Die Habsburger Reiche 1555-1740 (eBook)

Herrschaft - Gesellschaft - Politik

Volker Reinhardt (Herausgeber)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
160 Seiten
wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
978-3-534-72881-7 (ISBN)

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Die Habsburger Reiche 1555-1740 -  Arno Strohmeyer
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Eine Dynastie - zwei Reiche: Nach der Abdankung Kaiser Karls V. teilten sich die Habsbur-ger in eine spanische und eine österreichische Linie. Arno Strohmeyer verfolgt die Geschichte beider Herrscherhäuser bis zum Ende der spanischen Linie 1700 und dem Aussterben des österreichischen Zweiges im Mannesstamm 1740. Er zeichnet Herrschaft, Politik, Religion, Gesellschaft und Kultur beider Reiche nach. Dabei spannt sich der Bogen von Ungarn bis Mexiko, vom Aufstand in den Niederlanden und von der osmanischen Expansion über den Dreißigjährigen Krieg und den habsburgisch-französischen Gegensatz bis hin zur Missionierung, dynastischen Politik und höfischen Kultur. Alle zentralen Parameter der frühneuzeitlichen Geschichte finden ihren Niederschlag: Kolonialismus, Konfessionalismus und religiöse Auseinandersetzungen sowie die Entwicklung der zentralen Monarchien. Arno Strohmeyer gelingt so ein kompaktes Portrait Europas zwischen Reformation und Revolution.

Arno Strohmeyer, geb. 1963, ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Univer-sität Salzburg.

Arno Strohmeyer, geb. 1963, ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Univer-sität Salzburg. Volker Reinhard ist seit 1992 Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg. Seine Expertise der italienischen Renaissance durchdringt seine Publikationen: von „Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt“ (2019) bis zu „Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma 1527“ (2. Aufl. 2009). Für seine Machiavelli-Biografie erhielt er den „Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung“.

»Arno Strohmeyer hat eine empfehlenswerte Überblicksdarstellung verfasst, die hoffentlich dazu beiträgt, dass diesem Thema im universitären Unterricht häufigere Beachtung zu Teil wird.« sehepunkte

II.  Herrschaft und Gesellschaft


1555

Augsburger Religionsfrieden

1561

Madrid wird Hauptstadt des Spanischen Imperiums

1564

Tod Ferdinands I. – Dreiteilung des Herrschaftsbereichs der österreichischen Habsburger

1566/68–1648

Aufstand in den Niederlanden („Achtzigjähriger Krieg“) – Friede von Münster

1568–1570

Aufstand der Morisken in Granada

1583–1612

Kaiserhof in Prag

1595–1597

Bauernkrieg in Oberösterreich

1604–1606

Aufstand István Bocskais in Ungarn

1609–1614

Vertreibung der Morisken aus Spanien

1609–1621

Zwölfjähriger Waffenstillstand Spaniens mit den nördlichen Niederlanden

1617

Oñate-Verträge zur Neuregelung des Verhältnisses der spanischen und österreichischen Habsburger

1618–1620

Aufstand der böhmischen Stände

1619–1626

Aufstand Gábor Bethlens in Ungarn

1620

Niederlage des böhmischen Ständeheeres gegen die habsburgisch-katholische Armee in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag

1625/26

Bauernkrieg in Oberösterreich

1627/28

Verneuerte Landesordnungen für Böhmen und Mähren

1640–1652

Aufstand der Katalanen

1640–1668

Loslösung Portugals aus dem Spanischen Imperium – Friede von Lissabon (Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien)

1647/48

Aufstände in Palermo und im Königreich Neapel (Masaniello-Aufstand)

1664–1671

Magnatenverschwörung in Ungarn

1671–1711

Kuruzzenkriege in Ungarn – Friede von Szatmár

1674–1678

Aufstand in Messina

1679/80

Böhmische Bauernaufstände

1687

Ungarn wird unwidersprechlich Erbreich

1. Grundzüge von Bevölkerung und Gesellschaft


a) Demografische Grunddaten

Schwierigkeit präziser Daten

Da man in Europa mit der flächendeckenden Erhebung von Einwohnerstatistiken erst im späten 17. Jahrhundert begann, sind präzise Angaben über die Bevölkerungszahlen der habsburgischen Reiche unmöglich. Zur Berechnung müssen lückenhafte Tauf- und Sterberegister sowie zeitgenössische Erhebungen, etwa der Steuerpflichtigen oder Rekruten, herangezogen werden. Verwendung finden ferner Listen von Häusern und Feuerstellen, die nach der geschätzten Zahl der Bewohner bzw. Nutzer hochgerechnet werden. Eine Hilfe sind außerdem von Philipp II. in Auftrag gegebene statistische Untersuchungen (Relaciones histórico-geográfico-estadísticas de las pueblas de España, 1575–1584), die, an zeitgenössischen Maßstäben gemessen, äußerst modern waren.

