Das Einmaleins der Hebelzertifikate, CFDs und Optionsscheine für Einsteiger (eBook)
208 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4473-2 (ISBN)
Marian Sommer, hat Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Investment Banking studiert. Seine Karriere startete er in der Zertifikate-Abteilung einer Investmentbank und wechselte danach in das Portfoliomanagement einer Fondsgesellschaft. Dort betreut und implementiert er in leitender Position die Investmentstrategien von Investmentfonds.
Derivategrundlagen
Börsenbegriffe und Händlersprache
Bevor wir uns den Optionsscheinen und Zertifikaten im Speziellen widmen, brauchen wir Grundlagen. Ich werde immer wieder Begriffe im weiteren Verlauf verwenden, die Sie in die Welt der Börse versetzen und mitschwimmen lassen. Wenn Sie Internetforen lesen oder ein Gespräch unter Fachleuten verfolgen, sollen Sie nicht auf der Strecke verloren gehen.
Long / Short – die Seite
Kaufe ich etwas, was wertvoller werden soll, wenn Kurse steigen, bin ich Long. Sollte ich etwas erwerben, was wertvoller werden soll, wenn Kurse fallen, bin ich Short. Man sagt auch ich bin Long oder Short positioniert, oder ich habe eine Long- bzw. Short-Position. Käufer und Verkäufer, wovon auch immer, stehen auf Seiten. Die Investoren mit der Long-Position auf der Käuferseite und die anderen auf der Verkäuferseite. Wollte ich Long gehen und bin aus Versehen Short gegangen (oder habe verkauft statt gekauft), dann habe ich die falsche Seite gehandelt.
Bulle / Bär – die Marktmeinung
Der Bulle steht an der Börse für steigende Kurse. Der Bär symbolisiert die fallenden Preise. Es kann deshalb Bullenmärkte (Bull-Market) oder Bärenmärkte (Bear-Market) geben. Seitwärtsmärkte gibt es im Übrigen auch, ein Symbol dafür aber nicht.
Investoren, die steigende Märkte erwarten, sind bullisch. Die Pessimisten sind bearisch.
Wenn die Märkte eine längere Zeit hintereinander steigen, es also einen Bullenmarkt gab, dann nennt man diese Phase auch Hausse. Das Gegenteil davon, die länger fallenden Märkte, werden Baisse genannt.
Die P/L – das Handelsergebnis
Ob Long, ob Short, das Geld ist fort. Oder auch nicht. Das Ergebnis von Kapitalmarktaktivitäten drückt sich in Form eines Gewinnes oder Verlustes unter dem Strich aus. Das nennt man unter Händlern die P/L. Es steht für Profit and Loss (deutsch Gewinn und Verlust) und wird „Pie en EL“ ausgesprochen.
Auf dem Weg zur P/L können Sie sich in der Verlustzone befinden, Sie liegen dann hinten.
Sind Sie in der Gewinnzone, so liegen Sie vorne.
Trading versus Investitionen
Kaufen Sie ein Produkt, mit dem Sie langfristig investieren wollen, dann ist es eine Investition. Typischerweise sind dies Produkte mit unendlicher oder langer Laufzeit. Eine Ausnahme können Anleihen mit geringer Laufzeit oder Festgelder sein.
Das kurzfristige Investieren wird Trading genannt. Dabei werden kurzfristig zu erwartende Preisbewegungen gewinnorientiert ausgenutzt, meistens mit Derivaten. Diese Geschäfte werden Trades genannt und uns in diesem Buch verfolgen. Wird innerhalb eines Tages gehandelt und keine Position über Nacht gehalten, sprechen wir von Day-Trading.
Spezielle Derivatebegriffe
Ein Derivat ist ein Produkt, dessen Wert sich von einem anderen Finanzprodukt ableitet, das Underlying oder auf Deutsch der Basiswert. Steigt ein Derivat um eine Einheit, wenn sich der Basiswert um eine Einheit erhöht, so spricht man von einem Delta-1 Derivat.
Das Delta drückt die Änderungsgeschwindigkeit des Derivats aus, wenn sich der Basiswert bewegt. Ist das Delta bei 0,5, so bewegt sich das Derivat um eine halbe Einheit (zum Beispiel 50 Cent), wenn der Basiswert sich selbst um eine Einheit (zum Beispiel 1 Euro) verändert hat.
Die Margin ist ein weiterer wichtiger Begriff und bedeutet Sicherheitsleistung. Einige Derivate können mit wenig Geldeinsatz gehandelt werden, weil nur ein Prozentsatz des eigentlichen Investitionswertes (die Margin) hinterlegt werden muss. Verluste können aber genauso entstehen wie beim direkten Erwerb des Investitionsobjektes. Deshalb wird eine Sicherheitsleistung gebraucht, aus der sich bei Verlusten im Notfall ein Gegenspieler bedienen kann. Der Gegenspieler oder Kontrahent (englisch Counterpart) ist derjenige, der ein gegenteiliges Geschäft macht. Wenn ich kaufe, muss mir jemand etwas verkaufen. Wenn ich später verkaufe (hoffentlich mit Gewinn), brauche ich einen Gegenspieler, der mir meine Investition wieder abkauft.
Wenn ich an einer Derivatebörse handle, kenne ich den Kontrahenten nicht, was nicht nötig ist. Zwischen ihm und mir steht die Börse. Die Börse erhebt die Sicherheitsleistung und sorgt dafür, dass jeder sein Geld bekommt oder zahlt.
