Die Stimme als Karriere-Turbo (eBook)
192 Seiten
Remote Verlag
978-1-960004-63-5 (ISBN)
Einleitung
Unsere Stimme ist unser Geburtsrecht … mindestens! Wer sprechen kann, kam reich beschenkt auf die Welt, so lautet die weitverbreitete Meinung. All jene, denen wir gern lauschen, hatten einfach Glück. Die restlichen 95 Prozent schauen demzufolge in die Röhre und müssen gucken, wie sie ohne Erfolg klarkommen.
Echt jetzt? Bei allem, was ich in meinem Leben bislang über die Natur und natürliche Prozesse mitbekommen habe, machte es für mich stets den Eindruck, als habe irgendeine höhere Macht in großen Buchstaben »Nachhaltigkeit« darübergeschrieben. Natürlich gibt es auch innerhalb ein und derselben Spezies immer mal kleine bauliche Unterschiede, aber im Großen und Ganzen kommt mir das Konzept recht schlüssig und eben nachhaltig vor. Was für einen Sinn ergibt es dann, das Werkzeug zur Kommunikation – namentlich die menschliche Stimme – derart ungerecht zu verteilen? Folge mir einige Jahrzehnte zurück …
Ich bin jemand, dem die Leute schon früh nachsagten, er hätte eine tolle Stimme. Und tatsächlich besagt die Legende über die Stunde meiner Geburt das Folgende: Es war ein kalter Morgen im Januar 1976. Im Kreißsaal des Städtischen Klinikums Pforzheim erblickte ich das Licht der Welt. Die Hebamme durchtrennte die Nabelschnur, wickelte mich in saubere Tücher und legte mich meiner Mutter freudestrahlend mit den Worten »Es ist ein Junge!« in die Arme. Das Antlitz der Frau erblickend, die mich gerade geboren hatte, begrüßte ich sie sogleich in wohlklingendem Bariton: »Hallo, Mutter …«
Okay … ganz so war es natürlich nicht, weder bei mir noch bei irgendwem auf dieser Welt. Wir alle, du, ich und alle anderen, starteten ungefähr mit denselben Voraussetzungen ins Leben. Als Geschenk gab es ein Instrument, das einzigartigste, wandlungsfähigste, interessanteste Instrument, das wir uns hätten wünschen können: unsere Stimme. Blöderweise kam sie ohne Gebrauchsanleitung.
Doch stört das zunächst niemanden, denn es gibt ja so viel anderes zu entdecken. Eine ganze Welt voller Möglichkeiten wartet – was sollen wir uns da mit uns selbst beschäftigen? Und tatsächlich ist das zumindest im deutschen Sprachraum die vorherrschende Meinung: Um unsere Stimme kümmern wir uns frühestens, wenn wir alles andere schon haben. Lediglich ein paar besondere Exemplare nehmen ihr Instrument wie ich schon früher in Angriff. Ich habe bereits mit vier Jahren Lesen gelernt, im Kindergarten den Altersgenossen vorgelesen und Spaß daran gefunden. Meine älteren Brüder inspirierten mich dazu, schon bald die Kinderbücher beiseitezulegen und mich an Jugendliteratur zu versuchen. Und schließlich habe ich im Gymnasium genießen gelernt, dass mir andere gern zuhörten, wenn ich vorlas.
Und jetzt kommst du um die Ecke und sagst mir: Ich hatte halt Glück. In einer Hinsicht hatte ich tatsächlich Glück, denn ich wurde in eine Familie hineingeboren, in der Bücher alltäglicher Gebrauchsgegenstand waren und der Fernseher meist nur Dekozwecke erfüllte. Diese Umgebung hat mich seit meiner frühesten Kindheit dazu ermutigt, zu lesen und zu kommunizieren. Der Fernseher übte freilich dennoch eine starke Anziehungskraft auf mich aus, zumindest ab dem Moment, in dem ich bei Freunden daheim das exakte Gegenteil meiner Familie erlebte. Da waren die Eltern entweder froh, dass der Nachwuchs still vor der Kiste saß, oder sie waren ohnehin den ganzen Tag außer Haus bei der Arbeit. Was blieb da schon anderes übrig, als sich alternative Beschäftigungen zu suchen?
