Win Every Argument -  Mehdi Hasan

Win Every Argument (eBook)

Die Kunst zu debattieren, zu überzeugen und zu begeistern

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
287 Seiten
Verlag Franz Vahlen
978-3-8006-7353-7 (ISBN)
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Der Bestseller der New York Times
Win Every Argument oder Die Kunst zu debattieren, zu überzeugen und zu begeistern ist der ultimative Leitfaden für Debatten, Überzeugung und öffentliches Reden des preisgekrönten britisch-amerikanischen Journalisten Mehdi Hasan.
Hasan ist keiner, der Auseinandersetzungen aus dem Weg geht. Er schätzt sie als Lebenselixier der Demokratie und als den einzig sicheren Weg, die Wahrheit herauszufinden. Argumente helfen uns, Probleme zu lösen, neue Ideen aufzudecken, die wir vielleicht nicht in Betracht gezogen hätten, und unsere Meinungsverschiedenheiten in Richtung gegenseitiges Verständnis zu lenken. Ein gutes Argument, das in gutem Glauben vorgebracht wird, hat einen intrinsischen Wert - und kann auch einfach Spaß machen.
Streit gibt es überall - und gerade angesichts der heftigen Debatten, in die wir heute alle verwickelt sind, will jeder gewinnen. In diesem fesselnden Leitfaden für die Kunst des Argumentierens und der Rhetorik zeigt Ihnen Hasan, wie das geht. Als Journalist, Moderator und Interviewer, der mit Politikern, Generälen, Spionagechefs und Prominenten aus der ganzen Welt aneinandergeraten ist, verrät Hasan zum ersten Mal seine Tricks.
Win Every Argument zeigt, wie jeder selbstbewusst kommunizieren, sich in den sozialen Medien behaupten und in einer erfolgreichen und produktiven Debatte triumphieren kann. Egal, ob Sie bei der Arbeit eine Präsentation halten oder mit einem Freund über aktuelle politische Themen diskutieren, Mehdi Hasan wird Ihnen beibringen, wie Sie Ihre Redefähigkeiten schärfen können, um überzeugende Argumente zu liefern.

9Einführung


                              

DIE KUNST DES ARGUMENTS


Ich streite nicht, ich erkläre nur, warum ich Recht habe.

— Anonym

Was würden Sie tun, wenn Zehntausende von Menschenleben davon abhingen, dass Sie einen Streit gewinnen?

Im Jahr 428 v. Chr. befand sich das antike Griechenland inmitten des Peloponnesischen Krieges. Die Stadtstaaten Athen und Sparta befanden sich in einem heftigen Konflikt und kämpften um die Oberhand. Als die beiden Mächte abgelenkt waren, sah die winzige Stadt Mytilene auf der griechischen Insel Lesbos ihre Chance gekommen. Die Oligarchen, die die Stadt regierten, wollten sich von der athenischen Herrschaft befreien und einen Vorstoß unternehmen, um die volle Kontrolle über die Insel zu erlangen. Angestachelt von ihren spartanischen Verbündeten starteten die Oligarchen einen Aufstand, der als Mytilenischer Aufstand bekannt wurde.

Es war eine Katastrophe für die Mytilener. Athen war nicht so abgelenkt, wie die Oligarchen gehofft hatten. Die athenischen Streitkräfte belagerten Mytilene von allen Seiten, bevor die Stadt überhaupt kampfbereit war. Und sie schlugen den aufkeimenden Aufstand von Mytilene nieder. Die Anführer von Mytilene wurden gezwungen, sich dem athenischen General Paches zu ergeben, aber der General entschied nicht selbst, wie er die Aufständischen bestrafen wollte. Schließlich war Athen immer noch eine Demokratie. Er erlaubte der besiegten Stadt, eine Delegation von tausend Mann nach Athen zu schicken, um um Gnade zu bitten.

10Wie der antike griechische Historiker Thukydides in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges berichtet, versammelte sich die athenische Versammlung, um darüber abzustimmen, was sie gegen Mytilene unternehmen sollte. Es dauerte nicht lange, bis die Entscheidung fiel. Die Athener waren wütend über den Aufstand der Mytilener – und sie hatten auch Angst. Was wäre, wenn andere Städte in ihrem Reich dem Beispiel von Mytilene folgten und sich gegen Athen auflehnten? Das wäre das Ende des athenischen Reiches.

