Kapitalstärke -  Robert Velten

Kapitalstärke (eBook)

Die Illusionen der Finanzbranche durchschauen und entspannter investieren
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Wiley-VCH (Verlag)
978-3-527-84913-0 (ISBN)
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Lassen sich gute Aktien finden oder sind ETFs das Mittel der Wahl? Nützen nachhaltige Fonds? Warum liefert die Finanzindustrie so viele teure Eskapaden und so wenig gute Ergebnisse? Können technischer Fortschritt und die Dominanz der USA die Börsengewinne noch einmal steigern? Wie kann man Vermögen dauerhaft sichern: Mit KI oder gesundem Menschenverstand?
Bei all diesen Fragen zeigt die Praxis: Auch Finanzprofis machen Fehler, die sich psychologisch beschreiben lassen und nachhaltigen Erfolg verhindern. Wissenslücken und falsche Anreize erledigen den Rest. Die Folgen: Unnötige Kosten, Verluste und Risiken.
Wir können Banken und Vermögensverwalter, die für uns arbeiten, überwachen und auch unsere eigenen Finanzentscheidungen besser verstehen.
Um Vermögen effektiv anzulegen brauchen wir tiefere Einblicke in die Funktionsweise der Kapitalmärkte, die Praxis der professionellen Geldanlage und in uns selbst! Wir müssen uns gerade vor denjenigen Kapitalfehlern schützen, die sogar Profis befallen.
Das ist leichter als man denkt, denn dieses Buch räumt Schritt für Schritt mit den aktuellen Illusionen auf und offenbart den festen Grund, auf dem eine nachhaltige Vermögensanlage stehen kann.

Dr. Robert Velten, mehrfach ausgezeichneter Fondsmanager und Wirtschaftswissenschaftler verbindet neueste Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie mit praktischen Beobachtungen und schildert auf unterhaltsame Weise, welche Strategien Börsenstürmen trotzen und wie kapitalstarkes Investieren mit mehr Gelassenheit gelingen kann.

Dr. Robert Velten ist Gründer und Geschäftsführer der Velten Asset Management GmbH. Er steht auf der Forbes-Liste der besten Fondsberater und das Handelsblatt kürte ihn dreimal hintereinander zum Top-Fondsmanager. Der von ihm initiierte Aktienfonds Velten Strategie Deutschland erhielt mehrere Auszeichnungen. Zuvor war der studierte Philosoph und Soziologe Hochschuldozent für Wirtschaftswissenschaft und veröffentlichte mehrere Bücher.

1
Willkommen an der Börse, dem Ort der Kapitalfehler!


Der ultimative Test für Ihre Börsen-Eignung


Bevor wir zu den Kapitalfehlern der Börsen-Experten kommen, widmen wir uns erst mal den ganz großen Fehlern. Das sind jene, die Profis nicht machen. Im Gegenteil: Selbstständige Verwalter und Berater bewahren Vermögende davor.

Da es in dem Buch um die Illusionen fortgeschrittener Kapitalanleger gehen soll, brauchen wir hier nur kurz darüber sprechen. Ganz auslassen können wir sie aber nicht, denn sie kommen bei Anfängern und vielen Selbstentscheidern vor. Betrachten Sie die nächsten beiden Unterkapitel daher als eine Art Check-in für das ganze Buch. Als »Hausordnung« im Sinne von: Lies erst die Community-Regeln, bevor du unserer Gruppe beitrittst. (Wer diese »Börsen-Etikette« noch nicht beachtet hat, darf sich die zwei folgenden Kapitel rot markieren. Für alle anderen gilt, was Gandalf der Zauberer vor den Mines of Moria aus alten Runen entziffert: Speak friend and enter!)

Wir starten mit einem Spiel: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem Wettbewerb teil, bei dem alle Leser dieses Buches voneinander unabhängig irgendeine ganze Zahl zwischen 0 und 100 angeben müssen. Wer am nächsten an zwei Drittel der Durchschnitts-Zahl aller am Ende abgegebenen Schätzungen liegt, gewinnt. Sie haben also 99 Möglichkeiten! Welche Zahl schätzen Sie? – Dieses Spiel geht auf eine Idee von Keynes zurück und wurde auch schon von Wissenschaftlern durchgeführt. Ich habe es selbst mit unzähligen Studenten in meinen Seminaren gespielt. Deshalb weiß ich auch, welche Zahl wahrscheinlich gewinnt. Sie auch? Schreiben Sie hier mal Ihre Zahl auf:

__________

In einem späteren Kapitel werde ich Ihnen die Auflösung geben und tja … Ihre Zahl wird dann eingeordnet werden. Sie wird Aufschluss geben über Ihre Fähigkeiten an der Börse. Sie erhalten ein kleines Psychogramm von mir! Überlegen Sie sich also Ihre Zahl gut – und machen Sie mit.

