YouTube Die globale Supermacht (eBook)

Wie Googles Videoplattform unsere Weltsicht dominiert | Deutsche Ausgabe von »Like, Comment, Subscribe«

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
544 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46111-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

YouTube Die globale Supermacht -  Mark Bergen
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Like. Comment. Subscribe. YouTube bestimmt, was wir sehen. Mark Bergen deckt auf, was hinter den Kulissen des Tech-Giganten aus dem Silicon Valley abläuft. NOMINIERT FÜR DEN DEUTSCHEN WIRTSCHAFTSBUCHPREIS 2023 »Eine Erkenntnis des Buches ist, dass man die wirtschaftliche Macht von YouTube nicht von seiner emotionalen und psychologischen trennen kann - Voyeurismus war die treibende Kraft dahinter...Solange die Plattform der Ort ist, an dem jeder im Internet seine Hausaufgaben macht und seine Klempnerarbeit erledigt, wird YouTube weiterhin eine der unverzichtbaren Seiten im Internet sein.« The New Yorker   - Wie YouTube das Weltbild formt: ein exklusiver Investigativ-Bericht - Der Aufstieg der Video-Plattform zur globalen Supermacht - Die Macht des YouTube-Algorithmus über den Alltag seiner Nutzer*innen  YouTube ist weit mehr als eine Video-Plattform: Mit mehr als zwei Milliarden User*innen und 500 Stunden Video-Uploads pro Minute ist die Google-Tochter die mächtigste Bildmaschine aller Zeiten. Der YouTube-Algorithmus entscheidet, wie wir die Welt sehen. Der Tech-Insider und renommierte Journalist Mark Bergen schreibt nun das definitive Buch über diesen global einflussreichsten Kultur-Produzenten. Packend und scharfsichtig erzählt er vom Aufstieg einer kleinen, hochinnovativen Plattform, die später mitverantwortlich sein wird für Googles Billionen-Monopol. Seine explosive Geschichte über Korruption, Gier und Profit im Silicon Valley zeigt, wie mit YouTube ein digitaler Macht-Apparat entstanden ist, in dem sich die Frage nach der Moral erst stellt, wenn die Bilanzsumme stimmt. Seit mehreren Jahren bereits berichtet Mark Bergen über die Geschäfts-Praktiken von Google und YouTube, unter anderem für Bloomberg, die New York Times, das Wall Street Journal und den New Yorker. Basierend auf jahrelangen Recherchen zeigt sein Buch nun erstmals, wie es YouTube vom kleinen Start-up hin zu einem der wichtigsten Player auf dem weltweiten Medienmarkt geschafft hat - mit einem skrupellosen Geschäfts-Modell und Algorithmen, die ethische Fragen ausklammern, solange das Wachstum gesichert ist. Wer verstehen will, wie die digitale Öffentlichkeit heute funktioniert, muss dieses Buch lesen. »Noch vor Kurzem glaubte praktisch niemand an das Geschäftsmodell oder die sozialen Auswirkungen von YouTube. Niemand kümmerte sich um seine Parolen. Inzwischen war YouTube, getrieben von blinder Technologiegläubigkeit, so schnell und in so viele Richtungen gewachsen - und versuchte dann verzweifelt, die eigene Schöpfung zu bändigen.«Mark Bergen

Mark Bergen ist Journalist und berichtet seit Jahren über die Geschäftspraktiken von Google und YouTube, unter anderem für Bloomberg News und Bloomberg Businessweek. Weitere seiner Texte erschienen in der New York Times, dem Wall Street Journal und im New Yorker. 

