Projektmanagement -  Thorsten Reichert

Projektmanagement (eBook)

Projekte zum Erfolg führen
eBook Download: EPUB
2024 | 5. Auflage
208 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17748-8 (ISBN)
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Erfolgreiches Projektmanagement sucht und findet immer die richtigen Wege und Entscheidungen für das Projekt, um planmäßig das gesteckte Ziel zu erreichen. Dieses Buch von Thorsten Reichert gibt Ihnen die nötige Sicherheit im Umgang mit Projekten - von der belastbaren Planung bis zum erfolgreichen Abschluss. Sie lernen effiziente Lösungswege, zeitsparende Techniken und praktische Tools kennen. Typische Situationen aus dem Projektalltag zeigen, welche Handlungsoptionen Sie als Projektmanager:inhaben und wie Sie diese selbst unter schwierigen Bedingungen souverän nutzen. Inhalte: - Vor dem Start: aus Visionen konkrete Ziele machen - Projekte planen und organisieren: Licht in die Black Box bringen - Verbündete schaffen: Betroffene zu Beteiligten machen - Sicher auf Kurs bleiben: Qualität, Termin und Budget halten - Nach dem Projekt ist vor dem Projekt: Ergebnisse sichern - Agilität im Projektmanagement: diese Tools brauchen SieNeu in der 5. Auflage: - Gegenüberstellung von klassischen und agilen Vorgehensweisen - Aktualisierte Quellen, Beispiele und GrafikenDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - Zugriff auf ergänzende Materialien und Inhalte - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.

Thorsten Reichert ist Diplom-Ingenieur Maschinenbau mit den Schwerpunkten Projektmanagement, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung und Change Management. Langjährig tätig als Projektmanager, Trainer und Berater verschiedener Unternehmen. Branchenerfahrung u. a. in Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Pharma. Referent Haufe-Akademie.

1.1 Wie Sie aus Visionen und Ideen konkrete Ziele machen


Das Szenario: Für ein Organisationsprojekt wurde ich als Berater hinzugezogen. Zwei der drei Geschäftsführer des Unternehmens waren der Auffassung, dass man gegenüber den Wettbewerbern Optimierungspotenzial aufwies. Obwohl das Unternehmen für seine fachliche Kompetenz auf dem Markt bekannt war, tat es sich mit der Bearbeitung der Kundenaufträge oft schwer. Strukturen, Prozesse und Systeme entsprachen nicht mehr den Marktanforderungen. Dies wollten die Geschäftsführer ändern: Sie ernannten einen der Bereichsleiter zum Projektleiter und beauftragten ihn, das Unternehmen für die geplanten Unternehmensziele »intern fit zu machen«. Dem Projektleiter war das Ziel des Auftrags überhaupt nicht klar. Sollte er eine Kundenbefragung starten? Ging es um eine neue Organisationsstruktur? Wie sollte er sich dieser Aufgabe stellen?

1.1.1 Der übliche Weg: Ziele interpretieren


Eine häufig von Ihnen als Projektleiter erwartete Variante bei unklaren Zielvorgaben ist die Flucht nach vorne. Sie müssen mit Ihrer Interpretation der Ziele starten: Sie ­zögern nicht lange, fragen nicht und stellen Ihre eigenen Überlegungen an – und zeigen damit, dass Sie Ihren Auftraggeber und seine Interessen ernst nehmen. Natürlich ist Ihnen dabei klar, dass Sie unverändert wenig über die Interessen Ihres Auftraggebers wissen. Eindeutige Ziele haben Sie nicht. Eigentlich können Sie mit dem Projekt deshalb noch nicht richtig loslegen, aber Sie können:

  • sich in die Lage Ihres Auftraggebers versetzen und aus seiner Sicht die Ziele des Projekts konkretisieren,

  • das Umfeld des Projekts beleuchten und analysieren,

  • den Zweck dieses Projekts aus Ihrer Sicht definieren,

  • Ihre Annahmen und Einschätzungen mit wenigen für das Projekt bedeutsamen Personen reflektieren und danach mit Ihrem Auftraggeber abstimmen.

Im Klartext machen Sie noch nicht das, was Ihr Auftraggeber von Ihnen erwartet, sondern Sie machen das, was Ihr Auftraggeber eigentlich vorher hätte machen sollen: Sie machen aus einer Idee ein Projekt.

