Purpurrot - Tödliche Passion (eBook)

Preußen Krimi (anno 1750)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
256 Seiten
Bebra Verlag
978-3-8393-6110-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Purpurrot - Tödliche Passion -  Tom Wolf
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Ostern 1750: Bei einem königlichen Bankett im Jagdschloss Grunewald bricht ein Gast mit heftigen Koliken zusammen. Die Adjutanten vermuten einen Anschlag auf den König. Der für die Mahlzeit verantwortliche Zweite Hofküchenmeister Honoré Langustier gerät unter Tatverdacht. Noch während Langustier bemüht ist, seine Unschuld zu beweisen, findet man den kaum wieder genesenen Gast, den Gutsbesitzer Carl Gustav von Randow, tot in einem übel beleumundeten Etablissement in Berlin. Alles deutet nunmehr auf einen gezielten Giftmord hin. Der König erinnert sich der Erfolge seines Koches bei der Aufklärung eines früheren Mordfalles und beauftragt ihn mit den Nachforschungen. Langustiers Ermittlungen zielen offenbar in die richtige Richtung, denn bald trachtet ihm sein unbekannter Gegner nach dem Leben. Doch der Koch hat unerschrockene Helfer. Weitere Titel der PreußenKrimi-Reihe als ebook: Königsblau (1740) Silbergrau (1743) Muskatbraun (1746) Rosé Pompadour (1755) Schwefelgelb (1757) Smaragdgrün (1759) Glutorange (1760) Rabenschwarz (1766) Kreideweiß (1772) Goldblond (1778) Kristallklar (1786)

Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, studierte Literaturwissenschaft und promovierte 1996 in Tübingen. Er ist als freier Autor für verschiedene Tageszeitungen tätig. Seit 2001 lässt er in seinen Preußenkrimis Hofkoch Honoré Langustier im Auftrag des Alten Fritz ermitteln. Tom Wolf wurde im Jahr 2005 mit dem Berliner Literaturpreis 'Krimifuchs' ausgezeichnet. Von Februar bis Juni 2006 war er 'Stadtschreiber zu Rheinsberg'.

Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, studierte Literaturwissenschaft und promovierte 1996 in Tübingen. Er ist als freier Autor für verschiedene Tageszeitungen tätig. Seit 2001 lässt er in seinen Preußenkrimis Hofkoch Honoré Langustier im Auftrag des Alten Fritz ermitteln. Tom Wolf wurde im Jahr 2005 mit dem Berliner Literaturpreis "Krimifuchs" ausgezeichnet. Von Februar bis Juni 2006 war er "Stadtschreiber zu Rheinsberg".

Samstag, der 4. April 1750


 

I


Michael Gabriel Fredersdorf fühlte sich an diesem kalten Samstagmorgen nicht übler als gewöhnlich. Hatte ihm der König auch in hunderten von Briefen Schonung anbefohlen – denn er liebte ihn sehr und war stets in Sorge um ihn wie um ein treues Pferd –, so nahm er selbst jedoch keinerlei Rücksicht auf seinen anfälligen und gebrechlichen Körper. Die Glieder schmerzten, die Beine waren geschwollen wie zwei Kalebassen, leichtes Kopfweh und ein gelindes Fieber erschwerten die Gedanken. Doch von derlei begleitenden Affektionen, die jeden anderen zum notorischen Kurgänger gemacht hätten, ließ sich Fredersdorf nicht anfechten.

Nachdem er den ordnungsgemäßen Abschluss der Morgenreinigung des Schlösschens Sans Souci überwacht hatte, begab er sich in den Bedientenflügel, wo er nacheinander die Weißzeugkammer, die Livreekammer, die Lichtkammer und die Silberkammer inspizierte. In letztgenannter waren der Mundschenk, zwei Silberdiener, vier Silberburschen und vier Silberwäscher mit den Vorbereitungen für das Tagesgeschäft schon weit fortgeschritten. Fredersdorf fand an ihrem Tun nichts zu beanstanden: Tafelsilber und Porzellan blitzten sauber, wie es sich gehörte, und die Plat de ménage mit Huille de provence, italienischem Essig, grünem, rotem, schwarzem und weißem Pfeffer, Chili, Muskatnuss, Ingwer, Zitronen, Mostrich, Salz und Zucker stand in fünffacher Ausführung aufgefüllt für Mittags- und Abendtafel im Audienzzimmer bereit. Noch immer ließen die arktischen Temperaturen ein Speisen im angrenzenden Marmorsaal nicht zu. Mit einem Lob an den Mundschenk Heinrich wechselte Fredersdorf vom Bediententrakt hinüber in den Pferde- und Küchenflügel, aus dem er schon im Näherkommen, beim Überqueren des Schlossvorplatzes, lautes Wiehern und das Gebrüll des Zweiten Hofküchenmeisters hörte.

