Grenzen von Netzwerken (eBook)
224 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91856-3 (ISBN)
Dr. Roger Häußling ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik- und Organisationssoziologie an der RWTH Aachen.
Dr. Roger Häußling ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik- und Organisationssoziologie an der RWTH Aachen.
Inhalt 6
Einleitung 7
Praktikable vs. tatsächliche Grenzen von sozialen Netzwerken. Eine Diskussion zur Validität von Schulklassen als komplette Netzwerke 15
Die räumlichen Grenzen persönlicher Netzwerke 33
Lässt sich die Netzwerkforschung besser mit der Feldtheorie oder der Systemtheorie verknüpfen? 54
Zur Bedeutung von Emotionen für soziale Beziehungen. Möglichkeiten und Grenzen der Netzwerkforschung 80
Entkopplung und Kopplung Wie die Netzwerktheorie zur Bestimmung sozialer Grenzen beitragen kann 103
Grenzen der Erfassung = Grenzen von Netzwerken? Schnittmengeninduzierte Bestimmung von Positionen 130
Aus den Augen, aus dem Sinn? Zum Verhältnis von Clustertheorie und Clusterpraxis 152
Selektivitäten des Netzwerkes im Kontext hybrider Strukturen und systemischer Effekte – illustriert am Beispielen regionaler Kooperation 180
Netzwerkforschung auf einem Auge blind? Ein Beitrag zur Rolle von Netzwerken bei Stellenbesetzungsprozessen 206
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 222
Praktikable vs. tatsächliche Grenzen von sozialen Netzwerken. Eine Diskussion zur Validität von Schulklassen als komplette Netzwerke (S. 15)
Thomas N. Friemel und Andrea Knecht
1 Einleitung
Für die Konzeptionalisierung sozialer Netzwerke muss stets eine erhebliche Komplexitätsreduktion erfolgen, denn nur so wird die Realität erfass- und analysierbar. Basierend auf der Definition von sozialen Netzwerken1 kann die Reduktion der Komplexität zum einen anhand der Beschränkung auf bestimmte Akteure und zum anderen durch die Fokussierung auf spezifische Verbindungen erfolgen.
In aller Regel bedarf es einer Reduktion bezüglich beider Aspekte, indem eine klar umrissene Gruppe von Akteurstypen und einige wenige Beziehungsdimensionen betrachtet werden. Dies findet auch seinen Niederschlag im Grundvokabular der Netzwerkanalyse, indem bei der Anzahl Akteurstypen zwischen One- und two-mode Netzwerken und bei der Anzahl Beziehungstypen zwischen uni- und multiplexen Netzwerken unterschieden wird (Wasserman/Faust 1994).
Wenig akkurat erscheinen hingegen in vielen Fällen die Begriffe „Gesamtnetzwerke“ oder „komplette Netzwerke“. Diese Begriffe suggerieren die Berücksichtigung aller relevanten Akteure und Beziehungen, was faktisch in den wenigsten Fällen möglich ist. Empirische Studien, welche die sozialen Netzwerke von Kindern und Jugendlichen untersuchen, betrachten vielfach Schulklassen als komplette Netzwerke.
Dies lässt sich zum einen inhaltlich begründen, da Schüler einen großen Teil des Tages in der Schule und somit im Klassenverband verbringen. Auf der anderen Seite kann aber vermutet werden, dass nicht zuletzt forschungspraktische Gründe ausschlaggebend sind für die Wahl eines solchen Untersuchungssettings.
Eines der wesentlichsten (forschungspraktischen) Argumente für die Wahl von Schulklassen dürfte wohl die klare Abgrenzbarkeit sein. Es liegt deshalb die Vermutung nahe, dass Grenzen von untersuchten sozialen Netzwerken vielfach durch die Grenzen der Praktikabilität gezogen werden und nicht tatsächliche Grenzen widerspiegeln. Die Auswahl und Anzahl betrachteter Akteurstypen und Beziehungsdimensionen werden dabei durch Faktoren wie Zugänglichkeit, Ressourcen und Analysemethoden eingeschränkt.
Die Diskrepanz zwischen praktisch möglichen und tatsächlich bestehenden bzw. theoretisch sinnvollen Grenzen lässt sich aufgrund dieser Hindernisse in der Forschungspraxis kaum vollständig überwinden. Basierend auf der Einsicht, dass sich das geschilderte Problem nicht lösen, sondern höchstens minimieren lässt, wird hier vorgeschlagen, dass zumindest ein möglichst bewusster und kritischer Umgang damit erfolgen soll.
Das Bestreben muss demnach darin bestehen, die Validität von Grenzziehungen zu hinterfragen, Diskrepanzen transparent zu machen und mögliche Auswirkungen davon zu berücksichtigen (beispielsweise eine eingeschränkte Generalisierbarkeit der Ergebnisse). Im nachfolgenden Abschnitt (2) werden zunächst die bestehenden Vorarbeiten zur Grenzziehung bei sozialen Netzwerken aufgearbeitet.
Abschnitt 3 stellt sodann ein Validierungskonzept für empirische Studien vor, das aus zwei Stufen besteht, wobei die erste Stufe zwei unterschiedliche Methoden umfasst. In einem ersten Schritt wird die Relevanz des erhobenen Primärnetzwerks mit der potentiellen Bedeutung eines umfassenderen Sekundärnetzwerks verglichen. Der Begriff des Primärnetzwerks bringt zum Ausdruck, dass es sich hierbei um dasjenige Netzwerk handelt, auf dem das Hauptaugenmerk der Untersuchung liegt.
Das Sekundärnetzwerk umfasst demgegenüber zusätzliche Akteure oder Verbindungstypen, welche von untergeordnetem Interesse sind, bzw. vor allem für die Abschätzung der Validität der Grenzziehung erhoben werden. Eine Möglichkeit, die Diskrepanz zwischen Primär- und Sekundärnetzwerk zu erheben, besteht darin, dass die betroffenen Akteure durch Selbsteinschätzung die Relevanz ihrer eigenen Beziehungen innerhalb des untersuchten Netwerks ins Verhältnis zu ihren Beziehungen in anderen Kontexten bringen. Eine zweite Möglichkeit, die Validität der Netzwerkgrenzen zu überprüfen, besteht in der Kombination mehrerer Erhebungsinstrumente wie z.B. einer Listenabfrage mit einer offenen Abfrage.
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2009 |
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Reihe/Serie | Netzwerkforschung |
Netzwerkforschung | |
Zusatzinfo | 224 S. 22 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Planung / Organisation | |
Schlagworte | Clustertheorie • Gesellschaft • next society • Sozialtheorie • Soziologie • Struktur • Theorie |
ISBN-10 | 3-531-91856-7 / 3531918567 |
ISBN-13 | 978-3-531-91856-3 / 9783531918563 |
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