Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Zeit der Skorpione: Laura Gottbergs achter Fall (eBook)

Italien-Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30851-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Um abseits vom Alltagsgeschäft einmal in Ruhe über seine Unternehmensstrategie nachzudenken, ist Paolo Massimo allein in sein Landhaus gefahren. Die Bank, die er leitet, steht kurz vor der Übernahme einer deutschen Konkurrentin. Ein Gefühl vager Bedrohung wird er auf seinem Waldspaziergang zwischen Steineichen und Edelkastanien dennoch nicht los. Als er zu seinem Haus zurückkehrt, wird er bereits von Polizisten erwartet. Auf eine anonyme Anzeige hin lässt ein gewisser Commissario Guerrini sein Anwesen durchsuchen, auf dem angeblich eine Leiche verscharrt liegen soll. Zu Massimos Entsetzen finden die Beamten in seinem Garten die sterblichen Überreste seines deutschen Kollegen Hardenberg ... Um Genaueres über die Hardenberg Bank zu erfahren, bittet die italienische Staatsanwaltschaft bei Laura in München um Ermittlungshilfe. Die hat gerade sehr mit der Tatsache zu kämpfen, dass sich ihre Kinder zunehmend von ihr abnabeln. Und auch mit Angelo läuft es nicht rund. Einerseits kommt es ihr also gelegen, dass sie einen deutsch-italienischen Fall auf den Tisch bekommt, andererseits ist Laura wenig begeistert, sich mit Banken beschäftigen zu müssen - dem internationalen Panik-Thema Nummer eins. «Beste Krimiunterhaltung, gewürzt mit einer Prise Herzflattern.» Buchprofile

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der 'Süddeutschen Zeitung'. Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte Paolo Massimo, zog seine Schultern hoch und gleichzeitig den Jackenkragen. Er ging jetzt langsamer, setzte seine Schritte sorgsam. Der schmale Pfad unter den Steineichen und Esskastanien war glitschig nach dem Regen der letzten Tage. Noch immer fielen schwere Tropfen von den Ästen, einzeln meist, doch bei jedem Windstoß wie ein unerwarteter, prasselnder Schauer.

Kalte Schwaden stiegen, beinahe sichtbar, vom Waldboden auf und ließen den einsamen Wanderer frösteln. Die Sonne war bereits hinter dem Monte Amiata verschwunden, hatte zwischen den Bäumen grünliches Dämmerlicht zurückgelassen und die Wärme des Vorfrühlingstages mit sich genommen.

Paolo Massimo, völlig in Gedanken gefangen, nahm weder den Wald wahr noch die Landschaft, die sich hin und wieder zwischen den Bäumen auftat. Erst als er ausrutschte und der Länge nach hinschlug, kehrte er jäh in die Gegenwart zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag ins Gesicht versetzt.

Ein paar Sekunden lang blieb er liegen, es fiel ihm schwer zu atmen, und er stellte verwirrt fest, dass er den Tränen nahe war.

Er hatte sich nicht verletzt, das war es nicht. Er empfand auch keine Schmerzen, nur den Schmerz des Schocks, die Erschütterung durch diesen unerwarteten Angriff. Ja, der Sturz hatte sich angefühlt wie ein Angriff, obwohl niemand ihn berührt oder gestoßen hatte.

Als er sich langsam wieder aufrichtete, mit einem Taschentuch die Erde von seinen Händen wischte, brannten seine Augen, und plötzlich erinnerte er sich an dieses Brennen. Als kleiner Junge hatte er es gespürt, wenn er vom Rad gefallen war, sich den Kopf gestoßen oder eine Ohrfeige bekommen hatte. Er hatte nie wirklich geweint, nur dieses Brennen gespürt und den salzigen Schleier wahrgenommen, der sich zwischen ihn und die Außenwelt legte.

Lächerlich, dachte er und schob den Erinnerungsfetzen beiseite, doch das Brennen blieb, wanderte von seinen Augen in seine Kehle hinab. Er schluckte ein paarmal, schüttelte den Kopf. Seine Hose war schlammbeschmiert, die Jacke ebenfalls, und dann stellte er fest, dass er viel zu weit gegangen war, mindestens eine Stunde würde er brauchen, um zum Haus zurückzukehren, wahrscheinlich länger.