Die unmittelbare Nachbarschaft der Boxen von Pferden und Köchen hatte nicht selten Gäste des Königs zu unschönen Vergleichen hingerissen, und bisweilen – wie an diesem Vormittag – mochte Fredersdorf insgeheim in derlei Launigkeiten durchaus einstimmen. Hatten die Gäule die Köche oder die Köche die Gäule scheu gemacht? Von außen war es schwer zu entscheiden, doch bei dieser Lautstärke schien eine Beschwerde des Grafen von Rothenburg, der das benachbarte runde Abschlusszimmer im Gästeflügel bewohnte, geradezu absehbar.

»Messieurs! Ich muss Sie doch sehr bitten, auf die Mitbewohner Sr. Königlichen Majestät Rücksicht zu nehmen – wenn schon die Tiere dergleichen nicht tun!«

Fredersdorf hatte den Ehrenhof durchmessen, die Doppelreihe der Kollonnaden passiert und mit diesen Worten die erste der beiden Küchentüren aufgerissen. Ein Schwall von Rauch und üblem Dunst schlug ihm entgegen, in dem sich nun die schemenhaften Umrisse des formgewaltigen Langustier und eines spindeldürren Küchenjungen abzeichneten, der sich schützend die Hände auf die Ohren presste.

»Splitgerber, Malédiction! Du lernst nichts, kannst nichts, bist noch dümmer als Pferdestreu, au Diable! Mach, dass du fortkommst, und lass dich heute nicht mehr blicken!«

Der Junge stürmte mit hochrotem Kopf an dem verblüfften Fredersdorf vorbei ins rettende Freie, und Langustier bemühte sich wild fuchtelnd und fluchend, eine wagemutig in die Herdanlage geschobene Stielpfanne zu angeln, in der sich gerade etliche in Spitzkohl gehüllte Leipziger Lerchen in stinknormale Kohle verwandelten. Endlich gelang es ihm, mit den hervorgepressten Worten »Dieu me damne!«, das glühend heiße Gerät mit etlichen nassen Lappen beim verschmorten Griff zu erwischen und in hohem Bogen Richtung Bornstedt zu schleudern, wo es auf dem noch kahlen Wiesenrain landete. Die anderen Köche, die grinsend diesem doppelten Hinausschmiss beigewohnt hatten, eilten wieder an ihre Arbeit zurück, während sich ihr zweiter Chef dem Geheimen Kämmerer zuwandte.

»Monsieur«, begann Fredersdorf, »… der König … möchte Sie im Audienzzimmer sprechen und erlaubt Ihnen, durch die Kleine Galerie zu gehen.«

Als Langustier kurz darauf vor den Regenten trat, war er reichlich erhitzt. Im Laufschritt durch den Gang mit künstlerisch wertvollen Gipsfiguren eilend, hatte er sich noch den tressenbesetzten Rock übergestülpt. Der Monarch kam gleich zur Sache:

»Monsieur, man hat mich heut früh über etwas berichtet, das sehr betrüblich seindt!«

Langustier rutschte das Herz ins Beinkleid. Er suchte in seinem Gedächtnis nach wichtigen Dingen, die er vergessen haben könnte. Den Knoblauch an der Polenta? Hatten Trüffel in der Fasanenpastete gefehlt? Oder hatte er gar den Zucker dem Zitronensorbet nur in Gedanken beigemengt? Der König kontinuierte:

»Der Randow ist nun doch nicht wiederhergestellt, wie man mich erst vorgestern noch fest versichert hat. Es ist dem Grafen im Gegenteil etwas sehr Betrübliches angekommen, was ich ihme auf dem Schlachtfeld eher würde haben durchgehen gelassen. Da habe ich ihm hier nun doch so gut installieret, und er lässet sich beifallen und geht mittenmang über den Jordan!«

Langustier stutzte, erkannte die Wendung nicht gleich, so dass sein Gegenüber nachschob:

»Den Löffel retourniert, Monsieur, vom Teufel geholet, den Karren umgeschmissen, ex und hopp! Das pardonniere ich ihm nicht.«

Der König suchte seine Bewegung zu verbergen.

