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Die Psychologie der Macht (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie sie uns und das Zusammenleben prägt. Psychologische Prozesse hinter Machtdynamiken in Organisationen und Gesellschaft verstehen und positive Machtstrukturen etablieren
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
256 Seiten
Haufe Verlag
978-3-68951-049-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
24,00 inkl. MwSt
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Immer mehr Menschen sind bereit, immer mehr Macht in die Hände von immer weniger Menschen zu legen. Besonders in unserer von Krisen und Unsicherheiten geprägten Zeit scheinen sich viele nach starken Führungspersönlichkeiten zu sehnen. Doch Macht kann bei denjenigen, die sie innehaben, geradezu euphorisierend wirken und ein Suchtpotenzial auslösen. Deswegen geben viele sie ungern wieder ab. Sie kann aber auch eine Metamorphose auslösen, die viele Menschen impulsiver, weniger empathisch und korrupter werden lässt. Carsten C. Schermuly ist überzeugt, dass ein guter Umgang mit Macht notwendig und möglich ist, wenn man versteht, wie sie psychologisch funktioniert. Sein Buch ist ein Appell im gesellschaftlichen Alltag, in Organisationen und Zusammenarbeit von Menschen, mit Macht sensibler und verantwortungsvoller umzugehen. Er erklärt uns, wie Macht auf verschiedenen Ebenen psychologisch funktioniert. Er macht ihre psychologischen Wirkungen transparent, damit wir sie erkennen und bewusster damit umgehen: - Welche Ressourcen machen Menschen mächtig? - Was passiert in unserem Körper, wenn wir Macht haben oder verlieren? - Wie verändert Macht unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Verhalten? - Wen lassen wir in Organisationen zur Macht aufsteigen? - Wie kann Macht auf Menschen weniger negative Wirkungen entfalten? - Wie kann psychologisches Empowerment als Ersatzstoff für die pure Macht genutzt werden? - Wie schafft man verteilte Machtstrukturen und wählt die Mächtigen in Organisationen besser aus? - Wie kann Macht in Organisationen besser für das Gemeinwohl genutzt werden?Sensibilisierung für die Macht und die Konsequenzen für unsere Psyche Das Buch zeigt uns nicht, wie wir schnell an die Macht kommen. Es ist keine psychologische Gebrauchsanweisung, sein Umfeld so zu manipulieren, dass wir der nächste Super-Diktator werden. Sondern es zeigt uns, wie wir selbst in Machtpositionen manipuliert werden, wie wir uns auf diese vorbereiten und und verantwortungsvoller mit Macht umgehen können. Carsten C. Schermuly stellt uns dafür Informationen aus der psychologischen Forschung zur Verfügung. Denn: Nur Sie haben Macht! Nur Sie können Ihr Verhalten ändern und Verantwortung für eine gute Macht in Ihrem Alltag übernehmen.  

Prof. Dr.  Carsten C. Schermuly (habil.) ist Diplom-Psychologe, Professor für Wirtschaftspsychologie und geschäftsführender Direktor des Instituts for New Work and Coaching (INWOC) an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Themen Empowerment, New Work und Coaching. Er ist weiterhin als Organisationsberater und Speaker tätig.  2021 und 2023 wurde Carsten C. Schermuly vom Personalmagazin in die Gruppe der 40 führenden HR-Köpfe gewählt. Für seine Forschung wurde er mit Preisen der Henley Business School, Harvard Medical School oder dem European Journal of Work and Organizational Psychology ausgezeichnet.

Carsten C. Schermuly Prof. Dr.  Carsten C. Schermuly (habil.) ist Diplom-Psychologe, Professor für Wirtschaftspsychologie und geschäftsführender Direktor des Instituts for New Work and Coaching (INWOC) an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Themen Empowerment, New Work und Coaching. Er ist weiterhin als Organisationsberater und Speaker tätig.  2021 und 2023 wurde Carsten C. Schermuly vom Personalmagazin in die Gruppe der 40 führenden HR-Köpfe gewählt. Für seine Forschung wurde er mit Preisen der Henley Business School, Harvard Medical School oder dem European Journal of Work and Organizational Psychology ausgezeichnet.

1. Die Definition(en) der Macht


Verschiedene Zugänge zur Macht


Der Begriff »Macht« stammt von dem indogermanischen Wort magh ab, das so viel wie »können«, »vermögen«, »fähig sein« bedeutet.1 In Deutschland ruft der Begriff nicht nur positive Assoziationen hervor, was mit unseren spezifischen Erfahrungen mit dem Machtmissbrauch durch Kaiser sowie faschistische und kommunistische Führer zu tun haben dürfte. Im Englischen ist das Wort power, das auch mit »Energie« übersetzt werden kann, viel positiver besetzt.2 So konnte die deutsche Eurodance-Band Snap mit dem Lied »I’ve got the power« Anfang der 1990er-Jahre Millionen Platten verkaufen. Mit einem deutschsprachigen »Ich habe die Macht« wäre die Band wohl nicht so weit gekommen. Der Begriff Macht ist also je nach Kultur verschieden besetzt.

