Family Mind -  Daniel Kertesz

Family Mind (eBook)

Die Überwindung des Drei-Generationen-Mythos
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
228 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-8561-7 (ISBN)
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In einer Ära, wo der Fortbestand von Familienunternehmen oft an den Herausforderungen des Generationenwechsels scheitern, eröffnet das Family Mind - Konzept neue Horizonte. Dieses Buch ist nicht nur ein Ratgeber, es ist ein unverzichtbares Instrument für all jene, die den langfristigen Erfolg ihres Familienunternehmens, ihres Familienvermögens und ihrer Familie sichern möchten. Als erfahrener Familienunternehmer nimmt Daniel Kertesz den Leser mit auf die Reise in die komplexe und dynamische Welt der Unternehmerfamilien. Von der Gründergeneration bis hin zur Implementierung des Family Mind - Konzepts führt dieses Buch durch jeden Schritt des Prozesses. Entdecken Sie: - Die Bedeutung der Gründergeneration und ihren Einfluss auf die Zukunft. - Strategien für eine erfolgreiche Übergabe des Unternehmens von einer Generation zur nächsten. - Methoden zur Förderung einer Kultur des Wandels und der Anpassungsfähigkeit in Ihrer Familie. - Praktische Werkzeuge und Ansätze für die Erstellung einer Familienverfassung und eine effektive Vermögensverwaltung. - Den "Family-Mind-Familienworkshop", ein innovatives Konzept zur Stärkung des Familienzusammenhalts und zur Förderung des langfristigen Erfolgs. Daniel Kertesz erkundet Traditionen, Generationenunterschiede und Familienkonflikte, aber auch die Fragen nach Familienvermögen und Gerechtigkeit innerhalb der Familie. Family Mind ist mehr als nur ein Buch; es ist ein Wegweiser für alle, die Teil eines Familienunternehmens sind oder jene beraten, die sich vor dem Generationenübergang befinden. Mit einer Mischung aus persönlichen Einblicken, Fallstudien und fundierten Analysen bietet Family Mind praktische Lösungen und inspirierende Perspektiven für Unternehmerfamilien.

DANIEL KERTESZ ist ein erfahrener Experte im Bereich Familienunternehmen, bekannt für seine innovativen Ansätze und zukunftsweisenden Ideen im Bereich der Family Governance. Geboren und aufgewachsen in Zürich, hat Kertesz durch seine weltweiten Reisen eine tiefe Wertschätzung für kulturelle Vielfalt und menschliche Beziehungen entwickelt. Diese Erfahrungen fliessen in seine Arbeit ein, in der er stets einen respektvollen und verständnisvollen Umgang pflegt. Mit einer beeindruckenden Karriere im In- und Ausland, die sowohl seine Rolle als erfolgreicher Familienunternehmer als auch als geschätzter Berater umfasst, steht Daniel Kertesz synonym für eine Verbindung aus tiefgehender Marktkenntnis und einem umfassenden Verständnis für die komplexen Dynamiken innerhalb von Familienunternehmen und den entsprechenden Unternehmerfamilien. Kertesz' Ansatz ist ganzheitlich und zukunftsorientiert. Er hat die Fähigkeit, traditionelle Werte mit modernen Geschäftsstrategien zu verknüpfen, was den langfristigen Erfolg von Familienunternehmen sichert. Seine Kompetenz, komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen und praxisorientierte Lösungen anzubieten, hat ihn zu einem gefragten Redner und Berater gemacht. In seinem bemerkenswerten Buch "Family Mind: Die Überwindung des Drei-Generationen-Mythos" eröffnet Daniel Kertesz einen anderen Blick auf Unternehmerfamilien und deren Unternehmen. Das Buch spiegelt seine Philosophie wider, dass der langfristige Erfolg von Unternehmerfamilien nicht nur vom wirtschaftlichen Erfolg des Familienunternehmens abhängt, sondern auch massgeblich von der Organisation und Struktur innerhalb der Familie. Abseits seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Kertesz aktiv in verschiedenen Netzwerken und Organisationen, die sich der Förderung von Familienunternehmen widmen. Seine Vision ist es, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der Erfahrungen, Wissen und Unterstützung geteilt werden, um Unternehmerfamilien auf ihrem Weg in die Zukunft zu stärken. Privat ist Daniel Kertesz glücklich verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Zürich. In seiner Freizeit kocht er leidenschaftlich gerne für Familie und Freunde, reist oft und engagiert sich als Juniorentrainer bei einem lokalen Fussballverein.

EINLEITUNG


Im März 2020 war es aussergewöhnlich warm. Ich sass an meinem Schreibtisch und blickte in den Bildschirm meines Computers, aber mein Blick ging durch ihn hindurch. Der Computer war noch eines der wenigen Dinge, die in meinem Büro an ihrem alten Platz standen. Die meisten Gegenstände hatte ich bereits in Kartons verpackt, die Bilder von der Wand verschwunden. Zwanzig Jahre hatte ich nun in diesem Unternehmen gearbeitet, unserem Familienunternehmen, meinem Familienunternehmen.