Mein Vater war Lehrer für die Fächer Kunst, Werken und Technik. Da hatte er zwar auch seine Stundenpläne und verbrachte unter der Woche mehr Zeit in der Schule als daheim. Er erfüllte das Klischee des stetigen Lehrers jedoch vollständig, da er andauernd darauf bedacht war, zu lehren, auch in seiner Freizeit. Er fand immer etwas, das er uns Kindern beibringen wollte.
Meine Mutter war in den ersten Jahren ständig daheim und sorgte im und am Haus sowie bei uns drei Kindern für Ordnung. Erst als ich etwa 12 Jahre alt war und meine Brüder durch Volljährigkeit und Studium dem elterlichen Haushalt den Rücken kehrten, wagte sie den Schritt zurück in den Beruf. Ich bin der Überzeugung, es waren diese ersten Jahre, die mich wesentlich in der Entwicklung meiner Kommunikation geprägt haben. Als Kind wäre ich wahrscheinlich anderer Meinung gewesen. Wie gern hätte ich daheim auch einfach mal meine Ruhe gehabt. Im Rückblick aber empfinde ich das als großes Glück und bin meinen beiden Eltern sehr dankbar.
Falls du nun den Eindruck gewinnst, ich sei in einer Art perfekter Familie aufgewachsen, dann muss ich dich enttäuschen: Es war alles andere als perfekt. Denn wo fünf und zeitweise gar sechs Personen (meine Oma wohnte eine Weile mit im Haus) unter einem Dach leben, da menschelt es kräftig. Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert. Nicht nur musste ich mich als Kleiner immer wieder gegen meine beiden älteren Brüder durchsetzen. Hinzu kam, wie könnte es anders sein, auch die »Schwiegermutter-im-Haus-Problematik« – ein Kampf, den zwar vorrangig meine Eltern ausfochten, der aber natürlich auch uns Kinder betraf. Insgesamt keine leichte Konstellation. Doch ich lernte viel, auch, gute Miene zu »bösem Spiel« zu machen. Die Mantren meiner Kindheit waren nämlich: »Sprich draußen aber nicht darüber«, »Was sollen denn die andern denken?« und »Lass mal, wird schon wieder«.
Meine Eltern setzten viel daran, nach außen stets das Gesicht der perfekten Familie zu wahren.
Warum erzähle ich dir all das? Weil Geschichte wichtig ist, vor allem die persönliche. Alles, was wir erleben, prägt uns. Manches wirkt sich direkt auf unsere Kommunikation aus, anderes zahlt auf unsere Persönlichkeit ein, die schlussendlich aber wiederum auf unsere Kommunikation einwirkt. Die weiter oben erwähnte Gebrauchsanweisung für Stimme und Kommunikation bleibt uns das Leben dennoch schuldig. Wir wachsen da halt rein, und jeder von uns erwirbt mit der Zeit sein ganz eigenes Päckchen an Erfahrungen und Skills. Nur vergessen wir das stets, sobald wir auf jemanden treffen, der anders ist und den wir als lauter, strahlender und erfolgreicher wahrnehmen. Dann beschleicht uns das ungute Gefühl des Neides, wir machen Ungerechtigkeit aus und nennen es Glück. Dabei beruht jede Entwicklung nur auf äußeren Einflüssen. Die Ausgangssituation ist dieselbe.
Was ist nun die frohe Botschaft für dich? Da deine Entwicklung in Sachen Kommunikation äußeren Einflüssen geschuldet ist, heißt das im Umkehrschluss: Du kannst alles lernen.