Eine frühe und bekannte Definition von Macht stammt von Max Weber. Ohne ihn kommt kein Buch über Macht aus. Weber lebte von 1864 bis 1920 und war ein einflussreicher deutscher Soziologe, Jurist und Wirtschaftswissenschaftler. Ja, damals konnte man als Professor noch Expertisemacht in drei Fächern gleichzeitig ausbilden. Für Weber bedeutete Macht »jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht«.3 Macht hat ihm zufolge also immer einen sozialen Charakter.4 Sie lässt sich nicht isoliert, das heißt ohne Beziehung zu anderen, praktizieren und verstehen.5 Ohne Beziehung, ohne Gegenüber ist der oder die Mächtige machtlos. Deswegen müssen beide Seiten, die machtausübende wie die machtempfangende, gleichzeitig betrachtet werden. Aus der Perspektive von Weber und vielen anderen nach ihm ist Macht somit das Potenzial, andere Menschen möglichst weitreichend nach dem eigenen Willen zu beeinflussen.6

Doch gibt es auch andere Sichtweisen auf Macht. Psychologische Definitionen wie die folgende heben häufig die Kontrolle als zentrale Komponente hervor: »Macht bezieht sich auf die asymmetrische Kontrolle über geschätzte Ressourcen, die wiederum einer Person die Möglichkeit gibt, die Ergebnisse, Erfahrungen oder Verhaltensweisen anderer zu kontrollieren.«7 Auch in dieser Definition wird Macht zu einem Einwirkungspotenzial in einer Beziehung zu einer anderen Person. Zwei Aspekte scheinen besonders wichtig zu sein: Zunächst muss eine Asymmetrie, also ein Missverhältnis, bei der Verfügbarkeit der Ressourcen vorliegen. Die Mächtigen haben Zugang zu mehr oder wirkungsvolleren Ressourcen als die Nichtmächtigen. Nur Tante Roswitha hat die Schlüssel zur Süßigkeitenschublade und kann von den Kindern Küsse gegen Schokobons erpressen. Bekommen die Kinder auch einen Schlüssel, ist die Macht der Tante passé.

Der zweite wichtige psychologische Aspekt ist die Wertschätzung der Ressourcen. Das weniger mächtige Gegenüber muss die Ressourcen des Mächtigen als relevant und wünschenswert erachten.8 Wenn der Chef oder die Chefin eine neue Projektstelle zu vergeben hat, diese aber von den Kolleginnen und Kollegen als unattraktiv wahrgenommen wird, kann sich die Macht sehr schnell verändern und sogar umkehren. Zeigt niemand aus der Belegschaft Interesse, muss der Chef oder die Chefin die Projektarbeit am Ende womöglich selbst übernehmen. Wenn Tante Roswitha nur noch abgelaufene Peperonichips in der Süßigkeitenschublade hat, dann hat sie ein Macht- und Küsschen-problem. Ebenso verschwindet das Machtpotenzial eines Menschen, wenn die erwünschten Ressourcen auch anderweitig zu erlangen sind. Tante Roswitha findet wahrscheinlich, dass es mit dem Taschengeld für die Kinder noch zu früh sei, denn damit könnten sie selbstständig Schokobons kaufen und die Schublade mit den Süßigkeiten wäre nicht mehr attraktiv.

Macht besitzt durch diese Perspektive einen dynamischen und psychologischen Charakter. Die Machtbeziehung ist nicht in Stein gemeißelt. Wer mehr Macht hat – das kann sich mit der Zeit und je nach Situation aufgrund der Ressourcenverteilung immer wieder verändern. Macht ist dadurch fluide. Niemand kann sich ihrer für alle Zeit sicher sein.

Es lässt sich aber noch eine weitere Unterscheidung vornehmen: Macht ermöglicht es, das Schicksal anderer zu kontrollieren. Wir sprechen dann von sozialer Kontrolle. Doch wird es durch Macht auch häufig möglich, das eigene Schicksal eigenständiger zu steuern (persönliche Kontrolle).9 Macht kann deshalb aus unterschiedlichen Motiven wünschenswert sein. Manche Menschen streben psychologisch nach Macht, um in eine ressourcenreiche Position zu kommen, welche es ihnen dann erlaubt, die Ergebnisse, Erfahrungen und Verhaltensweise anderer Menschen zu kontrollieren. Andere suchen Macht, um sich genau von dieser Kontrolle zu befreien. Sie streben an die Spitze, um frei zu werden und über ihre Ressourcen selbstständig bestimmen zu können.

