Atomkraft. Ja bitte, nein danke! - Band 1 (eBook)

Die Geschichte der Kernenergie und des Stroms in Deutschland
eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
434 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9643-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Atomkraft. Ja bitte, nein danke! - Band 1 -  Gerhard Hottenrott
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Der Krieg in der Ukraine hat eine bis dahin nicht vorstellbare Energiekrise in Deutschland ausgelöst. Kausal verantwortlich hierfür sind über viele Jahre hinweg getroffene energiepolitische Weichenstellungen. Das politische Märchen vom Vorreiter Deutschlands in der Energiewende und der CO2-Emission ist entzaubert. Probleme struktureller Art treten zu Tage mit negativer Auswirkung auf den Strompreis, den Kohlendioxidausstoß und die Energiesicherheit. Wie es dazu kommen konnte, zeigt die 70-jährige Geschichte der Kernenergie und des Stroms in Deutschland. Was müsste getan werden, um das Ruder wieder rumzureißen? Atomkraft - Ja bitte, Nein danke! ist ein Buch in zwei Bänden für Wissbegierige, die die weltweit einmalige und ungewöhnliche 70-jährige Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland mit all ihren Facetten (wieder-)erleben und nachvollziehen möchten. Das Drehbuch dazu liefern die Akteure dieser Zeit aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien - vielschichtig, aufbrausend und häufig widersprüchlich. Der Buchautor moderiert als Zeitzeuge und Kenner der Szene das Geschehen. Die Geschichte selbst gibt Antworten auf viele bis heute im Raum stehende Fragen. Buch Band I: Der lange Weg zum "friedlichen Atom". Der Wettlauf um die Vorherrschaft der ultimativen Waffe. Der politische Einstieg 1953 "Atomkraft Geschenk des Himmels". Geschichte der Elektro- und Stromindustrie mit GE, Westinghouse, Siemens und AEG, sowie E.ON und RWE. Energieprogramme von Willy Brandt bis Olaf Scholz. Stromkonzerne, Kernenergie, ja bitte! Energiedichte Fundament der Kernenergie. Bürgerinitiativen, Atomkraft, nein danke! Kampf um Wyhl, Brokdorf, Grohnde, Kalkar, Gorleben und Wackersdorf. Grüne Partei und Ökologiebewegung. Gesellschaftlicher Wandel von pro zu kontra Atomkraft. Buch Band II: Niedergang der Brütertechnologie; Ende des Traums von der Energieautarkie. Endlagerung, Versagen der Politik. Asse, Morsleben, Konrad, Gorleben Spielbälle divergierender politischer Interessen. Kernkraft als Brückentechnologie. Kampf der BI gegen Castortransporte und Endlager. Die Macht der Medien, Atomangst und Strahlenphobie. Das Finale mit Fukushima und dem deutschen Atomausstieg. Energiewende ohne Kernenergie: Erfolgsmodell oder Fehlentscheidung? Beide Bände stehen für sich und können unabhängig voneinander gelesen werden. Lassen Sie sich hineinversetzen in das Spannungsfeld des Auf- und Abstiegs der Atomenergie in Deutschland. Atmen Sie die Atmosphäre politisch initiierter Skandale, Eigenprofilierung und Machtkampf.

Gerhard Hottenrott ist Maschinenbau-, Kerntechnik- und Wirtschaftsingenieur. Er ist ein profunder Kenner der friedlichen Nutzung von Kernenergie zur Stromproduktion in Deutschland und der Welt. In seinem Berufsleben bei Stromkonzernen lag sein Fokus auf der nuklearen Brennstoff- und Entsorgungswirtschaft mit weltweiter Beschaffung und Veredlung von Brennstoffen zum Einsatz in Reaktoren. Er war leitender Angestellter, technischer Geschäftsführer von GmbHs und Mitglied diverser nationaler und internationaler Ausschüsse und Arbeitskreise. Durch seine Arbeit bewegte er sich eng am Nabel des energiepolitischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehens der Geschichte der Kernenergie in Deutschland, kennt die Orte harter Auseinandersetzungen, kennt das Ringen um Lösungsansätze und den energiepolitischen Wandel in anderen Ländern.

Vorwort


Die staatlich verordnete Abschaltung der letzten Kernkraftwerke Deutschlands bis zum 31. Dezember 2022, nunmehr verlängert bis zum 15. April 2023, hat mich Ende 2020, zeitgleich mit dem Beginn der für die gesamte Gesellschaft schwierigen Corona-Zeit, bewogen, die unglaublich spannende und facettenreiche, nahezu siebzigjährige Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland als Zeuge eines großen Zeitabschnitts zu erzählen.

Die Geschichte der Kernenergie in Deutschland beginnt 1955 zeitgleich mit der Wiedererlangung der deutschen Souveränität nach einem furchtbaren Krieg und endet Anfang 2023 mit der Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerke nach knapp 70 Jahren. Das ungewöhnliche Drehbuch dazu liefern die Akteure aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien selbst, und zwar atemberaubend und vielschichtig mit anfänglichen Lobgesängen auf die Atomenergie, einem ungestümen Vorwärtsdrängen, dann mit Irrungen und Wirrungen und zunehmend divergierenden ökonomischen, ökologischen und machtpolitischen Interessen und schließlich mit dem Niedergang dieser Energieform in Deutschland.

