland. Sie zeigen Jane Goodalls anrührende Begegnungen mit zahmen und wilden Tieren ebenso wie ihre beeindruckenden Treffen mit den unterschiedlichsten Menschen in aller Welt, ob es sich um hohe Politiker oder Hollywoodstars handelt oder um traumatisierte Kinder in einem afrikanischen Flüchtlingslager. In 2010, dem Erscheinungsjahr von Film und Buch Jane´s Journey , jährt sich zum fünfzigsten Mal der Beginn von Dr. Jane Goodalls Forschungsprojekt zur Beobachtung von Schimpansen in ihrem natürlichen Lebensraum.
Kapitel 3
Jane´s Peak – von der Schimpansenforschung zur großen Liebe
Eine zweimotorige Propellermaschine bringt Jane Goodall nach Kigoma am Ostufer des Tanganjikasees, und dort wird sie bei der Landung von einem kleinen Empfangskomitee alter Freunde und Mitarbeiter erwartet und mit herzlichen Umarmungen begrüßt. Man begleitet sie bis zum Seeufer, wo schon eine Motorbarkasse für sie bereitliegt. Es ist heiß, die Sonne brennt vom Himmel und zaubert Millionen von Lichtreflexen auf die riesige Wasserfläche des Sees. Im flachen Uferbereich spielen Kinder, und ihre fröhlichen, unbeschwerten Stimmen erfüllen die Luft. Frauen waschen ihre Wäsche am Strand, und Fischer, die morgens ihren Fang eingebracht haben, gönnen sich auf ihren Booten eine kurze Erholung von den Anstrengungen der vergangenen Nacht. Jane Goodall nimmt diese Bilder in sich auf und stellt fest, dass sich gegenüber den vergangenen Jahren, wenn sie hierher kam, nichts Wesentliches geändert hat.
Zusammen mit ihrer Begleiterin Mary Mavanza und natürlich „Mr. H.“ besteigt sie die Barkasse und nimmt unter der Zeltplane Platz, die den Fahrgästen ein wenig Schutz vor den sengenden Strahlen der afrikanischen Sonne spenden soll. Während das Boot ablegt und langsam Fahrt aufnimmt, winken ihr die Menschen am Strand und die Kinder im Wasser freundlich hinterher, und sie winkt zurück. Man kennt sie hier in Kigoma, denn mit ihren Forschungsarbeiten hat sie diese Stadt und den nahegelegenen Gombe-Nationalpark weltbekannt gemacht.
Die Bootsfahrt dauert nicht lange, schon nach knapp zwei Stunden kommt das Gebiet des Nationalparks mit seinen sanften, dicht bewaldeten Hügeln in Sicht. Jane Goodall ist zurückgekehrt in ihre zweite Heimat. Wie schon Hunderte Male vorher in ihrem Leben geht sie wieder allein die vertrauten Pfade durch den lichten Dschungel, erfasst mit ihren aufmerksamen Blicken die Schönheit der üppigen Vegetation, lauscht dem Stimmenkonzert der Vögel, das aus den Baumkronen dringt, und zieht die samtweiche, vom intensiven Duft der Blätter und Blüten geschwängerte Luft tief in sich hinein.
„Wenn ich nach Gombe zurückkomme, hat das einen besonderen Zauber. Der besondere Duft der Bäume ... Und es liegt eine weiche Wärme in der Luft, die es anderswo überhaupt nicht gibt.“
Jane Goodall im Film „Jane´s Journey“
Durch ihr kleines Fernglas, das sie immer mitführt, erkennt sie in einem der Baumwipfel eine Gruppe Schimpansen, die in Schwindel erregender Höhe über die Äste balancieren. Wie von einer unsichtbaren Hand geleitet nimmt Jane Goodall den Weg zu dem Aussichtspunkt auf dem unbewaldeten Hügel, von dem aus sie damals das erste Mal in weiter Ferne einzelne Schimpansen erblickte und der heute den Namen „Jane´s Peak“ – Janes Gipfel – trägt. An diesem für sie beinahe magischen Ort kann sie am besten nachempfinden, wie sie sich vor fünfzig Jahren fühlte, sie, ein junges Mädchen von sechsundzwanzig Jahren, völlig auf sich gestellt und mit der Aufgabe betraut, fernab der Zivilisation freilebende Schimpansen zu beobachten. Wenig hat sich geändert hier oben gegenüber damals, sie kann weit über den Nationalpark und seine Wälder hinwegblicken, die immer noch so dicht sind wie zu der Zeit, als sie diesen Platz entdeckte.
