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Wie Krähen im Nebel: Laura Gottbergs zweiter Fall (eBook)

Italien-Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
624 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30211-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
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«Sympathische Frau, toller Roman: Wie ein Tatort zum Lesen.» (Für Sie) Im Eurocity aus Rom wird die Leiche einer jungen Unbekannten entdeckt. Kurz darauf findet ein Bahnarbeiter auf den Gleisen des Münchner Hauptbahnhofs einen bewusstlosen Mann. Als dieser aus dem Koma erwacht, erinnert er sich an nichts mehr. Kommissarin Laura Gottberg ist ratlos. Hängen die beiden Fälle zusammen? Als sich die Hinweise auf eine Spur nach Italien verdichten, macht sich Laura Gottberg auf den Weg in den Süden.

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der 'Süddeutschen Zeitung'. Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.

 

Schwerer Nebel lag über der Stadt, war bis in die Bahnhofshalle gekrochen, umhüllte Menschen, Züge und Leuchtreklamen, ließ sie zu geheimnisvoller Unschärfe zerfließen. Auch die Geräusche dämpfte er, sodass der Eurocity aus Rom beinahe lautlos und wie eine monströse Raupe am Ende der Gleise zum Stehen kam.

Draußen vor der Bahnhofshalle war der Nebel noch dichter. Stefan Brunner, der gerade die Lokomotive eines Regionalzugs abgekoppelt hatte, bewegte sich vorsichtig zwischen den Gleisen. Es war sehr dunkel. Rund um die Lampen, entlang der breiten Einfahrt zum Münchner Hauptbahnhof, breitete sich magisches Leuchten aus, das den Boden nicht erreichte, sondern von den winzigen Wassertröpfchen in der Luft aufgesogen wurde. Brunner trug eine Grubenlampe auf der Stirn, doch auch sie half ihm wenig. Er musste sich tief vornüberbeugen, trotzdem mit seinen Füßen tasten, weil er seinen Weg eher ahnte denn sah.

Eigentlich mochte Brunner den Nebel. November auch. Brunner hatte Phantasie, stellte sich bei seiner Arbeit gern ganz andere Dinge vor als das An- und Abkoppeln von Waggons oder Triebwagen. Er träumte von etwas Außergewöhnlichem, einem großen Knall, einer Katastrophe – einer, die er, Brunner, in letzter Sekunde verhindern würde.

Oder nicht.

Nein, es war besser, nach dem großen Knall zu erscheinen. Als der Retter. Die Bremsen eines ICE könnten versagen. Der Zug würde in die Bahnhofshalle rasen, mitten durch alle Buden, Cafés und Menschen. Brunner hatte so was mal in einem Film gesehen.

Wahrscheinlicher war, dass zwei Züge an einer defekten Weiche zusammenstießen. Oder ein Bombenanschlag … Bombenalarm gab es ein paar Mal im Jahr.

Die einzige Katastrophe in der Nähe des Bahnhofs hatte Brunner nicht miterlebt. Weil er damals noch zu jung gewesen war. Ende der fünfziger Jahre, als ein Flugzeug den Turm der Paulskirche streifte und in die Bayerstraße stürzte, eine Straßenbahn unter sich begrub, Autos und Fußgänger, eine englische Fußballmannschaft auslöschte. Um ein Haar wäre die Maschine auf den Hauptbahnhof gefallen.

Brunner stolperte, blieb einen Augenblick stehen. Mit einem Ruck setzte sich links von ihm ein Zug in Bewegung.

Der letzte nach Salzburg, dachte Brunner und blickte kurz auf die leuchtende Anzeige seiner Armbanduhr.

Zwei Minuten vor Mitternacht.

Acht Minuten Verspätung, dachte Brunner. Gab kaum noch einen Zug, der pünktlich ankam oder abfuhr. Früher war das anders gewesen! Er konnte das beurteilen, war immerhin sein fünfunddreißigstes Jahr bei der Bahn, und er hatte es nicht eilig mit der Rente. Sie wären ihn gern los, das wusste er. Aber auf dem Ohr war er taub. Mit seinen sechsundfünfzig würde er sich nicht abschieben lassen, war fitter als viele seiner jüngeren Kollegen, hatte seine Arbeit immer einwandfrei erledigt und übernahm gern die Nachtschichten. Das war seine Rettung. Die Jüngeren machten nicht gern Nachtschicht.