Empfehlung: Schreiben Sie in das Kästchen oben eine Zahl zwischen 1 und 100, von der Sie glauben, dass diese zwei Drittel des Durchschnitts aller von Lesern abgegebenen Zahlen entspricht!

Zu welchen Fehlern Finanz-Medien verführen


Die ganz großen Kapitalfehler sind schnell aufgezählt: Zu wenig Diversifikation und zu viel Handel. Im Detail: Viel Aufmerksamkeit für einzelne Aktien und deren kurzfristige Entwicklung, wenig Beachtung diversifizierter Produkte wie Fonds und ETFs. Außerdem kaum langfristige Perspektive. Diese Anfängerfehler werden durch Broker befeuert, die entsprechendes Verhalten, unter anderem durch Werbung, fördern, weil sie daran verdienen.

Werbung ist heute nicht immer direkt, sondern kann sehr perfide und geschickt sein. Beiträge in Communitys durch speziell dafür beauftragte Schreiber, Bots und Influencer tragen die für sie lukrativen Botschaften – getarnt als freundschaftlichen Austausch – in die Welt hinein. Die Message wird gerne geglaubt, denn schließlich erzählt sie das Märchen vom schnellen Reichtum.

Wer an dieser Propaganda verdient, ist klar: Die daraus resultierenden Käufe und Verkäufe und die Volumina der eröffneten Depots generieren Umsätze für Broker. Aber: »Hin und her macht Taschen leer.« Trotz der Bekanntheit dieser Börsenweisheit gelingt es den Brokern, die Neigung zu vielem Handeln in den Köpfen der ahnungslosen Aktienfans zu halten, denn schließlich erzählen unzählige Anfänger bereitwillig von ihren Aktienanalysen, Erfolgen und Tipps – das Hobby macht schließlich Spaß –, besonders in guten Marktphasen. Das Marketing läuft dann von allein.

Die Hybris der Sieger und deren Wunsch, sich zu profilieren, zieht Nachahmer an, die mit wenigen Klicks Umsätze auslösen. Die Haltedauer von Aktien wird immer kürzer und der Kapital-Umschlag immer größer. Dadurch steigt nicht etwa die Rendite, sondern sie sinkt – und die vorbildlichen »Trader« sind selten lange erfolgreich. Darauf werden wir im Abschnitt Napoleon und die Trader in Kapitel 3 noch zurückkommen. Untersuchungen zeigen jedenfalls, dass Privatanleger mit hoher Meinung von sich selbst am meisten handeln, am wenigsten diversifiziert sind und am wenigsten Rendite machen.1

Abbildung 3: Vom Kapitalumschlag abgeleitete Haltedauer von weltweiten Aktien in Monaten: Während eine Aktie 1980 noch durchschnittlich zehn Jahre gehalten wurde, sind es heute nur noch wenige Monate; Datenquelle: World Federation of Exchanges.

Die Versuchung der Broker-Branche, bei diesem Trading-Run noch nachzuhelfen, ist groß. Sie kauft sich Schauspieler, Autoren, Redakteure und Medien-Manager in einem: Diese sprechen die Sprache der Anleger und wirken für Außenstehende wie Freunde, die nichts als gutgemeinte Hinweise geben. Aber sie sind jung und brauchen das Geld.

Influencer haben im Grunde nur drei Optionen: Entweder sie gehen einem anderen ordentlichen Beruf nach. Dann haben sie kaum Zeit, ihr Fachwissen auszubauen. Oder sie verdienen mit ihrer Tätigkeit als Influencer Geld, was ihre Neutralität früher oder später unterläuft. Eine dritte Möglichkeit ist, als Idealist und Kämpfer für die Finanzbildung anzufangen und nach kurzer Zeit als Mitarbeiter in großen, interessengesteuerten Organisationen zu enden. Das alles ist völlig ok, aber es limitiert die Möglichkeiten, sich aus dieser Quelle zu informieren. Die Gefahr, dass Influencer einem größeren Einfluss (dem des Geldes von Brokern) unterliegen, besteht jedenfalls.