Spanisches Imperium

Demnach lebten in der Mitte des 16. Jahrhunderts, bei einer Weltbevölkerung von grob geschätzt knapp 600 Millionen Menschen, etwa 90 Millionen in Europa, in den Kernländern des Spanischen Imperiums auf der Iberischen Halbinsel ungefähr 8 Millionen Menschen (Kastilische Länder 6 bis 7 Millionen, Länder der Krone von Aragon gut 1 Million, Navarra 150.000), in den italienischen Provinzen ca. 4 Millionen, in den Niederlanden rund 3 Millionen und in Hispanoamerika um 9 Millionen (Tab. 1, S. 18). Zahlenmäßig kaum ins Gewicht fallen die Stützpunkte an der nordafrikanischen Küste. Insgesamt beheimatete das Spanische Imperium beim Herrschaftsantritt Philipps II. somit rund 24 Millionen Menschen. 1580/81 kamen durch den Erwerb Portugals nochmals etwas mehr als 1,5 Millionen hinzu. Fast unmöglich sind verlässliche Zahlen für das portugiesische Kolonialreich, das bis auf wenige Ausnahmen wie Portugiesisch-Brasilien oder mit Einschränkungen Ceylon und Ostafrika aus Militärstützpunkten und Handelsniederlassungen bestand. Klare Grenzen fehlten, die Besitzverhältnisse veränderten sich rasch, die Sterbequote unter den Einwanderern, die Remigration und die Fluktuation waren immens. So lebten in Goa, dem Zentrum, Anfang des 17. Jahrhunderts rund 130.000 Menschen, in den 1630er-Jahren nur mehr weniger als die Hälfte. Stets befanden sich nur wenige Portugiesen darunter. Insgesamt hielten sich im Estado da Índia, wie die Gesamtheit der portugiesischen Besitzungen zwischen Moçambique und Japan bezeichnet wurde, vermutlich nie mehr als 16.000 Portugiesen auf. Fast genauso schwierig sind sichere Angaben für Portugiesisch-Brasilien, das an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert nur aus einem schmalen Landstrich an der Küste bestand, in dem ca. 25.000 Weiße, 20.000 integrierte Indigene und 14.000 schwarze Sklaven, also insgesamt 59.000 Menschen, lebten. Ihre Zahl dürfte sich bis 1650 verdoppelt haben. Nicht berücksichtigt sind dabei jedoch Nomaden und Vermischungen. Bis 1700 stieg die Zahl der Einwohner aufgrund territorialer Erweiterungen und massiver Sklavenimporte auf ungefähr 1 Million.

Herrschaftsraum der österreichischen Habsburger

Etwas weniger Menschen lebten im Herrschaftsraum der österreichischen Habsburger: Die Erbländer hatten um 1550 rund 2 Millionen Einwohner, die Länder der Böhmischen Krone 2,5 Millionen und das Königliche Ungarn 2 Millionen. Im Heiligen Römischen Reich lebten damals ca. 12,5 Millionen Menschen. Beim Regierungsantritt Philipps II. herrschten die Habsburger somit in Europa – wenn auch mitunter nur sehr locker – über insgesamt mehr als 22 Millionen Untertanen und damit ungefähr ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dazu kamen 9 Millionen Menschen in der Neuen Welt. Zum Vergleich: Frankreich hatte damals (einschließlich Lothringens und Savoyens) ungefähr 17 Millionen Einwohner, England 3 Millionen und das Osmanische Reich 25 bis 30 Millionen.

Entwicklungen in der Spanischen Monarchie

Einem in Europa im 16. Jahrhundert vorherrschenden Gesamttrend folgend, nahm die Einwohnerzahl in den meisten Regionen der Spanischen Monarchie nach 1555 zu. Besonders stark war der Zuwachs auf Sardinien und Sizilien, wo Raten von bis zu 30 % genannt werden. Dann jedoch setzte fast überall ein langanhaltender Rückgang ein. Auf der Iberischen Halbinsel fand dieser Umbruch zwischen 1590 und 1620 statt. Die Zahlen über das Ausmaß des Bevölkerungsschwunds schwanken. In Kastilien und Aragon dürfte er bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, als viele Regionen ihren Tiefstand erreichten, rund 15 % betragen haben. In den italienischen Provinzen und in Portugal blieb die Bevölkerung im Großen und Ganzen konstant.

Die Ursachen für den Rückgang sind mehrfacher Natur: Seuchen (Pestepidemien), Umweltkatastrophen, Missernten, Kriege, ökonomische Krisen und Vertreibungen. So wurden zwischen 1609 und 1614 die Morisken, Reste der maurischen Bevölkerung, ausgewiesen. Die Länder Kastiliens und Aragons verloren dadurch mehr als 2 % ihrer Bevölkerung. Keine große Bedeutung hatte hingegen die Auswanderung in die Neue Welt: Im 16. Jahrhundert ließen sich offiziell nur rund 55.000 Menschen (inoffiziell bis zu 300.000) in Hispanoamerika nieder, zwischen 1600 und 1700 vorsichtig geschätzt 200.000. Einige kehrten wieder zurück. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung höher war die Zahl der Emigranten in Portugal, aus dem zwischen 1580 und 1640 geschätzt 300.000 bis 360.000 Menschen auswanderten. Frauen waren zwar praktisch von Anfang an dabei, blieben jedoch stets deutlich in der Minderheit.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann die Bevölkerung wieder zu wachsen, so dass in den Spanischen Reichen um 1700 zwischen 7 und 7,5 Millionen Menschen lebten. Wichtige Gründe dafür sind die Überwindung der Wirtschaftskrise sowie eine geringere Zahl an Missernten und ein Rückgang der großen Seuchen, möglicherweise aufgrund sinkender Infektiosität der Krankheitserreger. Die vorangegangenen Verluste wurden jedoch insgesamt erst wieder im 18. Jahrhundert ausgeglichen.

Entwicklungen in Iberoamerika

Völlig anders entwickelte sich die Bevölkerung Hispanoamerikas, wo im 16. Jahrhundert unter den Ureinwohnern ein...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2013
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Schlagworte Geschichte • Habsburgerreich • Heiliges Römisches Reich • Österreich • Spanien
ISBN-10 3-534-72881-5 / 3534728815
ISBN-13 978-3-534-72881-7 / 9783534728817
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