Vom Glück der Freiheit (eBook)
304 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-28753-5 (ISBN)
Dr. Florian Langenscheidt schrieb acht Bücher über Glück und Optimismus und gab unzählige andere heraus. Er studierte Philosophie, Literatur, Journalismus und Management - in drei Ländern. In Kombination mit Neugier, Menschenliebe und großer Lust an Gestaltung führte ihn das in bestimmt zehn Berufe. Einige Unternehmen gründete er selbst, und den Gründer*innen mehrerer anderer konnte er dabei helfen, erfolgreich zu werden. Als Kuratoriumsvorsitzender des Deutschen Gründerpreises setzt er sich besonders für die Unterstützung innovativer Ideen ein. Er hat fünf Kinder, die er über alles liebt, und konnte als Gründer von »Children for a better World« zusammen mit tollen Mitstreiter*innen tausenden anderen beim Start ins Leben helfen. Dafür erhielt er das Bundesverdienstkreuz und den Deutschen Stifterpreis.
Gründerglück!!!! – Einleitung
von Florian Langenscheidt
»Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.« Hermann Hesse schrieb diesen wunderbaren Satz, als wolle er einführen in Gedanken zum Glück des Gründens.
Sie schauen auf den nächsten Seiten in den Kopf und das Herz eines Mannes, der leidenschaftlicher Unternehmer, Gründer und Business Angel ist – und dazu noch einen kleinen Spleen hat.
Zuerst der Spleen: Es begann während meines Philosophiestudiums vor gefühlten Ewigkeiten, dass ich nicht nur versuche, selbst glücklich zu sein (das tun wir wohl alle in irgendeiner Weise), sondern ein konstantes Nachdenken über Glück im Hinterkopf habe. Wobei viele Freunde sagen, warum eigentlich? Sei doch einfach glücklich! Ist ja schön und gut – ich bin auch inzwischen ganz begabt dazu. Aber irgendwie reizt es mich immer wieder, darüber nachzudenken, warum und wie. Ich habe während des Studiums so gut wie alles gelesen, was je über Glück geschrieben wurde. Von Plato bis zu Aristoteles, von Epikur bis zu Jeremy Bentham, von John Stuart Mill bis zu Ludwig Marcuse. Einfach alles. Ich fand das Gelesene aber dermaßen unbefriedigend, blutleer, mechanistisch und rational, dass ich es kaum glauben konnte. In den USA dürfte man so was aus Gründen der political correctness nicht sagen, hier hoffentlich schon: Ich dachte damals, vielleicht liegt das daran, dass zu jener Zeit fast nie eine Frau über Glück geschrieben hat. Es fehlte vollkommen die Erdung und auch jede Emotionalität für jene fragilen Momente, in denen plötzlich alles stimmt. In denen ich mich eins fühle mit mir selbst, mit den Menschen um mich herum, mit meinen Erwartungen, mit meiner Tätigkeit, mit meiner Umwelt. So würde ich Glück heute ungefähr definieren. Sehr zerbrechlich, sehr selten, sehr unvorhersehbar, nicht erzwingbar mit der Brechstange, aber sich immer wieder auf die Schulter setzend – oft in Momenten, in denen man es gar nicht erwartet. Häufig merkt man erst zu spät, wie glücklich man war in einer bestimmten Zeit. Der Zeitbegriff löst sich ohnehin auf, denn oft macht die Vorfreude glücklicher als das ersehnte Ereignis selbst. Und eines stellt sich gar nicht mehr: die Sinnfrage. Über dieses Glück (und seine Schwester, ohne die es gar nicht sein kann, das Unglück) fing ich an nachzudenken.
Aus der genannten Enttäuschung heraus gründete ich damals, es war meine erste Gründung, mit Freunden ein Institut für angewandte Glücksforschung. Wir haben zum Beispiel einfach in Fußgängerzonen erforscht, was Menschen wirklich glücklich oder auch unglücklich macht (denn Glück ohne Unglück geht genauso wenig wie nur Küssen im Sonnenuntergang). Das war der Beginn einer lebenslangen Besessenheit von einem Thema. Ergebnis waren unter anderem mehrere Bücher wie »Glück mit Kindern«, »1000 Glücksmomente«, »Von Liebe, Freundschaft und Glück«, »Finde dein Glück. Was im Leben wirklich zählt« oder »Alt genug, um glücklich zu sein«.
