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Das Glück ist eine gute Pasta (eBook)

Wie ich die Liebe zum Essen nach Bella Germania brachte
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Aufl. 2012
334 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-8387-1507-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
15,99 inkl. MwSt
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Olivenöl, Knoblauch, Parmesan. Carpaccio und Saltimbocca, Tiramisù und Panna cotta. Sternekoch Luigi Brunetti war einer der Ersten, die den Deutschen den Genuss der cucina italiana nahegebracht haben. Seine Wurzeln liegen in einem Dorf im Süden Italiens. Mit 14 Jahren ging er fort, lernte das Kochen in Rom und kam 1967 nach Deutschland, weil man hier Köche suchte. Wenige Jahre später führte er bereits ein eigenes Restaurant, bewirtete bald Prominente wie die Band Pink Floyd und Bruce Springsteen. Das Geheimnis seines Erfolgs ist, dass er weiß, was wahren Genuss erzeugt. 'Koch zu sein ist ein großes Glück', sagt Luigi Brunetti, 'und die einfachsten Gerichte sind immer noch die besten. Basta!'

MANDATORICCIO


Pasta e fagioli


1 Stangensellerie

2 Karotten

1 Zwiebel

1 Knoblauchzehe

300 Gramm Trockenbohnen

Salz

100 Gramm Pasta nach Wahl

2 geschälte Tomaten

100 Gramm fetteren Speck

frischen Rosmarin

4 Blätter Salbei

1 Knoblauchzehe

1 Esslöffel süßen Paprika

Sellerie, Karotten, Zwiebel und Knoblauch fein hacken und anschwitzen. Die am Abend zuvor eingeweichten Bohnen dazugeben und mit der dreifachen Menge Wasser aufgießen, mit Salz abschmecken und köcheln lassen.

Ein Drittel der Bohnen abgießen und fein pürieren. Die restlichen Bohnen mit der Pasta und den Tomaten gar kochen.

Unterdessen Speck und Knoblauch anbraten, mit Rosmarin, Salbei und Paprika würzen und zusammen mit dem Püree in den Sud geben.

Die Schnecke zerteilte das Maulbeerblatt der Länge nach mit runden, präzisen Bissen dicht an der Mittelrippe entlang und so zügig, dass ich zusehen konnte. An der Spitze angekommen, zog sie eine Hälfte beiseite und machte sich darüber her, fraß in großen Happen, während ein Trupp Ameisen, der durchs trockene Laub patrouillierte, die andere Blatthälfte auflud und abtransportierte.

»Luigi!« Wie ein gespitzter Pfeil schnellte Papàs Stimme den Hang hinab. Ich fuhr zusammen und stieß mich vom Feigenbaum ab, unter den ich mich geflüchtet hatte. Der Boden glühte, und das Licht schmerzte in den Augen, als ich aus dem Schatten trat, meine Kehle war trocken und rau. Ich rieb meine Waden.

»Luigi, dove sei?« Meist nannte Papà mich Luigino oder einfach Gino oder im Dialekt unseres Dorfes Ginùzu. Es sei denn, er war wütend.

»Ich bin hier.« Ich holte Luft und rannte los, zwischen Olivenbäumen hindurch, um das casella von Signor Filippelli herum, der eben zur Tür heraustrat, und weiter über die Felder; wo das Getreide gemäht war, stachen Stoppeln in meine Fußsohlen. Signora Filippelli, eine Sichel in der Hand, richtete sich auf und schnaufte, ihr Bauch eine riesige Kugel, fast sah es aus, als würde sie gleich vornüberfallen. Die älteren unter ihren Kindern sammelten die Mahd auf, während die Kleinen im Schatten eines Wacholderbaums spielten, und sie rieb sich die Stirn und rief »piano, piano, Ginùzu«, doch ich hastete weiter bergauf, bog schließlich um eine Kurve und sah Mamma, die sich bückte, meinen Bruder, meine Onkel und Tanten, die überall am Hang Getreide schnitten; in ihren schwarzen Kleidern sahen sie aus wie übergroße Ameisen. Es war bereits Nachmittag, und noch immer flimmerte die Luft über den Weizenfeldern. Drüben, auf der anderen Seite des Tals, wo der Weg nach San Morello hinaufführte, hatte Pizzuti, der Bauunternehmer, Tagelöhner angeheuert; am Abend würde er ihnen ein paar Lire bezahlen, sodass ihre Frauen Seife kaufen konnten, Zucker und Pasta.

