Literatur Kompakt: Friedrich Schiller (eBook)

Gunter E. Grimm (Herausgeber)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
192 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5709-4 (ISBN)

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Literatur Kompakt: Friedrich Schiller -  Helmut Schmiedt
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Friedrich Schiller - eine literaturgeschichtlich herausragende Gestalt. Mit Goethe steht Schiller für die Weimarer Klassik, die häufig zum Gipfelpunkt der deutschen Literatur erklärt worden ist. Auch in der Gegenwart zeigt sich noch seine außerordentlich intensive und vielfältige Wirkung. Helmut Schmiedt vermittelt einen Überblick über Schillers wechselvolle Lebensgeschichte und die literaturhistorischen und gesellschaftlich-politischen Zusammenhänge. Er stellt zentrale Werke sowie Deutungsmöglichkeiten und -probleme vor. Dabei kommen auch unterhaltsame und faszinierende Aspekte zur Sprache, wie Schillers Neigung zu grotesken inhaltlichen Pointen und seine besondere Fähigkeit, Redewendungen zu prägen. Im Spannungsfeld zwischen Aufklärung, Sturm und Drang und den ästhetischen Konzepten der Weimarer Klassik erscheint Schiller als ein literarischer Kämpfer für Freiheit und Selbstbestimmung, der in zunehmendem Maße von Zweifeln an der Realisierbarkeit aufklärerischer Konzepte heimgesucht wird und doch möglichst viel von ihnen zu retten versucht.

Prof. Dr. Helmut Schmiedt lehrt deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau. Er hat sich häufig mit der Literatur des 18. Jahrhunderts und vor allem der Zeit des Sturm und Drangs beschäftigt. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Unterhaltungs- und Gegenwartsliteratur. Er gilt u.a. auch als Kenner von Leben und Werk Karl Mays.

Prof. Dr. Helmut Schmiedt lehrt deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau. Er hat sich häufig mit der Literatur des 18. Jahrhunderts und vor allem der Zeit des Sturm und Drangs beschäftigt. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Unterhaltungs- und Gegenwartsliteratur. Er gilt u.a. auch als Kenner von Leben und Werk Karl Mays.

III. Biografischer Überblick

Von Marbach nach Weimar

Die beiden bekanntesten Schiller-Denkmäler befinden sich im schwäbischen Marbach, Schillers Geburtsort, und in Weimar, seinem letzten Wohnsitz. In Weimar steht die Schiller-Figur neben derjenigen Goethes, des Freundes der späten Lebensjahre, auf dem Platz vor dem Deutschen Nationaltheater. Das sonst wenig bekannte Städtchen am Neckar und der Ort, mit dem sich bei vielen die Vorstellung von der Weimarer Klassik als dem Gipfel der deutschen Literaturgeschichte verbindet: Man könnte angesichts solcher geografischer Eckpunkte annehmen, Schillers Lebensweg sei zielstrebig und geradlinig verlaufen. Aber diese Vermutung trügt. Die Lebensgeschichte Goethes in ihren äußeren Abläufen kann man sich tatsächlich recht gut vor Augen führen, wenn man sich an die Geburtsstadt Frankfurt und den späteren Wohnsitz Weimar hält – und als Nebenschauplätze einige Studienorte und wichtige Reiseziele hinzunimmt. Schillers Leben verlief erheblich unruhiger, obwohl es weit weniger Jahre umspannte. Das gilt nicht nur für die Orte, an denen er wohnte, sondern auch in Bezug auf wechselnde Ambitionen und Tätigkeiten.

Herzog Carl Eugen

Schillers Kindheit und Jugend stehen mittelbar und unmittelbar im Zeichen des Württemberger Herzogs Carl Eugen (1728–1793), eines absolutistischen Herrschers. Carl Eugen sichert sich unter anderem schon dadurch einen stabilen, aber wenig rühmlichen Platz in der deutschen Literaturgeschichte, dass er 1777 den Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart für zehn Jahre auf der Festung Hohenasperg einsperren lässt, nachdem dieser in seiner Deutschen Chronik Kritik an den bedrückenden Umständen des Feudalsystems geübt hat.

