Kryptowährungen und der Dezentrale Finanzmarkt -  Nils Otter,  Sandra Willmeroth

Kryptowährungen und der Dezentrale Finanzmarkt (eBook)

Ökonomische Grundlagen und praktische Anlagetipps
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
202 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-9374-8 (ISBN)
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In diesem Buch werden einerseits die ökonomischen Grundlagen von Kryptowährungen geschildert und andererseits detailliert Auskunft darüber gegeben, wie Anlegerinnen mit Kryptowährungen am Dezentralisierten Finanzmarkt (DeFi) investieren und passives Einkommen generieren können. Kryptowährungen und insbesondere der Dezentralisierte Finanzmarkt (DeFi) haben ein neues Finanzsystem hervorgebracht, das nicht veränderlich und nicht manipulierbar und zudem hochgradig interoperabel ist. Finanzdienstleistungen werden hier nicht nur repliziert, sondern schneller, sicherer und transparenter angeboten. Für das klassische Finanzsystem bedeutet das eine innovative Bedrohung.

Dr. Nils Otter ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

1. Blockchain-Ökosysteme


Um ein Grundverständnis für die Welt der Kryptowährungen und Anlagemöglichkeiten im Dezentralen Finanzmarkt zu erlangen, stellen wir zunächst den Aufbau und die Funktionsweise eines Blockchain Netzwerks und aller seiner relevanten Bausteine dar. Das «Kryptoversum» besteht aus fünf Bausteinen: Der Blockchain, den Coins (Kryptowährungen), den Wallets der User (Private Wallets), den Smart Contracts und den Dapps.

Diese fünf Komponenten bilden ein sogenanntes Blockchain Ökosystem. Gemäß einer Definition des Fraunhofer Instituts ist ein Digitales Ökosystem «ein soziotechnisches System, in dem Unternehmen und Menschen kooperieren, die zwar unabhängig sind, sich von der Teilnahme aber einen gegenseitigen Vorteil versprechen. Ein Digitales Ökosystem hat in seinem Zentrum eine digitale Plattform, die diese Kooperation über Ökosystem-Dienste besonders gut unterstützt. Ein Digitales Ökosystem adressiert tatsächliche Bedürfnisse potenzieller Konsumenten, liefert einen Mehrwert, der ohne den Ökosystem-Dienst bisher nicht erzielbar war, ist attraktiv sowohl für Anbieter als auch für Konsumenten von Leistungen und bietet Mehrwerte für sämtliche Partner, die am Ökosystem-Dienst beteiligt sind. Der Gesamtnutzen eines Digitalen Ökosystems ergibt sich somit aus der Kombination der digitalen, vermittelnden Plattform und einer großen Menge an Partnern, die zum gegenseitigen Nutzen am Digitalen Ökosystem teilnehmen und durch ihre Interaktionen über die Plattform zu Netzwerkeffekten führen» (Fraunhofer, 2021).

1.1 Blockchain

Eine Blockchain ist ein verteiltes beziehungsweise dezentralisiertes digitales Kontobuch. Das ist fälschungssicher, also nachträglich nicht mehr zu verändern, und es ist zudem widerstandsfähig gegenüber Attacken oder Änderungsversuchen. In der allereinfachsten Version erlaubt es den Usern, ihre Transaktionen verbindlich festzuhalten. Frau kann sich die Blockchain auch als ein gemeinsames Kontobuch einer Wohngemeinschaft vorstellen, auf das jede Mitwohnende Zugriff hat und das für jede einsehbar ist. Keine Transaktion kann im Nachhinein noch verändert werden, wenn sie einmal von einer Nutzerin eingetragen ist und von den anderen bestätigt wurde. Auch wenn das zunächst gar nicht spektakulär klingt, ist es mit der Blockchain-Technologie letztlich gelungen, die technologische Grundlage für digitales Geld, also für Kryptowährungen, zu kreieren. Bleibt die Frage, wie sich die WG-Bewohnerinnen einigen, wenn sie sich gar nicht persönlich kennen, sich nicht vertrauen und nicht alle am gleichen Ort zusammensitzen: Hier kommt die Kryptografie ins Spiel.

1.1.1 Public Key Kryptografie

Die Public Key Kryptografie stammt ursprünglich aus dem Agorig Computing, einer bestimmten Richtung in der Wirtschaftsinformatik, die sich mit der Abbildung von Marktmechanismen beschäftigt. In den Anfängen ging es dabei zumeist um das Management von Ressourcen mittels Software. Die eigentliche Revolution – und das ist eine zentrale Komponente des gesamten Krypto Ökosystems, insbesondere des Austauschs über die Wallets – kam erst durch die Public Key Kryptografie. Diese kryptografische Verschlüsselung stellt erst den Austausch und damit die Interoperationalität zwischen allen Systemen her. Das war die große Revolution, die letztlich auch alle dezentralisierten Anwendungen erst möglich gemacht hat.

Über die Anwendung von Public und Private Keys können die User einer Blockchain sicher und verbindlich miteinander interagieren. Dies ermöglicht eine digitale Signatur, die wie die normale handschriftliche Unterschrift eines Vertrags einen solchen besiegelt, zur Ausführung bringt und damit eine sichere Transaktion abschließt. Im Grunde genommen erlaubt also ein kryptografisches Verfahren, eines der absoluten Hauptziele einer Blockchain zu realisieren: Die sichere Kommunikation und Transaktion zwischen einander nicht bekannten Usern, die einander nicht vertrauen, zu ermöglichen. Das Verschlüsselungsverfahren über einen Public Key wird auch als asymmetrisches Kryptosystem bezeichnet, was bedeutet, dass die miteinander interagierenden Parteien keinen gemeinsamen Geheimschlüssel benötigen, wie das bei einem symmetrischen Kryptoverfahren der Fall ist. Wenn beispielsweise zwei Menschen eine Geheimsprache pflegen, bei der nur jeder fünfte Buchstabe zählt, müssen beide Menschen diesen Code kennen.

