Impact Investing (eBook)

Regulierung, Methoden und Erfolgsmessung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-6356-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Impact Investing -  Benjamin Ruppert
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Investitionen sollen zunehmend nicht nur eine finanzielle Rendite erwirtschaften, sondern auch messbare ökologische und soziale Wirkung (Impact) erzielen. Das Buch vermittelt die Konzepte, Methoden und stellt die regulatorischen Rahmenbedingungen dar. Dabei werden die internationale und nationale Regulierung der Finanzmärkte im ESG-Kontext, Methoden und Strategien nachhaltigen Investierens, KPIs und Erfolgsmessung, Impact Investing nach Anlageklassen und der Risikofaktor Greenwashing beleuchtet. Das Buch richtet sich an professionelle Investor:innen, Analyst:innen, Berater:innen und Produktentwickler:innen sowie Forschende im Bereich Sustainable Finance.

Benjamin Ruppert ist Senior Manager im Wealth Management der Commerzbank AG.

Benjamin Ruppert Benjamin Ruppert ist Senior Manager im Wealth Management der Commerzbank AG.

2.6 Strategien des nachhaltigen Investierens


2.6.1 ESG Investing oder Socially Responsible Investing?


Bevor ein detaillierter Blick auf Impact Investing stattfinden kann, sollte zunächst ein Überblick über die verschiedenen Formen nachhaltiger Finanzanlagen gegeben werden. Die Begrifflichkeiten Nachhaltige oder Sustainable Investments und Impact Investments überschneiden sich inhaltlich und eine Abgrenzung ist nicht eindeutig möglich, da sich die Definitionen von Nachhaltigkeit und Impact individuell von Investor zu Investor unterscheiden. Dies führt häufig zu Diskussionen und verlangt somit umso stärker nach einer allgemein gültigen Definition der Begrifflichkeiten.

ESG Investing ist eine Anlagestrategie, bei der die Faktoren Umwelt, Soziales und Governance (ESG) bei der Auswahl von Anlagen im Zentrum stehen. Diese Faktoren werden verwendet, um das langfristige finanzielle Risiko und die Rendite einer Anlage zu bewerten, wobei das Ziel darin besteht, positive Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung zu fördern. Die Risiken, die durch Vernachlässigung von ESG-Aspekten für Unternehmen entstehen, wirken sich langfristig auch auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Unternehmen aus, weshalb ihnen auch unter Risikogesichtspunkten eine wichtige Rolle zugeschrieben wird.

Definition von ESG

Environmental (Umwelt): Dieser Aspekt bezieht sich auf die ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens oder einer Investition, beispielsweise Umweltverschmutzung, Klimawandel, Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Wassernutzung und Abfallmanagement oder Umweltschutzmaßnahmen.

Social (Soziales): Soziale Aspekte eines Unternehmens oder einer Investition betreffen beispielsweise Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Vielfalt und Inklusion, Arbeitsbeziehungen, Kundenzufriedenheit, Gemeinschaftsengagement oder die Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften.

Governance (Unternehmensführung): Eine (gute) Governance beinhaltet die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird, einschließlich Aspekte wie Unternehmensstruktur, Korruptionsbekämpfung, Compliance, Transparenz, ethische Geschäftspraktiken, Vorstandsstruktur, Vergütungspolitik, Aufsichtsratsstruktur oder Risikomanagement.

SRI (Socially Responsible Investing) wird häufig als eine striktere Form von ESG Investing angesehen, das ethische und soziale Aspekte bei der Investition stärker gewichtet. Der Begriff »SRI« wurde allerdings schon früher verwendet und ist historisch gesehen älter als der Begriff »ESG«. SRI war traditionell stärker mit moralischen und sozialen Überlegungen verbunden, während ESG sich auf eine breitere Palette von Faktoren bezieht, die darüber hinausgehen. Beim SRI-Ansatz sind insbesondere die strengen Ausschlusskriterien typisch. So werden häufig Totalausschlüsse von Unternehmen oder Branchen vorgenommen, die mit Kinderarbeit, Verstößen gegen Menschenrechte, Waffen und Rüstungsgütern, Alkohol, Tabak und Glücksspiel oder Pornografie in Verbindung gebracht werden.

Unterschieden wird außerdem zwischen werte- und normbasierten Ausschlusskriterien. Wertebasierte Ausschlusskriterien beziehen sich z. B. auf ethisch verwerfliche Geschäftspraktiken eines Unternehmens, die der Investor nicht unterstützen möchte. Diese Ausschlüsse können sich individuell zwischen verschiedenen Investoren unterscheiden, die verschiedene Vorstellungen von ethischen und verantwortlichen Geschäftstätigkeiten haben. Während ein Investor Rüstungsunternehmen aus moralischen Gründen ausschließen wird, könnte ein anderer Investor ein derartiges Investment aus Verteidigungsaspekten moralisch rechtfertigen. Normbasierte Ausschlusskriterien dagegen beziehen sich auf anerkannte internationale Normen, wie z. B. Menschenrechtskonventionen, Waffensperrverträge, Arbeitsstandards, Artenschutzabkommen, Umweltrecht und andere.

2.6.2 Negative vs. Positive Screening


Negative Screening und Positive Screening sind zwei ähnliche Ansätze im Rahmen von nachhaltigen Anlagestrategien, die darauf abzielen, bestimmte Unternehmen oder Branchen auf der Grundlage ethischer, sozialer oder Umweltkriterien zu bewerten und auszuwählen.

