Der Einzimmer-Millionär (eBook)
256 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-017-3 (ISBN)
- Spiegel Bestseller: Wirtschaftsbücher (April/2024) — Platz 18
- Spiegel Bestseller: Wirtschaftsbücher (März/2024) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Wirtschaftsbücher (Februar/2024) — Platz 10
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- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Taschenbuch (Nr. 40/2023) — Platz 1
Time to wake up: Die ruhigen Zeiten sind vorbei
Als ich am 29. Dezember 2019 die Emirates-Maschine nach Australien bestieg, war die Welt noch (fast) in Ordnung. Seit der Finanzkrise hatten wir, getrieben durch billiges Zentralbankgeld, einen gewaltigen Wirtschaftsboom erlebt, Geld floss im Überfluss, die Aktien- und Immobilienmärkte waren auf Höchstständen. Noch ahnte die Welt nichts von der bald alles bestimmenden Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und der starken Inflation.
Ich ließ mir noch ein bisschen Champagner nachschenken, genoss den Kaviarservice und dachte über das vergangene Geschäftsjahr nach, während ich auf den Ozean blickte. Ich hatte ein unglaublich erfolgreiches Jahr hinter mir und wollte mir über Silvester einen kleinen Urlaub in Down Under gönnen. Aber etwas lag in der Luft. Bereits in den Wochen vor meinem Abflug aus Wien rissen Pressemeldungen über völlig außer Kontrolle geratene Buschfeuer in Australien nicht ab. Facebook, Twitter & Co. waren voller Videos von Kängurus auf der Flucht, andere zeigten Menschen, die fast verdurstete Tiere mit Wasser aus PET-Flaschen retteten. Statt nach Sydney, flog ich deshalb nach Melbourne, weil sich um die Stadt Sydney ein bis zu 125 Meter hoher Feuerring gebildet hatte – die Stadt war zeitweise auf dem Landweg von der Außenwelt abgeschnitten.
In Melbourne schlug mir beim Verlassen des Flugzeugs die australische Hitze entgegen – ein regelrechter Hitzeschwall. Trotzdem sind für mich 36 Grad australische Außentemperatur im Dezember angenehmer als die eisige Kälte im verschneiten Wien. Ich verbrachte einige entspannte Tage allein in Melbourne, ehe ich am Nachmittag einen Freund vom Flughafen abholte. Meinen Vormittag hätte sich kein Werbeprospekt besser ausdenken können: wunderbarer Sandstrand und ein hervorragendes Lachsfrühstück mit Blick auf das Meer. Die australische Sonne schien, der blaue Himmel über mir war wolkenlos und ich war bester Laune. Ich schlenderte also zu meinem Auto, das ich einen knappen Kilometer vom Strand entfernt geparkt hatte, um zum Airport aufzubrechen.
Aber während ich die Straße entlangging, sah ich plötzlich große, dunkle Nebelschwaden, die wie ein Tsunami über die Büsche schwappten. Ich zuckte zusammen. Woher kam auf einmal dieser Rauch? Ich bahnte mir einen Weg durch den beißenden Nebel, stieg halb blind in mein Auto, drehte den Zündschlüssel um und fuhr Richtung Flughafen. Trotz geschlossener Fenster roch es, als hätte jemand ein Lagerfeuer auf den Ledersitzen angezündet. Eingehüllt in eine schwarze, übelriechende Rauchwolke sammelte ich meinen Freund am Flughafen ein. Auf der Rückfahrt ins Hotel fuhren wir erneut durch die dichte Nebelwand. Obwohl es früher Nachmittag war, drang kaum ein einzelner Sonnenstrahl durch die Rauchschwaden und wir hatten nur ein paar Meter Sicht. Das ganze Szenario wirkte völlig surreal, nicht von dieser Welt, als wären wir in einem Horrorfilm, dachte ich mir und lenkte den Wagen mit 40 Stundenkilometern über die australische Autobahn.
Ich hatte mir vor meiner Reise die aktuellen Karten der Luftverschmutzungen von Australien angesehen, aber in Melbourne war kein Feuer gemeldet worden. Nur um Sydney herum und in der Nähe von New South Wales sowie im Landesinneren bei Canberra. Die Rauchschwaden mussten also tatsächlich von dort aus herübergezogen sein – irre, das sind mal eben verdammte 900 Kilometer. Damit hieß es an unserem ersten gemeinsamen Urlaubstag in Melbourne im Hotel: Please stay in your room. The air is not healthy. Klare Ansage. Am Abend schaute ich mir online bei geschlossenen Fenstern wieder die Lage in der Region an. Hierbleiben war für mich keine Option. Aber wohin? Es ging nur in eine Richtung: Richtung Westen, bloß weg vom Rauch. Kurzentschlossen saßen wir am nächsten Tag im Auto und fuhren los. Wieder dichter, dunkler Nebel voller Ruß, als würde jemand Millionen von Autoreifen abfackeln. Wir waren nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen waren, ihr Glück westlich von Melbourne zu suchen. Die Straßen waren voller Autos, das Ganze wirkte wie eine völlig absurde Mischung aus Spontan-Evakuierung aus einem Kriegsgebiet und einer Zombie-Apokalypse. Nach gut fünf Stunden Fahrt und 300 nervigen Kilometern erreichten wir die Apollo Bay, einen im Südwesten gelegenen Küstenort im Staat Victoria. Hier war es deutlich angenehmer. Trotzdem fuhren wir nach zwei Tagen wieder zurück, die Rauchschwaden hatten sich offenbar aus Melbourne verzogen. Doch dort angekommen, erlebten wir jetzt ein weiteres surreales Spektakel. Vor dem Hafen ankerten plötzlich gigantische Kriegsschiffe der australischen Marine. Schon das zweite Mal, dass ich mich wie in einem Hollywood-Film fühlte: Abertausende inneraustralische Touristen waren Hals über Kopf, getrieben von den lodernden Bränden im Landesinneren, in Richtung Küste geflohen. Irgendwie war klar, dass für kleine australische Küstenorte wie beispielsweise Malacoota im Osten des Kontinents, solche Fluchtbewegungen denselben Effekt hatten, als würde man mal eben alle Einwohner von Wien ins beschauliche Bad Ischl verfrachten. Keine so gute Idee. Die kleinen Orte hatten weder ausreichend Lebensmittel noch Wasser für die heranströmenden Menschen, sodass die australische Armee die Bewohner tatsächlich mit Kriegsschiffen evakuieren und nach Melbourne bringen musste. Wahnsinn. Beim Anblick der Kriegsschiffe wurde mir schlagartig klar, dass ich gerade Zeuge einer groß angelegten Evakuierungsaktion war. Ist das tatsächlich noch die Welt, wie wir sie kennen? Militärische Rettungseinsätze im Inland – ist das etwas, woran wir uns gewöhnen müssen?