Seine Schritte waren jetzt unsicher. Seine Knie fühlten sich anders an als vor dem Sturz. Weicher, zittrig. Normalerweise war er nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das konnte er sich nicht erlauben, nicht in seiner Stellung. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es gefährlich sein konnte, im Wald herumzulaufen. Was, wenn er auf den Kopf gefallen wäre, auf einen Stein, eine harte Wurzel. Niemand würde ihn hier draußen finden, wenn er sich ein Bein bräche.

Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte er, ein zweites Mal. Drei Tage hatte er sich genommen, um in seinem Landhaus allein zu sein, ohne Familie, ohne Angestellte, ohne Personal. Erst gestern, am späten Nachmittag, war er angekommen. Seiner Sekretärin hatte er die Anweisung gegeben, nur in extrem wichtigen Fällen die Nummer des Mobiltelefons herauszugeben, das er sich speziell für solche Auszeiten angeschafft hatte. Sein rotes Telefon, hatte er es scherzhaft getauft.

Auf seine Wanderung hatte er es nicht mitgenommen, er wollte ungestört nachdenken. Jetzt empfand er diese Entscheidung als äußerst unklug. Nicht einmal Hilfe könnte er rufen, falls ihm etwas zustieß.

Vor Ablauf des dritten Tages würde man ihn nicht vermissen, nicht nach ihm suchen. Hatte er nicht deutlich gesagt, dass er keine Störung wünsche? Andererseits erschien es ihm sehr unwahrscheinlich, dass es in den nächsten zwei Tagen keinen einzigen extrem wichtigen Anruf geben würde. Und falls er einen solchen Anruf nicht entgegennähme, würde seine Sekretärin Antonella mit Sicherheit unruhig werden und nach ihm suchen lassen. Würde sie?

Er hatte keine Ahnung. Vielleicht auch nicht. Vielleicht respektierte sie seine Klausur, auf ihre bedingungslose Weise. Antonella war eine bedingungslose Assistentin, die Bezeichung Sekretärin war ihr nicht angemessen, denn sie besaß alle Qualitäten einer wirklichen Assistentin. Dafür bezahlte er sie auch verdammt gut, für Loyalität, Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit, Organisationstalent und gutes Aussehen – für all das, was man als Vorstandsvorsitzender einer ziemlich großen Bank dringend brauchte.

Paolo Massimo fuhr zusammen, als rechts vom Weg etwas laut durchs Gebüsch brach, polternd, keuchend, unsichtbar.

Wildschweine, dachte er. Er wusste ja, dass es in dieser Gegend jede Menge von ihnen gab. Wildschweine liebten Edelkastanienwälder, Steineichen und Buchen.

Jetzt war es wieder still.

Reglos lauschte Massimo. Wo waren sie hin? Wahrscheinlich beobachteten sie ihn, horchten ebenso angespannt wie er selbst. Falls sie schon Junge hatten, konnte es gefährlich werden.

Er begriff sein eigenes Verhalten nicht mehr. Weshalb nur war er einfach immer weitergelaufen? Er hasste es, wenn er Dinge tat, die ihm nicht bewusst waren, wenn ihn Gedanken so sehr in Anspruch nahmen, dass er seine Außenwelt nicht mehr wahrnahm. Andererseits konnte er sich beim Gehen besonders gut konzentrieren. Er schätzte die Vorwärtsbewegung, in jeder Beziehung – beruflich, privat, finanziell.

An diesem Nachmittag hatte er seine Wachsamkeit vergessen, obwohl er eigentlich ein sehr wachsamer Mensch war. Auch das gehörte zu seinem Beruf.

In diesen gefährlichen Zeiten erforderte das Bankgeschäft ständige Wachsamkeit. Paolo Massimo hatte es geschafft, griechische und irische Staatsanleihen rechtzeitig abzustoßen und auf diese Weise seine Bank aus größeren Schwierigkeiten herauszuhalten. Er hatte auch nicht in amerikanische Immobilienfonds investiert, sondern in australische Staatsanleihen und Bergbauaktien. Den Amerikanern hatte er ohnehin nie viel zugetraut, und ihre diversen Blasen und Krisen hatte er schon lange kommen sehen. Leuten, die auf einen lächerlichen italienischen Hochstapler hereinfielen, der sich als Repräsentant der Vatikanbank ausgab, wie es vor einigen Jahren geschehen war, würde er nie auch nur einen Cent anvertrauen.

Obwohl er noch immer bewegungslos dastand und in den Wald horchte, stieß er bei der Erinnerung an diese Affäre ein leises Lachen aus. Sogar eine Hollywood-Schönheit war auf dieses Großmaul hereingefallen, ehe sie dann dabei half, ihn ins Gefängnis zu bringen.