Familie

In Marbach also wird Johann Christoph Friedrich Schiller am 10. November 1759 – inmitten des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) – als zweites Kind seiner Eltern geboren; die Mutter Elisabetha Dorothea (1732–1802) ist Tochter eines Gastwirts, der Vater Johann Caspar (1723–1796), der sich zunächst als Wundarzt in Marbach niedergelassen hat, dient dem Herzog in verschiedenen militärischen Funktionen. Nach den überlieferten Berichten scheint die Mutter weitgehend den Typus der frommen, ganz auf die Familie konzentrierten Hausfrau zu verkörpern, während der Vater mit bemerkenswertem autodidaktischem Engagement verschiedenste Interessen pflegt. Diese Flexibilität erntet ihren Lohn, als er 1775 zum Leiter der Hofgärten auf dem herzoglichen Schloss Solitude berufen wird und so einen zuvor kaum absehbaren Gipfelpunkt seines beruflichen Weges erreicht.

Johann Caspar Schiller

Elisabetha Dorothea Schiller

Porträts von Ludovike Simanowiz, 1793

Ausbildung

Bis es so weit ist, zieht die Familie mehrfach um. Friedrich Schiller beginnt seine Schulausbildung 1765 in Lorch im Remstal und erhält zusätzlich Lateinunterricht bei Pfarrer Philipp Ulrich Moser, dem Vater eines Freundes. 1767 tritt er in die Lateinschule in Ludwigsburg ein, wo die Familie seit dem vorigen Jahr wohnt. Zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich für ihn eine Zukunft als Geistlicher ab, zumal er mit Erfolg die Prüfungen ablegt, deren Bestehen eine Voraussetzung für die Aufnahme des theologischen Studiums bildet. Aber der Wille des Herzogs treibt ihn in eine andere Richtung: Carl Eugen hat auf der Solitude eine sogenannte militärische Pflanzschule gegründet, eine pädagogische Einrichtung, an der die begabtesten männlichen Landeskinder erzogen werden sollen. Diese Schule muss von Januar 1773 auch der junge Schiller besuchen – gegen den eigenen Willen und den der Eltern. Die Möglichkeit zu einem Theologiestudium besteht hier nicht; stattdessen entscheidet sich Schiller, mit mäßigem Interesse, zunächst für das Studium der Rechtswissenschaft und später für das der Medizin. Der größte Teil des Unterrichts an der Hohen Carlsschule, die 1775 nach Stuttgart verlegt wird, erfolgt freilich nicht speziell in diesen Bereichen, sondern gilt der klassisch-humanistisch inspirierten Förderung im Bereich alter und neuer Sprachen, der Mythologie und Geschichte, der Philosophie, Mathematik und Rhetorik.

Ansicht Schloss Solitude, um 1850

Die Erfahrungen, die Schiller in dieser Phase seines Lebens macht, fallen extrem zwiespältig aus. Zum einen gelangt er in den Genuss einer umfassenden und anregenden Bildung auf den verschiedensten Gebieten. An der Carlsschule sind überaus kompetente Pädagogen tätig, die sowohl reichhaltiges traditionelles Wissen als auch aufklärerische Positionen vermitteln. So unterrichtet Jakob Friedrich Abel, Schillers wohl wichtigster Lehrer, Philosophie. Er entwickelt dabei Gedanken zum Beispiel über das Wesen des Genies, die bestens zu den aktuellen Vorstellungen des Sturm und Drang passen, dem später Schillers erste größere literarische Arbeiten verpflichtet sind. Andererseits aber zeigt sich die Carlsschule eben auch als eine militärische Einrichtung und treibt den Drill, dem ihre Zöglinge ausgesetzt sind, sehr weit: Der Tagesablauf ist streng reglementiert, die Uniform tragenden Schüler müssen die Kontakte zur eigenen Familie weitgehend einstellen, und es wird von ihnen verlangt, dass sie Berichte über ihre Mitschüler schreiben, um deren Entwicklung zu fördern – eine Pflicht, die man auch als Aufforderung zur Denunziation verstehen darf. Nach eigener späterer Darstellung empfindet Schiller das alles wie eine Folter und als Absperrung von den Verhältnissen in der übrigen Welt.