Und wieder gehen ihre Gedanken zurück. Wie war es damals weitergegangen? Sie hatte zwar im Zuge ihrer Arbeiten sensationelle Erkenntnisse gewonnen, aber die Reaktionen aus der Fachwelt waren zwiespältig gewesen. Aus den Reihen etablierter Forscher wurde ihr unprofessionelles Verhalten vorgeworfen, ihre Entdeckungen seien aus wissenschaftlicher Sicht nichts wert, hieß es. Denn sie hatte den Schimpansen, deren Verhalten sie untersuchte, statt Nummern Namen gegeben und sie damit als denkende und fühlende Wesen anerkannt. Nach den damaligen Vorstellungen über die Verhaltensforschung war das absolut verpönt, Versuchstiere hatten anonym zu sein, und eine persönliche Beziehung zwischen Forscher und Forschungsobjekt durfte schon gar nicht entstehen.
Auf der anderen Seite hatte die National Geographic Society auf Betreiben von Louis Leakey einen Fotografen geschickt, Baron Hugo van Lawick, damit das, was Jane in Gombe tat, nicht nur einem begrenzten Kreis von Wissenschaftlern, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
Hugo van Lawick hatte damals bereits in Kenia für einen der ersten Tier-Dokumentarfilmer gearbeitet, und war Louis Leakey bestens bekannt. Er war etwa im gleichen Alter wie Jane, teilte ihre Begeisterung für Tiere und ließ bei seinen Film- und Fotoaufnahmen nur technisch absolut einwandfreie Ergebnisse gelten. Es kam vor, dass er eine wichtige oder spannende Szene nicht mit der Kamera einfing, weil seiner Ansicht nach das Licht oder der Blickwinkel gerade ungünstig waren. „National Geographic soll keine schlechten Bilder bekommen“, begründete er seine Weigerung, und Jane machte dieser Hang zum Perfektionismus bisweilen fast wahnsinnig.
Aber sie arbeiteten zusammen auf das gemeinsame Ziel hin, das Verhalten der Schimpansen zu dokumentieren, und Hugo van Lawick lieferte bei seiner Gesellschaft faszinierende Aufnahmen ab, die weltweit Aufsehen erregten. Jane und ihre Forschungsarbeit wurden weltberühmt. Das Wichtigste war allerdings, dass Millionen von Menschen, in deren Wohnzimmern die in Gombe gedrehten Dokumentarfilme über den Fernseher liefen, die Schimpansen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr als eine Gruppe wilder Tiere wahrnahmen, sondern als Einzelindividuen mit eigener Persönlichkeit, und das war einfach revolutionär.
„Er war hervorragend. Es ist schön, seine Bilder zu haben.“
Jane Goodall über Baron Hugo van Lawick im Film „Jane´s Journey“
Natürlich gab es zu den Berichten, Filmen und Fotos, die die beiden ablieferten, auch kritische und sogar neidische Stimmen. Viele interessierten sich gar nicht für die Ergebnisse von Janes Arbeit, sie sahen in ihr nur eine attraktive junge Frau in Khaki-Shorts, die mitten im Urwald unter wilden Tieren lebte, und nannten sie abfällig das „Cover Girl von National Geographic“.