Ein asymmetrisches Kryptoverfahren besteht im Wesentlichen aus drei Elementen:

Ein Algorithmus zur Erzeugung eines Schlüssels, der es jedem User erlaubt, ein eigenes Schlüsselpaar zu kreieren,

ein Algorithmus zur Verschlüsselung,

ein Algorithmus zur Entschlüsselung.

Konkret läuft das Verfahren so ab: Eine Nutzerin erzeugt ihr eigenes Schlüsselpaar, das aus einem geheimen privaten Schlüssel und einem öffentlichen (public) Schlüssel besteht. Dieser öffentliche Schlüssel ermöglicht es jeder anderen Nutzerin, Daten für die Besitzerin des Schlüssels zu verschlüsseln, die digitale Signatur der Schlüsselbesitzerin zu prüfen und eine Authentifizierung der Schlüsselbesitzerin durchzuführen. Demgegenüber erlaubt es der private Schlüssel dessen Besitzerin, die Daten von anderen zu entschlüsseln, Dinge mit ihrer digitalen Signatur zu unterschreiben und eine eigene Authentifizierung für sich durchzuführen.

1.1.2 Arten von Blockchains

Es gibt generell drei Arten von Blockchains: Public Blockchains, Private Blockchains und Consortium Blockchains. Diese weisen alle einige Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede auf und haben dementsprechend unterschiedliche Vor- und Nachteile, je nachdem, wie die Blockchain genutzt und wofür sie eingesetzt wird.

Public Blockchain

An diesem Blockchain Netzwerk kann grundsätzlich jede und zu jeder Zeit teilnehmen. Es besteht sozusagen ein komplett freier Marktzutritt ohne weitere Restriktionen. Der sogenannte «Ledger», also das Kontobuch, ist öffentlich einsehbar und jede kann sich am Konsensus-Mechanismus des Netzwerks beteiligen, was sehr vorteilhaft ist zur Erreichung einer vollständigen Dezentralisierung – und genau dafür war der Bitcoin ja einst die Basis. Nachteilig ist dabei, dass sich eine gewisse Verlangsamung einstellt, je mehr User sich am Netzwerk beteiligen. Eine Public Blockchain bietet auf der anderen Seite eine sehr hohe Sicherheit. Es gibt eigentlich keine Möglichkeiten für Hacks; die einzige Bedrohung könnte von einer 51 %-Attacke ausgehen (vgl. Rosenberg, 2021). Dabei bringt sich eine einzelne Akteurin in den Besitz von 51 % der Rechnerleistung respektive der Validatorinnen in einem Netzwerk. Aufgrund der dafür erforderlichen finanziellen Mittel und Rechnerkapazität ist eine solche Aktion aber nahezu ausgeschlossen. Denn die Sicherheitsziele des Netzwerks werden unter anderem dadurch gewährleistet, dass die Kosten einer Attacke maximiert werden, das heißt, dass bei einem Versuch ein hoher Geldverlust droht, da die maximale «Beute» niedriger ist als die Gesamtkosten, die eine solche Attacke verursacht.

Eine weitere Eigenschaft ist die Offenheit der Public Blockchains, denn frau benötigt im Prinzip nur ein Device mit Zugang zum Internet. Ein Vorteil ist ebenso die Anonymität beziehungsweise «Psyeudonymität» aller User. Zudem gibt es keinerlei Regulierung seitens irgendeiner Akteurin und keine zentrale Instanz, sodass die Dezentralisierung wirklich umgesetzt werden kann. Frau hat darüber hinaus einen sehr guten Schutz vor Manipulation und Korruption, weil aufgrund der vollständigen Transparenz jede Transaktion nachvollzogen werden kann. Es ist sicher gegen Manipulation, weil jede Transaktion, die einmal auf der Blockchain ist und bestätigt wurde, nicht mehr verändert werden kann. Das hat natürlich auch einen gewissen Touch von Anwenderinnen Empowerment, denn die User tragen, sichern und stützen das Netzwerk.

Private Blockchain

Dabei handelt es sich um ein Blockchain Netzwerk, das klare Zugangsregeln definiert, wer innerhalb einer Organisation die Nutzungs- und Schreibrechte innehat. Es ist die typische Netzwerk Lösung für Unternehmen. Im Gegensatz zur Public Blockchain ist hier reguliert, wer was schreiben darf. Das sorgt für eine hohe Privatsphäre und eine höhere Effizienz, weil frau weniger User braucht, die hier bestätigen und den Konsensus herstellen. Damit weist eine Private Blockchain folgende Eigenschaften auf: Sie ist sehr stabil und kommt mit niedrigen Gebühren aus, sie ist relativ einfach zu implementieren und mit der Feststellung, wer im Netzwerk welche Rechte hat, kann frau Transaktionen sehr gut kontrollieren und illegale Aktivitäten ausschließen. Zudem lassen sich über die Nutzerregeln solche Private Blockchains auch sehr gut von der Zentrale regulieren.

Consortium Blockchain

Dabei handelt es sich um eine hybride Form zwischen Public...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft
ISBN-10 3-7557-9374-1 / 3755793741
ISBN-13 978-3-7557-9374-8 / 9783755793748
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