Was könnte also der Bereichsleiter in unserem Szenario auf diesem Wege machen? Er betrachtet dieses Vorhaben aus der Perspektive der beiden Geschäftsführer und beschreibt, was er mit ihren Augen sieht: In einer SWOT-Analyse (siehe Kapitel 1.4.2.8) stellt er die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der aktuellen Unternehmenssituation dar. Eine Umfeldanalyse (siehe Kapitel 1.4.2.9) gibt ihm Hinweise über die für das Projekt geltenden Rahmenbedingungen. In einem Zielkreuz (siehe Kapitel 1.4.2.1) erarbeitet er den aus Sicht der Geschäftsführer maßgeblichen Zweck des Projekts. In der Praxis nehmen Sie also zuerst einen Teil des Projekts ins Visier: Sie klären diesen zunächst mithilfe der Tools, vereinbaren ihn, planen und setzen ihn um, Ihr Auftraggeber kommentiert ihn, Sie passen ihn an. Dann klären Sie einen weiteren Teil usw.

Achtung: Bombe!

Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie gerade das Projekt »entschleunigen«, weil Sie Dinge klären, die eigentlich schon geklärt sein sollten. Normalerweise haben Auftraggeber, die unklare Projekte beauftragen, für diese Verlangsamung kein Verständnis.

So entschärfen Sie die Bombe: Informieren Sie Ihren Auftraggeber, dass Sie zuerst einen groben Plan machen werden. Das wird er begrüßen, auch zu seiner eigenen Orientierung.

Pro

Karriere: Wenn es Ihnen gelingt, hinter dem Rücken Ihres Auftraggebers eine gute Auftragsklärung zu erwirken und diese dann mit ihm zu vereinbaren, haben Sie eine wichtige Voraussetzung für den Projekterfolg erfüllt. Und da dieser in direktem Zusammenhang mit Ihrem beruflichen Erfolg steht, haben Sie etwas für Ihre Karriere getan. Vielleicht wird Ihr Auftraggeber gar nicht merken, was Sie da gemacht haben. Deshalb wäre es die Krönung Ihres Vorgehens, wenn Sie es schaffen, dass er es doch merkt und darin Ihre Projektkompetenz erkennt.

Contra

Karriere: Ihr Auftraggeber könnte Ihr Vorgehen auch als Vertrauensbruch oder gar als Verrat bewerten: »Was maßt der sich an, die Ziele seines Auftrags zu formulieren – ich habe doch klar und deutlich gesagt, was ich will.« Diese Gefahr besteht vor allem bei dominanten Auftraggebern mit autoritärem Führungsstil. Dann stehen die Chancen für einen Projekterfolg und vor allem für Ihre Karriere schlecht.

Termin: Die Erfahrung zeigt, dass eine derartige Auftragsklärung selten als Ganzes erarbeitet werden kann, sondern im Sinne von Etappenzielen eher phasenweise vonstattengeht: Und selbst dann kann es sein, dass Ihr Auftraggeber plötzlich »alles ganz anders« gemeint hat und alles wieder von vorne losgeht. Deshalb braucht eine solche Auftragsklärung Zeit. Da Sie immer etwas verdeckt agieren und parallel Aktivität und Fortschritt vorgaukeln müssen, zieht sich die Auftragsklärung in die Länge und kostet Ihre Energie und Aufmerksamkeit.

Qualität: Sie laufen Gefahr, die Ziele Ihres Auftraggebers falsch zu interpretieren und am Ende ein Ergebnis zu bekommen, das Ihr Auftraggeber nicht will. Besonders schwierig wird es, wenn unterschiedliche Interessengruppen (Stakeholder) zu berücksichtigen sind und es dementsprechend widersprüchliche Zielrichtungen gibt. Diese Situation ist bei Projekten die Regel. Dann haben Sie ein massives Problem, weil Sie das kaum offen gegenüber Ihrem Auftraggeber ansprechen und mit ihm diskutieren können. Ohne Ihren Auftraggeber werden Sie den Konflikt in diesem Fall nicht lösen können.

Fazit: Wann dieser Weg Erfolg verspricht

Dieser Weg ist aufgrund zahlreicher Nachteile eine Notlösung. Nur unter den folgenden Voraussetzungen erscheint dieser Weg beschreitbar:

  • Sofern Ihr Auftraggeber kein Freund von Analysen und Vorplanungen ist, sondern eher eine »Ärmel-hoch«-Mentalität pflegt, bleibt Ihnen nur dieser Weg.