Ich sah mich um, das Büro erschien mir fremd und leer. Aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie war das ganze Gebäude verlassen, die meisten Mitarbeiter arbeiteten bereits von zuhause aus oder waren durch Kurzarbeit freigestellt. Ich nahm meinen Büroschlüssel und den Sicherheitsbadge von meinem Schlüsselbund. Es überraschte mich, wie leicht er nun wirkte. Ich legte beides zu meinem Autoschlüssel. Ich würde dies alles nicht mehr benötigen. Tief durchatmend schaltete ich den Computer aus und ging mit den Schlüsseln zum Büro meines Mitarbeiters, der meine Schlüssel entgegennahm und mich ein Dokument unterschreiben liess. Es war eine absurde Szene, waren wir beide doch die einzigen im gesamten Betrieb. Niemand war da, von dem ich mich hätte verabschieden können – und umgekehrt. Ich kehrte kurz in mein Büro zurück, welches zum letzten Mal »mein« Büro war. Ich nahm meinen Mantel und meine Tasche und verliess das Gebäude, welches nicht nur für die letzten zwanzig Jahre mein zweites Zuhause war, sondern schon viele Jahre davor auch das meiner Eltern.

Ich drehte mich um und las erneut den Namen des Unternehmens, der in grossen Lettern auf dem Büro- und Hallengebäude prangte. Es war mein Name, der Name meiner Familie. Es ist kein einfacher Name, aber nach fünfzig Jahren können ihn doch viele im Markt immerhin einigermassen fehlerfrei aussprechen. Das Unternehmen würde zwar seinen Namen behalten, hiess es. Auch ich behielt meinen Namen, doch von nun an war mein Name nicht mehr direkt mit dem Unternehmen verbunden. Wortlos stieg ich ins Auto, in dem meine Frau wartete. Um die surreale Szenerie abzurunden, fuhren wir direkt nachhause, mitten in den ersten Corona-Lockdown.

NACH 25 JAHREN ETWAS NEUES BEGINNEN

Unser Familienunternehmen, ein mittelständischer Handelsbetrieb in der Elektrobranche, war solvent. Mit genügend Ressourcen und einer guten Bonität stand es nach einer etwas schwierigeren Phase wieder gut da. Doch ich sah es an einem Scheideweg. In einem umkämpften Markt ist organisches Wachstum schwierig, und mit dem Eintritt internationaler Konzerne in den Schweizer Markt nahmen Preisdruck und Wettbewerb zu. Für Unternehmen wie unseres ging es darum, am Markt relevant zu bleiben, eine Aufgabe, die kräftezehrend und erschöpfend ist. Hinzu kam, dass die Arbeit als Geschäftsführer mir zu viel geworden war. Der Alltag im Unternehmen hatte an meiner Lebenskraft gezehrt. Ich fühlte mich erschöpft und ausgebrannt.

Als ein internationaler Konzern Interesse an einem Kauf zeigte, beschlossen mein Vater und ich, uns die Sache genauer anzusehen. Mein Vater fungierte als Verwaltungsratspräsident, doch der Titel »Ehrenpräsident« kam seiner Rolle sicher näher. Die Gespräche mussten aufgrund finanzieller Probleme der potenziellen Käuferschaft schon früh abgebrochen werden, aber plötzlich stand die Option eines Verkaufs als realistische Option für die Unternehmensnachfolge im Raum. Von diesem Moment an war mir klar, dass ich die Chance eines Verkaufs beim nächsten Mal nutzen wollte.

Dies bedeutet aber nicht, dass mir die Entscheidung, das Unternehmen zu verkaufen, leichtgefallen ist. Darf ein Sohn wirklich das Unternehmen verkaufen, das seine Eltern gegründet und aufgebaut haben? Wie würden die Verwandten, Geschäftspartner und Freunde darauf reagieren? Hatte ich nicht die Pflicht, die Firma weiterzuführen, auch wenn es mit nicht leichtfiel? Die gefühlte Verpflichtung kostete mich viele schlaflose Nächte. Tatsächlich benötigte ich vom ersten Gedanken, aus dem Unternehmen zu scheiden, bis zur endgültigen Übergabe mehr als vier Jahre. Doch mit der Zeit wurde der tägliche Weg ins Büro immer belastender, und der Verkauf erschien mir mehr und mehr eine folgerichtige Entscheidung zu sein. Als schliesslich ein Mitbewerber sein Kaufinteresse an einem Kauf unseres Unternehmens bekundete, fühlte ich mich, diesen Weg zu gehen.

ERST MAL WEG

Am letzten offiziellen Arbeitstag im Dezember 2019 unterschrieb ich den Kaufvertrag. Nach monatelangen Verhandlungen, juristischem Geplänkel und immer wiederkehrender Zweifel hatte ich das Unternehmen verkauft. Von dem Stand waren nur meine Eltern, meine Ehefrau, der Verwaltungsrat und zwei leitende Mitarbeiter, die in der neuen Konstellation führende Aufgaben übernehmen sollten, informiert.

