Wissenschaftliche Umfragen (eBook)
366 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-41812-4 (ISBN)
Prof. Dr. U. Engel ist Leiter des Sozialwissenschaftlichen Methodenzentrums der Universität Bremen. S. Bartsch, Dr. rer. pol., ist dort wiss. Mitarbeiterin. Diplom-Soziologin C. Schnabel leitet die wiss. Abteilung der PARSHIP GmbH, Hamburg. H. Vehre, Dr. rer. pol., ist Senior Projektleiterin am LINK Institut für Markt- und Sozialforschung, Frankfurt.
Prof. Dr. U. Engel ist Leiter des Sozialwissenschaftlichen Methodenzentrums der Universität Bremen. S. Bartsch, Dr. rer. pol., ist dort wiss. Mitarbeiterin. Diplom-Soziologin C. Schnabel leitet die wiss. Abteilung der PARSHIP GmbH, Hamburg. H. Vehre, Dr. rer. pol., ist Senior Projektleiterin am LINK Institut für Markt- und Sozialforschung, Frankfurt.
Inhalt 6
Vorwort 10
1.Einführung 13
2. Umfrageteilnahme: Theorie und Forschungsstand 21
2.1Allgemeine Theorien zur Umfrageteilnahme 21
2.2Besonderheiten der Umfrageteilnahme nach Modus 28
2.3Antwortneigung 31
2.4Einfluss von Interviewern 34
3.Umfragedesign 39
3.1Rekrutierung 40
3.2 Konzeption und Frageprogramm der Rekrutierungsinterviews 50
3.3Panelaufbau 55
4.Stichprobe: Plan und Realisierung 60
4.1Auswahlrahmen 60
4.2 Antwortraten: Rekrutierung, Wiederbefragungsbereitschaft, Panelteilnahme 67
4.3Umfrageklima 69
4.4Wiederbefragungsbereitschaft und Panelteilnahme 75
4.5Weitere Rekrutierungs- und Panelaufbauphasen 78
4.6Panelsurveys 82
4.7Verteilung soziodemographischer Variablen im Vergleich von Rekrutierungsstichproben, Access Panel und Mikrozensus 2009 88
5. Der Kontaktverlauf als Determinante der Umfrageteilnahme 98
5.1Einführung 98
5.2Zielgrößen und Verlaufstypologie 102
5.3Interviewwahrscheinlichkeit und Kontaktverlauf 113
5.4Incentives 129
5.5Persönlicher Bezug und Sensitivität der Umfragethematik 130
5.6Flexibles Umfragedesign 132
5.7Verweigerungswahrscheinlichkeit 136
5.8Wahrscheinlichkeit, einen Haushalt nicht (wieder) zuerreichen 140
6. Überzeugung zögerlicher Personen: Aufwand und Strategien 143
6.1Generelle Befragungsbereitschaft 143
6.2Überzeugungsstrategien 151
7.Umfrageerfahrung und Teilnahmegründe 157
7.1Umfrageerfahrung 157
7.2Teilnahmegründe 161
8.Integration und Soziodemographie 166
9.Interviewereffekte 171
9.1 Interviewwahrscheinlichkeit als zu erklärende Zielgröße 171
9.2Stimmliche und kommunikative Merkmale 174
9.4 Interviewwahrscheinlichkeit und Einstellungen von Interviewern 183
9.5Interview- und Verkaufserfahrung der Interviewer 196
9.6Geschlecht und Alter des Interviewers 198
10.Modellierung der Antwortneigung 202
11.Panelteilnahme 216
11.1Das Modell in der Übersicht 216
11.2Zielgröße 1: Teilnahme am Rekrutierungsinterview 217
11.3Zielgröße 2: Wiederbefragungsbereitschaft 218
11.4Zielgröße 3: Panelteilnahme 231
12.Soziale Integration und Panelteilnahme 255
12.1Integrationsindikatoren undWiederbefragungsbereitschaft 255
12.2Verhältnis zur Politik 257
12.3Ehrenamtliches Engagement 262
12.4Interesse für wissenschaftliche Themen 263
12.5Wertrationale Einstellungen 264
12.6Leben in Deutschland 273
12.7Normakzeptanz 274
12.8Integration und sozialer Austausch 274
12.9Soziodemographie 280
13.Befragungseffekte 287
13.1Die Experimente und Modus-Vergleiche in der Übersicht 287
13.2Auswertungstechniken 290
13.3Skalen- und Fragerichtung 292
13.4Skalenart 306
13.5Fünf- vs. siebenstufige Zustimmungsskalen 307
13.6Elfstufige Zustimmungsskalen 312
13.7Skalenlabel 322
13.8Fragereihenfolgeeffekte 336
13.9Siebenstufige Skalen im Modus-Vergleich 345
13.10Zusammenfassung 351
14.Im Rückblick 356
Literatur 361
1. Einführung
Ein Access Panel stellt einen Pool von Adressen von Personen dar, die sich dazu bereit erklärt haben, zu Umfragen dieses Access Panels eingeladen zu werden. Ein Access Panel kann daher nur Personen enthalten, die grundsätzlich befra-gungsbereit sind.