Wenn es aber nun doch so leicht wäre, warum tust du es dann nicht? Die eigentliche Herausforderung besteht darin, den Startpunkt auszumachen. Wo fängst du an? Ebenso wenig wie eine Gebrauchsanleitung verfügst du nämlich über die sprichwörtliche Hilfe-Hotline für Stimme und Kommunikation. Es gibt zwar eine Menge Wissen auf der Welt, aber die reine Verfügbarkeit von Wissen war in den letzten Jahrzehnten ohnehin nie das Problem. Und sie wird es in Zukunft angesichts der stetig voranschreitenden digitalen Entwicklung auch nie wieder sein. Nein, das Problem ist, das zur Verfügung stehende Wissen zu filtern, um es nutzen zu können. Die Hürde besteht darin, es Schritt für Schritt aufzugliedern und in einzelne, leicht umsetzbare Happen zu gliedern. Genau das war über lange Zeit auch meine Herausforderung. Angesichts meiner Jahrzehnte währenden Erfahrungen als Sprecher riefen mich immer wieder Kunden an, die von mir lernen wollten. Sie alle waren der festen Überzeugung, ich müsse doch ein wandelndes Lexikon der Sprechkunst sein. Und wahrscheinlich hatten sie mit ihrer Vermutung sogar recht. Dennoch ließ ich mich meist nur widerwillig auf Workshops und Co. ein, vertrat ich doch lange selbst die Auffassung, eine (meine) tolle Stimme sei Glück. Was also sollte ich all den Lernwilligen schon beibringen können?
Es war ein weiteres Mal mein Vater, der mir, wenn diesmal auch posthum, eine Lehre erteilte. Vor einigen Jahren brachte mich eine Mischung aus eigenem Erleben und gewissen Reifungsprozessen dazu, mich noch stärker als früher selbst zu reflektieren. So hinterfragte ich nicht nur die Umstände meines Lebens an sich, sondern ganz besonders jene glückliche Fügung, der ich meine Stimme und daraus resultierend meinen Lebensunterhalt als Sprecher zu verdanken hatte. Zu dem Schluss kommend, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte, suchte ich mehr Austausch, buchte Coachings und fand Mentoren. Durch eine ganze Fülle veränderter und neuer Perspektiven lernte ich von ihnen. Doch eines blieben sie mir schuldig: Was hatte ich all jenen voraus, die mir tagein, tagaus eine besondere Gabe in Sachen Sprache bescheinigten?
Nun stand ich also ein paar Jahre nach dem Tod meines Vaters an seinem Grab und führte einen inneren Dialog. Ich stellte mir vor, was er wohl zu seiner Ruhestätte gesagt hätte. Voll des Lobes wäre er gewesen, da war ich mir sicher. In seinem liebevoll gepflegten Garten rund ums eigene Haus hatte es zu seinen besten Zeiten keinerlei Unkraut gegeben. Kein Hälmchen wuchs, das nicht an genau dieser Stelle wachsen sollte.
Und genau so zeigte sich auch sein Grab: sauber, gepflegt und offenbar auf tollem Boden angelegt, der die pflanzliche Entwicklung förderte. »Feinkrümelig muss er sein, der Boden. Und locker. Dann hast du kein Problem mit Unkräutern. Und was wachsen soll, gedeiht auch.« So ungefähr hatte er es immer ausgedrückt, wenn er viele Jahre zuvor während einer seiner Gartenlehrstunden versucht hatte, mir die Freude am Gärtnern näherzubringen. Ohne Erfolg, muss ich hier gestehen. Doch...
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2024 |
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Verlagsort | Tallinn |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Wirtschaft | |
Schlagworte | Die Stimme • Erfolg • Führungsinstrument Stimme • Job • Karriere • Kommunikation • Persönlichkeitsentwicklung • Rhetorik • rhetorik und kommunikation • Sichtbarkeit • Stimme • Ziele |
ISBN-10 | 1-960004-63-8 / 1960004638 |
ISBN-13 | 978-1-960004-63-5 / 9781960004635 |
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