Mark Bergen ist Journalist und berichtet seit Jahren über die Geschäftspraktiken von Google und YouTube, unter anderem für Bloomberg News und Bloomberg Businessweek. Weitere seiner Texte erschienen in der New York Times, dem Wall Street Journal und im New Yorker.  Cornelius Hartz, *1973, arbeitet als freier Autor und Übersetzer in Hamburg. Er hat u. a. Werke von Judith Herrin, Eric H. Kline, Edward Carey und Barry Strauss übersetzt und selbst diverse Romane und Sachbücher veröffentlicht. Dr. Hella Reese, Lektorin, Übersetzerin seit 2020 aus dem Englischen u. a. v. Matt Haig, Ann Petry, Kseniya Melnik, Ben Pastor 

TEIL I


Kapitel 1

Leute wie du und ich


 

 

 

Chad Hurley wollte irgendetwas kreieren. Etwas Neues schaffen. Er wusste nur noch nicht so recht, was.

Das war Anfang 2005, und Hurley hing den Großteil seiner Zeit in North Carolina vor seinem Rechner. Er entsprach nicht gerade dem Bild des superschlauen Nerds aus dem Silicon Valley. Mit seinem breiten Kreuz, der athletischen Figur, der hohen Stirn und den straßenköterblonden, lässig gestylten Surferlocken war er eher der Typ Highschool-Schwarm. Er mochte Bier und die Philadelphia Eagles und hielt sich selbst für eine Art Künstler. Die Laptoptaschen, die es so gab, fand er hässlich und langweilig. Deswegen hatte er gerade erst zusammen mit einem Freund, der so ähnlich tickte wie er, ein Label für Herrenmode gegründet, bei dem sie Laptoptaschen herausbrachten.

Doch als Web- und Grafikdesigner wusste Hurley sehr wohl, dass mit IT das große Geld zu holen war, nicht mit Taschen. Und genau damit wollten er und seine beiden Entwicklerkumpel, Jawed Karim und Steve Chen, nun ihr Glück versuchen. Mit 28 Jahren war Hurley (mit einem Jahr Abstand) der Älteste der drei und de facto ihr Anführer. Er hatte einen Sohn im Krabbelalter und hatte in den Kreis der Silicon-Valley-Eliten eingeheiratet: Jim Clark, ein weithin bekannter Internetunternehmer, war sein Schwiegervater. Als das Web 2.0 aufkam – Websites, die ganz normale Leute mit ihren Inhalten füllten statt Profis –, hatte Hurley angefangen, von einem eigenen Unternehmen zu träumen. Die Leute stellten alles Mögliche online: Tagebucheinträge, Fotoalben, Gedichte, Rezepte, Schmähschriften. »Leute wie du und ich«, sagte Hurley immer. Monatelang wälzte Hurley mit seinen Freunden Ideen für ein neues Internetunternehmen. Sie trafen sich bei ihm zu Hause in Menlo Park oder in einem der umliegenden Cafés und unterhielten sich darüber, was im Web 2.0 gerade angesagt war, zum Beispiel das soziale Netzwerk Friendster und die Blogs, die wie Unkraut aus dem Boden schossen. Immer wieder kam die Sprache auf Hot or Not, ein Portal, auf dem man ein Foto von seinem Gesicht hochladen und andere Benutzer bewerten lassen konnte, wie attraktiv sie einen fanden. Eine ziemlich rudimentär gehaltene Website, aber dennoch sehr beliebt. Aus einem Café, in das sie häufig gegangen waren, als sie noch in ihren alten Jobs gearbeitet hatten, kannte das Trio einen der Schöpfer von Hot or Not, und sie wussten, dass er mit der Seite gutes Geld verdiente. Das fanden sie cool.

Die drei setzten schließlich auf die Idee für eine Website, wo die Leute Videos hochladen und anschauen können sollten. Am Valentinstag hatten sie sich zusammen mit Hurleys Hund in seine Garage gequetscht, waren viel zu lange aufgeblieben und hatten sich einen Namen für ihre Idee überlegt. Es sollte etwas mit Fernsehen zu tun haben. Hurley brachte einen alten, umgangssprachlichen Begriff aus der Zeit der Bildröhren ins Spiel, »the boob tube«. Daraus machte er »a tube for you«, eine Röhre für dich. Das gaben sie auf Google ein. Keine Treffer. Noch am selben Abend kauften sie die Web-Domain YouTube.com – ein Anfang war gemacht.

