Wirtschaftsinformatik (eBook)
316 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-5497-1 (ISBN)
Prof. Dr. Peter Preuss lehrt Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Stuttgart. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit ist Peter Preuss geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung People Consolidated GmbH, die sich auf die Einführung von SAP-Produkten für das Konzernrechnungswesen und -controlling spezialisiert hat.
Peter Preuss Prof. Dr. Peter Preuss lehrt Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Stuttgart. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit ist Peter Preuss geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung People Consolidated GmbH, die sich auf die Einführung von SAP-Produkten für das Konzernrechnungswesen und -controlling spezialisiert hat. Simon Frank Prof. Dr. Simon Frank lehrt und forscht als Professor für Wirtschafts- und Medieninformatik an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Stuttgart. Zudem berät Simon Frank seit vielen Jahren Unternehmen, Kultur- und Bildungseinrichtungen u. a. in den Bereichen Softwareentwicklung, Webpublishing, Online-Marketing und Digitalisierung.
1 Grundlagen der Wirtschaftsinformatik
Lernziele
Aufgaben der Wirtschaftsinformatik
- Sie wissen, was Informatik und Wirtschaftsinformatik unterscheidet.
- Sie können erklären, womit sich die Wirtschaftsinformatik beschäftigt.
- Sie kennen Berufsfelder für Wirtschaftsinformatiker.
Grundbegriffe
- Sie können den Unterschied zwischen Zeichen, Daten, Information und Wissen erklären.
- Sie wissen, was ein Informations-/Anwendungssystem ist.
- Sie wissen, was man unter Anwendungssoftware versteht und welche Anwendungsgebiete unterschieden werden.
Haben Sie heute schon eine Snapchat-Nachricht verschickt, ihr LinkedIn-Profil aktualisiert, oder gar einen Non-Fungible Token (NFT) erworben? Völlig selbstverständlich nutzen wir täglich das Internet, denn es ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden.
In den letzten Jahren wurden ganze Branchen, wie etwa die Medienbranche, durch das Internet revolutioniert: Die Nutzung von Newsportalen und Social Media ist heute ganz normal. Klassische Medien wie Tageszeitungen, Fernsehen und Radio verlieren massiv an Bedeutung und Medienunternehmen müssen neue Geschäftsmodelle finden, um überleben zu können.
Es ist aber nicht nur das Internet, das unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen verändert und neue Möglichkeiten der Abwicklung schafft. Es darf nicht vergessen werden, dass sich auch die »klassischen« Anwendungssysteme, die ein wichtiger Bestandteil in allen Lebensbereichen geworden sind und ohne die kaum noch etwas so funktionieren würde, grundlegend geändert haben.
Vieles, was vor zwanzig Jahren noch undenkbar erschien, betrachten wir heute als selbstverständlich. Aber haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie und warum alles funktioniert, was wir heute als ganz natürlich ansehen? Wie kommen Preis und Artikelbezeichnung im Supermarkt auf den Kassenzettel, obwohl am Produkt doch nur ein Strichcode ist? Wie schafft es der Autohändler, Ihnen bereits bei der Bestellung zu sagen, wann genau Ihr neues Auto am anderen Ende von Deutschland vom Band rollen wird?
Bevor diese und andere Fragen der Wirtschaftsinformatik beantwortet werden, wird in diesem Kapitel zunächst erklärt, womit sich die Wirtschaftsinformatik überhaupt beschäftigt und was sie von der Informatik unterscheidet. Danach werden wichtige Grundbegriffe erläutert, die für das weitere Verständnis notwendig sind.
1.1 Womit beschäftigt sich die Wirtschaftsinformatik?
Der Begriff »Informatik« ist den meisten Menschen geläufig und sie verbinden damit typischerweise Computer und Programmierung. Das ist sicher richtig, aber kann man Informatik und Wirtschaftsinformatik, wie es immer wieder gemacht wird, einfach gleichsetzen? Was unterscheidet die beiden voneinander?
Informatik
Die Informatik (engl. Computer Science) beschäftigt sich mit der systematischen, maschinellen Verarbeitung, Speicherung und Übermittlung von Daten.
Die (Kern-)Informatik befasst sich im Rahmen der
- theoretischen Informatik mit prinzipiellen (meist mathematischen) Fragen der Programmierbarkeit, z. B. in der Personal- oder Materialwirtschaft sowie h. wie können Probleme durch Rechner bearbeitet werden; dazu gehören z. B. die Automatentheorie, die Schaltwerktheorie und formale Sprachen;
- technischen Informatik mit der zugehörigen Hardware, dazu gehören z. B. die Schaltungstechnik, die Mikroprogrammierung und die Rechnerorganisation;
- praktischen Informatik mit der Umsetzung von Anforderungen in Programme; dazu gehören z. B. die Entwicklung von Datenstrukturen oder von Programmiersprachen.
Angewandte Informatik
Darüber hinaus beschäftigt sich die Informatik mit Anwendungen in allen Fachgebieten und den Auswirkungen der Systeme auf Anwender und Benutzer.
Computer sind überall zu finden: in der Arztpraxis, im Supermarkt, in Banken, Büros, Hochschulen und privaten Arbeitszimmern. Was aber an den verschiedenen Orten mit den Computern gemacht wird, ist sehr unterschiedlich. Während der Arzt mit dem Computer seine Patientenverwaltung und seine Abrechnung macht, nutzt der Supermarkt seine Systeme für automatische Nachbestellungen, eine Analyse der Absatzzahlen einzelner Produkte oder die Verwaltung seines Lagers.