Jacob Friedrich Abel, um 1800

Friedrich Schillers literarisches Werk wird sich in erster Linie auch dadurch auszeichnen, dass es immer wieder Figuren auf der Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung, nach einem eigenen Weg und eigenen Zielen zeigt. Der Gedanke liegt nahe, dass solche Ambitionen einschließlich der mit ihnen verbundenen Irrtümer biografisch durch die leidvollen Erfahrungen vorgeprägt sind, die ihr Urheber auf der Carlsschule macht. Das Fundament für die Fähigkeit, literarisch tätig zu werden, wird hier ebenfalls gehärtet: Der frühzeitig an der Dichtung interessierte Schiller arbeitet sich jetzt, teilweise angeleitet von seinen Lehrern, in weite Bereiche der Literaturgeschichte ein. Shakespeare zählt ebenso zu den bevorzugt gelesenen Autoren wie die Zeitgenossen des Sturm und Drang, die Shakespeare zu ihrem Idol erkoren haben, aber Schiller lernt auch eine Vielzahl weiterer deutscher und fremdsprachiger Autoren kennen.

John Taylor: W. Shakespeare, um 1610

Dissertation

Es bleibt nicht bei einer eher passiv-rezeptiven Beziehung zu vorhandenem Schrifttum: Schiller wird nun selbst schreibend aktiv und verzeichnet damit Erfolge. In diesem Zusammenhang ist weniger daran zu denken, dass er nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich doch mit einer Dissertation über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen im Dezember 1780 sein Studium als Doctor medicinae zu Ende bringen kann. Vielmehr entstehen nun erste literarische Texte, die auch veröffentlicht werden: Im Oktober 1776 debütiert er im Schwäbischen Magazin mit dem Gedicht Der Abend. Ein Trauerspiel, Cosmus von Medicis, das in demselben Jahr entsteht, bleibt zwar unpubliziert, aber ein Jahr später beginnt er mit der Arbeit an einem weiteren Drama, das bald seinen Ruhm begründen wird: Die Räuber.

Titelseite von Schillers Dissertation

Regimentsmedikus

Nach der Entlassung aus der strengen Carlsschule arbeitet Schiller als Regimentsmedikus in Stuttgart, stellt sich also formal in den Dienst des Herzogs. Eine umfassende und heftige persönliche Reaktion auf die vorherigen Disziplinierungserfahrungen bleibt nicht aus: »Nach Berichten von Augenzeugen trank er viel (mehr, als er von seinem kärglichen Gehalt bezahlen konnte), huldigte dem Karten- und Kegelspiel, konsumierte Unmengen an Schnupftabak und machte nun endlich die ersten intimen Bekanntschaften mit dem weiblichen Geschlecht« (Oellers 2005, S. 44f.). Aber er forciert auch seine literarische Tätigkeit, setzt unter anderem die Arbeit an den Räubern fort und veröffentlicht das Werk 1781 anonym im Selbstverlag – die Auflagenhöhe beträgt 800 Exemplare. Das Drama findet das Interesse Heribert von Dalbergs, des Intendanten am Mannheimer Nationaltheater; er möchte es auf die Bühne bringen und bittet Schiller um eine entsprechende Überarbeitung des Textes. Am 13. Januar 1782 werden Die Räuber in Anwesenheit ihres Verfassers mit Erfolg uraufgeführt. Da er sich jedoch nicht nur aus diesem Anlass, sondern auch noch einmal einige Monate später ohne Erlaubnis auf die Reise nach Mannheim begibt und das unbotmäßige Verhalten entdeckt wird, schickt ihn der Herzog für vierzehn Tage in Arrest. Schiller nutzt die Haftzeit für die Arbeit an dem inzwischen begonnenen Drama Die Verschwörung des Fiesko zu Genua und entwickelt erste Überlegungen für ein Stück mit dem Titel Luise Millerin (später: Kabale und Liebe). Der Herzog verbietet jedoch weitere literarische Aktivitäten, und Schiller erkennt nun endgültig, dass er in dessen Herrschaftsbereich nicht bleiben mag: Am 22. September 1782 flieht er im Schutz der Dunkelheit aus Stuttgart, begleitet von seinem...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2013
Reihe/Serie Literatur kompakt
Mitarbeit Anpassung von: Gunter E. Grimm
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Ästhetik • Briefwechsel mit Goethe • Briefwechsel mit Goethe; Dramen; Gedichte; Historische Schriften; Prosa; Studienführer; Ästhetik • Dramen • Gedichte • Historische Schriften • Prosa • Studienführer
ISBN-10 3-8288-5709-4 / 3828857094
ISBN-13 978-3-8288-5709-4 / 9783828857094
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