Und dann kam ein Anruf. Der damalige Chef der Harvard University beobachtete bei den Undergraduates an Harvard, den 18- bis 22-Jährigen, dass der Wettbewerb so stark war, dass die Suizid-Rate hochschnellte. Wenn man um vier Uhr nachts durch die Schlafräume ging, machten die Studenten nicht Party, sondern arbeiteten. Das, sagte er, solle so nicht sein. So ein rat race wäre nicht gut in der Phase, die eigentlich die glücklichste im Leben sein könnte. Und er gab als Motto aus: We have to make Harvard a happier place. Und wenn Harvard etwas macht, dann systematisch und gründlich. Es wurde ein riesiger Kongress einberufen und für jeden Kontinent ein Denker ausgewählt, der die dortige Denk- und Fühltradition zum Thema Glück darstellen sollte. Sie ahnen, was geschah und mich sehr glücklich machte: Ich sollte Europa vertreten. Da habe ich wieder so gut wie alles zum Thema Verfügbare gelesen. Und was inzwischen erschienen war, war nicht wirklich besser. Also habe ich selbst nachgedacht und schrieb eine umfassende Rede mit all meinen Erkenntnissen, diskutierte sie mit Menschen aus aller Welt und war wieder voller Leidenschaft beim Thema. Große Rede, tiefer Sinn: Im Sommer 2012 erschien »Langenscheidts Handbuch zum Glück«, das Ergebnis von mehr als 30 Jahren Nachdenken und Forschen über Glück. Das Werk schoss schnell auf die Bestsellerliste, blieb dort 17 Wochen lang und machte nun auch mich sehr glücklich. Nicht nur wegen der Verkaufszahlen, sondern wegen dem, was zurückkam. Aber nicht im Sinne von Remissionen, also Rücksendungen aus dem Buchhandel, sondern im Sinne all der persönlichen Reaktionen, die auf mich einprasselten. Viele Beziehungen, so hörte ich etwa, seien zusammengeblieben, weil jemand merkte, eigentlich macht mich diese Person schon glücklich, ich muss bloß die Perspektive und Erwartungshaltung ändern. Und genauso viele Beziehungen wurden nach der Lektüre des Buches aufgelöst, weil Menschen den Mut dazu fanden, Mut zum Glück. »Auf dem Sterbebett ist es zu spät«, so sagten sie sich, »es kann nicht wahr sein, dass ich neben dieser Person die nächsten 35 Jahre aufwache.«
Kurzum: Mein Handbuch zum Glück veränderte die Perspektive aufs Leben, öffnete Augen, ließ Welt und Leben in neuem Licht erscheinen. Es wurde für viele Menschen ein liebevoller Schlag auf den Hinterkopf.
Und da ich nicht nur Autor und Redner bin, sondern auch Unternehmer, Gründer und Business Angel, lag der Versuch nahe, Erkenntnisse aus der Glücksforschung einmal zu übertragen auf all das, was wir täglich so machen und was uns antreibt: gründen, unternehmen, Neues in die Welt setzen.
Ich will das mit vier kleinen Geschichten tun. Eine aus der ersten deutschen Gründerzeit Mitte des 19. Jahrhunderts, also eine nicht selbst erlebte. Und drei selbst erlebte. Beginnen wir mit der aus der Gründerzeit:
1832 wurde mein Ururgroßvater Gustav Langenscheidt geboren. Mit 18 Jahren tat er das, was man damals so tat: Er ging auf die Grand Tour d’Europe. Er wanderte durch Eu- ropa, von Berlin kommend, wo ich lebe, und wieder dorthin zurückkehrend. Er war ein extrem moralischer Mann. Sein Englisch war sehr unzulänglich, Fremdsprachen wurden damals in der Schule sehr schlecht vermittelt, man lernte nicht wirklich kommunizieren, nur ein bisschen Grammatik. In London passierte ihm daher etwas Furchtbares, es war der GAU für ihn: Auf der Suche nach einem Hotel geriet er wegen seiner schlechten Sprachkenntnisse in ein Etablissement, ein Stundenhotel. Ich fand das in seinen Tagebüchern, als ich die Verlagsgeschichte schrieb. Er verbrachte eine Nacht dort und verzweifelte, weil er hörte, wie immer die Türen klapperten und jede Stunde irgendwelche Zimmer gewechselt wurden. Am nächsten Tag schrieb er mit dicken Buchstaben und drei Ausrufezeichen in sein Tagebuch: »Es ist schon ein unwürdiges Gefühl, Mensch unter Menschen zu sein und sich nicht verständigen zu können!!!«
Das war der Nukleus. Und aus dieser Not, aus dieser Notwendigkeit heraus (Unternehmen werden ja meistens aus so einer persönlichen Befindlichkeit heraus gegründet) sagte er sich: Es muss doch möglich sein, Fremdsprachen so zu vermitteln, dass sie zur Kommunikation taugen. Sie bestehen doch nicht nur aus Grammatik.