Negative Screening oder ESG-Screening bezieht sich auf einen Auswahlprozess, bei dem bestimmte Unternehmen oder Branchen aus einem Anlageportfolio im Vorhinein ausgeschlossen werden. Die Auswahl basiert auf bestimmten Kriterien, die vordefinieren, was etwa als ethisch oder moralisch fragwürdig angesehen wird. Diese Kriterien können sich auf Aktivitäten beziehen, die mit Umweltzerstörung, sozialer Ungerechtigkeit, Menschenrechtsverletzungen, Waffenherstellung, Tabak oder Glücksspiel in Verbindung stehen. Dieser Prozess der Negativauslese ist weit verbreitet und lässt sich gerade für institutionelle Portfolios unkompliziert darstellen, insbesondere wenn man sich auf eine normbasierte Auslese stützt und allgemein anerkannte Kriterien höherer Institutionen, wie des UN Global Compact, verwendet werden. Ein Investor, der Negative-Screening-Kriterien anwendet, würde beispielsweise Unternehmen ausschließen, die in der Kohleindustrie tätig oder an Kinderarbeit beteiligt sind. Durch die Anwendung von negativen Screening-Kriterien können Anleger sicherstellen, dass ihre Anlagen nicht zur Finanzierung von Aktivitäten beitragen, die ihren ethischen oder moralischen Überzeugungen widersprechen.

Oftmals ist in der Praxis auch eine aufgeweichte Form des Negative-Screening-­Ansatzes vorzufinden: Viele Unternehmen sind als Mischkonzerne mit einer breit diversifizierten Produktpalette ausgestattet und daher in verschiedenen Branchen tätig. Damit solche Unternehmen nicht von vorneherein durchs Raster fallen, wurden relative Ausschlussregeln entwickelt. So wird ein Unternehmen erst dann aus dem Investmentuniversum ausgeschlossen, wenn ein kontroverser Bereich z. B. mehr als 10 % des Umsatzes beträgt. Es könnte dadurch etwa weiterhin in einen Maschinenbauer investiert werden, der an die Rüstungsindustrie liefert, wenn dieser Konzernbereich nicht die Umsatzschwelle von 10 % überschreitet. Auf der anderen Seite wäre ein Energieversorger auch dann noch investierbar, solange er nicht mehr als 10 % Kohlestrom produziert.

Kritik an Umsatzschwellen

Eine häufig vorgebrachte Kritik von Umsatzschwellen lautet, dass diese zu großzügig gefasst werden. Außerdem sind sie statisch und werden i. d. R. nicht mit der Zeit angepasst. Dabei könnten Umsatzgrenzen durch eine dynamische Anpassung bzw. schrittweise Herabsetzung auch eine Transformationsfunktion übernehmen.

Im Gegensatz dazu bezieht sich Positive Screening darauf, die Unternehmen oder Branchen auszuwählen, die bestimmte erwünschte Kriterien bereits im Vorhinein erfüllen oder verantwortungsvolle Geschäftspraktiken aufweisen. Dieser Ansatz wird auch als ESG-Integration bezeichnet, da ESG-Aspekte in die Investmententscheidungen integriert werden. Anleger verwenden positive Screening-Kriterien, um gezielt in Unternehmen zu investieren, die sich durch umweltfreundliche Praktiken, soziale Verantwortung, gute Governance-Strukturen oder innovative Lösungen für soziale und Umweltprobleme auszeichnen. Beispielsweise könnten Anleger in Unternehmen investieren, die erneuerbare Energien entwickeln, soziale Programme unterstützen oder nachhaltige Produkte herstellen. Durch die Auswahl dieser Unternehmen können Anleger nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch positive soziale oder Umweltwirkungen fördern und unterstützen.

Sowohl das Negative Screening als auch das Positive Screening stellen Investmentansätze dar, die nachhaltige Anlageportfolios aufbauen können, die den ethischen, sozialen und Umweltwerten der Anleger entsprechen. Während Negative Screening darauf abzielt, bestimmte unerwünschte Unternehmen oder Branchen auszuschließen, konzentriert sich Positive Screening darauf, gezielt in Unternehmen zu investieren, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Beide Screening-Ansätze lassen sich auch miteinander kombinieren, wodurch sichergestellt ist, dass nicht in unerwünschte kontroverse Unternehmen investiert, sondern ein grünes bis dunkelgrünes Investmentportfolio allokiert wird.

Beliebte ESG-Ausschlusskriterien deutscher Privatanleger

Branchenebene:

  • Rüstung und Verteidigung

  • industrielle Viehzucht

  • Pornografie

  • Atomkraft

  • Gentechnik in der Landwirtschaft

  • Glückspiel

Unternehmensebene:

  • Ausnutzung von Kinderarbeit

  • Zerstörung von Urwäldern und Naturräumen

  • Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten

  • Lebensmittelspekulation

  • Korruption und Bestechung

Staatenebene:

  • Verstoß gegen Menschenrechte

  • Nutzung von kontroversen und geächteten Waffen

  • Export von Waffen in Krisenregionen

  • mangelnde Bekämpfung von Korruption und Geldwäsche

  • Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit

  • keine Verpflichtung zum Schutz der Artenvielfalt von Tieren und ­Pflanzen

Quelle: Zwergel et al., On the heterogeneity of sustainable and responsible investors, 2019, S. 286

2.6.3 Best...


Erscheint lt. Verlag 22.10.2024
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Anlageberatung • Benjamin Ruppert • ESG-Investing • ESG-Rating • Greenwashing • MiFiD II • Sustainable Finance
ISBN-10 3-7910-6356-1 / 3791063561
ISBN-13 978-3-7910-6356-0 / 9783791063560
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