Die Mitglieder der Versammlung stimmten eilig und einstimmig für eine harte Strafe: alle Männer in Mytilene sollten hingerichtet und die Frauen und Kinder versklavt werden. Unmittelbar nach der Abstimmung wurde eine Trireme – das schnellste Schiff der damaligen Zeit – nach Lesbos entsandt, mit dem Auftrag für Paches, die erwachsene männliche Bevölkerung von Mytilene zu vernichten.

Am nächsten Morgen jedoch zweifelten viele Athener an der Brutalität, mit der sie das Volk von Mytilene bestraft hatten. Sie wollten eine mildere Strafe in Erwägung ziehen. Da Athen nun einmal Athen ist, wurden zwei Redner ausgewählt, um das Thema vor der Versammlung zu diskutieren.

Der erste war der Feldherr Cleon, der von Thukydides als »der gewalttätigste Mann Athens« beschrieben wird und der an der ursprünglichen Strafe festhalten wollte: die Tötung und Versklavung der Mytilener. Er hielt eine lange Rede vor der Versammlung und forderte seine Athener Mitbürger auf, sich den Forderungen nach Nachsicht zu widersetzen. Cleon wetterte gegen die athenische Demokratie selbst, wenn sie vor den Forderungen des Krieges zurückschrecken würde: »Ich bin schon oft davon überzeugt gewesen, dass eine Demokratie nicht fähig ist, ein Imperium zu führen, aber noch nie so sehr wie durch euren jetzigen Sinneswandel in der Frage von Mytilene.« Und er warnte seine Zuhörer davor, »Sklaven des Hörvergnügens zu werden und eher dem Publikum eines Rhetorikers als dem Rat einer Stadt zu folgen.«

»Bestraft sie, wie sie es verdienen«, argumentierte Cleon, »und lehrt eure anderen Verbündeten durch ein eindrucksvolles Beispiel, dass die Strafe für Rebellion der Tod ist.«

Der arme Diodotus tut mir leid. Dieser Anführer einer gemäßigteren politischen Fraktion in Athen hatte die Aufgabe, für Gnade zu plädieren, und er musste direkt nach Cleons Tirade sprechen. Tausende von Menschenleben standen auf dem Spiel – und die Zeit war nicht auf seiner Seite. Die Trireme war bereits auf dem Weg nach Lesbos. Im Übrigen verteidigte Diodotus jetzt die Seele der athenischen Demokratie angesichts der rachsüchtigen Wut seiner Gegner. Können Sie sich vorstellen, unter welchem Druck er stand?

Trotz dieses Drucks begann Diodotus langsam, seine Gelassenheit stand in starkem Kontrast zu Cleons Wut: »Ich tadle weder die Personen, die den Fall der Mytilener wieder aufgerollt haben«, sagte er, »noch billige ich die Proteste, 11die wir gegen die häufige Erörterung wichtiger Fragen gehört haben« – eine Anspielung auf Cleons Tirade der verbrannten Erde. Diodotus baute seine Argumentation stattdessen auf die Bedeutung einer freien und offenen Debatte auf und warnte seine Zuhörer, dass »Eile und Leidenschaft« die beiden größten Hindernisse für »guten Rat« seien.

Für Diodotus hing das Argument gegen eine Massenhinrichtung nicht von der Schuld oder Unschuld der Mytilener ab. Er räumte ein, dass sie sich tatsächlich gegen Athen aufgelehnt hatten – aber er plädierte nur dafür, die oligarchischen Rädelsführer zu bestrafen. Es war ein Argument der Zweckmäßigkeit, der Realpolitik: Alle Mytilener zu töten, wäre nicht im »Interesse« der Athener. Es wäre ein »Fehler«, sagte er, die Aufständischen in anderen rebellischen Städten »von der Hoffnung auf Reue und einer frühzeitigen Sühne ihres Fehlers« auszuschließen. Auch gebe es keinen Beweis dafür, dass eine Massenhinrichtung als Abschreckung für künftige Aufstände dienen würde.

Der kühl denkende Diodotus kannte sein Publikum und wusste, was es hören wollte. Er verstand auch die Bedeutung rationaler Argumente und gab den Ton an, indem er Cleons Ruf nach Rache wortgewandt abwehrte. »Der gute Bürger«, so argumentierte Diodotus, »sollte nicht dadurch triumphieren, dass er seine Gegner einschüchtert, sondern indem er sie in einem fairen Streitgespräch besiegt«.