Am Tag nach der Unterschrift flogen meine Frau und ich, zusammen mit unseren drei Kindern, nach Israel zu den Verwandten. Die Eltern meiner Frau sowie ein Grossteil beider Familien leben dort, und ich wollte erst mal weg. Es dauerte ein paar Tage, bis wir unsere Kinder informierten. Es war beim Mittagessen im Lieblingsrestaurant meines mittleren Sohnes, als ich erklärte, dass ich etwas Wichtiges zu verkünden hätte. Der jüngste Sohn, damals knapp zehn Jahre alt, meinte sofort, dass ich die Firma verkauft hätte. Ich war etwas perplex, hatte ich doch gedacht, dass ich die Anspannung der letzten Monate, ja Jahre, jeweils im Büro gelassen hätte, wo sie am nächsten Morgen wieder auf mich wartete. Auch für meine Tochter war klar, dass sich etwas abgezeichnet hatte. Ich hatte also doch das Unternehmen nach dem Feierabend nachhause mitgenommen. Ich war meinem Vater also doch ähnlicher, als ich es mir jemals vorgenommen hatte. Ob meine Kinder es mir übelnehmen, dass ich ihnen die Chance genommen habe, die dritte Generation im Familienunternehmen zu sein, kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe ihnen ganz sicher die Last genommen, es eventuell eines Tages tun zu müssen.

Im Alter von 48 Jahren etwas Neues zu beginnen, mich neu zu orientieren und neue Ziele zu setzen, empfinde ich rückblickend als ganz natürlich. Ich hatte viel zu lange in meiner Rolle festgesteckt und fühlte mich befreit, als ich endlich jemanden fand, der mir diese Last von den Schultern nahm. Ich sage nicht, dass ich in diesem Moment glücklich oder zufrieden war, aber ich fühlte mich befreit.

ZWISCHEN SELBSTVERWIRKLICHUNG UND
FAMILIENERWARTUNGEN

Ich hätte das Unternehmen vielleicht viel früher verkauft, wenn da nicht meine Eltern gewesen wären. Sie hatten das Unternehmen Ende der 1960er Jahre gegründet und es mit harter Arbeit und viel Mühe zu einem führenden Unternehmen in der Schweizer Elektrobranche gemacht. Für sie war das Unternehmen nicht nur eine Geschäftsidee, sondern die Verwirklichung ihres Lebenstraums.

Es war nie wirklich ausgesprochen, aber dennoch klar, dass ich früher oder später ins Unternehmen einsteigen würde. Ähnlich wie in vielen anderen Familien, die ein Unternehmen besitzen, wird den Kindern oft gesagt, dass sie ihren eigenen Weg finden sollen. Aber unterschwellig wirkt der Familienbetrieb wie ein Schatten, der über jeder Entscheidung der Familie liegt. Wer tritt in die Fussstapfen des Gründers? Wer übernimmt die Führung? In unserer Familie schien es, als sei ich, der Älteste, für diese Rolle vorherbestimmt.

Als sich mein Vater 2003 in den neugeschaffenen Verwaltungsrat zurückzog, übernahm ich als verantwortungsbewusster Sohn die Position des Geschäftsführers. Zuvor hatte ich unter anderem Betriebswirtschaft studiert, ein paar Jahre im Ausland mit dem Aufbau einer Tochtergesellschaft verbracht und nach meiner Rückkehr in die Schweiz einen Vertriebsbereich übernommen. Die Jahre vergingen. Zwanzig Jahre hielt ich an dieser Rolle fest. Doch allmählich wuchs in mir der Wunsch, mich neuen Herausforderungen zu stellen und nicht mein gesamtes Leben dem Unternehmen meiner Eltern zu widmen.

Vor dem Verkauf malte ich mir alle möglichen Szenarien aus. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich mich während und nach dem Verkaufsprozess fühlen würde. Als mich meine Mutter nach dem Verkauf fragte, ob ich glücklich sei, antwortete ich ihr, dass ich hauptsächlich erleichtert sei. Auf diese Erleichterung war ich nicht vorbereitet.

Noch weniger war ich auf die Reaktion meiner Eltern vorbereitet, die doch Teil des gesamten Verkaufsprozesses gewesen waren. Ich hatte nichts im Geheimen getan. Obwohl ich sie in jeden Schritt des Verkaufsprozesses eingebunden hatte, waren sie tief getroffen. Es schien, als hätten sie bis zum letzten Moment gehofft, dass alles anders kommt. Sie sahen den Verkauf als Verlust ihres »dritten Kindes«, und ich stand da, gefangen zwischen meiner eigenen Erleichterung und ihrem offensichtlichen Schmerz. In ihren Augen hätte das Familienunternehmen über Generationen weitergeführt werden sollen, und ich hatte das Lebenswerk meines Vaters einfach so verkauft.

GESCHEITERT ODER UNDANKBAR?

Tatsächlich hat mich ihre Reaktion überrumpelt. Ich hatte angenommen, dass sie...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft
ISBN-10 3-7562-8561-8 / 3756285618
ISBN-13 978-3-7562-8561-7 / 9783756285617
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