Franckh-Kosmos ... von nicht verklungener Wirkung ... (eBook)

200 Jahre Verlagsgeschichte im Spiegel der Zeit
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2022 | 1. Auflage
248 Seiten
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
978-3-440-50696-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Franckh-Kosmos ... von nicht verklungener Wirkung ... -  Franckh Kosmos Verlag
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Im Jahr 2022 feiert der Stuttgarter Kosmos Verlag sein 200-jähriges Bestehen. Nicht nur seine lange Geschichte zeichnet das Unternehmen aus: Die Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG ist zudem eines der wenigen großen deutschen Verlagshäuser, das nach wie vor als inhabergeführtes Familienunternehmen am Markt agiert. Was waren und sind die entscheidenden Faktoren dieser erfolgreichen Unternehmensgeschichte? Welche Menschen, Ideen und Visionen prägten die Programmgestaltung in den verschiedenen Epochen? Die Chronik des Hauses zeichnet die spannende Entwicklung des Hauses nach: von den ersten belletristischen Erfolgen der beiden Brüder Franckh über die Kosmos Gesellschaft für Naturfreunde bis zum digital und international aufgestellten Medienunternehmen der Gegenwart. Das Buch portraitiert visionäre Entrepreneure mit Mut und unternehmerischem Geschick, unterzieht die Zeit der beiden Weltkriege einer kritischen Analyse und beschreibt die Mission für die Zukunft, der sich der Verlag auf der Basis seiner langen Tradition verpflichtet fühlt: Bücher und Spielwaren auch für kommende Generationen attraktiv und relevant zu erhalten. Ein spannender Blick hinter die Kulissen und die Erfolgsfaktoren einer starken Verlagsmarke im Wandel der Zeit.

Von den „Franckh’schen Umtrieben“ bis zur Zeit des Stillstands


1822–1893

Vor 200 Jahren, am 6. Juli 1822, wurde die Franckh’sche Verlagshandlung gegründet, aus der sich der Kosmos Verlag entwickelt hat. Johann Friedrich Franckh und sein sieben Jahre jüngerer Bruder Friedrich Gottlob Franckh prägten die erste Phase in der Geschichte des Verlagshauses.

Die Brüder Franckh haben sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als ein Unternehmen profiliert, das sich mit einem neuen Selbstverständnis und spektakulären Vermarktungsstrategien nicht nur im süddeutschen Raum schnell einen Namen gemacht hat. Aufgeschlossenheit für neue Ideen und kaufmännischer Unternehmungsgeist zeichneten sie aus: Sie beteiligten sich mehrfach an anderen Firmen und gründeten Zweigbetriebe. Aber vor allem hatten sie schon damals ein Gespür für die Bedürfnisse von Lesern und beobachteten den Markt ganz genau.

Nur von der heutigen Programmausrichtung des Verlages, die stark von einem naturwissenschaftlichen Programm geprägt ist, war damals noch keine Rede. Aber schon hier zeigte sich der rote Faden der Verlagsgeschichte bis heute: Die Franckh-Brüder erkannten bereits Anfang des 19. Jahrhunderts die wachsende Nachfrage nach Bildungs- und Unterhaltungsliteratur und handelten unternehmerisch, da sie sich auf die Bedürfnisse des Marktes konzentrierten.

Die Brüder hatten sich mit 1822 ein spannendes Jahr für ihre Verlagsgründung ausgesucht: Der französische Gelehrte Jean-François Champollion hatte das Geheimnis der altägyptischen Hieroglyphen gelüftet, in Bremen brach die hanseatische Handelsfregatte Mentor zur ersten Weltumseglung eines deutschen Schiffes auf, der Schriftsteller E. T. A. Hoffmann starb im Alter von 46 Jahren, und in St. Petersburg kommt Olga Nikolajewna Romanowa auf die Welt, die ab 1864 als Olga Königin von Württemberg in die Landesgeschichte eingehen wird.

Der Verlagsbuchhandel um die Jahrhundertwende

Die Verlagsgründung fiel in eine Zeit mit gesellschaftlichen Umbrüchen: Das Ende der Befreiungskriege hatte eine Ära des Denkens und Fühlens eingeleitet und das Bedürfnis nach geistiger Nahrung geweckt. 1817 war in Württemberg die Pressefreiheit ausgerufen worden, durch die beginnende Industrialisierung wuchsen die Städte, und auch die fortschreitende Alphabetisierung war ein Grund für die Blütezeit der Verlage. 1822 hatte Stuttgart rund 23 000 Einwohner – 50 Jahre später überschritt die Stadt die 100 000er-Marke.