Nein, die Amerikaner waren ihm zu naiv und auf zu direkte, ja schamlos gierige Weise profitorientiert. Sie hatten keinen Stil, keine Klasse. Manchmal waren sie nützlich, aber nur manchmal.

Massimo setzte stattdessen auf die Zusammenarbeit mit Deutschen und Schweizern. Die Entwicklung nach der großen Finanzkrise hatte ihm recht gegeben. Jetzt stand er kurz davor, eine deutsche Bank zu übernehmen, höflicherweise bezeichnete man das als Fusion. Gemeinsam mit seiner Banca libera eröffneten sich damit –

Schrill quiekend warfen sich die unsichtbaren Wildschweine erneut ins Unterholz, rasten, noch immer nicht zu sehen, knapp an Massimo vorbei talwärts, jedenfalls hörte es sich so an. Das Lärmen entfernte sich, aber jetzt fingen mehrere Vögel gleichzeitig zu singen an, als hätten die Schweine sie daran erinnert, dass sich der Tag neigte.

Paolo Massimo warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Kurz nach fünf. Vor sieben Uhr würde es nicht dunkel werden, eher halb acht. Er hatte also Zeit genug, zu seinem Haus zurückzukehren. Trotzdem beschleunigte er seinen Schritt – vielleicht hatte Antonella doch auf dem roten Telefon angerufen. Oder jemand anders.

Die Unterzeichnung des Fusionsvertrags mit der deutschen Bank stand kurz bevor. Die Deutschen machten es ihm nicht leicht, und manchmal zweifelte er daran, ob sie diesen Zusammenschluss wirklich wollten. Besonders der Urenkel des Gründers der Hardenberg Bank wehrte sich mit Händen und Füßen. Verständlich, irgendwie. Aber gleichzeitig auch unverständlich, denn durch die Fusion konnte die Hardenberg Bank deutlich an Gewicht gewinnen.

Nach dem Streit gestern bei ihrem Geschäftsessen in Florenz hatte Massimo auf seinem Notizblock hinter den Namen Leo Hardenberg zwei Fragezeichen gemacht. Nun ja, Hardenberg war das eine. Aber da gab es noch mehr Fragezeichen: Einige der Manager bangten sichtlich um ihre Posten, das hatte er bei den Verhandlungen registriert. Möglicherweise fürchteten sie sich auch vor ganz anderen Dingen, die bei einer Fusion ans Licht kommen könnten.

Außerdem arbeitete die Hardenberg Bank mit einer Sicherheitsfirma zusammen, die Angestellte und Geschäftspartner ohne deren Wissen überprüfte … so etwas Ähnliches lief bei allen Banken, die Massimo kannte, auch bei seiner eigenen. Man musste vorsichtig sein, es ging schließlich um viel Geld, und das verführte mitunter auch die Besten zu unlauterem Verhalten. Im Grunde funktionierten die großen Banken und Konzerne inzwischen ähnlich wie Staaten, gaben viel Geld für ihre jeweils eigenen Geheimdienste aus, um ihre Profite abzusichern, an Insider-Informationen zu kommen und sich gegen Spionage und Betrüger zu wehren. Wer dabei nicht mitmachte, hatte das Nachsehen.

Wieder rutschte er aus und umklammerte im letzten Augenblick einen dünnen Baumstamm, der sich unter seinem Gewicht bog. Diesmal hatte er sich irgendeinen Muskel auf der Innenseite des rechten Oberschenkels gezerrt. Leise fluchend massierte er sein Bein.

Seltsamer Spaziergang, dachte er. Entspannung in der Natur. Noch so ein Irrtum dieser Zeit.

Jetzt humpelte er, humpelte schneller, hatte das Gefühl, dass irgendetwas geschehen war und er dringend sein rotes Telefon erreichen sollte. Weil er durch den schmerzenden Oberschenkel behindert war, nahm er den Weg jetzt deutlicher...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2012
Reihe/Serie Laura Gottberg ermittelt
Laura Gottberg ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Erbe • Hochfinanz • Italien • Kriminalbeamtin • Kriminalfall • Laura Gottberg • München
ISBN-10 3-644-30851-9 / 3644308519
ISBN-13 978-3-644-30851-0 / 9783644308510
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall

von Donna Leon

eBook Download (2024)
Diogenes (Verlag)
22,99