Die Essays von Warren Buffett (eBook)
304 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-496-6 (ISBN)
Lawrence A. Cunningham ist Direktor des Samuel and Ronnie Heyman Center on Corporate Governance und Professor für Rechtswissenschaften an der Cardozo Law School in New York City. Er forschte und unterrichtete an mehreren Universitäten, bis er an das Boston College in Massachusetts kam. Dort lehrt er seit 2001 Wirtschaft und Recht. Der Autor zahlreicher Bücher gilt als internationaler Experte für Value Investing und verfasst regelmäßig Beiträge für »Forbes and Money« auf CNN/CNBC.
Lawrence A. Cunningham ist Direktor des Samuel and Ronnie Heyman Center on Corporate Governance und Professor für Rechtswissenschaften an der Cardozo Law School in New York City. Er forschte und unterrichtete an mehreren Universitäten, bis er an das Boston College in Massachusetts kam. Dort lehrt er seit 2001 Wirtschaft und Recht. Der Autor zahlreicher Bücher gilt als internationaler Experte für Value Investing und verfasst regelmäßig Beiträge für »Forbes and Money« auf CNN/CNBC.
Prolog: Eigentümerorientierte Grundsätze der Unternehmensführung1
In gewisser Hinsicht ist unser Aktionärsstamm eher ungewöhnlich – und das wirkt sich auch darauf aus, wie wir an Sie berichten. Am Ende jedes Jahres befinden sich rund 98 Prozent der ausstehenden Aktien noch in den Händen derselben Menschen wie schon zu Anfang des Jahres. Daher bauen wir in unserem Jahresbericht auf das auf, was wir Ihnen in früheren Jahren berichtet haben, statt vieles erneut aufzurollen. Auf diese Weise erhalten Sie mehr aussagekräftige Informationen – und uns wird nicht langweilig.
Darüber hinaus stellen unsere Aktien zu vielleicht 90 Prozent die – oftmals absolut und mit Abstand – größte Wertpapierposition im Portfolio unserer Investoren dar. Viele dieser Aktionäre widmen dem Jahresbericht bereitwillig viel Zeit, und wir versuchen, ihnen dieselben Informationen zu liefern, die uns interessieren würden, wenn die Rollenverteilung umgekehrt wäre.
Unsere Quartalsberichte sind dagegen nicht sehr textlastig. Sowohl unsere Eigentümer als auch unsere Manager sind mit Blick auf dieses Unternehmen gleichermaßen langfristig orientiert, und über Ereignisse von langfristiger Tragweite gibt es in einem einzelnen Quartal kaum etwas Neues oder Bedeutsames zu sagen.
Erhalten Sie jedoch Mitteilungen von uns, dann kommen diese von dem Mann, den Sie dafür bezahlen, dass er das Unternehmen führt. Ihr Chairman ist der festen Überzeugung, dass Eigentümer Anspruch darauf haben, direkt vom CEO zu hören, was vor sich geht und wie er das Unternehmen derzeit und künftig beurteilt. Das würden Sie von einem nicht börsennotierten Unternehmen verlangen und Sie sollten es auch von einer börsennotierten Gesellschaft erwarten. Ein jährlicher Rechenschaftsbericht sollte nicht einem Personalspezialisten oder einem PR-Berater überlassen werden, der kaum in der Position ist, offen von Manager zu Eigentümer zu sprechen.
Wie wir es sehen, stehen Ihnen als Eigentümer von Ihren Managern ähnliche Berichte zu, wie wir sie bei Berkshire Hathaway von den Managern unserer Tochtergesellschaften erwarten – wenn auch natürlich nicht ganz so detailliert, insbesondere, wenn es sich um Informationen handelt, die beispielsweise für Mitbewerber von Nutzen sein könnten. Generell sollten die Berichte in Umfang, Ausgewogenheit und Offenheit jedoch ähnlich ausfallen. Wir wollen kein PR-Dokument sehen, wenn uns unsere Unternehmenschefs über die aktuelle Lage ins Bild setzen, und wir finden, Sie sollten auch kein solches Dokument erhalten.
