Unausgesprochene Wahrheiten (eBook)

Von toxischem Verhalten zu einem fairen Arbeitsumfeld. Gegen Mobbing, Diskriminierung und Belästigung - für Betroffene und Unternehmen

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Haufe Verlag
978-3-68951-022-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unausgesprochene Wahrheiten -  Emre Çelik
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Um toxisches Verhalten zu überwinden, muss man die unausgesprochenen Wahrheiten enthüllen. Emre Çelik gilt als einer der führenden Spezialisten für Arbeitsplatzermittlungen und öffnet in seinem bahnbrechenden Werk die Türen zu einer Welt, die viele nur zu gut kennen, aber nur wenige zu durchleuchten wagen: 'toxische Verhaltensweisen am Arbeitsplatz'.  Toxische Verhaltensweisen am Arbeitsplatz sind kein Phänomen der Neuzeit. Sie gab es schon immer, solange Menschen in organisierten Strukturen zusammenarbeiten. In der heutigen Ära, die von starker Flexibilität, Teamarbeit und Kooperation geprägt ist, sind jedoch die negative Auswirkung solcher Verhaltensweisen stärker und katastrophaler als jemals zuvor. Mit einer Mischung aus erschütternden, wahren Geschichten, gewonnen durch tiefgehende Interviews, und fundierten wissenschaftliche Studien, gepaart mit seinen unersetzbaren Erfahrungen als Arbeitsplatzermittler, navigiert uns Emre Çelik durch die verborgenen Abgründe des Berufslebens. Von Mitarbeiterfehlverhalten über Mobbing bis hin zu Diskriminierung und Belästigung - kein Thema bleibt unberührt, keine unausgesprochene Wahrheit verborgen. - Anschauliche Interviews mit betroffenen Personen und Bewertung - Tiefe Bewertung und Analyse von Toxischen Organisationen, Führungs- und Mitarbeiter:innenverhalten - Psychologische und juristische Fachbeurteilung  - Praktische Hilfestellungen und Konzepte für Betroffene - Konkrete Maßnahmen zur kulturellen Entgiftung für Unternehmen - Schutz und Distanz vor toxischem Verhalten - 7 unausgesprochene Wahrheit der Arbeitswelt  - Heilung und Neuanfang - Möglichkeiten von KI im Kampf gegen toxisches VerhaltenEntwicklung von Fähigkeiten zum Umgang und zur Prävention von toxischem Verhalten Das Buch ist nicht nur eine Entdeckungsreise in die dunklen Ecken toxischer Arbeitsumgebungen, sondern auch ein Leitfaden zur Befreiung. Er bietet nicht nur tiefe Einblicke in die verheerenden Auswirkungen solcher Verhaltensweisen auf das Klima am Arbeitsplatz, die Gesundheit der Mitarbeitenden und den Unternehmenserfolg, sondern liefert auch praktische Lösungen sowohl für die direkt Betroffenen als auch für die Unternehmen selbst. Lassen Sie sich von dem 'gefragtesten Personaler Deutschlands' (Handelsblatt) auf dieser aufklärenden Reise an die Hand nehmen. Sie wird Ihnen nicht nur die Augen öffnen, sondern auch konkrete Wege aufzeigen, wie Sie sich und Ihr Umfeld vor den schädlichen Auswirkungen toxischer Arbeitsbeziehungen schützen können. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der den Arbeitsplatz nicht nur als Ort des Erwerbs, sondern als Raum für persönliches Wachstum und gegenseitigen Respekt sieht.

Emre Çelik arbeitet als HR-Experte bei Google DeepMind. Zuvor war er in verschiedenen Positionen bei Unternehmen wie Telefonica, Adobe und Google in der EMEA-Region im Bereich Arbeitsplatzermittlung tätig. Er gehört zu den renommiertesten und einflussreichsten HR-Experten und Keynote-Speakern im DACH-Raum. Seine Reichweite setzt Emre Çelik ein, um aktiv auf die Themen Belästigung, Mobbing, Diskriminierung und toxisches Verhalten am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen. Als Speaker steht er im Austausch mit Minister:innen und Vorstandsmitgliedern. Er hat ein innovatives Antidiskriminierungsökosystem erschaffen und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als LinkedIn Top Voice 2022 und 2023, mit dem Impact of Diversity Award, als Gesicht der Zukunft 2023 von BusinessPunk, dem Google Engagement Award 2023 sowie dem ersten Platz beim DRX Award 2024 als HR-Content-Experte.  Geboren in Freising, wuchs Emre Çelik als Kind einer alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete sich vom Hauptschulabschluss bis zum Masterabschluss hoch.