Das Verständnis von Macht als Kontrolle verdeutlicht auch, warum Macht nicht dasselbe wie Status ist. Status ist der Respekt bzw. die Wertschätzung, der bzw. die einer Person in einem sozialen System von anderen entgegengebracht wird.10 Auch ganzen Gruppen kann ein hoher Status zugewiesen werden, etwa Ärztinnen und Ärzten. Häufig ist vermeintliche Kompetenz oder Expertise, die einer Person zugeschrieben wird, eine Quelle von Status.11 Stephen J. Ceci und Douglas P. Peters führten dazu eine spannende Studie durch. Sie reichten bei hoch angesehenen Fachzeitschriften zwölf Artikel ein, die ebendort schon einmal positiv begutachtet und veröffentlicht worden waren. Die Artikel stammten von tollen Kolleginnen und Kollegen, die ihr Fach beherrschten. Dieselben Artikel wurden nun aber unter unbekannten Namen und von einer unbekannten Universität aus eingereicht, gewissermaßen also ohne Statusbonus. Bei drei Manuskripten fiel der Schwindel auf, ein Artikel wurde positiv begutachtet, und acht wurden tatsächlich wegen mangelnder Qualität abgelehnt.12

Aber noch einmal zurück zu der Unterscheidung zwischen Macht und Status. Ein Dieb hat in unserer Gesellschaft wenig Status (während es unter Dieben durchaus eine ausgeprägte Statushierarchie geben kann!). Dennoch kann ein Dieb sehr viel Macht über einen Wirtschaftsboss oder eine Politikerin erlangen, wenn er die richtige und damit eine wertgeschätzte Ressource stiehlt. Nach dem gleichen Muster streben Geheimdienste danach, einen Politiker oder eine Politikerin eines verfeindeten Landes erpressbar zu machen. Auch kann eine scheinbar statusniedrige Mitarbeiterin ihrer Chefin sehr gut sagen, wo es langgeht, wenn sie weiß, wie die Chefin in der Vergangenheit die Bilanzen gefälscht hat.

Das Gegenteil von Machtgefühlen: erlernte Hilflosigkeit


Wechseln wir nun die Seite und wenden wir uns dem psychologischen Erleben von Machtlosigkeit zu. Sind Sie Hundebesitzer oder -besitzerin? Dann müssen Sie jetzt sehr tapfer sein.

In den 1960er-Jahren waren Forschende auf der Suche nach Erklärungen dafür, warum Menschen depressiv werden. Man wusste damals schon aus Zwillingsstudien, dass genetische Veranlagungen für Depressionen existieren, doch war klar, dass auch die Lernumwelt einen Einfluss haben musste. Martin Seligman und Steven F. Maier führten Tierexperimente durch und entschieden sich für Hunde als Versuchsobjekte.13 Die Forscher suchten zunächst Hunde aus, die sich möglichst in ihrer Persönlichkeit unterschieden. Es wurden nicht nur ängstliche Hunde wie der kleine »Pfiffi« rekrutiert, sondern auch bissige (»Hasso«), dominante (»Bruno«), doofe (»Knödel«) und so weiter. Das Experiment selbst war in drei Phasen gegliedert:

Erste Phase: Die Hunde wurden in Boxen gesetzt, die jeweils in zwei Bereiche unterteilt waren. Der linke Bereich ließ sich unter Strom setzen, der rechte nicht. Die Hunde erhielten nun unangekündigte Elektroschocks, wenn sie sich im linken Teil der Box aufhielten. Sie konnten die Schocks aber vermeiden, indem sie über eine kleine Barriere in den sicheren Bereich der Box sprangen. Und dieses Verhalten zeigten die Tiere. Wenn man Hunde quält, versuchen sie, unabhängig von ihrer Persönlichkeit, dem Übel zu entkommen.

Zweite Phase: Die Hunde wurden erneut in die Box gesetzt, genauer gesagt, in den linken Bereich. Dieses Mal hatte man aber eine Wand installiert, sodass die Tiere keine Möglichkeit mehr hatten, den Schmerzreizen zu entkommen....

Erscheint lt. Verlag 10.3.2025
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Geisteswissenschaften Psychologie
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Appell • Carsten Schermuly Buch • Empowerment • Formen der Macht • Gesellschaft • Haufe Buch • Haufe Sachbuch • Haufe Verlag • kognitive Schemata • Macht • machtdynamik • Machtprozesse • Machtstruktur • Machtstrukturen • Machtteilhabe • Macht verlieren • Machtverlust • Manager • Manipulation • Narzist • Organisation • Psychologie • psychologische Prozesse • Schermuly • Unternehmen • Verantwortung • Verhalten • Was ist Macht • Wirtschaft Sachbuch • Zusammenleben
ISBN-10 3-68951-049-X / 368951049X
ISBN-13 978-3-68951-049-7 / 9783689510497
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