»Wo warst du?«, zischte Franco.

»Pipi machen.« Ich schlug nach einer Bremse.

Mamma richtete sich auf. Ihr Kopftuch war tief in die Stirn gerutscht, und sie löste es und wedelte sich Luft zu. Seit vier Uhr war sie auf den Beinen, wie immer, wenn Ernte war, denn in der Frühe war es kühl und der Weizen schnitt sich leichter, der Hafer für den Esel, die dicken Bohnen für das Schwein; wie alle im Dorf hielten wir ein Schwein und machten im Winter Schinken, Salami, Speck und Salsiccia.

Franco und mich hatte Mamma am Abend zuvor zu ihren Eltern geschickt. Die Carlinos waren eine große Familie, sie besaßen ein Haus mit drei Schlafzimmern und eine Pfeifenfabrik, die Großvater gegründet hatte. Vor dem Zubettgehen saßen wir mit Nonno in der Küche, er schälte uns eine Orange. Für Märchen waren wir zu alt, ich war acht, und mein Bruder wurde bald zehn, doch Nonno kannte unendlich viele Geschichten, er war klüger als ein Buch, und gestern erzählte er uns, wie seine Eltern, als er noch ein Junge war, einmal ein Essen ausgerichtet hatten. Alle Verwandten waren eingeladen, und man aß den ganzen Tag, den ganzen Abend, bis in die Nacht hinein. Irgendwann wurden die Kinder ins Bett geschickt, doch Nonno protestierte, und in einem Moment, in dem niemand achtgab, versteckte er sich unterm Tisch. Ein Onkel entdeckte ihn, verriet ihn aber nicht und warf ihm heimlich Fleischstücke zu. »Einer der Knochen war so groß – er hat meine Nase getroffen und gebrochen!«

Ich sah Nonno an und schüttelte den Kopf.

»Fühl mal!«

Ich stieg auf seinen Schoß und befühlte seine grobe Nase. »Da ist nichts.«

Nonno lachte, so heftig, dass sein Schnurrbart wackelte. Nonna sah von ihrem Nähzeug auf.

»Hast du wieder heimlich Wein getrunken?«

Nonno lachte noch heftiger und schüttelte den Kopf, und es schien, dass ihre Worte, die zu seinem einen Ohr hineingezogen waren, sogleich zum anderen wieder hinausflogen.

»Wo hast du gesteckt?« Papà richtete sich auf, zog seine dunklen, dichten Brauen in die Höhe. Er wandte den Kopf und spuckte aus, dann nahm er seine Mütze ab und strich sein Haar zurück. »Sag schon, wo hast du gesteckt?«

Mammas Blick folgte seinen Bewegungen, dann senkte sie den Kopf. Papà war ein gutes Stück größer als sie, ein hagerer Mann mit schwarzem Haar und einem schmalen Gesicht, in das die Sonne Falten gegraben hatte.

»Ich musste mal in die Büsche«, sagte ich und kratzte mich am Bauch.

»Schon wieder?« Papà setzte seine Mütze auf und spuckte noch einmal aus. In seinem Mundwinkel klebte ein Tabakkrümel; er drehte seine Zigaretten selbst, aus Schnitttabak, den er in einer verknitterten braunen Papiertüte bei sich trug. Mit dem Daumennagel klopfte er gegen seine Sichel und machte dabei eine unbestimmte Bewegung mit dem Kopf.

»Pantuso wartet.«

Der alte Pantuso breitete auf einer Ebene weiter oben am Hang das frisch geschnittene Getreide in der Sonne aus und ließ seine Maultiere darüberlaufen, damit sie mit ihren Hufen die Ähren zermalmten und das Korn droschen.