Erich Lorenz blickt 1947 in seiner Verlagsgeschichte insbesondere auf die Situation des Buchhandels in Stuttgart im Jahr 1822 zurück:

Die Zeit der Jahrhundertwende zeigt dem Nachfahren ein doppeltes Gesicht. Kriegselend, innere wie äußere Unruhen prägen die eine Seite, indes die andere Züge blühender Aufwärtsentwicklung aufweist. Maßgebend für solchen Aufschwung mag die ständig wachsende politische und wirtschaftliche Bedeutung Stuttgarts gewesen sein. Unter dem Herzog von Württemberg, der 1803 die Kur- und im Dezember 1805 die Königswürde erhalten hatte, wurde dem Land ein reicher Zuwachs an Gebietsteilen und Einwohnern zuteil. Stuttgart wurde die wirkliche Hauptstadt, in der sich fortan Handel und Wandel abspielen sollten. Die vordem allein mächtigen freien Reichsstädte, in denen das wirtschaftliche Leben seinen gedeihlichen Nährboden gefunden hatte, mußten fortan einen großen Teil ihrer Selbständigkeit und ihrer Vorrechte an die Residenz abtreten. Esslingen und Reutlingen, bis dahin Pflegestätten der Buchdruckerkunst, wurden 1803, Ulm 1810 dem Königreich Württemberg einverleibt.

Mit der Thronbesteigung des zweiten Königs, Wilhelm I. (1816) erfuhren zudem das Verlagswesen und das Buchdruckgewerbe Förderungen, die vor allem die Schranken der Pressefreiheit oder „Unfreiheit“ zerbrachen. Blieb auch der ins Kraut geschossene Nachdruck noch ein Schmerzenskind der Verleger, zu dessen Bekämpfung seltsamerweise die württembergische Regierung so gut wie nichts tat, so hat dies doch dem schwäbischen Buchhandel wenig geschadet. König Wilhelm zeigte sogar gewissen Nachdruckern, insbesondere in Reutlingen, so viel Entgegenkommen, daß sie es ausnützten, ein gutes Geschäft machten und durch die königliche Gunst bis in die vierziger Jahre hinein geschützt blieben. Entschieden der bedeutendste Faktor des Fortschritts waren die treibende Kraft und der Wagemut tüchtiger Persönlichkeiten auf buchhändlerischem Gebiet, deren Namen und Wirken in die Geschichte der Stadt eingegangen sind.

An ihrer Spitze steht Johann Friedrich Cotta, der „Fürst der deutschen Buchhändler“, wie ihn schon die Zeitgenossen nannten. […] Sein Verlag [war] die „solide Grundmauer“ des Stuttgarter Verlagsbuchhandels, um die herum sich alle die Firmen gruppierten, die bereits in früheren Jahren in der Hauptstadt ansässig waren, unter ihnen die J. B. Metzlersche Buchhandlung und J. F. Steinkopf.

Betrachtet man das Wesen des Stuttgarter Buchhandels im 19. Jahrhundert, so fallen eine ganze Reihe von Eigentümlichkeiten sofort auf, die der ganzen Verlagsentwicklung ihren Stempel aufdrücken.

Typisch für alle Verleger ist ein großer Unternehmungsgeist, der bisweilen ans Abenteuerliche grenzt. Mit ihm verbunden ist der Geist der Unruhe, die starke Neigung zu Veränderungen, ein immerwährendes An- und Verkaufen ganzer Geschäfte, oder von Teilen der Produktion, von Trennungen und erneuten Verschmelzungen. […]

Bleibt noch ein Merkmal zu erwähnen, das die Aufnahmebereitschaft der württembergischen Regierung und insbesondere des Landesfürsten zeigt: Viele der damaligen Verleger waren Nicht-Württemberger […], waren „Reingeschmeckte“.

Die Brüder Franckh aber waren keine „Reingeschmeckten“, sondern sie waren echte Stuttgarter. Im Jahre 1795 hatte Eva Friederika Franckh hier ihr fünftes Kind zur Welt gebracht, das auf den Namen Johann Friedrich getauft wurde. Sie war die Ehefrau des Bürgers und Stadtumgelders (eines Beamten, der „Umgeld“, eine Art Verbrauchssteuer, eintrieb) Johann Christian Franckh. 1802 war dann als neuntes Kind Friedrich Gottlob Franckh zur Welt gekommen.