Ich versuche, dieses Geschehen möglichst realistisch wiederzugeben, um die in der Welt einmalige deutsche Industriegeschichte aus Aufbruchstimmung und Begeisterung, aus Skepsis, Ablehnung und Angst im Buch noch einmal aufleben zu lassen. Ein siebzig Jahre dauernder Lebenszyklus mit all seinen Lebensphasen erscheint erneut, von der Geburt in den 50er Jahren mit der Schaffung der notwendigen Gesetze, den Festlegungen zur Rollenverteilung zwischen Staat und Industrie, der Gründung von Forschungszentren und Instituten, dem Aufbau der industriellen Infrastruktur sowie den ersten Gehversuchen mit Demonstrationskraftwerken in den 60er Jahren, der Blütezeit ab Mitte der 70er Jahre mit dem Bau und Betrieb der international bewunderten, sichersten und wirtschaftlichsten Kernraftwerke der Welt, seinem dann folgendem erst allmählichen, dann beschleunigten Niedergang mit kompletter Vernichtung alles Geschaffenen, den Forschungsstätten, der Lehre, der Kraftwerksindustrie und zum Schluss der Kernkraftwerke. Es ist eine mannigfaltige, schwer fassbare Geschichte über den politisch-gesellschaftlichen Konflikt über den richtigen Weg deutscher Energiepolitik zwischen Politik, Industrie, Stromkonzernen, Bürgerinitiativen, Lobbyisten und Medien, in deren Ringen die Schlüsselfigur, die Kernenergie, schließlich zerrieben wird und eine große Industrienation auf eine Energieoption, einen kohlendioxidfreien Energieträger verzichtet und ihn aus seinen nationalen Grenzen verbannt. Mächtiger Dirigent dabei ist die Politik mit ihrem Primat zur Festlegung der energiepolitischen Rahmenbedingungen.

Die Energieprogramme der verschiedenen Bundesregierungen angefangen von Willy Brandt und Helmut Schmidt über Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel bis hin zu Olaf Scholz werden skizziert und die Akzentverschiebungen innerhalb des magischen Zieldreiecks aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit aufgezeigt.

Der Einstieg in die faszinierende, aber auch komplexe Welt der Energie erfolgt mit einem Exkurs über das unschätzbar teure, aber auch sensible Gut Licht und elektrische Energie. Seine Bedeutung kann nicht hoch genug geschätzt werden. Ohne Elektrizität, die den Blutkreislauf der Wirtshaft am Zirkulieren hält, würden wir zu Grunde gehen und in die vorindustrielle Zeit zurückfallen. Mit Aufkommen des Stroms Ende des 19. Jahrhunderts, also vor gar nicht so langer Zeit, konnten sich die Menschen erstmals vom natürlichen Rhythmus der Natur mit seinen Tag- und Nachtstunden lösen. Gezeigt wird, wie die heutigen Champions der Elektroindustrie mit General Electric, Westinghouse, Siemens und bis vor kurzem AEG sowie die deutschen Stromkonzerne mit dem neuem Produkt Strom entstanden sind und sich am Markt etabliert haben. Einem Abenteuer gleich erfolgt der Aufstieg von E.ON und RWE in den Olymp der weltweit größten Energieversorger. Ab 2000 folgt durch politische Vorgaben der brutale, unaufhaltsame Niedergang fast bis zur Bedeutungslosigkeit, dem sich die beiden Konzerne nur durch eine gewaltige gemeinsame Kraftanstrengung mit radikalem Umbau beider Unternehmen gerade noch entziehen können. Ein staatlich organisierter planwirtschaftlicher Umbau der Energiewirtschaft mit rasantem Aufstieg der sanften Energien, mit Millionen neuer Strom-Kleinsterzeuger und mit deutschlandweiter Euphorie über die Perspektiven der neuen Solar- und Windenergien-Nutzung folgte. Hier wird der Verlauf von der ersten Begeisterung bis zur inzwischen eingetretenen Ernüchterung, ja zunehmenden Verunsicherung durch unerwartete Schwierigkeiten mit dem tages- und wetterbedingt volatilen Strom, nicht gelöster Speicherproblematik für Strom und stark ansteigende Energiekosten nachgezeichnet.

