Die Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankls (eBook)

Systematisch und kritisch
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2005 | 1. Auflage
XVI, 447 Seiten
Springer-Verlag
978-3-211-27181-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankls -  Hedwig Raskob
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Viktor Frankl und die Logotherapie sind mittlerweile weltweit bekannt. Mit seinem Leben und Werk hat Frankl fast das ganze zwanzigste Jahrhundert (1905-1997) begleitet - und eine deutliche Spur hinterlassen. Die Logothe- pie und Existenzanalyse, wie sein Werk mit dem vollen Namen heißt, ist im Wesentlichen ein medizinisch-psychotherapeutisches System, allerdings mit einem umfassend dargelegten philosophischen Menschen- und Weltbild. Die menschliche Sinnfrage ist das Markenzeichen der Logotherapie und der Wille zum Sinn das unterscheidend Menschliche. Frankls ganzes Streben geht dahin, aufzuzeigen oder zu beschwören, dass das Leben als solches und das des Einzelnen grundsätzlich sinnträchtig ist und bleibt - auch angesichts der tragischen Trias, wie er sie nennt, von Schicksal, Schuld und Tod. Die B- schaft der Logotherapie ist der Glaube an einen unbedingten Sinn. Damit kommt eine letztgültige, transzendental-religiöse Dimension in den Blick. Die Logotherapie ist auf alle Fälle anthropologisch ganzheitlich konzipiert in dem Sinne, dass den wesentlichen Dimensionen des Menschseins, also der leib-seelisch-geistigen Ganzheit, Rechnung getragen wird. Frankls besonderes Augenmerk und spezifischer Beitrag zu den Heilungsdisziplinen liegt all- dings auf der geistig-existentiellen Realität. Die Medizin allgemein hat sich naturgemäß immer mit dem Leiblichen, der Physis bzw. dem Soma befasst. Sie hat mehr und mehr gelernt, sich mit dem Seelischen, der Psyche zu befassen, auch mit Psyche und Physis im Zusammenspiel miteinander: in der Psyc- somatik.

Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 16
Einführung 17
I Zur Geschichte der Logotherapie und Existenzanalyse 27
1 Zur Entstehung der Logotherapie und Existenzanalyse 29
1.1 Das Wiener Klima 29
1.2 Der Kontakt zu Freud und der Bruch mit der Psychoanalyse 32
1.3 Der Kontakt zu Adler und der Individualpsychologie 34
1.4 Psychologismus-Kritik und Entstehung der Logotherapie 42
1.5 Frankls eigene philosophische Orientierung 45
1.6 Frankls soziales Engagement und die Zeit der Gestation 47
1.7 Die Geburt der Logotherapie 48
1.8 Frankls ärztliche Praxis, die Kinderstube der Logotherapie 58
1.9 Experimentum crucis (KZ-Erfahrungen) 60
1.10 Gestaltwerdung 64
1.11 Die Werke Frankls – und die fünf Aspekte der Logotherapie 65
2 Zur Entwicklung der Logotherapie und Existenzanalyse 69
2.1 Schulebildung und Institutionalisierung 69
2.2 Erste gescheiterte Versuche der Institutionalisierung 71
2.3 Das Schicksal der Logotherapie bis zu den 70er Jahren 72
2.4 Etablierung der Logotherapie im deutschsprachigen Raum (ab den 80er Jahren) 89
3 Zur Tragik Frankls: die Verschattungen 113
3.1 Frankls problematisches Verhältnis zur Psychoanalyse 113
3.2 Die Auswirkung der persönlichen Verschattungen auf das Werk 125
3.3 Wie könnte die Tragik Frankls zu verstehen sein? 134
4 Weitere Elemente zur Geschichte der Logotherapie und Frankl 137
4.1 Zur biographisch-chronologischen Entwicklung 137
4.2 Öffentliche Ehrungen Frankls 138
4.3 Einordnung der Logotherapie in der Fachwelt 140
II Die philosophisch-anthropologischen Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse 143
Vorbemerkung 145
5 Der Mensch in seiner geistig-existentiellen Verfasstheit: Anthropologische Strukturfragen 147
5.1 Intention und Anspruch 147
5.2 Die dimensional-ontologische Konzeption 149
5.3 Macht und Ohnmacht des Geistes 152
5.4 Die medizingeschichtliche Bedeutung des Modells 159
5.5 Geschichtliche Anmerkung zu Frankls Rede vom Geist 162
6 Der Mensch als Sinnsuchender 169
6.1 Der Wille zum Sinn, fundamentales anthropologisches Datum 169
6.2 Motivationsansatz – im Vergleich zu Freud und Adler 172
6.3 Der bedingungslose Glaube an den unbedingten Sinn 173
6.4 Die Freiheit als Voraussetzung der persönlichen Sinnfindung 175
6.5 Verantwortung für die persönliche Sinnerfüllung 177
6.6 Transzendentale und intentionale Verwiesenheit 178
7 Der objektive Logos und die subjektive Sinnfindung 185
7.1 Wertkategorien und Sinn-Universalien 186
7.2 Die Frage nach dem Sinn des Lebens 191
7.3 Das Gewissen 196
III Die logotherapeutische Neurosenlehre und „Ärztliche Seelsorge“ 203
8 Aufriss der logotherapeutischen Neurosenlehre 205
8.1 Klinische und paraklinische Neurosen 206
8.2 Echte Neurosen und Pseudoneurosen 207
8.3 Einführung in den Begriff der reaktiven Neurosen 210
8.4 Logotherapie bei Psychosen 214
8.5 Frankl und die psychosomatische Medizin 216
9 Die somatogenen Pseudoneurosen 219
9.1 Basedowoide Pseudoneurosen 220
9.2 Addisonoide Pseudoneurosen 220
9.3 Tetanoide Pseudoneurosen 221
9.4 Andere somatische Bedingungen für psychische Symptome 222
9.5 Zum Gefälle: Somatogenese – Psychogenese 223
10 Die psychogenen Neurosen: Grundsätzliches 225
10.1 Frankls Relativierung der Psychogenese 225
10.2 Entstehungsbedingungen psychogener Neurosen 228
11 Psychogene Neurosen: die Hauptformen Angst und Zwang 237
11.1 Angstneurotisches Reaktionsmuster 238