»Hier seindt der Bericht von denen Offiziers, lest ihm einmal durch.«

Langustier nahm das säuberlich mit gleichmäßigen Federzügen beschriebene Kanzleipapier entgegen und überflog die eng stehenden Buchstaben:

»… hat sich der Graf von Randow nach der königlichen Tafel am verwichenen Mittwoch, den 1. Aprilis, aufgrund von Unwohlseins in die Charité verfüget, wo ihn der Erste Directeur aller medizinischen und chirurgischen Sachen in preußischen Landen, der gewesene königliche Leibmedicus Johann Theodor Eller, untersuchet, Intoxicationem minorem diagnosticieret und bis Donnerstag weitestgehend curieret. Nach seiner erfolgten Wiederherstellung ist der von Randow in den Frühstunden des Freitags zur letzthinnigen Genesung in seine Stadtwohnung am Marktplatz der Gens d’Armes verbracht worden. Daselbsten verweilte er auf dem Krankenlager, bis er am späten Nachmittage, in Abwesenheit seines Bedienten Untermann, zu einem ersten Spaziergange mit seinem Jagdhunde aufgebrochen, der ihn in ein Lokal, die Purpur-Glocke genannt, geführt. Der Diener, bereits in Sorge um seine Herrschaft, geriet durch das alleinige Auftauchen des Hundes, welcher in sehr nerveusem Zustande bei ihm erschien und auch hat geknurret, in die Ventilierung der Eventualität, es könnte sich etwas mit dem Grafen ereignet haben. Der Bediente Untermann benutzte das Tier zur Nachsuche nach ihrer beider Herr und es ward selbiger Graf von Randow gegen sechs Uhr des Abends im Stiegenhause obgemeldten Etablissements in der Französischen Straße von ihme nach erfolgtem Exitusse aufgefunden. Von Seiten der daselbst aufgegriffenen und befragten Subjectae waren keine dienlichen Angaben zum Tode des von Randow zu eruieren. Die Protokolle der Interrogationes en detail gehen im Tagesverlaufe nach Potsdam ab. Die leibliche Hülle des von Randow ist dem Medicinal-Directeur Eller zur Recognoscierung mitgeteilt und selbiger Docteur angewiesen worden, seine gefundenen Facta und Propositionen in gesondertem Berichtschreiben zu präsentieren …«

Es folgten Unterschriften und Siegel.

Langustier war schockiert. » Intoxicationem minorem«? Was mochte das bedeuten? Sollte doch etwas schwer Verträgliches am Essen gewesen sein? Eine Indigestion mit tödlichen Spätfolgen? Aber die Tatsache, dass die übrigen Gäste von derlei Fatalitäten nicht befallen worden waren, schloss das nahezu aus.

Der König hatte aufmerksam über den Gesichtsausdruck seines Gegenübers gewacht und sagte nun:

»Es erstaunt mir, Monsieur, nun die Vermutung sich bewahrheiten zu sehend. Das machte schon einen üblen Efect, wenn sie in meinen Speisesälen umfielen wie die Fliegen. Doch ich bin gewiss, dass die neuen Offiziers und der Charité-Docteur Licht in den Casus hineinbringen werden. Indes –«

(er machte eine zögerliche Geste)

»– wäre es mich lieb zu wissen, Ihr könntet den Herren in der Sache etwas behilflich seindt. Mit den neuen Subordinierten des von Hacke geht es ja recht wohl. Von Trotha und von Manteuffel haben in Paris tüchtig an Polizeisachen gelernt. Trotzdem will mich scheinen, dass hier die Meinungen eines altbewährten Fachmannes nicht schaden können. Meine Intention seindt, Euch wie damals bei der hässlichen Falckenberg-Geschichte verfahren zu sehen. Zuerst solltet ihr zum Eller in die Charité gehen. In Bälde wird der Chevalier Voltaire wohl hier eintreffen, und da will ich, dass meine...

Erscheint lt. Verlag 29.10.2012
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Friedrich der Große • historischer Krimi • Mord • Mord; Preußen; Friedrich der Große; Historischer Krimi • Preußen
ISBN-10 3-8393-6110-9 / 3839361109
ISBN-13 978-3-8393-6110-8 / 9783839361108
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