Die Adressen dieser befragungsbereiten Personen können Telefonnummern oder E-Mail-Adressen sein. Sie repräsentieren den Auswahlrahmen, aus dem heraus die für Befragungen erforderlichen Stichproben gezogen werden. Von Bedeutung ist daher die Frage, wie geeignet der Auswahlrahmen für diesen Zweck ist.
Wie diese Frage zu beantworten ist, hängt im Prinzip von drei Faktoren ab. Zum ersten davon, wie der Auswahlrahmen entstanden ist. Zum zweiten davon, für welche Grundgesamtheit der Auswahlrahmen Verwendung finden soll. Und zum dritten davon, wie Ausfälle das Rekrutierungsergebnis verändern.
Der erste Faktor kann auch so formuliert werden: Wie sind die Befragungs-personen in das Access Panel und damit den Auswahlrahmen gelangt? Entscheidend ist dabei, ob die Rekrutierung in das Access Panel auf der Basis eines kon-trollierten Auswahlverfahrens erfolgt ist oder nicht.
Bei kleinen Populationen wird nicht selten der Fall eintreten, dass alle Populationselemente ausgewählt werden, um den Auswahlrahmen herzustellen. In aller Regel sind dies zugleich spezielle Populationen. Studierende eines Studiengangs einer Universität wären hier als ein Beispiel anzuführen, bei denen die betreffende Studierendendatei quasi als Access Panel genutzt wird, um daraus gegebenenfalls wiederholt Stichproben für Befragungen zu ziehen. Analog könnte beispielsweise bei Belegschaften von Betrieben oder den Mitgliedern eines Verbandes verfahren werden.
Bei großen Populationen kann der Regelfall nur sein, dass nicht alle Populationselemente den Auswahlrahmen bilden. Man denke nur an die wahlberechtigte Bevölkerung Deutschlands als Beispiel einer großen allgemeinen Population. Sehr groß können aber auch spezielle Populationen sein, in denen Umfragen realisiert werden sollen. Beispiele wären Befragungen unter Angehörigen bestimmter Berufsgruppen, Branchen oder ethnischer Gruppen. Dann ist un-vermeidlich zu fragen, ob der Erstellung des späteren Auswahlrahmens für das Access Panel selbst ein kontrollierter Auswahlprozess von Populationselementen zugrunde liegt und wie sich das Verhältnis des Auswahlrahmens zur Population in punkto Über- bzw. Unterdeckung darstellt.
Man kann sich dies über eine Analogie bei der Ziehung von Zufallsstichproben verdeutlichen. Solche Stichproben werden in aller Regel direkt aus einer Auswahlgesamtheit gezogen, welche die fragliche Population repräsentieren soll. Es ist dann stets zu beachten, dass alle Populationselemente eine von Null ver-schiedene, angebbare Ziehungswahrscheinlichkeit besitzen. In gleicher Weise gilt dies bei Access Panels für den Rahmen, der nachgelagert als Grundlage für die Ziehung von Stichproben innerhalb des Access Panels dient. Der Auswahl-rahmen tritt gewissermaßen zwischen die Population auf der einen Seite und die Stichprobe auf der anderen Seite. Die Ziehung von Zufallsstichproben innerhalb eines Access Panels kann dabei die speziell von Zufallsstichproben erwarteten Vorteile dann nicht mehr erfüllen, wenn der Zufallscharakter der Auswahl zuvor bereits bei der Erstellung des Auswahlrahmens zerstört oder beschädigt wurde. Grundsätzlich kann dies auf unterschiedliche Weise geschehen. Zu aller erst dadurch, dass überhaupt auf eine kontrollierte Auswahl verzichtet wird. Dies ist stets bei passiv rekrutierten Access Panels der Fall, da es dort einzig und allein davon abhängt, ob jemand auf die Befragungsgelegenheit eines Access Panels aufmerksam wird und sich bei Interesse für eine Mitwirkung daran entscheidet. Aber auch bei aktiv rekrutierten Access Panels kann es zu Beeinträchtigungen des Zufallscharakters der Auswahl kommen, und zwar aus in der Sozialforschung hinlänglich bekannten Gründen. Zum einen kann es zu systematischen Ausfällen bei dem Versuch kommen, einen Stichprobenplan zu realisieren. Es resultiert trotz Zufallsziehung dann eine verzerrte Stichprobe. Wird diese Stichprobe nun aber als Rekrutierungsstichprobe für die Erstellung des Auswahlrahmens des Access Panels genutzt, so überträgt sich diese Verzerrung auf diesen Rahmen und die später daraus gezogenen Stichproben. Wer verstehen will, in welcher Weise der Auswahlrahmen eines Access Panels gegebenenfalls verzerrt ist, muss auch verstehen, in welcher Weise die vorgelagerten Rekrutierungs-stichproben verzerrt sind. Und dies bedeutet zu verstehen, von welchen Faktoren es abhängt, wer an Umfragen teilnimmt und wer nicht. Genau diese Frage steht im Mittelpunkt vorliegender Ausarbeitung.
