Technischer Einkauf (eBook)

Praxishandbuch für mittelständische Unternehmen
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
195 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-16752-6 (ISBN)
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Dem technischen Einkauf kommt eine immer größere Bedeutung zu: Er ist gefordert, die Einkaufskosten zu senken und zugleich die Versorgungssicherheit auch bei globalen Lieferketten aufrecht zu erhalten. Gelingt ihm dies, kann er für Unternehmen signifikante Wettbewerbsvorteile erzielen. Christoph Siegfarth beschreibt, was schon bei der Produktentwicklung aus Einkaufssicht zu beachten ist. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele erläutert er die Grundlagen für den technischen Einkauf in mittelständischen Unternehmen und stellt die komplette Prozesskette des Beschaffungsprozesses vor. Sein Buch weist auch auf mögliche Verbesserungspotenziale hin, beleuchtet typische Problemfelder und Fallstricke und hilft, diese zu vermeiden. Inhalte: - Produktentwicklung: Einbindung des Einkaufs, Spezifizierung von Teilen, Änderungsprozesse, Wertanalyse  - Verfahren zur Bedarfsermittlung, Strategien für erfolgreiche Preisanfragen und Verhandlungen - Tipps von Bestellungen über Wareneingänge und -prüfungen bis zur Rechnungsprüfung und Lagerhaltung  - Instrumente zur Erhöhung der Verfügbarkeit und für Kostensenkungen  - Das Fundament eines exzellenten Einkaufs: Lieferantenmanagement, Einkaufscontrolling und Prozessmanagement  - Umweltorientierter Einkauf und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Christoph Siegfarth studierte Physik (Master of Science an der University of Oregon) und Wirtschaftsphysik (Diplom an der Universität Ulm). Er arbeitete im Serien- und im Projekteinkauf in der Laserbranche, die meiste Zeit davon mit Führungsverantwortung. 2018 machte er sich selbstständig und ist seitdem als Berater, Interimsmanager und Trainer mit dem Schwerpunkt 'Technischer Einkauf' für mittelständische Unternehmen tätig.

Christoph Siegfarth Christoph Siegfarth studierte Physik (Master of Science an der University of Oregon) und Wirtschaftsphysik (Diplom an der Universität Ulm). Er arbeitete im Serien- und im Projekteinkauf in der Laserbranche, die meiste Zeit davon mit Führungsverantwortung. 2018 machte er sich selbstständig und ist seitdem als Berater, Interimsmanager und Trainer mit dem Schwerpunkt "Technischer Einkauf" für mittelständische Unternehmen tätig.

2 Dokumentation


Spätestens wenn die Produktentwicklung abgeschlossen ist, steht der nächste Schritt auf dem Weg zum Einkauf der Teile oder Baugruppen an: Die Daten müssen in Form von Stammdaten im ERP-System (Enterprise-Resource-Planning) hinterlegt werden bzw. mit diesen verknüpft werden. Vollständige Stammdaten führen zu Eindeutigkeit und lassen keinen Spielraum für Abweichungen offen. Sie sparen Zeit und führen zu einer größeren Konsistenz der erzeugten Datensätze. Sind alle Stammdaten gepflegt, dann müssen bei einer Bestellung in der Regel lediglich folgende Werte eingegeben werden:

  • Lieferant,
  • Artikelnummer,
  • Menge,
  • Liefertermin.

Die folgenden Werte werden dann automatisch aus den Stammdaten gezogen:

  • Adresse des Lieferanten,
  • eigene Kundennummer,
  • eigene Kontaktdaten,
  • Ansprechpartner,
  • Artikelbezeichnung,
  • Versionsindex,
  • Preis,
  • Zahlungsbedingungen,
  • Versandart,
  • Lieferbedingungen.

2.1 Softwareauswahl


Für jede Abteilung in einem Unternehmen gibt es maßgeschneiderte Software, von CRM-Systemen (Customer-Relationship-Management) über Qualitätsmanagementsoftware bis hin zu PDM-Systemen (Produktdatenmanagement). Die Anbieter kennen die Bedürfnisse der jeweiligen Abteilungen genau, wodurch die Software genau auf die Bedürfnisse der Abteilungen abgestimmt sein kann.