Emre Çelik Emre Çelik arbeitet als HR-Experte bei Google DeepMind. Zuvor war er in verschiedenen Positionen bei Unternehmen wie Telefonica, Adobe und Google in der EMEA-Region im Bereich Arbeitsplatzermittlung tätig. Er gehört zu den renommiertesten und einflussreichsten HR-Experten und Keynote-Speakern im DACH-Raum. Seine Reichweite setzt Emre Çelik ein, um aktiv auf die Themen Belästigung, Mobbing, Diskriminierung und toxisches Verhalten am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen. Als Speaker steht er im Austausch mit Minister:innen und Vorstandsmitgliedern. Er hat ein innovatives Antidiskriminierungsökosystem erschaffen und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als LinkedIn Top Voice 2022 und 2023, mit dem Impact of Diversity Award, als Gesicht der Zukunft 2023 von BusinessPunk, dem Google Engagement Award 2023 sowie dem ersten Platz beim DRX Award 2024 als HR-Content-Experte.  Geboren in Freising, wuchs Emre Çelik als Kind einer alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete sich vom Hauptschulabschluss bis zum Masterabschluss hoch.

WARUM DER »TOXISCHE ARBEITSPLATZ« REAL IST


Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Ausbildungstag. Es war der Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben, eines, das ich in einer kleinen Zeitarbeitsfirma in München aufschlug. Als junger Mensch aus einer armen Familie träumte ich immer davon, in einem Büro zu arbeiten, einen festen Arbeitsplatz zu haben und gutes Geld zu verdienen. Angesichts meines Hauptschulabschlusses und meines Namens Emre schien dieses Ziel weit entfernt – eine Realität, die meine Lehrer und Lehrerinnen oft betonten. Doch entgegen allen Erwartungen gelang es mir, diesen Traum zu verwirklichen. Ich gehörte zu den wenigen meiner Klasse, die über den zweiten Bildungsweg einen Abschluss an einer Wirtschaftsschule erzielten. Nach unzähligen Bewerbungen erhielt ich eine Ausbildungsstelle als Bürokaufmann bei einer kleinen Zeitarbeitsfirma an der renommierten Leopoldstraße in München.

Mein Verständnis von Arbeit ist tief verwurzelt in den Erlebnissen meiner Mutter. Angetrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben, gab meine Mutter in den 1980er Jahren ihren akademischen Werdegang in der Türkei auf und ging nach Deutschland. In diesem fremden Land fand sie nicht nur Arbeit, sondern auch Liebe, doch unglücklicherweise verlor sie meinen Vater schon bald an eine Krankheit.

Plötzlich stand sie alleine da, verantwortlich für zwei Kinder. Unbeirrt von den Widrigkeiten, nahm sie den Kampf ums Überleben auf, schuftete am Fließband bei Müller-Brot, einer großen Industriebäckerei, und jonglierte nebenbei mit zwei Reinigungsjobs. Ihr Alltag war ein ständiger Balanceakt zwischen harter körperlicher Arbeit und der Fürsorge für uns Kinder, bis ein Arbeitsunfall ihr Leben noch weiter erschwerte und sie mit einer Schwerbehinderung zurückließ.

Da war ich nun. Der Hoffnungsträger der Familie Çelik. Mit einem Bündel aus Hoffnungen und Ängsten trat ich meine Ausbildung an. Die Angst vor Monotonie, vor physischen und psychischen Schmerzen und die Furcht, Fehler zu machen oder meine Mutter zu enttäuschen, waren ständige Begleiter in meinem Arbeitsleben. Doch tief in mir wusste ich, dass dieser Schritt meine Chance war, aus dem Kreislauf der Ausweglosigkeit auszubrechen, der so viele Menschen aus meinem Umfeld gefangen hielt.