Im Großen und Ganzen bekommt jedes Unternehmen die Aktionäre, die es be- und verdient. Fokussiert es sich in seinen Überlegungen und Veröffentlichungen auf kurzfristige Ergebnisse oder Markteffekte, zieht es überwiegend Aktionäre an, denen eben diese Faktoren wichtig sind. Und legt es seinen Investoren gegenüber eine zynische Haltung an den Tag, dürfte dieser Zynismus vom Investmentpublikum mit großer Wahrscheinlichkeit erwidert werden.
Der angesehene Investor und Autor Phil Fisher verglich das Vorgehen von Unternehmen bei der Werbung um Aktionäre mit den Maßnahmen eines Restaurants, um Gäste anzulocken. Ein Restaurant könnte sich an eine bestimmte Klientel wenden – Menschen, die gern Fast Food mögen, elegant dinieren möchten oder ein Faible für die orientalische Küche haben zum Beispiel – und so letztlich seine Stammkunden finden. Macht das Restaurant alles richtig, wird dieses Publikum den gebotenen Service, die Speisenauswahl und das Preisniveau zu schätzen wissen und wiederkommen. Das Lokal kann seinen Charakter aber nicht ständig verändern und trotzdem erwarten, dass seine Gäste zufrieden sind und ihm treu bleiben. Bietet es einmal französische Küche an, ein andermal Hühnergerichte zum Mitnehmen, hätte das verwirrte, unzufriedene Kunden zur Folge, die beim nächsten Mal woanders hingehen.
Genauso ist das auch mit Aktiengesellschaften und den Aktionären, deren Interesse sie auf sich ziehen. Man kann nicht jedem Einzelnen gerecht werden und ganz verschiedene Investoren ansprechen, deren Interessenschwerpunkte auf hoher laufender Rendite liegen, auf langfristigem Kapitalzuwachs oder gar auf Kursfeuerwerken oder anderem.
Dass es im Verwaltungsrat Leute gibt, die auf regen Handel mit ihren Aktien Wert legen, ist uns unbegreiflich. Im Grunde sagen sie damit doch Folgendes aus: Sie möchten, dass ihnen laufend möglichst viele Bestandsaktionäre zugunsten neuer Interessenten den Rücken kehren, denn man kann unmöglich viele neue Eigentümer (mit neuen Erwartungen) ins Boot holen, ohne zahlreiche bisherige zu verlieren.
Uns sind Eigentümer lieber, denen unser Service und unsere Speisekarte zusagen und die uns deshalb Jahr um Jahr wiederbeehren. Es wäre schwierig, die »Plätze« der Aktionäre von Berkshire Hathaway besser zu besetzen als bisher. Wir hoffen also weiter auf eine ausgesprochen geringe Fluktuation unter unseren Eigentümern, die dafür spricht, dass unsere Bestandsaktionäre verstehen, wie wir arbeiten, unsere Strategien mittragen und unsere Erwartungen teilen. Und wir hoffen, diese Erwartungen zu erfüllen.
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Wir sind zwar eine Kapitalgesellschaft, doch unsere Mentalität entspricht der einer Personengesellschaft. Für Charlie Munger und mich sind unsere Aktionäre Gesellschafter und Teilhaber des Unternehmens. Uns selbst betrachten wir als geschäftsführende Gesellschafter. (Aufgrund der Größe unserer Beteiligungen sind wir wohl oder übel auch Mehrheitsgesellschafter.) Für uns ist nicht das Unternehmen selbst letztlich Eigentümer seiner Vermögenswerte, sondern wir sehen darin den verlängerten Arm unserer Aktionäre als eigentliche Vermögenseigner.