Sie hatten ja keine Ahnung. Wussten nichts davon, wie der Bahnhof sich nachts veränderte. Jeder einfahrende Zug konnte ein Geheimnis bergen – nein, bestand vielmehr aus Geheimnissen, Lichtern, Schattenrissen. Nachts klang das Kreischen der Räder auf den Schienen anders als am Tag. Und obwohl Brunner die Menschen meist nur aus der Ferne sah, wusste er, dass sie anders waren als die Tagreisenden.

Noch nie hatte Brunner über all das gesprochen – nicht zu seinen Kollegen und nicht zu seiner Frau. Die hätten ihn für verrückt halten können. Aber Brunner wusste, dass er nicht verrückt war. Er hatte nur seine eigene Welt. Manchmal dachte er, dass alle Menschen so eine eigene Welt in sich trugen. Doch er konnte sich nicht einmal die Welt seiner Frau vorstellen. Nur die eigene – mit den Heldenträumen und den Nachtreisenden.

Wieder stolperte Brunner, hielt sich am Pfosten einer Signalanlage fest und schaute in Richtung des ICE-Hangars, der im Nebel verschwunden war. Da war ein Geräusch, das ihn an kollernde Steine erinnerte, er meinte, einen Schatten zu sehen. Vor ihm bewegte sich etwas.

Brunner atmete flach, rührte sich nicht. Der Nebel war noch dichter geworden, unmöglich etwas zu erkennen. Wahrscheinlich hatte er sich getäuscht. Es konnte allerdings sein, dass einer dieser Graffiti-Sprayer den Nebel nutzen wollte, um den neuen Hangar zu verzieren. Brunner ließ den Pfosten los und ging langsam weiter. Er hatte nichts gegen Sprayer. Auch sie gehörten zur Nachtwelt.

Vorsichtig machte er einen Schritt, noch einen. Wieder meinte er einen Schatten zu erkennen.

«He!», rief er und dachte gleichzeitig, dass seine Stimme klang, als hätte er ein Tuch vor dem Mund. Jetzt sah er den Schatten deutlicher, einen geduckten Schatten, der schrumpfte und sich plötzlich aufzulösen schien.

Brunner ging schnell weiter, wieder kollerten Steine, ganz entfernt diesmal, und plötzlich stürzte Brunner wie ein gefällter Baum. Knallte mit dem rechten Ellenbogen auf eine Schiene, mit dem Kopf auf Schotter, sein Körper jedoch wurde von etwas Weichem aufgefangen.

Brunner wusste sofort, dass er sich verletzt hatte, war erstaunt, dass der Schmerz erst mit einer Verzögerung einsetzte, die ihm unendlich lang erschien, war beinahe erleichtert, als endlich ein Feuerstrahl durch seinen rechten Arm fuhr, hinauf in die Schulter und hinab in jeden einzelnen Finger. Kurz danach begann sein Gesicht zu brennen und er spürte, wie seine Lippen anschwollen. Ein paar Minuten lang blieb er reglos liegen, um die Benommenheit in seinem Kopf zu überwinden. Dann tastete er mit der linken Hand über seine Stirn und die rechte Wange, spürte eine warme Flüssigkeit und dachte: Ich blute. Als er versuchte, den rechten Arm zu bewegen, zuckte er heftig zusammen, und ihm wurde schlecht vor Schmerz. Eine Weile atmete er mit geschlossenen Augen, nahm aber gleichzeitig ein Vibrieren wahr, das ihm vertraut erschien.

Plötzlich war Brunner hellwach, richtete sich auf, kniete endlich, die Linke auf diesem großen weichen Etwas abstützend, das ihn offensichtlich zu Fall gebracht hatte. Obwohl er kaum etwas sehen konnte, weil Blut in seine Augen lief und der Nebel ihn umschloss, erspürte seine Hand augenblicklich, dass ein Mensch vor ihm lag. In der nächsten Sekunde begriff er außerdem, dass sie beide auf den Schienen von Gleis siebzehn oder achtzehn liegen mussten und dieses vertraute Vibrieren bedeutete, dass ein Zug auf sie zufuhr. Brunner hatte keine Zeit zu überprüfen, wo genau die Gleise verliefen. Mit der unverletzten Hand zerrte er den schlaffen Körper des Unbekannten nach links, rollte ihn irgendwie, rollte sich selbst, betete, dass es die richtige Seite sein würde, zog den Kopf ein, legte den Arm schützend über die Augen, als er die verschwommenen Lichter des Triebwagens auf sich zukommen sah, wollte schreien, aber es kam kein Ton.