Ausgestattet mit den letzten Tipps meiner Mutter, machte ich mich auf den Weg, um mir meinen Platz in dieser für mich neuen Welt zu erkämpfen. »Egal, wie dein erster Tag wird, ich bin sicher, dass du die richtigen Entscheidungen treffen wirst«, hatte meine Mutter lächelnd gesagt. Mit diesen Worten im Rücken trat ich aus unserem Wohngebäude, durch die Tür mit dem eingeschlagenen Glas, und öffnete die schwere Eichenholztür zu meiner zukünftigen Arbeitsstätte in München, stieg die mit Stuck verzierte Treppe hinauf und ging durch die sich automatisch öffnende Bürotür.

Am ersten Tag wurde ich herzlich von Sabine, der Geschäftsführerin, von Niklas, dem damaligen Azubi, sowie Herrn Klein, dem Buchhalter der Firma, empfangen. Ich hatte keinen festen Arbeitsplatz, sondern musste auf einem kleinen Hocker, ohne Rückenlehne, neben Niklas, einem großen deutschen Jungen, der stets im Anzug zur Arbeit erschien, sitzen.

Die ersten Tage waren geprägt von Lernen und Anpassung. Ich lernte, mich am Telefon vorzustellen, mit der richtigen Anrede, durfte bereits das E-Mail-Postfach öffnen und auf wichtige E-Mails hinweisen. Ich machte mich mit den verschiedenen Computerprogrammen vertraut, fand guten Anschluss im Team, und alles schien sich positiv zu entwickeln. Die Putzkraft, eine türkische Frau, und ich verstanden uns auf Anhieb. Sie gab mir den Rat »Kendine iyi bak« – »Pass auf dich auf«. Eine gängige Redewendung, über die ich nicht weiter nachdachte, doch deren tieferen Sinn ich erst später wirklich verstehen sollte.

In der dritten Woche hob ich erneut das Telefon ab, und Sabine machte eine Bemerkung über meine Aussprache. Sie sagte, ich solle das »R« nicht rollen, da es sich seltsam anhören würde. Zu diesem Zeitpunkt verstand ich nicht, was sie meinte, denn ich hatte immer so gesprochen. Ich konnte diesen Teil meiner Aussprache nicht einfach abstellen, nur weil sie meinte, es klinge unprofessionell. Heute weiß ich, dass dieses gerollte »R« kein Sprachfehler ist, sondern vielmehr ein bayerischer Einschlag, der daher rührt, dass ich in Neufahrn, einem kleinen bayerischen Vorort, aufgewachsen bin.

In der darauffolgenden Woche im Büro offenbarte sich eine neue Dimension der Spannung, als ich Niklas’ gerötetes Gesicht bemerkte. Kurz darauf platzte Sabine herein und entlud ihren Zorn auf ihn. Ihre Worte waren scharf, extrem laut und unerbittlich: »Wie kannst du den Stundennachweis nicht kontrollieren? Wir haben 800 Euro nicht abgerechnet! Im zweiten Lehrjahr – und du kannst das nicht? Du bist dümmer, als du aussiehst.« Niklas, gedemütigt und überwältigt, weinte, während er starr auf den Tisch blickte. Ich saß da, still, und bemühte mich, Sabines zornigen Blicken zu entgehen. Als sie den Raum verließ, versuchte ich, mit Niklas zu sprechen, doch er blieb stumm.

So vergingen die Wochen, in denen die Auftragslage immer schwieriger wurde und Sabines Ausbrüche zu einer regelmäßigen Erscheinung eskalierten.

Sie schrie die türkische Putzfrau an, weil auf dem Glastisch ein Fingerabdruck zu sehen war, warf die Ordner mit den Stundennachweisen auf den Boden und forderte mich auf, die überall verstreuten Zettel einzusammeln. An einem Tag, als ich die Meetingräume aufräumte, hörte ich zufällig, wie Sabine im Nebenzimmer mit dem Buchhalter, Herrn Klein, über mich sprach. Sie erwähnte, dass sie mich nur wegen meiner schwierigen Kindheit eingestellt habe, weil sie jemand sei, der gerne Unterstützung biete.