Acht Tage später öffnete Hurley eine E-Mail von Karim mit dem Betreff »Strategie: Meinungen bitte«.

Die Seite soll gut aussehen, aber nicht zu professionell. Sie sollte aussehen, als hätten sie ein paar Jungs zusammengeschustert. Immer schön dran denken: hotornot und friendster sind ganz einfach zu bedienen, sehen überhaupt nicht professionell aus und hatten trotzdem enormen Erfolg. Wir dürfen nicht zu professionell wirken, weil das die Leute abschreckt …

Das Wichtigste beim Design ist die Benutzerfreundlichkeit. Auch unsere Mütter sollten die Seite problemlos nutzen können.

 

Timing/Konkurrenz:

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Ich finde, unser Timing ist perfekt. Digitale Videos sind erst letztes Jahr richtig durchgestartet, da man nun mit den meisten Digitalkameras Videos aufnehmen kann.

Ich kenne nur eine Seite, die Videos hostet und wo Zuschauer die Videos bewerten können: stupidvideos.com. Zum Glück hat sich die Seite nicht so richtig durchgesetzt. Wir sollten besprechen, warum das so ist und warum wir glauben, dass unsere Website besser ankommen wird.

Hurley las weiter.

Fokus der Seite:

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Unser Fokus sollte implizit auf Dating liegen, genau wie bei hotornot. Denkt dran, hotornot ist ein Datingportal, wirkt aber nicht so. Dadurch sind die Leute entspannt. Ich glaube, einer auf Dating ausgerichteten Videoseite würden die Leute viel mehr Beachtung schenken als stupidvideos. Warum? Weil die meisten Leute, die nicht verheiratet sind, vor allem eines wollen: daten und Frauen kennenlernen. Und wie viele dumme Videos kann man sich schon nacheinander anschauen?

Hurley war zwar verheiratet, aber er musste Karim recht geben: Mit Dating konnte man Nutzer motivieren, Videos aufzunehmen und sich anzuschauen. »Sehen und gesehen werden – das wollen die Leute«, schrieb er einige Wochen später. Karims E-Mail endete mit dem anvisierten Startdatum von YouTube: 15. Mai 2005. Bis dahin blieben kaum drei Monate Zeit.

Sie machten sich gleich an die Arbeit. Hurley bastelte am Look der Website herum, Chen und Karim schrieben den Code, mit dem sie YouTube.com zum Leben erweckten. Dann, am 22. März, gab Yahoo bekannt, dass es Flickr kaufen würde. Yahoo war ein echter Internet-Titan, ein Portal für diverse Online-Aktivitäten mit jährlichen Umsätzen in Milliardenhöhe. Flickr war ein schnittiger Dienst des Web 2.0, über den man digitale Fotos hochladen konnte. Laut Presseberichten sollte Yahoo erstaunliche 25 Millionen Dollar für den Erwerb von Flickr gezahlt haben. Karim schickte eine weitere E-Mail, der Betreff lautete »Neue Richtung«:

Chad und ich haben heute darüber gesprochen, dass unsere Seite eher so einen Fokus wie Flickr haben sollte. Im Grunde ein Online-Depot für eigene Videos aller Art.

Der Flickr-Deal motivierte sie enorm. In den kommenden Wochen verdoppelten Hurley, Chen und Karim ihre Anstrengungen und diskutierten immer wieder darüber, wie die Website funktionieren sollte. Soll es eine Dating-Seite oder eine Foto-Seite werden? In einer E-Mail schrieb Chen, die Zielgruppe von Hot or Not seien »hormongesteuerte College-Kids«, Flickr hingegen wende sich an »Designer, Künstler und Kreative«. Wer würde YouTube nutzen? Oder sollten sie gleich zwei Websites aufsetzen? Hurley hatte seine Zweifel, ob sie sich wirklich an Flickr orientieren sollten – er fürchtete, dass es schwieriger sein würde, Videos hochzuladen und online zu bearbeiten als Fotos. Andererseits wollte er auch nicht, dass YouTube.com sofort in die Dating-Schublade gesteckt würde. Spätabends am Sonntag, dem 3. April, mailte Hurley den anderen beiden, dass sie die Website einfach veröffentlichen sollten. Sie könnten »dann immer noch im laufenden Betrieb entscheiden, wohin die Reise gehen soll«.