 

Der Eurocity aus Rom stand noch immer im Münchner Hauptbahnhof. Die Putzkolonne hatte gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen, als auf dem Bahnsteig Blaulichter zu blinken begannen, Wachleute rannten. Die Frauen und Männer des Reinigungspersonals drängten sich an die Fenster und starrten hinaus. Etwas musste geschehen sein, hatte aber offensichtlich nichts mit dem Eurocity zu tun, denn die Polizisten und Wachleute verschwanden am Ende des Bahnsteigs im Nebel, und die Einsatzwagen hielten weit außerhalb der Bahnhofshalle. Zuletzt rasten zwei Krankenwagen an den Fenstern des Zuges vorüber.

«Wahrscheinlich Selbstmörder!», sagte die Türkin Sefika Ada zu ihrer deutschen Kollegin und wandte sich seufzend der Behindertentoilette zwischen erster und zweiter Klasse zu.

«Tätst du dich vor an Zug legen?», fragte Rosl Meier und leerte die Abfallbehälter auf dem Zwischengang in einen großen blauen Plastiksack. Rosl war ziemlich dick und kam leicht außer Atem.

«Ich? Niemals!», antwortete Sefika ein bisschen zu laut und versuchte die Toilettentür zu öffnen. «Besetzt» stand auf dem leuchtend roten Knopf, aber es war ja keiner mehr im Zug. Sefika steckte den Generalschlüssel ins Schloss, doch die automatische Tür ruckte nur kurz. Etwas klemmte. Die junge Frau stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür, bekam sie jedoch nur einen Spalt breit auf. Im Gegensatz zu Rosl war sie klein und zierlich.

«Ich auch ned! Mich würd der Schlag treffen, wenn ich so eine Lok sehen würd. Ich tät wegrennen!» Rosl klappte die Deckel der Müllbehälter kräftig zu.

«Kannst du helfen, Rosl?», fragte Sefika. «Türe geht nicht auf.»

«Musst halt mehr essen!», antwortete Rosl gutmütig. «Ich hab noch nie so a dünne Türkin g’sehen wie dich! Kei Wunder, dass du die Tür ned aufbringst!» Rosl stellte ihre Müllsäcke ab und trat neben Sefika. «Wie tätst du dich umbringen, wenn du dich umbringen tätst?»

Sefika stopfte eine Haarsträhne unter ihr grünes Kopftuch und runzelte die Stirn. «Vielleicht schwimmen – im Meer. Immer weiter und weiter!», murmelte sie.

«Da musst du aber erst hinfahren, ans Meer.» Rosl drückte gegen die Toilettentür, doch weiter als ein paar Zentimeter ließ die sich auch von ihr nicht öffnen. «Ich würd Tabletten nehmen!», stöhnte sie, während sie ihren breiten Rücken gegen die Tür presste und sich mit beiden Füßen abstemmte. «Tabletten kriegst überall, und dann merkst nix mehr! Was is denn mit der blöden Tür?» Rosl versuchte durch den Spalt zu schauen, blieb aber mit dem Kopf stecken. «Probier du! Dei Kopf is ned so dick wie meiner! Da muss was hinter der Tür liegen. Aber eigentlich geht des nicht. Wenn was hinter der Tür liegt, dann kann auch keiner raus!» Rosl rieb ihre runde kleine Nase, hielt plötzlich inne und sagte viel leiser: «Wenn da einer hinter der Tür liegt, dann is der tot oder...

Erscheint lt. Verlag 11.12.2009
Reihe/Serie Laura Gottberg ermittelt
Laura Gottberg ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Italien • Kriminalbeamtin • Kriminalfall • Laura Gottberg • München • Rom
ISBN-10 3-644-30211-1 / 3644302111
ISBN-13 978-3-644-30211-2 / 9783644302112
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