Mithilfe der Computer werden also sehr unterschiedliche Aufgaben abgewickelt, die aus dem jeweiligen Einsatzgebiet resultieren. Um diese Aufgaben mit Computern bearbeiten zu können, ist neben Computer-Kenntnissen auch spezifisches Know-how aus dem jeweiligen Fachgebiet erforderlich.
Aus diesem Grund haben sich für verschiedene Aufgabengebiete sogenannte »angewandte Informatiken« als eigenständige Disziplinen entwickelt. Sie verbinden die formalen Ansätze der Informatik mit den pragmatischen Inhalten der Anwendungsdisziplinen (vgl. Abb. 1-1).
Zu den Gebieten der angewandten Informatik zählen z. B.
- die Rechtsinformatik, die sich mit juristischen Informations- und Dokumentationssystemen, der Gesetzgebung für den Datenschutz oder Urheberrechten für Softwareprodukte beschäftigt,
- die Verwaltungsinformatik, die sich mit Anwendungen im Einwohnermeldewesen, der Finanzverwaltung, öffentlichen Ausschreibungen oder der Bevölkerungsstatistik beschäftigt und
- die Wirtschaftsinformatik, die sich mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen beschäftigt.
Abb. 1-1: Verankerung der angewandten Informatik
Wirtschaftsinformatik
Die Wirtschaftsinformatik ist eine anwendungsorientierte, interdisziplinäre Wissenschaft, die Inhalte und Fragestellungen der Betriebswirtschaftslehre und der Informatik zusammenführt und darüber hinaus eigene Methoden und Werkzeuge entwickelt. Der Wirtschaftsinformatiker sollte beide »Sprachen« sprechen. Er muss zum einen über betriebswirtschaftliches Know-how verfügen und die Denk- und Ausdrucksweise der Fachabteilungen verstehen. Zum anderen sollte er genug technische Kenntnisse und Erfahrung in der Software-Entwicklung mitbringen, um mit Technikern und Programmierern über mögliche Lösungen diskutieren und diese beurteilen zu können und ein Umsetzungsprojekt steuern zu können.
Wirtschaftsinformatik ist die Wissenschaft von Entwurf, Entwicklung und Nutzung rechnergestützter Informations- und Kommunikationssysteme in Wirtschaft und Verwaltung. (WKWI, 2007, S. 319)
Informations- und Kommunikationssystem
Der Begriff »Informations- und Kommunikationssystem« bezieht sich nicht nur auf die Hardware, d. h. den Computer an sich, und die darauf laufende Software, sondern umfasst auch die Menschen, die mit dem System arbeiten und die organisatorischen Rahmenbedingungen. Es handelt sich also um ein sozio-technisches System.
Die Auslegung des Begriffs kann aber auch weiter gefasst werden. In diesem Fall umfasst das Informationssystem des Unternehmens die Gesamtheit aller Informationssysteme, die im Unternehmen im Einsatz sind.
Aufgaben der Wirtschaftsinformatik
Die Aufgaben der Wirtschaftsinformatik lassen sich nach dem Charakter der Aufgaben in drei große Bereiche aufteilen, die in engem Zusammenhang stehen:
- Beschreibungsaufgaben,
- Erklärungsaufgaben und
- Gestaltungsaufgaben.
Die wichtigste Aufgabe der Wirtschaftsinformatik ist die Gestaltung und Entwicklung von Informations- und Kommunikationssystemen. Voraussetzung für ein systematisches Vorgehen bei der Entwicklung ist eine fundierte Beschreibung, denn was nicht beschrieben ist, kann auch nicht erklärt und gestaltet werden. Daher dokumentiert der Wirtschaftsinformatiker die Realität in Form von sogenannten Beschreibungsmodellen und macht sie damit der Analyse und Gestaltung zugänglich. In der Wirtschaftsinformatik sind zu diesem Zweck eigene Modellierungsansätze entwickelt worden, die die Anforderungen des Fachgebiets besonders gut abdecken, so z. B. die Datenmodellierung oder die Prozessmodellierung (vgl. Kap. 4).
Die Erklärungsaufgabe der Wirtschaftsinformatik besteht darin, in der Realität beobachtete Sachverhalte zu erklären. So kann z. B. bestimmt werden, unter welchen Bedingungen eine bestimmte Aktivität in einem Prozess durch das Informationssystem angestoßen wird.
Die Gestaltungsaufgaben lassen sich danach unterteilen, ob sie direkt in der Praxis oder eher in der Wissenschaft angesiedelt sind:
- Der Wirtschaftsinformatiker im Unternehmen gestaltet und entwickelt Informationssysteme und führt diese ein, um bestimmte Praxisprobleme zu lösen.
- Der Wirtschaftsinformatiker in der Wissenschaft entwickelt Methoden und Werkzeuge, die dem...
Erscheint lt. Verlag | 21.12.2022 |
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Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management |
Schlagworte | Betriebswirtschaftslehre • Betriebswirtschaftslehre:Big Data • Big Data • Blockchain • Cloud • Cloud-Computing • digitale Transformation • Informatik • internet of things • kryptowährungen • SAP • Unternehmenssoftware • Webtechnologien • Wirtschafsinformatik |
ISBN-10 | 3-7910-5497-X / 379105497X |
ISBN-13 | 978-3-7910-5497-1 / 9783791054971 |
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