»Du kannst an der Quelle halten und den Esel tränken«, sagte Mamma und band ihr Kopftuch neu. Als Papà sich bückte und nach einem Büschel Weizen griff, lächelte sie mir zu.

Ich schluckte, nickte und stapfte los.

Vorn am Rain wartete Domenico, der Sohn meiner Lieblingstante Zà Peppina, er hatte die Garben, die die Kleinen eingesammelt hatten, auf den Rücken unseres Esels gebunden.

»Mann, hab ich Durst«, sagte er und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen.

»Lass uns zuerst zur Quelle laufen und was trinken«, sagte ich.

»Aber Pantuso wartet.«

»Es ist kein Umweg.«

»Gut, wenn du meinst.« Die Sonne blendete, und Domenico zog seinen Strohhut tiefer; ich hatte meinen beim Mittagessen in unserem casella liegen lassen.

»Du wirst sehen, er wird’s gar nicht merken.«

»Wenn du’s sagst.« Er griff nach dem Strick, und Cicciu setzte sich in Bewegung; er war schwer beladen, und die Getreidebündel auf seinem Rücken schwankten.

Wir nahmen nicht die Straße, die zum Dorf hinaufführte, sondern eine Abkürzung durch Felder und Olivenhaine. Anfangs war der Pfad schmal und von Disteln und wilden Brombeeren gesäumt, der Boden staubte unter unseren Schritten. Eidechsen huschten zwischen Steinen hervor. Hier und da warfen eine Steineiche oder eine struppige Pinie einen Fleck Schatten. Rinder käuten auf den Weiden, ein paar Ziegen knabberten an einem Myrtenbusch. Nicht eine Wolke stand am Himmel.

Domenico lief mit dem Esel voran.

»Pass auf, dass er dich nicht in die Dornen drängt.«

Er nickte und stieg über einen Haufen Kuhdung. Mein Cousin war so alt wie ich, genauso schmächtig und zäh, aber zurückhaltender, meist zog ich ihn mit. Gemeinsam liefen wir in die Wälder und hoben Ameisennester aus. Am Meer in den Dünen suchten wir wilde Lakritze, gruben ihre Wurzeln aus und kauten darauf herum. Wir stahlen Zà Peppina oder Papà heimlich Oliven, gerade so viele, dass sie es nicht merkten, und brachten sie zur zentralen Abnahmestelle; dort wurden sie gewogen, und der Mann an der Kasse gab uns Geld. Manchmal zog ich Domenico auf und sagte, er habe einen großen Kopf, aber drinnen sei nur Leere; doch als zur Festa degli alberi alle Kinder im Dorf ein Gedicht auswendig lernen und aufsagen mussten und er, kaum dass er auf der Bühne stand und alle zu ihm aufsahen, kein Wort herausbekam, zog ich ihn vom Podest und sagte der Lehrerin, sie solle ein anderes Kind vorschicken.

»Aber … aber ich wollte …«, stammelte er.

»Du bist schüchtern. So ist es eben.«

»Aber ich wollte doch auch einmal …«

»Mach dir nichts draus. Du bist trotzdem mein bester Freund.«

Nach einer Weile wurde der Weg breiter und steiler. Der Esel war trittsicher, doch unter seinen Hufen lösten sich Sand und Steine, die gegen unsere nackten Beine schlugen. In den Ginsterbüschen zirpten Grillen, ihr hoher Gesang schrillte in den Ohren. Es roch nach Macchia.

Überall stand die Hitze.

Schwitzend und schweigend kletterten...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2012
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Autobiografie • Autobiographie • bio • Biografie • Biographie • Biographien berühmter Persönlichkeiten • Biographien bestseller • Deutschland • Erinnerung • Ernährungsfragen und -tipps • Erzählung • Gedanken • Geschichte • Historie • Italien • Leben • Lebensbericht • Lebensbeschreibung • Lebensgeschichte • Memorien • Roman eines Lebens • Schicksal / Erfahrungen • Schicksale und Wendepunkte • Tagebücher • Vita • Wein / Weinbau / Weinkunde
ISBN-10 3-8387-1507-1 / 3838715071
ISBN-13 978-3-8387-1507-0 / 9783838715070
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