Der Einsatz von zu vielen verschiedenen Softwaresystemen bringt leider auch Nachteile mit sich:

  • Schnittstellen für den Datenaustausch zwischen den einzelnen Systemen sind zu programmieren.
  • Andere Abteilungen können nicht auf alle Datensätze zugreifen, abteilungsübergreifende Auswertungen sind nur mit Aufwand möglich.
  • Es entstehen Redundanzen.
  • Es fallen hohe Lizenzkosten an.
  • Der Administrationsaufwand kann sehr hoch werden.

Manche abteilungsspezifischen Programme erleichtern zwar die Arbeit, aber ihr Einsatz ist nicht zwingend notwendig. Es gibt jedoch eine Software, an der in einem Industrieunternehmen kein Weg vorbeiführt: das ERP-System. Es kann daher von Vorteil sein, auf Spezialsoftware zu verzichten und möglichst viele Funktionen über das ERP-System abzubilden. Viele ERP-Systeme bieten beispielsweise auch Funktionalitäten von CRM-Systemen. Schon wenn die Entscheidung für ein neues ERP-System ansteht, kann darauf Rücksicht genommen werden und ein ERP-System ausgewählt werden, das die Belange von möglichst vielen Abteilungen berücksichtigt.

2.2 Die Artikelstammdaten erfassen


Ein Artikelstammdatensatz wird mit der Anlage eines Artikels erzeugt. Daher stellt sich schon die erste Frage: Wer darf überhaupt neue Artikel im System anlegen?

Beispiel:

Ich war für ein großes Unternehmen mit hoher Mitarbeiterfluktuation tätig, jeder Mitarbeiter im Einkauf durfte dort Artikel anlegen. Dadurch waren die Artikelbezeichnungen nicht konsistent und es wurden wiederholt Artikel angelegt, die es eigentlich schon gab. Je mehr das Unternehmen wuchs, desto größer wurden die Probleme, die daraus resultierten.

Es ist vorteilhaft, einen kleinen Personenkreis von Mitarbeitern zu bestimmen, die berechtigt sind, Artikel anzulegen. Zusätzlich ist es empfehlenswert, eine Nomenklatur für die Bezeichnungen festzulegen oder sogar ein komplettes Handbuch für die Arbeitsweise mit dem ERP-System zu schreiben – selbstverständlich sollte dieses danach nicht in der Schublade verschwinden, sondern allen bekannt sein und bei Änderungen angepasst werden.

In vielen ERP-Systemen gibt es neben einer Artikelnummer zusätzlich eine Artikelbezeichnung. Diese Bezeichnungen sollten einzigartig, transparent und skalierbar sein, also auch für viele zukünftige Artikel anwendbar.

Beispiel:

Ich arbeitete für ein Unternehmen, in dem man sich viele Gedanken über die Benennung von Bauteilen gemacht hatte. Ein bestimmtes Bauteil hieß beispielsweise »DIO Z 3,3V BZX585B SOD 523«. Schon anhand der Bezeichnung konnten fachkundige Personen damit erkennen, dass es sich um eine Zener-Diode handelte. Außerdem wurden 3,3 Volt Spannung angegeben, BZX585B stand für die Modellbezeichnung des Herstellers und SOD 523 für das Gehäuse. Die Bezeichnung war somit einzigartig, transparent und skalierbar.

Leider gibt es nicht für alle Fälle im ERP-System passende Felder oder Einstellungen, um Informationen zu hinterlegen. Beispiele könnten sein:

  • Mit einem Kunden wurde eine Qualitätssicherungsvereinbarung abgeschlossen, die bei bestimmten Teilen einen Lieferantenwechsel genehmigungspflichtig macht.
  • Ein Normteil soll auf bestimmte Weise vom Lieferanten verpackt werden.

Es sollte hier sorgsam überlegt werden,

  • wo diese Informationen am besten abgespeichert werden, damit andere Mitarbeiter sie auch finden, und es sollte
  • sichergestellt sein, dass es zu keinen Redundanzen kommt.

Falls die Frage, ob ein Mitarbeiter auch bei plötzlich auftretender Krankheit schnell vertreten werden könnte, mit »Ja« beantwortet werden kann, erfüllt die Dokumentation in der Regel ihren Zweck.

Noch ein paar Worte zur Sperrung von Artikeln. Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden:

  • Ein Artikel wird gesperrt und darf nicht weiter beschafft/verbaut/geliefert werden oder
  • ein Artikel wird durch einen anderen Artikel ersetzt.