Denken Sie nicht, die Neo-Broker würden ihre Dienste kostenlos zur Verfügung stellen. Sie verdienen unsichtbar an den Trades. Denn sie erhalten eine Zahlung vom Börsenplatz, die Payment for Order Flow (PFOF) genannt wird. Der Börsenplatz generiert das Geld über die Preisdifferenz zwischen Kauf und Verkauf. Eine Marge, die der Kunde nicht sieht, aber bezahlt.

Ein kurzes Googeln zeigt: Broker schreiben sogar auf ihren eigenen Webseiten von »den 13 größten Anfängerfehlern beim Aktienhandel«, wobei sie allen Ernstes das Handeln ohne Stop-Loss als Fehler bezeichnen, über das Zuviel-Handeln allerdings kein Wort verlieren.

Hinzu kommt eine Finanzpresse, die von den Stories (und denen ihrer Werbekunden) lebt, was bedeutet, dass sie selten den langwierigen Weg des nachhaltig erfolgreichen Vermögensmanagements propagiert. Zeitungen, Blogs und Podcasts, die nur das täten, würden sofort untergehen. Wenn ich als Fondsmanager Interviews gebe, werde ich meistens nach Aktientipps gefragt oder danach, wohin der Markt kurzfristig geht. Solche Fragen speisen Illusionen, helfen aber nicht dabei, Vermögen aufzubauen. Es gibt natürlich auch Journalisten,2 die es schaffen, Unterhaltung mit Bildung zu verbinden. Edutainment. Aber auch sie stecken in der Struktur der Presse und müssen sich der Regel unterwerfen, die da heißt: Sex sells. In Finanzsprache übersetzt: Erzähle die Geschichte davon, wie du mit Aktie X reich werden kannst, in unzähligen Varianten, denn dann bekommst du Aufmerksamkeit (und kannst deinen Job behalten).

Aus demselben Grund hat ein Schlag von Buchautoren nahezu immer Erfolg: die Gruppe der Crash-Propheten. Egal, wie die Aktien gerade laufen: Die Schwarzmaler haben immer Konjunktur. Denn sie bedienen die Ängste der Menschen und geben ihnen das Gefühl, mehr zu wissen als andere: zum Beispiel, dass der nächste Börsencrash bevorsteht und die Ersparnisse der Anleger vernichten wird. Natürlich knallt es an der Börse immer wieder.3 Das ist aber kein Grund, ständig den totalen Zusammenbruch zu beschwören. Ursache dafür ist vielmehr die fast sichere mediale Aufmerksamkeit, aus der sich ganz gehörig Kapital schlagen lässt. Keiner der Crash-Propheten lässt sich diese Chance entgehen.

So also sieht die Medienlandschaft für Anfänger aus. Buchautoren, Influencer, Werbekunden, Storyteller. Ein Schlachtfeld mit Kämpfern in eigener Sache. Die vielen, täglich propagierten Nachrichten zu Einzelunternehmen, die wie Kanonenkugeln darauf herumfliegen, lenken die Aufmerksamkeit auf Einzelheiten, die für Hobby-Anleger keine Relevanz haben. Im Gegenteil: Der viele Handel, der daraus resultiert, senkt nachweislich die Rendite.4 Menschen mit der Mission, mehr Ruhe und echte Finanzbildung zu vermitteln, werden in dem allgemeinen Getöse kaum gehört.

Die Wissenschaft könnte ein Gegenmittel sein, erfordert aber Konzentration – und kann daher im Chaos des marktschreierischen Angebots schnell als unattraktiv empfunden werden. Außerdem können auch Forschung und Lehre durch Drittmittel (und Dritt-Interessen) beeinflusst werden und auch sie machen gelegentlich Zugeständnisse im Kampf um Aufmerksamkeit. Ihre Ergebnisse werden von den Marktschreiern zerrupft, indem sie nur solche verwenden, die der gewollten Aussage dienen.

Die meisten Menschen springen nicht auf Wahrheit an, sondern auf Reiz. Sorgfältig abgewogenen Fakten fehlt der Thrill. Wer quält...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Finanzierung
ISBN-10 3-527-84913-0 / 3527849130
ISBN-13 978-3-527-84913-0 / 9783527849130
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