Zu Beginn der Geschichte der Kernenergie wird der lange Weg des Atoms von der kriegerischen Anwendung hin zur friedlichen Nutzung der Kernenergie erzählt. Hintergründe und Ursachen für die Entwicklung der ersten Atombombe im Manhattan-Projekt sowie deren schreckliche Abwürfe am 06. August 1945 auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki werden aufgezeigt, als auch die von den USA für unglaublich gehaltene rasante atomare Aufholjagd der Russen mit ihrer ersten Atombombenexplosion im August 1949. Als die Welt vorm atomaren Aufrüstungs-Abgrund steht, kehren erste Ansätze politischer Vernunft ein. Ein großer Schritt dahin ist die berühmte Rede »Atoms for Peace« des amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1953 zur Hinwendung der atomaren Energie für friedliche Zwecke und der Begrenzung atomarer Waffen. Der Weg der nun folgenden Nutzbarmachung der Kernenergie wird skizziert mit der ersten internationalen Atomkonferenz im August 1955 in der schönen Stadt Genf am Genfersee, mit der großen Show der Amerikaner mit einem mitgebrachten Schwimmbadreaktor, der erstmals einen für viele unfassbaren Blick in einen Reaktorkern erlaubte. Es wird gezeigt, mit welch unbeschreiblicher Euphorie die deutsche Politik die neue Energie der Atomkraft als »Geschenk des Himmels« begrüßt, wie die Wissenschaft nach dem verlorenen Krieg und dem Verbot wissenschaftlicher Tätigkeit auf diesem Gebiet die Chance wahrnimmt, wieder Anschluss an die Weltelite zu finden, die Industrie auf neue Geschäftsmöglichkeiten beim Bau von Kraftwerken und der Aufarbeitung von Brennstoffen hofft und die Stromkonzerne sich zunächst über Jahre schwer tun die neue Energieform zu akzeptieren. Erst auf Verlangen der Politik hin ändern sie schließlich ihre Meinung. Als der Markt ihre bevorzugten Wasser-moderierten und Wasser-gekühlten Kernkraftwerke anbietet werden sie zu begeisterten Protagonisten. Die Motive für diese Wende hin zu »Kernenergie ja bitte« werden erläutert.

Breiten Raum nimmt die soziale Bürgerbewegung gegen Atomenergie ein, mit ihren Anfängen über die Friedens- und Ostermarschbewegung gegen atomare Aufrüstung der Bundeswehr und den Nato-Doppelbeschluss bis hin zur Ökologiebewegung, zu mehr Achtsamkeit gegenüber der Natur, gegen Kohlekraftwerke und Großtechnologien, für eine sanfte Energieerzeugung à la »small is beautiful« sowie für regenerative Energien. Es wird gezeigt, dass die Anti-Atomkraft-Bewegung nicht linear, sondern bis zum Ausstiegsbeschluss im Jahr 2011 in vier großen aktiven und passiven Phasen und regional unterschiedlich mal mehr, mal weniger erfolgreich abläuft. Es beginnt mit dem sehr erfolgreichen Widerstand ab 1972 im Oberrheintal gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl und dem Scheitern in der zweiten Hälfte dieser ersten Phase bis 1977 gegen geplante Anlagen in Brokdorf, Grohnde und Kalkar. Die Bewegung hatte sich politisiert und brutalisiert durch Vereinnahmung durch kommunistische Gruppen, die das Bürger-Momentum im Kampf gegen den verhassten kapitalistischen Staat nutzen wollten. Der Widerstand organisiert sich in Großdemonstrationen mit bürgerkriegsähnlichen Schlachten mit der Polizei und scheitert schließlich. Im Wendland erfolgt die Wiedergeburt. Der Bürgerbewegung gelingt es weitgehend, radikale Elemente außen vor zu halten und letztendlich die geplante gigantische Wiederaufarbeitungsanlage in Gorleben zu verhindern. Im Juli 1979 gibt der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht die Anlage mit der Begründung »technisch machbar, aber politisch nicht durchsetzbar« auf. Das Geschehen verlagert sich in der dritten Phase der Bürgerbewegung um 1985 in die Oberpfalz im Osten des Freistaates Bayerns nach Wackersdorf, nachdem sich Franz Josef Strauß für die Errichtung einer Wiederaufbereitungsanlage dort stark gemacht hat. Erneut scheitert der Bürgerwiderstand, da die örtlichen Bürgerinitiativen wie zuvor in Brokdorf von linken radikalen Kampfgruppen durchsetzt werden und es wieder zu gewalttätigen, militanten Auseinandersetzungen mit der Polizei und dem Staat am Zaun von Wackersdorf kommt, ohne dass es gelingt, die Baustelle zu besetzen. Die gut geschützte Anlage wird weitergebaut, jedoch 1989 von den Stromkonzernen wegen sich abzeichnender Unwirtschaftlichkeit aufgegeben. Die Anti-Atom-Bewegung...

Erscheint lt. Verlag 29.1.2024
Reihe/Serie Aromkraft. Ja bitte, nein danke!
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft
Schlagworte Bürgerinitiativen gegen Atomenergie • Endlagerung, Asse, Konrad, Gorleben • Energieprogramme, Energiewende, Regenerative Energien • Tschernobyl, Fukushima • Wyhl, Brokdorf, Kalkar, Wackesdorf
ISBN-10 3-7583-9643-3 / 3758396433
ISBN-13 978-3-7583-9643-4 / 9783758396434
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