11.2 Zwangsneurotisches Reaktionsmuster 243
12 Psychogene Neurosen: Sexualneurotische und sonstige neurotische Störungen 249
12.1 Existentieller Hintergrund 249
12.2 Zur konstitutionellen Grundlage 249
12.3 Unmittelbar disponierende Momente 250
12.4 Das sexualneurotische Geschehen 250
12.5 Therapeutische Ansätze 252
12.6 Aus der Kasuistik 253
12.7 Sonstige neurotische Funktionsstörungen 255
12.8 Sonstige Neuroseformen: Organneurosen und Hysterien 256
13 Die noogenen Neurosen 259
13.1 Einführung und Grundsätzliches 259
13.2 Definition der noogenen Neurose 262
13.3 Abgrenzungen und Unterscheidungen 262
13.4 Zur medizingeschichtlichen Bedeutung der noogenen Neurose 270
13.5 Kasuistik 272
14 Behandlungsformen: Paradoxe Intention und Dereflexion 283
14.1 Zu den Indikationsgebieten von Paradoxer Intention und Dereflexion 283
14.2 Darstellung der Paradoxen Intention 285
14.3 Theorien zur Wirksamkeit der Paradoxen Intention 293
14.4 Darstellung der Dereflexion 302
14.5 Theorien zur Wirksamkeit der Dereflexion 306
15 Weitere Behandlungsformen und -prinzipien 309
15.1 Frankls Gebrauch „fremder“ Methoden und Techniken 309
15.2 Frankls Improvisieren und Individualisieren 310
15.3 Hilfe zur Sinnfindung (Frankl) 314
15.4 Methodische Weiterentwicklung (nach der Zeit Frankls) 316
15.5 Umgang mit religiösen Fragen in der logotherapeutischen Praxis 322
15.6 Abschließend 332
16 Ärztliche Seelsorge 335
16.1 Verschiedene Bedeutungen des Begriffs 335
16.2 Verpflichtung und Berechtigung des Arztes 338
16.3 Grundlagen für die Konzeption der ärztlichen Seelsorge 339
16.4 Inhalt und Ziel der ärztlichen Seelsorge 341
16.5 Zur Sinnfindung im Leid als höchster und letzter Sinnerfüllung 346
16.6 Frankls Anmerkungen zum Sinn von Vergänglichkeit und Tod 353
16.7 Zusammenfassend 353
IV Logotherapie und Religion 355
Einführung und Problemstellung 357
17 Die religiöse Dimension menschlicher Existenz nach Frankl 361
17.1 Die Verankerung des Religiösen im System der Logotherapie 361
17.2 Frankls Argumente für die Einbeziehung der religiösen Frage 363
17.3 Frankls Abgrenzungs- und Abwehrmanöver 366
17.4 Reaktionen zu Frankls religiöser Position 370
18 Frankls Religionsverständnis 373
18.1 Über-Ich-geprägt 374
18.2 Kategorial 381
18.3 Ein konventionelles Religionsverständnis 382
18.4 Frankls Religionsverständnis, Zusammenfassung 383
18.5 Bedingungen und Begriffsklärungen für die alternative Perspektive 385
19 Skizze der historischen Religionskritik 389
19.1 Alte Welt 390
19.2 Neuzeit/Aufklärung 391
19.3 Moderne/20. Jahrhundert 395
19.4 20. Jahrhundert/Postmoderne 396
19.5 Postsäkulare Gesellschaft/Jetztzeit 398
19.6 Zusammenfassend zur Religionskritik 406
20 Alternative (1): Ein universelles Gottesverständnis 409
20.1 Die falsche Alternative: Gott oder der Mensch 409
20.2 Die Kongenialität von Gott und Mensch im kosmischen Verständnis 410
20.3 Besprechung theologischer und psychologischer Konsequenzen 415
21 Alternative (2): Ein individualisiertes Religionsverständnis 427
21.1 Brisanz der Gottfrage als solcher 429
21.2 Institutionelle Bedenken 432
21.3 Gottesbilder wandeln sich 436
21.4 Kritische Fragen und theologische Argumente 438
21.5 Gewissen und Ebenbildlichkeit Gottes 439
21.6 Mystik und das individualisierte Gottesverhältnis 441
21.7 Abschließend: Logotherapie und Religion 446
Schlusswort 449
Dank 450
Literatur 451