Charlie und ich hoffen sehr, dass Sie sich nicht nur als Eigentümer eines Papiers betrachten, dessen Kurs täglich schwankt und an dessen Verkauf Sie denken, wenn Sie bestimmte wirtschaftliche oder politische Ereignisse nervös werden lassen. Wir hoffen vielmehr, Sie sehen sich als Teilhaber eines Unternehmens und möchten das auf unbestimmte Zeit bleiben – so, als würde Ihnen und Ihrer Familie gemeinsam ein landwirtschaftlicher Betrieb oder ein Mietshaus gehören. Für uns sind die Berkshire-Aktionäre keine gesichtslosen Mitglieder einer sich laufend verändernden Menge, sondern vielmehr Mitunternehmer, die uns ihr Geld anvertraut haben – womöglich für den Rest ihres Lebens.
Es spricht viel dafür, dass die meisten Berkshire-Aktionäre dieses Konzept von der langfristigen Partnerschaft verinnerlicht haben. Der prozentuale jährliche Umschlag beläuft sich bei Berkshire-Aktien auf einen Bruchteil dessen, was die Aktien anderer großer amerikanischer Unternehmen verzeichnen – selbst dann noch, wenn man meine Aktien herausrechnet.
Tatsächlich verhalten sich unsere Aktionäre gegenüber ihren Berkshire-Aktien ganz so, wie sich Berkshire selbst gegenüber den Unternehmen verhält, an denen es beteiligt ist. Als Eigner von beispielsweise Coca-Cola- oder American-Express-Aktien sehen wir in Berkshire einen nicht geschäftsführenden Gesellschafter zweier außergewöhnlicher Unternehmen und messen unseren Erfolg an deren langfristigem Fortschritt – nicht an der monatlichen Kursentwicklung ihrer Aktien. Es wäre uns sogar vollkommen gleichgültig, wenn mehrere Jahre vergehen würden, in denen die Aktien dieser Unternehmen gar nicht gehandelt würden oder börsennotiert wären. Sind unsere langfristigen Erwartungen gut, haben kurzfristige Kursveränderungen für uns keinerlei Bedeutung – es sei denn, sie bieten uns die Möglichkeit, unsere Beteiligung zu einem ansprechenden Preis zu erhöhen.
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Wie es Berkshires Orientierung auf die Eigentümer entspricht, sind die meisten unserer Verwaltungsratsmitglieder mit einem erheblichen Teil ihres Vermögens im Unternehmen investiert. Wir kochen nicht nur unser eigenes Süppchen, wir löffeln es auch aus.
Charlies Familie hält den größten Teil ihres Vermögens in Berkshire-Aktien. Bei mir sind es über 98 Prozent. Auch viele meiner Verwandten – meine Schwestern, Cousinen und Cousins zum Beispiel – haben einen enormen Anteil ihres Vermögens in Berkshire-Aktien angelegt.
Charlie und ich haben bedenkenlos alle Eier in einen Korb gelegt, denn Berkshire selbst ist ja an einer großen Vielzahl wirklich herausragender Unternehmen beteiligt. Wir halten Berkshire sogar für ziemlich einzigartig, was die Qualität und Vielfalt der Unternehmen angeht, an denen es entweder eine Mehrheits- oder eine maßgebliche Minderheitsbeteiligung hält.
Charlie und ich können Ihnen keine Ergebnisse versprechen. Wir können Ihnen aber garantieren, dass Ihr finanzielles Schicksal fest mit dem unseren verknüpft ist, solange Sie unser Gesellschafter sein wollen. Wir haben kein Interesse daran, uns durch hohe...
Erscheint lt. Verlag | 17.11.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
Schlagworte | Basics • Bibel • Grundlagen • Investment • Klassiker • Must-have • Stock Picking • Value Investing |
ISBN-10 | 3-98609-496-2 / 3986094962 |
ISBN-13 | 978-3-98609-496-6 / 9783986094966 |
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