Behavioral Finance (eBook)
250 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-5449-0 (ISBN)
Nach seiner Banklehre und akademischen Ausbildung mit anschließender Promotion sammelte Herr Dr. Jörg Orgeldinger jahrzehntelang Erfahrung in der Umsetzung von Großprojekten bei führenden Finanzinstitutionen. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassten dabei Themen wie Basel II/III/IV, Compliance, Rating oder Kredit- und Liquiditätsrisiko. Seit Jahren fokussiert er sich auf die Lehre an namhaften Fachhochschulen und Universitäten, überwiegend in den Bereich Accounting, Finance und Data Science. Außerdem publiziert er regelmäßig in Wissenschaftsjournalen und hält Vorträge zu den zuvor genannten Themen.
Jörg Orgeldinger Nach seiner Banklehre und akademischen Ausbildung mit anschließender Promotion sammelte Herr Dr. Jörg Orgeldinger jahrzehntelang Erfahrung in der Umsetzung von Großprojekten bei führenden Finanzinstitutionen. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassten dabei Themen wie Basel II/III/IV, Compliance, Rating oder Kredit- und Liquiditätsrisiko. Seit Jahren fokussiert er sich auf die Lehre an namhaften Fachhochschulen und Universitäten, überwiegend in den Bereich Accounting, Finance und Data Science. Außerdem publiziert er regelmäßig in Wissenschaftsjournalen und hält Vorträge zu den zuvor genannten Themen.
2 Der Aufstieg der Behavioral Finance
2.1 Entscheidungen auf den Finanzmärkten treffen
Es bedarf einer Regel, um aus allen möglichen Optionen, die man auf den Finanzmärkten hat, auszuwählen. Hier gilt es, Elemente zu finden, die auf den Finanzmärkten unsicher sind. Im klassischen Ansatz gibt es den erwarteten Nutzen: ein gewichteter Durchschnitt der individuellen Bewertungen innerhalb möglicher Ergebnisse, die unsichere Aussichten beinhalten. Was bedeutet erwarteter Nutzen? Menschen verhalten sich so, dass sie ihren erwarteten Nutzen (Expected Utility, EU) maximieren wollen. Der Nutzenmaximierer bewertet jede verfügbare Aussicht nach dem EU-Index und wählt dann die Option mit dem höchsten erwarteten Nutzen. Die »Als-ob-Regel« setzt voraus, dass die Personen einige »Verhaltensaxiome« erfüllen.
Abb. 5: Erwartungsnutzentheorie
In einigen Fällen sind Wahrscheinlichkeiten gegeben (van Neumann und Morgenstern, 1944), in anderen Lebenssituationen sind Wahrscheinlichkeiten jedoch nicht gegeben (Savage, 1954).
PAUL SAMUELSON UND WERNER BAER
Zwei Harvard-Absolventen in Wirtschaftswissenschaften:
Paul Samuelson (linkes Foto) war ein bekannter akademischer Wirtschaftswissenschaftler, der das Fachgebiet nachhaltig geprägt hat. Im Jahr 1970 wurde Samuelson als erster Amerikaner für seine herausragenden Beiträge mit dem Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Bei der Verleihung des Preises wurde Samuelson dafür gelobt, dass er »das Niveau der wissenschaftlichen Analyse in der Wirtschaftstheorie« erhöht habe.
Werner Baer (rechtes Foto) untersuchte intensiv die internationale Bedeutung von Handelsbeziehungen auch unter Verhaltensaspekten.
In den 1970er-Jahren wiesen Kahneman und Tversky erneut auf die Bedeutung der Psychologie für die wirtschaftliche Entscheidungsfindung hin. Mehra und Prescott (1985) entwickelten das Equity Premium Puzzle, das besagt: Aktien haben höhere Renditen und sind unbeständiger als die Standardtheorie impliziert; Aktien reagieren langsam auf bestimmte Nachrichten und weisen eine Dynamik und Umkehrungen auf.
Abb. 6: Behavioral Finance mit Asset Pricing
Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) funktioniert nicht immer, wobei andere Einflüsse, die Aktienrenditen erklären, keine theoretische Grundlage haben. Ereignisse in der realen Welt untergraben oft die theoretische Unterstützung für die Hypothese der effizienten Märkte (EMH). Das Scheitern von Unternehmen in der Hedgefonds-Branche während der Finanzkrise, Immobilienblasen und deren Platzen führten zu neuen Analysebereichen. Es gibt Belege dafür, dass irrationale Anlegerstimmungen Finanzierungsentscheidungen beeinflussen. Grossman und Stiglitz (1980) argumentierten, dass es keine effizienten Märkte geben kann, da Informationen mit Kosten verbunden sind und die Preise die verfügbaren Informationen nicht perfekt widerspiegeln. Wäre dies der Fall, gäbe es für die Anleger keinen Anreiz, Ressourcen für die Informationsbeschaffung aufzuwenden. Die Anleger werden wahrscheinlich auf der Grundlage von Informationen handeln, die sie für relevant halten, auch wenn diese irrelevant sein könnten, wodurch die tatsächlichen Preise von ihrem fairen Wert abweichen.
ROBERT SHILLER
Robert Shiller wurde im Jahr 2013 als Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.
Shiller (1984) und Summers (1986) wiesen nach, dass Renditen bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar sind, was der bestehenden Annahme des Marktmodells von konstanten erwarteten Renditen widerspricht.