„Der Nachteil war natürlich, dass die Leute sie ansahen und sagten: Sie ist ja nur eine schöne junge Frau. Mehr nicht. Dadurch wurde sie berühmt, nicht durch ihre Leistungen.“
Dale Peterson, Jane Goodalls Biograf, im Film „Jane´s Journey“
In der Ferne ziehen Wolken auf, und Windstöße kündigen einen Wetterumschwung an. Jane Goodall verlässt „Jane´s Peak“ und macht sich auf den Rückweg zu der Hütte, die damals, nach den ersten Anfangsjahren, anstelle der ursprünglichen Zelte errichtet worden war. Unterwegs stößt sie auf eine kleine Gruppe Schimpansen, einige erwachsene Tiere und ein Junges, das gerade die Welt unterhalb des grünen Blätterdaches für sich entdeckt. Keines der Tiere ist überrascht über Janes Auftauchen, und weil sie sich ganz behutsam weiter nähert und dann auf den Boden setzt, unterbrechen sie nicht einmal ihre Beschäftigungen. Einer kommt ganz nahe an sie heran und riecht neugierig an ihrem Schuh, und sie spricht ihn freundlich mit seinem Namen an: „Hallo, Gremlin, das ist doch nur ein Schuh.“ Während sie mitten unter den Schimpansen sitzt und ihnen zusieht, denkt sie darüber nach, wie der junge Fotograf von der National Geographic Society damals auch ihr ganz persönliches Leben veränderte.
Hugo van Lawick war begeistert von dem, was er vor seine Kameralinse bekam, denn niemand vor ihm hatte solche Aufnahmen gemacht. Schnell akzeptierten die Schimpansen den neuen „weißen Affen“ in ihrem Territorium und wurden von Tag zu Tag zutraulicher. Jane musste schließlich nicht mehr unbedingt hinaus in den Dschungel, die Schimpansen besuchten immer häufiger das Zeltlager, wo es für sie vieles zu entdecken gab.(Sie suchten auch immer nach Bananen, mit denen Hugo sie eine zeitlang anlockte, um bessere Bilder zu bekommen…das wurde von der Wissenschaft auch kritisiert, ist heute vollkommen tabu…Jane würde es auch nicht mehr tun) Neugierig, wie Schimpansen sind, inspizierten sie jeden Winkel des Lagers, und wenn ihnen etwas besonders interessant erschien, versuchten sie, es mitzunehmen, egal, ob es etwas zum Essen war, ein Kleidungsstück oder eine Wolldecke. Mit der Zeit begannen sie, mit Jane regelrecht zu spielen, und es gibt davon traumhaft schöne Filmaufnahmen auf dem damals üblichen 8-mm-Film, meist gedreht von Hugo van Lawick, manchmal aber auch von Jane selbst oder von ihrer Mutter Vanne. Eine anrührende Filmsequenz zeigt, wie Jane um eine Palme herum mit einem Schimpansen Nachlaufen spielt, und offensichtlich hat dieser großen Spaß daran. Jedenfalls spielten die Schimpansen dieses Spiel später nach, nicht mit einer Palme, sondern mit einem Artgenossen, der unermüdlich immer wieder umrundet wurde. Umgekehrt lernten die Menschen von den Schimpansen, wie man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet. So ist in einer anderen kurzen Filmszene zu sehen, wie Hugo van Lawick hinter Jane sitzend in ihren langen blonden Haaren nach Schimpansenart „Fellpflege“ betreibt, und sie scheinen es beide sehr zu genießen.
Jane und Hugo waren in Gombe, mitten im Dschungel, zu zweit und fern von anderen Menschen, beide Mitte zwanzig und ungebunden. Die Liebe zur Wildnis und zu den dort lebenden Tieren hatte sie von Anfang an verbunden, und sie arbeiteten...
Erscheint lt. Verlag | 8.1.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität | |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Affen • Afrika • Dame • Gletscher • goodall • Grönland • Jane • nachhaltig • Nebraska • Regenwald • Reisen • Tiere • Umwelt • Umweltschutz • UN • Wildtiere • Zentralafrika |
ISBN-10 | 3-940873-28-4 / 3940873284 |
ISBN-13 | 978-3-940873-28-6 / 9783940873286 |
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