II Die philosophisch-anthropologischen Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse (S. 131-132)

Vorbemerkung

Der Begriff Existenzanalyse ist im Rahmen der Logotherapie im Blick auf seine Wortbedeutung problematisch. Im Kapitel über die Entstehung der Logotherapie wurde der Zusammenhang mit der Psychoanalyse deutlich aufgezeigt. Die Gegenposition zur Psychoanalyse ist die eigentliche Bedeutung des Begriffs. Der Wortteil „-analyse" hat keine wirkliche Bedeutung im System der Logotherapie und Existenzanalyse, wie wir früher sahen. Der Gesamtbegriff wird dennoch mit einer bestimmten Bedeutung benutzt, sogar mit zwei Varianten. „Existenzanalyse" steht an erster Stelle für die metaklinische philosophische Anthropologie Frankls. Man kann auch sagen: Sie beschreibt das der Logotherapie zugrunde liegende Menschenbild, das von hoher praktischer Relevanz ist für die klinische Arbeit.

Der Begriff wird, zweitens, in die konkrete Neurosenlehre und -therapie eingebracht und zwar im Blick auf Bewusstmachung der Freiheit und in Bezug auf Sinn-Ergreifungs-Möglichkeiten. 2 Um den metaklinischen Gebrauch und Sinn von „Existenzanalyse" geht es hier. Der Begriff Logotherapie wird im Folgenden dennoch beibehalten als Kurzbezeichnung für das System als solches, also für „Logotherapie und Existenzanalyse". Das ist eine Entscheidung, die ich anfänglich getroffen habe. (Das System ist unter dem Namen bekannt, und „Existenzanalyse" ist in Frankls semantischer Erläuterung problematisch.) Existenzanalyse als Einzelbegriff steht hier, wie bei Frankl, für seine metaklinisch-philosophische Anthropologie. 3 Im Folgenden ergibt sich notwendigerweise eine Aufgliederung der Anthropologie in Struktur- (Kap. 5) und in inhaltliche Fragen (Kap. 6 und 7).

Der Mensch in seiner geistig-existentiellen Verfasstheit: Anthropologische Strukturfragen Die geistig-existentielle Dimension als die Wirklichkeit, die das Menschsein ausmacht, ist das Thema der „Existenzanalyse". Es ist deshalb verständlich, dass Frankl der Vorwurf gemacht wird, wie vor allem indirekt aus seinen Verteidigungsbemühungen hervorgeht, dass er einseitig die geistige Dimension hervorhebe, auf Kosten der realen psycho-sozialen Gegebenheiten. Die Haltung Frankls ist in dieser Hinsicht keineswegs unproblematisch. Was jedoch den Ansatz und im Wesentlichen auch die Gestalt angeht, so kann zweifellos von einer ausgewogenen und ganzheitlichen Sicht des Menschen in der Logotherapie gesprochen werden. Frankl ist der Urheber dieser ganzheitlichen medizinischen Sicht, auch wenn er ihr nicht in allen Teilen gerecht wird oder treu bleibt.

5.1 Intention und Anspruch

Jeder Psychotherapieform liegt ein bestimmtes Menschenbild zugrunde, ob es nun eigens artikuliert wird oder stillschweigend in den Prinzipien und Praktiken realisiert wird. In der Logotherapie ist es deutlich vorhanden und klar ausformuliert. Frankls philosophische Anthropologie nimmt sogar einen sehr breiten Raum in der Primärliteratur ein. Seine Begründung dafür lautet folgendermaßen:

Tatsächlich spielt sich jede Psychotherapie unter einem apriorischen Horizont ab, immer schon liegt ihr eine anthropologische Konzeption zugrunde, mag sie der Psychotherapie noch so wenig bewußt sein. Es gibt keine Psychotherapie ohne Menschenbild und Weltanschauung … Wenn ein Psychoanalytiker vorgibt, sich aller Wertungen zu enthalten, dann bedeutet auch diese Epoche selber und ihrerseits ein Werturteil. Wir stehen nicht an, die Behauptung zu wagen: Eine Psychotherapie, die sich für wertfrei hält, ist in Wirklichkeit bloß wertblind.

Frankl weist in diesem Zusammenhang auf S. Freud und die Bedeutung der Bewusstmachung von seelisch Unbewusstem hin. Analog dazu meint er, dass geistige Voraussetzungen (z. B. die Abwertung des religiösen Glaubens) ebenfalls gefährlich werden können, solange sie unbewusst und unkontrolliert ihren Träger bestimmen.

Erscheint lt. Verlag 30.6.2005
Zusatzinfo XVI, 448 S.
Verlagsort Vienna
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Allgemeinmedizin
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Angst • Ärztliche Seelsorge • Entwicklung • Existenz • Logos • Logotherapie • Neurosenlehre • Paradoxe Intention • Religion • Seelsorge • Sinnsuche • Zwang
ISBN-10 3-211-27181-3 / 3211271813
ISBN-13 978-3-211-27181-0 / 9783211271810
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