Dann kam er nach Berlin zurück.
Problem Nr. 1: Er wurde zum Wehrdienst einberufen. Wehrdienst gibt es heute nicht mehr als Gegengrund zum Gründen. Damals schon. (Und trotzdem haben wir die Wirtschaftsgeschichte verändert durch unsere Gründerzeit. Dann wird uns das ja wohl jetzt nochmals gelingen, oder?)
Problem Nr. 2: Er fing – wir schreiben das 19. Jahrhundert – natürlich mit dem Französischen an. Das war damals die Sprache, auf die alle schauten. Die Sprache der Mode, der Eleganz, des Lebensstils, der Diplomatie. Nur leider konnte Gustav Französisch überhaupt nicht. Also gründe mal ein Unternehmen mit einem Französischkurs, wenn du selbst nicht mal Französisch kannst und Englisch auch nur relativ bruchstückhaft. Das ist wie Google gründen, ohne einen Laptop oder PC bedienen zu können. Was tat Gustav? Er überzeugte den Französischlehrer Charles Toussaint mitzumachen. Die Experten unter Ihnen kennen die Methode Toussaint-Langenscheidt. Für fast 100 Jahre lang wurde sie der Standard im Sprachenlernen. Nach den anstrengenden Tagen im Wehrdienst saß er nachts bei Herrn Toussaint und versuchte, den ersten praxisnahen Französischkurs zu entwickeln. Was wurde daraus? Der erste Fernunterricht, den es je gab – inzwischen im Internet viel einfacher und ohne variable Kosten zu absolvieren.
Wer damals am Fernunterricht teilnahm, hatte keinen Lehrer, der vorspricht. Also musste Gustav nebenbei noch etwas erfinden: die erste praktikable Lautschrift. Nächstes Problem bewältigt. Dann kam dieser revolutionäre Fernunterricht auf den Markt und wurde ein ziemlicher Erfolg. Also sagte sich Gustav: Dann machen wir doch auch mal Englisch. Damit passierte ihm genau das, was jede*r Unternehmer*in kennt: Man fällt auch mal auf den Bauch. Englisch interessierte im 19. Jahrhundert nur die wenigsten. Das kam erst später, durch JFK und Mondlandung und Hollywood und Apple und Google. Die heutige Lingua franca der Welt hätte ihm in der ersten Gründerzeit ökonomisch fast den Rücken gebrochen.
Doch der Probleme nicht genug. Es wurde ihm immer wieder gesagt: »Wenn du schon diese tolle Lautschrift hast, dann entwickle doch Wörterbücher. Damit man weiß, wie jedes fremdsprachige Wort ausgesprochen wird.« Und er sagte: »Na gut, dann machen wir halt auch Wörterbücher.«
Das war...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft |
Wirtschaft | |
Schlagworte | 2022 • beruflicher Neustart • eBooks • Erfolg • Florian Langenscheidt • Freiheit • Glück • Gründen • Neuerscheinung • Selbstbestimmung im Beruf • Selbstständigkeit • Selbstständigkeit wagen • Unternehmer*innen • Wirtschaft |
ISBN-10 | 3-641-28753-7 / 3641287537 |
ISBN-13 | 978-3-641-28753-5 / 9783641287535 |
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