Die Fernsehkameras hielten ohne Gnade drauf und zeigten Mütter, die in verbrannten Lumpen um das knappe Wasser bettelten, das inzwischen bis zu 50 Australische Dollar kostete – für eine einzelne beschissene PET-Flasche.
Die Geschäfte, die noch offen hatten, und korrupte Straßenhändler schlugen unbarmherzig Profit aus der Katastrophe. Auch wenn die australische Regierung mit hohen Strafen für ein solches »Price Gouging« drohte, es blieb bei leeren Drohungen. Simple Ökonomie: Die Wasserknappheit führte zu einem dramatischen Anstieg des Preises – Notlage hin oder her, das war die harte Realität.
Diejenigen, die das Geld haben, kaufen sich Wasser. Und diejenigen, die es nicht bezahlen können, bekommen eben keins.
30. Dezember 2020: Wieder bestieg ich eine Emirates-Maschine, diesmal mit dem Ziel Dubai. In den 12 Monaten seit meiner Australienreise hatte sich die Welt komplett verändert. Österreich und Deutschland waren im Corona-Lockdown. Die meisten Menschen saßen in ihren Wohnungen, viele mit Kindern auf engstem Raum, draußen war es bitterkalt. Der Flughafen war wie eine Geisterstadt, aber der Emirates-Flieger gut besetzt. First- und Business-Class komplett ausgebucht, nur in der Economy-Class gähnende Leere. Offensichtlich waren viele Geschäftsreisende dabei, zum Teil mit ihren Kindern. Ein Flugzeug voller Unternehmer. Beim Austrian-Airlines-Abendflug auf die Malediven, den einige Freunde von mir gebucht hatten, eine ähnliche Situation. Auch hier Unternehmer auf Geschäftsreise mit ihren Kindern, wohl um ihnen bereits ihr Business zu zeigen. In Dubai war die Welt eine völlig andere als in Wien. Ja, es gab Maskenpflicht, aber Restaurants waren offen, es gab sogar Partys unter freiem Himmel (mit Abstandsregeln), und mit der entsprechenden Vorsicht war es möglich, ein einigermaßen normales Leben zu führen, was in Wien oder Frankfurt gänzlich unmöglich war. Am Ende war es tatsächlich eine Geschäftsreise, da ich in Dubai so viele Meetings hatte wie die letzten sechs Monate davor nicht, und gute Geschäfte einfädeln konnte; sehr viele Unternehmer aus der ganzen Welt hatten offensichtlich Dubai als Destination gewählt. Die richtig Risikofreudigen waren im Flugzeug nach Cancún und dann in Tulum anzutreffen, die Lufthansa – mit staatlichen Rettungsgeldern versorgt – hatte gerade die Route neu eröffnet. Ich bin mir sicher, dass in Tulum gute Geschäfte gemacht worden waren, ein Teilnehmer meiner Dealmaking Masterclass hatte sich gleich ein Hotel in Mexico gekauft.
Klarerweise ist das Covid-Ansteckungsrisiko in der First Class mit viel Abstand oder am Restauranttisch unter freiem Himmel deutlich geringer als in den (engen) eigenen vier Wänden oder im überfüllten Supermarkt. Wohlgemerkt, etwas Kleingeld und die richtige Struktur sind für solche Annehmlichkeiten notwendig. Hotelzimmer in Dubai waren ausgebucht, für diejenigen, die noch frei waren, bezahlte man 500 US-Dollar Minimum, für bessere Hotels 1000 US-Dollar – pro Nacht! Auf den Malediven galten solche Preise noch als Schnäppchen. Und als Angestellter konnte man ohne Zustimmung des Chefs wohl keine Dienstreise machen, war man trotzdem unterwegs und steckte sich mit dem Corona-Virus an, was dann einen längeren Krankenstand und Quarantäne mit sich brachte, konnte man vom Arbeitgeber gekündigt werden.
10. Februar 2021: Gestärkt und voller...
Erscheint lt. Verlag | 17.9.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse | |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
Schlagworte | Aktien kaufen • erfolgreich investieren • Finanzielle Freiheit • Geld öffnet Türen • Investieren lernen • Lifestyle pflegen • Markenimage • Start-up aufbauen • Unternehmensgründung • Unternehmertum |
ISBN-10 | 3-98609-017-7 / 3986090177 |
ISBN-13 | 978-3-98609-017-3 / 9783986090173 |
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