»Und er schlug Cleon«, schreibt ein Autor. Die Versammlung stimmte erneut ab und entschied diesmal knapp zu Gunsten von Diodotus. Eine zweite Trireme mit neuen Aufträgen wurde daraufhin »in aller Eile« nach Lesbos geschickt, schreibt Thukydides, wobei den Ruderern »Wein und Gerstenkuchen« zur Verfügung gestellt und »große Versprechungen gemacht wurden, wenn sie rechtzeitig ankämen«. Glücklicherweise lief ihre Trireme in den Hafen ein, als Paches gerade das ursprüngliche Dekret verlas, das ihm das erste Schiff gebracht hatte. Das Massaker wurde verhindert, und das auf den letzten Drücker.

Tausende von unschuldigen Menschenleben wurden gerettet. Alles dank eines einzigen Arguments, das in Athen vorgebracht wurde. Ein Argument, das Diodotus gewinnen ließ, weil er die Kunst des Debattierens, des Überzeugens und des öffentlichen Redens beherrschte. Er wusste nicht nur, wie man ein begründetes Argument formuliert, sondern auch, wie man sich unter Druck verhält. Er wusste, wie er seine Zuhörer erreichen konnte, in ihren Herzen, ihren Köpfen und im Kern ihrer Identität. Er wusste, wie er die Schläge seines Gegners über sich ergehen lassen musste und wie er den richtigen Zeitpunkt für einen Gegenschlag fand. Und als er dies tat, wusste Diodotus genau, wie er Cleons Schwächen zu seinem Vorteil nutzen konnte. Er wusste, wie man als Außenseiter in den Kampf geht und als Sieger hervorgeht.

12Das Ziel dieses Buches ist es, Ihnen alle Werkzeuge und Taktiken zu zeigen, die Diodotus und alle großen Redner und Debattierer der Welt verwendet haben. So können auch Sie jedes Argument gewinnen. Auch wenn nicht Tausende von Leben davon abhängen.

                              

Jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten – jeder Mann, jede Frau und jedes Kind – hat irgendwann einmal versucht, einen Streit zu gewinnen. Sei es in den Kommentaren auf Facebook, in den marmornen Fluren des Reichstags oder beim Familienessen. Ob sie ihren Gegner besiegt haben oder mürrisch weggegangen sind, jeder mag sich danach ausmalen, was er alles hätte sagen können und sollen. Das haben wir alle schon erlebt. Wir können dem menschlichen Drang, dem Bedürfnis und – ja – dem Verlangen zu streiten nicht entkommen.

Aber das Streiten selbst hat einen schlechten Ruf. Es wird für alles verantwortlich gemacht, von politischer Polarisierung bis hin zum Scheitern von Ehen. In seinem Klassiker »How to Win Friends & Influence People« aus dem Jahr 1936 schrieb Dale Carnegie: »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nur einen einzigen Weg gibt, um das Beste aus einem Streit herauszuholen – und der ist, ihn zu vermeiden. Vermeiden Sie ihn, wie Sie Klapperschlangen und Erdbeben vermeiden würden.«

Ich bin mit Carnegies Schlussfolgerung nicht einverstanden – wenn er noch leben würde, könnten wir vielleicht darüber diskutieren.

Ich gehe Argumenten nicht aus dem Weg. Ich suche sie. Ich stürze mich auf sie. Genieße sie und koste sie aus.

Ich argumentiere eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Ich habe sogar eine Karriere daraus gemacht – zunächst als Kolumnist und Fernsehkommentator im Vereinigten Königreich, dann als politischer Interviewer für Al Jazeera English und jetzt als Kabelmoderator für MSNBC in den Vereinigten Staaten. Ich habe mich mit Präsidenten, Premierministern und Spionagechefs aus der ganzen Welt auseinandergesetzt. Ich habe im Weißen Haus, in der Downing Street Nr. 10 und in der saudischen Botschaft gestritten!

Aus philosophischer Sicht halte ich Argumente und Debatten für das Lebenselixier der Demokratie und für den einzig sicheren Weg, die...

Erscheint lt. Verlag 11.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
ISBN-10 3-8006-7353-3 / 3800673533
ISBN-13 978-3-8006-7353-7 / 9783800673537
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