Die EMH geriet nach dem Börsencrash von 1987 und der dramatischen globalen Finanzkrise von 2008 zunehmend in die Kritik. Befürworter behaupten, dass diese dramatischen Marktkorrekturen lediglich die langfristige Angemessenheit der Hypothese beweisen, oder dass die dramatischen Marktrückgänge durch institutionelle Faktoren wie Nachschussforderungen und eingefrorene Kapitalmärkte verursacht werden. Einige argumentieren sogar, dass regulatorische Reformen dazu beitragen könnten, irrationale Anstiege und Einbrüche in Zukunft zu verhindern. Kahneman und Riepe (1998) wiesen nach, dass die Menschen in wichtigen fundamentalen Bereichen aufgrund ihrer unterschiedlichen Risikobereitschaft vom Standard-Entscheidungsmodell abweichen. Sie lieferten psychologische Beweise dafür, dass Menschen zufällig von der Rationalität abweichen. Sie zeigten, dass es unwahrscheinlich ist, dass Anleger zufällig miteinander handeln, und dass sie eher zur gleichen Zeit kaufen oder verkaufen.
Elektronische Plattform
Coursera
Yale Universität Prof. Dr. Shiller: https://www.coursera.org/learn/financial-markets-global/lecture/yz35t/introduction-to-behavioral-finance
Literatur
Statman, M. (2009). The Mistakes We Make—and Why We Make Them. Wall Street Journal 24.08.2009. https://www.wsj.com/articles/SB10001424052970204313604574326223160094150
ÜBUNGSTEIL
FRAGEN
Frage 1 Die Prämisse der Behavioral Finance ist, dass … |
A | die konventionelle Finanztheorie ignoriert, wie reale Menschen Entscheidungen treffen und dass Menschen |
sich unterscheiden. |
B | die herkömmliche Finanztheorie berücksichtigt, wie emotionale Menschen Entscheidungen treffen, |
aber der Markt von rationalen, nutzenorientierten Anlegern bestimmt wird. |
C | die konventionelle Finanztheorie ignorieren sollte, wie der Durchschnittsmensch Entscheidungen |
trifft, weil der Markt von Anlegern bestimmt wird, die viel anspruchsvoller sind als der Durchschnittsmensch. |
D | B und C |
E | Keiner der oben genannten Punkte trifft zu. |
Frage 2 Kahneman und Tversky (1973) berichten, dass ...................................... und .................................. |
A | die Menschen den jüngsten Erfahrungen im Vergleich zu ihren früheren Überzeugungen zu wenig Gewicht |
beimessen; sie neigen dazu, angesichts der Ungewissheit ihrer Informationen zu extreme Prognosen abzugeben. |
B | die Menschen den jüngsten Erfahrungen im Vergleich zu ihren früheren Überzeugungen zu viel Gewicht |
beimessen; sie neigen dazu, angesichts der Unsicherheit ihrer Informationen zu extreme Prognosen abzugeben. |
C | die Menschen den jüngsten Erfahrungen im Vergleich zu früheren Überzeugungen zu wenig Gewicht |
beimessen; sie neigen dazu, Prognosen zu erstellen, die angesichts der Unsicherheit ihrer Informationen nicht extrem genug sind. |
D | die Menschen den jüngsten Erfahrungen im Vergleich zu früheren Überzeugungen zu viel Gewicht |
beimessen; sie neigen dazu, Prognosen abzugeben, die angesichts der Unsicherheit ihrer Informationen nicht extrem genug sind. |
E | Keiner der oben genannten Punkte trifft zu. |
Frage 3 Betrachten Sie die folgenden zwei Auswahlprobleme: |
Problem 1: |
A | Gewissheit, 500 Mio. Euro zu erhalten; |
B | 10 %ige Chance, 2.500 Mio. Euro zu erhalten; 89 % Chance auf 500 Mio. Euro; 1 % Chance, nichts zu erhalten. |
Problem 2: |
C | 11 % Chance, 500 Mio. Euro zu erhalten; 89 % Chance, nichts zu erhalten. |
D | 10 %ige Chance, 2.500 Mio. Euro zu erhalten; 90 %ige Chance, nichts zu erhalten. |
Wie ist das Phänomen zu bezeichnen, dass viele Menschen bei diesen und ähnlichen Wahlproblemen A gegenüber B und D gegenüber C wählen? Erläutern Sie auch, ob dies die Erwartungsnutzentheorie unterstützt oder ihr widerspricht. |
LÖSUNGEN
Lösung 1 |
B | Die Prämisse der Behavioral Finance ist, dass die herkömmliche Finanztheorie ignoriert, wie reale |
Menschen Entscheidungen treffen... |
Erscheint lt. Verlag | 20.4.2022 |
---|---|
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft |
Schlagworte | Behavioral Finance • Entscheidungstheorie • Heuristik • Investitionspolitik • Kapitalmarktanalyse • Selbstüberschätzung Gambler’s Fallacy • Spieltheorie • traditionelle Finanztheorie • verhaltenswissenschaftliche Finanzmarktforschung • Vermögensanlage |
ISBN-10 | 3-7910-5449-X / 379105449X |
ISBN-13 | 978-3-7910-5449-0 / 9783791054490 |
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