Zehn Tage später wurden sie auf ihrer Reise dann aber plötzlich ausgebremst, als Google seine Nutzer auf einmal dazu aufrief, Amateurvideos einzusenden. Die Videos wollte das Unternehmen anschließend für alle Welt sichtbar ins Netz stellen. (Hurleys Reaktion darauf war laut seiner Erinnerung: »Ach du Scheiße!«) Google war noch furchteinflößender als Yahoo. Am Anfang war die Online-Suchmaschine nur eine unter vielen gewesen, aber inzwischen hatte sie alle ihre Konkurrenten pulverisiert, und langsam zeigte sich, wonach Google eigentlich strebte. Am 1. April 2004 hatte Google mit Gmail einen eigenen E-Mail-Dienst gestartet, der den Nutzern so viel kostenlosen Speicherplatz zur Verfügung stellte, dass viele Leute es zunächst für einen Aprilscherz gehalten hatten. Anschließend hatte es die Bereitstellung einer riesigen, kostenlosen digitalen Weltkarte angekündigt. Und jetzt grub Google, das Unternehmen, das einer Geldmaschine gleichkam und zahlreiche brillante Programmierer im Schlepptau hatte, auch noch YouTube das Wasser ab.

Als sich Hurley und seine Freunde das nächste Mal trafen, hatten sie einen neuen Punkt auf ihrer Agenda: Sollen wir es sein lassen?

* * *

Chad Hurley, aufgewachsen in Reading, Pennsylvania, war in Kalifornien gelandet wie so viele: auf einer Matratze auf dem Fußboden eines Wohnzimmers. Nachdem er in Pennsylvania zunächst ein kleines College besucht und nebenbei gelegentlich die eine oder andere Website gestaltet hatte, war er wieder bei seinen Eltern eingezogen. Ohne Plan und ohne Ziel. Eines Tages blätterte Hurley gelangweilt in der Zeitschrift Wired herum und stieß auf einen Artikel über Confinity. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen hatte eine Methode entwickelt, über den Palm Pilot, einen der ersten Handheld-PCs, Geld zu verschicken. Confinity brauchte einen Designer. Hurley schickte ihnen kurzerhand seinen Lebenslauf. Schon am nächsten Tag erhielt er eine Antwort: Ob er gleich morgen zum Vorstellungsgespräch kommen könne?

Das war 1999, also die Zeit, in der das Silicon Valley nur so vor Geld strotzte und frisches Blut immer willkommen war. Bei Confinity bat man Hurley, ein Logo für ihren neuen...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2022
Übersetzer Dr. Cornelius Hartz, Alexandra Jordan, Dr. Hella Reese, Judith Wenk
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Algorithmus • Alphabet • amerika verstehen • Deep Fake • Digitalisierung Buch • digitalisierung gesellschaft • Einfluss der Digitalisierung • Erzählendes Sachbuch • Fake News • Gefahren Digitalisierung • Gesellschaftskritische Bücher • Google • Hass • Insiderbericht • Internet • Internetgiganten • Investigative Recherche • Künstliche Intelligenz • Machtmissbrauch • Mark Bergen • mediale Macht • Meinungsmache • Meta • Online • Politik und Gesellschaft • Politik und Wirtschaft • Sachbuch Gesellschaft • Silicon Valley • Social Media • Soziale Medien • sozialkritische Bücher • Start-up • Streaming • Streaming Plattform • Suchmaschiene • Überwachung • USA Politik • Video • video on demand • Video-Plattform • VoD • Wahlkampf • Wirtschaft Buch • youtube • Youtube Algorithmus • Youtube Buch • Youtube Geschäftsmodell • zukunft buch
ISBN-10 3-426-46111-0 / 3426461110
ISBN-13 978-3-426-46111-2 / 9783426461112
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