Spezielle Zertifikats-Begriffe
Verspricht Ihnen eine Bank eine Auszahlung bei einem bestimmten Kapitalmarktereignis (beispielsweise steigende Zinsen) und formt dieses Versprechen in ein handelbares Wertpapier, so spricht man von Verbriefung oder Zertifikaten. Die Bank, die das verbriefte Produkt herausgibt, nennt man Emittent und der Herausgabeprozess die Emission. Sollte das Auszahlungsversprechen von der Solvenz des Emittenten abhängig sein, so spricht man vom Kontrahentenrisiko.
Zertifikate sind auch Derivate, denn ihr Wert ist von echten Basiswerten abgeleitet. Steigen Zertifikate überproportional zur Wertentwicklung ihrer Basiswerte, so sind es Hebelzertifikate oder Hebelprodukte. Die Hebelwirkung ergibt sich meistens daraus, dass wesentlich weniger Einsatz bezahlt werden muss, als wenn man den Basiswert direkt kauft.
Die Zertifikate können Sie direkt von einem Emittenten erwerben, wenn Sie ein Wertpapierdepot besitzen. Sie können sie aber auch über Zertifikate-Börsen (beispielsweise Euwax in Stuttgart oder Scoach in Frankfurt) kaufen, doch hier ist Ihr Kontrahent nicht anonym. Es ist meistens der Emittent, der Ihnen über die Zertifikate-Börse die Produkte verkauft und später auch über diesen Weg zurücknimmt.
Wichtige Grundlagen zu Aktien und Indizes
Bevor Sie mit irgendeinem Derivat an der Börse einsteigen, sollten Sie die Grundlagen der Basiswerte, beziehungsweise der Börse, kennen. Die Grundlagen der Börse sind Stoff für ein eigenes Buch.
Für die Derivate ist es wichtig, dass Sie eine Vorstellung haben, wie hoch das Investitionsrisiko bei einer Anlage direkt in den Basiswert ist. Wenn Sie in eine Aktie investieren, die von heute auf morgen 10 Prozent fallen kann, wird ein zehnfach gehebeltes Zertifikat über Nacht ein Totalverlust sein. Spätestens beim Risiko- und Money Management werden Sie so eine Einschätzung machen können und müssen.
Ich werde hier auf die Punkte bei den Basiswerten eingehen, die für Derivate am relevantesten sind.
Die Liquidität der Basiswerte
Eine Aktie von Großunternehmen wird jeden Tag an der Börse mit millionenfachem Volumen gehandelt. Die Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufskurs, fachlich Spread genannt, ist gering. Dieser Basiswert hat somit eine hohe Liquidität. Man kann zu Börsenöffnungszeiten kaufen und verkaufen, ohne dass der Kurs der Aktie großartig davon beeinflusst wird.
Diese Eigenschaft geht unmittelbar auf die dazugehörigen Derivate über. Ist der Basiswert liquide, so werden auch die Ankaufs– und Verkaufspreise des Derivats eng beieinander liegen.
Für Shortzertifikate ist ein funktionierender Leihemarkt wichtig. Hinter Shortzertifikaten steckt faktisch ein Leerverkauf. Für Leerverkäufe werden sich Basiswerte geliehen, verkauft, und bei gefallenen Kursen günstig wieder zurückgekauft. Dann werden die Basiswerte dem Verleiher wieder zurückgegeben.
Genügend Aktienbesitzer, die ihre Aktie an einen Leerverkäufer verleihen (und dafür eine Extragebühr kassieren), gibt es häufig nur bei liquiden, also viel gehandelten Werten. Aber wenn eine Aktiengesellschaft überraschend Konkurs anmeldet und über Nacht 95 Prozent fällt, wird kein Aktienbesitzer mehr seine fast wertlosen Aktien verleihen. Der Verleihwert orientiert sich am Aktienwert. Ist dieser bei zu einem fast wertlosen Papier am Boden, ist kein Leiheertrag mehr zu verdienen. Shorten ist damit nicht mehr möglich.
Die Dividenden
Halten Sie eine Aktie, welche eine Dividende ausschüttet, so wird am Tag der Dividendenausschüttung der Kurs der Aktie mit einem Dividendenabschlag notieren. Also fällt der Aktienkurs bei einer Ausschüttung von 5 Prozent um genau diese Größe, falls es an dem Tag keine anderen kursrelevanten Nachrichten oder Ereignisse gab.
Eigentlich eine sichere Short-Position, oder? Das ist selbstverständlich nicht so, denn ein Derivat kennt die Dividendenerwartung und wird das genau in seinen Wert vor der Ausschüttung einpreisen. Nur wenn die Dividende nicht der Erwartung entspricht, sie zum Beispiel überraschend höher ist, lässt sich mit Shortderivaten Geld verdienen. Fällt die Dividende jedoch geringer als erwartet aus, wird das Shortderivat an Geld verlieren, obwohl der Kurs des Basiswertes an der Kurstafel fällt.
Aktienindizes sind ein theoretischer Aktienkorb und müssen auch mit Dividenden klarkommen. Es wird hier zwischen Kurs- und Performanceindizes entschieden. Der Performanceindex legt die Dividenden seiner Mitglieder gleich wieder in die jeweilige...
Erscheint lt. Verlag | 14.2.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management |
Schlagworte | Aktienindex • Allgemeine Börsenführer • Anleger Ratgeber • Börse • Börse & Aktien • Call-Option • CFDs • Emittent • erfolgreiches Trading • Hebelprodukte • KO-Zertifikate • Optionsscheine • Trading • Trading Einführung • Wertpapiere |
ISBN-10 | 3-7583-4473-5 / 3758344735 |
ISBN-13 | 978-3-7583-4473-2 / 9783758344732 |
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