Eine Kultur der Angst hatte sich etabliert, und die Warnung der Putzfrau, ich solle auf mich aufpassen, begann, einen Sinn zu ergeben. Ich fragte meine Mutter, ob das die Norm in der Arbeitswelt sei. »So ist die Arbeit, Emre. Wir müssen akzeptieren, wie wir behandelt werden«, antwortete sie resigniert.

In der Hauptschule war ich jahrelang als Pausenhelfer tätig, löste Konflikte und trat als Klassensprecher für die Rechte meiner Mitschüler und Mitschülerinnen ein. Und jetzt stand ich da, völlig sprachlos. Was ging in mir vor? Was war dieses Gefühl, das mich überkam? Schlaflose Nächte plagten mich, Bauchschmerzen wurden zur täglichen Qual, und bei der Arbeit unterliefen mir Fehler, obwohl ich so genau darauf achtete, keine zu machen.

Die schlechte Arbeitssituation erreichte ihren Höhepunkt, als ich für ein einwöchiges Projekt an einen Kunden vermittelt wurde, bei dem ich als Datentypist arbeiten sollte. Mir wurde strikt untersagt zu erwähnen, dass ich erst 17 Jahre alt und Auszubildender bin und keine Überstunden leisten darf. Ich sollte mich ausschließlich auf das Eintippen der mir zugewiesenen Daten konzentrieren und mit niemandem über meine Situation sprechen. Dass es sich bei dem Kunden um ein großes Pharmaunternehmen handelte, machte mir zwar etwas Angst, aber ich war entschlossen, meine Aufgabe bestmöglich zu erfüllen. Zugleich war ich erleichtert, eine Weile von Sabine fern zu sein.

Bei dem Kunden herrschte eine völlig andere Atmosphäre. Ich erhielt viel Lob für meine Fragen und Denkweisen und wurde sogar zu einem Abendessen im Büro eingeladen, und wegen der vielen positiven Rückmeldungen arbeitete ich gern eine Stunde länger, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken.

Gerade in diesem Moment, als ich mich zum ersten Mal geschätzt fühlte, klingelte plötzlich mein Telefon. Es war Sabine, die wissen wollte, ob ich bereits nach Hause gegangen sei. Als ich ihr erklärte, dass ich noch eine Stunde länger geblieben war, weil ich zu einem Essen eingeladen worden sei, entlud sie einen Schwall von Beleidigungen über mich. Sie behauptete, ich sei dumm, könne nicht mal die Uhr lesen und würde es zu nichts bringen. Dabei drohte sie auch mit Konsequenzen. In diesem Augenblick, als sie nicht aufhörte, mir in einem Monolog schreiend meine Verantwortlichkeiten zu erklären, vollzog ich eine Handlung, die mein berufliches Leben bis heute maßgeblich prägen sollte. Es kostete mich all meinen Mut, doch ich entschied mich, zu handeln. Ich stellte das Telefon auf Lautsprecher, während Sabine weiterschrie – und das, während die Empfangsmitarbeiterin des Kunden direkt neben mir stand.

Diese Entscheidung veränderte alles. Die Empfangskraft des Unternehmens griff ein und forderte Sabine auf, zu erklären, wie sie es wagen könne, so mit mir zu sprechen. Zum ersten Mal erlebte ich Sabine sprachlos.

Nach Abschluss des Projekts bei dem auswärtigen Kunden meldete ich mich krank. Als ich nach einer Woche wieder im...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2024
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Antidiskriminierung • antitoxisch • Arbeit • Arbeitsatmosphäre • Arbeitsplatz • Arbeitsumfeld • Authentisch sein • Belästigung am Arbeitsplatz • Berufsalltag • Diskriminierung • Emre Çelik • FAIR • Hilfe • Leadership • Mitarbeiter • Mobbing • mobbing durch arbeitgeber • Psychische Belastung • Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz • Tabu • toxisch • toxische Beziehungen • toxische Personen • toxischer Arbeitsplatz • Unausgesproche • Unternehmen • Wahrheiten • Wohlbefinden
ISBN-10 3-68951-022-8 / 3689510228
ISBN-13 978-3-68951-022-0 / 9783689510220
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