  • Gleiches gilt in einer Unternehmenskultur, in der klare Zielvereinbarungen keinen Platz haben und es einfach nicht akzeptiert wird, wenn Projektleiter nach objektiven Zielen fragen.

1.1.2 Der gefährliche Weg: Augen zu und ziellos durch


Eine verlockende Variante bei unklaren Zielvorgaben ist eine Mischung aus Hilflosigkeit und Trotz: Augen zu und durch – ohne klare Ziele. Einfach loslegen und machen. Sie spüren, dass Ihr Auftraggeber bei Ihren Rück- und Nachfragen schnell ungeduldig wird. Ihr Auftraggeber erwartet von Ihnen Taten und keine Worte. Für ihn ist das Ding klar und nun will er, dass Sie keine Zeit verlieren, sondern seine tolle Idee in die Welt tragen und zur Realität werden lassen. Er käme gar nicht auf den Gedanken, nun noch weitere Untersuchungen anzustellen, Vorstellungen zu klären oder Formulare auszufüllen – dafür ist ohnehin keine Zeit. Aus der Perspektive Ihres Auftraggebers gibt es keine Fragen, er hat zu diesem Zeitpunkt ein relativ klares Bild von dem, was er will. Das Dumme ist nur: Er ist der Einzige und er merkt das nicht. Gut, sagen Sie sich, dann mache ich mal – der wird schon sehen. Schließlich kann Sie ja niemand dafür verantwortlich machen, dass Sie nicht das erreichen, was Ihnen am Anfang keiner genau erklären konnte oder wollte. Und außerdem werden Ziele ohnehin ständig geändert – warum die Ziele also aufwendig formulieren?

Auch wenn die Wege ähnlich wirken: Der Weg »Augen zu und durch« unterscheidet sich erheblich von dem vorigen Weg »Ziele interpretieren«, der eine eigenständige Zielklärung verfolgt, die verdeckt betrieben und sukzessive abgestimmt wird. Der Weg »Augen zu und ziellos durch« nimmt die fehlenden oder unklaren Ziele einfach als gegeben hin und startet in einen Nebel hinein, nach dem Motto »Ohne Ziele muss ich mich nicht festlegen«.

Achtung: Bombe!

Dieser Weg ist selbst die Bombe. Wenn die Ziele nicht klar sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit gegen null, diese zu erreichen.

So entschärfen Sie die Bombe: Eine zumindest teilweise Entschärfung können Sie dadurch ­erwirken, indem Sie Ihr Vorgehen mit dem Auftraggeber abstimmen. Sie treffen sich ­regelmäßig mit ihm und schildern, wie Sie die nächste Phase des Projekts angehen wollen. ­Anhand der Reaktion können Sie erahnen, ob Ihr Vorgehen in die richtige Richtung geht oder nicht. Alternativ können Sie Ihrem Auftraggeber in regelmäßigen Treffen den Fortschritt berichten. Auf jeden Fall brauchen Sie einen sehr engen Kontakt zu Ihrem Auftraggeber, um eine zu große Fehlentwicklung des Projekts zu verhindern.

Contra

Qualität: Dieser Weg klingt nicht nur hilflos, er ist es auch. Es ist der Weg des geringsten ­Widerstands. Sie setzen sich weder mit dem Auftraggeber hinsichtlich der Ziele auseinander, noch erarbeiten Sie selbst Ziele. Eines ist aber sicher: Diese Vogel-Strauß-Politik wird sich als Bumerang erweisen, der Ihnen spätestens zum Projektende an den Hinterkopf knallen wird. Selbst wenn Sie irgendwie ein klares Bild von den Zielen Ihres Auftraggebers erlangen können, sollten Sie bedenken: Erstens sind das nicht die Ziele, die er formuliert hat – er könnte sich also von Ihnen »bevormundet« fühlen und Ihnen widersprechen. Und zweitens könnte Ihr Auftraggeber jederzeit seine Ziele ändern. Sie können noch so engagiert und mit hellseherischen Fähigkeiten zu Werke gehen: Ihr Auftraggeber hat Sie in der Hand – er entscheidet nach seinen subjektiven und Ihnen unbekannten Maßstäben, ob das Projekt und somit Sie...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
ISBN-10 3-648-17748-6 / 3648177486
ISBN-13 978-3-648-17748-8 / 9783648177488
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