Lorenz erkennt in dem älteren der beiden Brüder die Charakteristika der damaligen Verlagsbuchhändlerszene seiner Zeit:

In einem Mann jedoch verkörpern sich alle Züge damaligen buchhändlerischen Wesens am klarsten, in Johann Friedrich Franckh, dem Gründer der Franckh’schen Verlagshandlung in Stuttgart.

Die „Stuttgarter spekulative Richtung“

Aus Holland nach Stuttgart, seiner Heimatstadt, zurückgekehrt, bittet Johann Friedrich Franckh hier am 19. Juni 1822 den König um die Erlaubnis der Verlagsgründung. Der Wortlaut ist in der Verlagsgeschichte Ein altes Verlagshaus mit jungem Geist, die zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren mehrfach erweitert wurde, nachzulesen:

Stuttgart 19. Juni 1822 Friedrich Franckh alt 26½ Jahr, gelernter Kaufmann, bittet allerunterthänigst um gnädigste Conceßion zu Errichtung einer Sortiments & Verlag Buchhandlung in hiesiger Stadt.

Königliche Majestaet! ich bin ein Sohn des vor längerer Zeit dahier verstorbenen hiesigen Bürgers und K. Stadt und Land OberUmgelders Franckh, stehe in einem Alter von 26½ Jahren, habe mich der Handlungs Wißenschaft beflißen und wünsche mich hier zu etablieren.

Zu Errichtung einer Sortiments und Verlag Buchhandlung, bietet sich mir gerade eine schickliche Gelegenheit dar, welche ich bis zum 1 Juli dieses Jahres eröffnen würde.

Da aber hiezu die allergnädigste Erlaubniß Euer Königlichen Majestaet nöthig ist so wage ich es Allerhoechst Dieselben allerunterthänigst zu bitten, mir diese Conceßion gnädigst zu ertheilen.

In tiefster Ehrfurcht ersterbend

Euer Königlichen Majestaet

Allerunterthänigster

Fried. Franckh

Nur gute zwei Wochen später, am 6. Juli 1822, wird die Erlaubnis erteilt, und Johann Friedrich Franckh gründet sein Verlagsunternehmen, in dem sein Bruder Friedrich Gottlob zunächst als Gehilfe arbeitet, bevor er dann 1826 als Teilhaber einsteigt. Schon damals also ist der Verlag das, was 200 Jahre die besondere Stärke des Hauses ausmachen sollte: ein Familienunternehmen. In seiner Verlagsgeschichte erzählt Lorenz:

Im Jahr 1822 bat Johann Friedrich Franckh um die „allergnädigste Erlaubniß" zur Etablierung einer „Sortiments und Verlag Buchhandlung“.
© Kosmos/Staatsarchiv Ludwigsburg

Aus der Verlagsbuchhandlung Friedrich Franckh wird die Firma Gebrüder Franckh, die zugleich Verlag, Sortiment, Druckerei und Leihbibliothek nach und nach umfassen soll. […]

Das Geschäft lag zuerst an der Königstraße, in einem längst nicht mehr vorhandenen Gebäude, […] zwischen der Neuen Brücke und der Breitestraße. Es gehörte dem Stadtrat und Weinhändler Schnabel. Die beiden Verlagsinhaber selbst wohnten etliche Häuser weiter [auch] auf der Königstraße in […] einem Gebäude, das […] ihr Eigentum war. […]

Hier wohnte auch der Hofkaplan Grüneisen, der später den Vermittler zwischen Franckh und Mörike spielte. Außerdem war das Kontor der „Stadtpost“ hier untergebracht. Die Leihbibliothek von Gottlob Franckh soll in der Kronprinzstraße gelegen haben.

Erich Lorenz beschreibt das unternehmerische Handeln der beiden Franckhs mit Eigenschaften, die uns heute sehr modern vorkommen und auch bis in die Gegenwart das Handeln des Hauses Franckh-Kosmos und seiner Verleger...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2022
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte 200 Jahre • Bücher • Catan • Die drei Fragezeichen • Experimentierkasten • Firmenchronik • Firmenjubiläum • Franckh Kosmos • Franckhsche Verlagsbuchhandlung • Kinderbuch • Kosmos Verlag • Naturführer • Ratgeber • Siedler • Spiele • Verlagschronik • Verlagsjubiläum • Was blüht denn da
ISBN-10 3-440-50696-7 / 3440506967
ISBN-13 978-3-440-50696-7 / 9783440506967
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