Beide Fälle sind fehleranfällig. Es schadet daher nicht, zu überlegen, ob und – falls ja – wie sie im eigenen Unternehmen sicher behandelt werden können.

2.3 Versionierung


Zu einer Spezifikation gehört, dass es einen Versionsindex gibt, der bei jeder Änderung erhöht wird, auch wenn sie noch so klein ist. Manche Unternehmen verwenden keine Versionsindizes, dort wird bei Änderungen eine neue Artikelnummer erzeugt, auch das ist in Ordnung.

Beispiel 1:

Ich hatte ein Kabel bei einem Lieferanten angefragt. Durch Zufall fand ich heraus, dass zeitgleich Änderungen an der Spezifikation vorgenommen worden waren, ohne den Index zu erhöhen. Der Entwickler hatte gedacht, dass noch niemand im Einkauf mit diesem Teil arbeiten würde. Nun waren bei verschiedenen Lieferanten unterschiedliche Spezifikationen im Umlauf, die aber die gleiche Artikelnummer und den gleichen Versionsindex trugen.

Beispiel 2:

Aufgrund eines kleinen Fehlers in der Spezifikation wurden neu entwickelte Leiterplatten falsch produziert. Der Entwickler passte daraufhin die Spezifikation an und schickte mir die neuen Daten zu. Ich stellte jedoch fest, dass diese immer noch den vorherigen Versionsindex 1.0 trugen und nicht etwa 1.1 oder 2.0. Der Entwickler war der Meinung, dass es sich nicht um eine neue Version handelte, sondern nur um eine kleine Fehlerkorrektur, die ich dem Lieferanten mitteilen solle, daher hatte er den Index nicht erhöht. Hätte ich dem Lieferanten diese Spezifikation geschickt, wären zwei unterschiedliche Spezifikationen mit gleicher Nummer im Umlauf gewesen.

Häufig gibt es auch in ERP-Systemen ein Feld für den Versionsindex. Dieses Feld wird beispielsweise bei Bestellungen automatisch aufgedruckt. Es ist wichtig, dass dieses Feld in den Stammdaten immer gepflegt wird, um zu vermeiden, dass versehentlich eine alte Version bestellt wird. Existiert beispielsweise die Zeichnungsversion 3 eines Teils, dann sollte diese Version 3 auch auf der Bestellung gedruckt werden, damit für den Lieferanten klar ist, nach welchem Stand produziert werden soll.

Noch ein paar Worte zur Historie der Schriftfelder auf technischen Zeichnungen. Nach der DIN 6771-1, die inzwischen veraltet ist, jedoch in vielen Unternehmen nach wie vor angewendet wird, war das Schriftfeld umfangreich definiert, siehe Abbildung 7.

Abb. 7: Schriftfeld nach DIN 6771-1 (veraltet)

Im linken Bereich ist die Änderungshistorie angegeben. Hier können die Änderungen von einer Version auf die nächste kompakt angegeben werden (z. B. »Fase hinzugefügt«), wodurch die Änderungen für die Lieferanten schnell ersichtlich sind.

Abb. 8: Zeichnung mit Schriftfeld nach EN ISO 7200

Die aktuell gültige Norm ist die EN ISO 7200, ein Beispiel dafür ist in Abbildung 8 zu sehen. Laut dieser Norm sind nur noch wenige Pflichtfelder vorgesehen – der Versionsindex und dessen Historie gehören nicht mehr dazu. In Abbildung 8 wurden die Felder jedoch ergänzt. Falls Zeichnungen mit Versionsindex geführt werden, ist es sinnvoll diesen Index auf der Zeichnung ersichtlich zu machen. Über eine aufgelistete Änderungshistorie freuen sich die...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Bedarfsermittlung • Bestellung • Digitalisierung • Einkauf • Einkaufscontrollin • Einkaufsvolumen • Inventur • Kennzahlen • Lager • Lagerplatzsysteme • Lieferanten • Lieferantenmanagement • Lieferketten • Nachhaltigkeit • Produktentwicklung • Projekteinkauf • Prozessmanagement • Rechnungsprüfung • Risikomanagement • Stammdaten • Supply-Chain • technisch • Wareneingang
ISBN-10 3-648-16752-9 / 3648167529
ISBN-13 978-3-648-16752-6 / 9783648167526
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