Zum anderen kann der Zufallscharakter einer Rekrutierungsstichprobe da-durch beeinträchtigt werden, dass die verwendete Auswahlgesamtheit die Grundgesamtheit nur teilweise abdeckt. In Deutschland kann dieser Fall inzwi-schen bei telefonischen Befragungen eintreten, wenn sich die Auswahl auf Fest-netzanschlüsse beschränkt und dadurch diejenigen ausgeklammert werden, die nur oder in erster Linie nur noch über Mobilfunk erreicht werden können. Deshalb wurde in vorliegendem Projekt die Rekrutierung über das telefonische Festnetz um eine Rekrutierung über Mobilfunk ergänzt.
Access Panels stellen durchaus keine Seltenheit dar. Bei einer Internetrecher-che im Sommer 2010 konnten international 139 Access Panels gefunden wer-den, davon 54 in Deutschland und 60 in den USA. Wir haben über die Ergeb-nisse dieser Recherche an anderer Stelle genauer berichtet (Vehre 2011). Be-merkenswert ist, dass gut 60 Prozent dieser recherchierten Access Panels passiv rekrutiert sind. Das bedeutet, dass der Anmeldung zum Panel kein wissenschaft-lich kontrolliertes Auswahlverfahren zugrunde liegt. Stattdessen werden Perso-nen beispielsweise durch Werbebanner auf Webseiten auf die Möglichkeit der Teilnahme an einem Access Panel aufmerksam und entscheiden sich bei Interes-se gegebenenfalls für eine Mitwirkung daran. Zudem gibt es Webseiten, deren Zweck darin besteht, interessierten Personen einen Überblick über Teilnahme-möglichkeiten an Access Panels zu vermitteln. Dass solche Seiten funktionieren, hängt wesentlich damit zusammen, dass der Überblick über Teilnahmemög-lichkeiten zugleich einen Überblick über Verdienstmöglichkeiten darstellt. Um-frageteilnahme gegen Bezahlung ist das tragende Prinzip.
Knapp 10 Prozent der recherchierten Access Panels erwiesen sich hingegen als aktiv rekrutiert und weitere circa 15 Prozent als teilweise aktiv und teilweise passiv. Bei aktiver Rekrutierung werden die Zielpersonen direkt zur Teilnahme aufgefordert, beispielsweise telefonisch oder per E-Mail. Damit verbindet sich der Vorteil, der Aufforderung zur Teilnahme an einem Access Panel ein wissen-schaftlich kontrolliertes Auswahlverfahren zugrunde zu legen. Dies ist der Weg, der in vorliegender Studie mit dem Einsatz telefonischer Zufallsauswahlen ein-geschlagen wurde.
Rund 78 Prozent der recherchierten Access Panels erwiesen sich als reine Onlinepanels, bei weiteren 11 Prozent ergänzt um einen weiteren Erhebungs-modus. Geschätzt wird, dass sich die Zahl der Onlinepanels weltweit auf über 600 beläuft (Batinic/Moser 2005).
Erscheint lt. Verlag | 8.10.2012 |
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Zusatzinfo | zahlreiche Grafiken und Tabellen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Empirische Sozialforschung | |
Schlagworte | Access Panel • Empirische Sozialforschung • Internetumfragen • Marktforschung • Panelforschung • Survey • Umfrage • Umfrageforschung |
ISBN-10 | 3-593-41812-6 / 3593418126 |
ISBN-13 | 978-3-593-41812-4 / 9783593418124 |
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