Die Arbeit hat das Gebäude verlassen (eBook)

Wie sich unsere Zusammenarbeit nach dem Corona-Kulturschock ändert
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
244 Seiten
dpunkt (Verlag)
978-3-96910-576-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Arbeit hat das Gebäude verlassen -  Jitske Kramer
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Erkenntnisse und Tipps für die Zusammenarbeit und (Neu-)Definition der Unternehmenskultur

  • Leitfaden für den Umgang mit der neuen Normalität
  • Wertvolle Perspektiven auf kulturelle Veränderung als Chance für Unternehmen
  • Anschaulich, praxisnah und spannend geschrieben
  • Voller interessanter Überlegungen, Einsichten und Gedanken

Jitske Kramer beschreibt in ihrem Buch aus einer anthropologischen Sicht die Auswirkungen eines durch die Corona-Pandemie ausgelösten kollektiven Kulturschocks auf das Arbeitsleben. Gewohnte Routinen sind verschwunden und Unsicherheit sowie die Notwendigkeit, sich ständig anzupassen und zu verändern, sind an ihre Stelle getreten.
Wie kann eine Unternehmenskultur an diesen neuen Kontext anpasst werden? Wie wird ein Team remote gesteuert? Wie wird die Verbindung im Team aufrechterhalten, wenn man sich nur digital treffen kann? Wie sorgt man dafür, dass niemand vereinsamt oder unter der Arbeitslast zusammenbricht? Befinden wir uns in einer Krise oder einer Transformation?
Das Buch bietet praxisorientierte Antworten auf diese Fragen. Es ist voller wertvoller Perspektiven und eingängiger Tipps, um in dieser schwierigen Zeit nach vorn zu schauen und die Veränderung als Chance zu sehen.



Jitske Kramer ist Kulturanthropologin, Unternehmerin und Autorin. Sie erforscht Wege zum Aufbau von Corporate Tribes und zur Stärkung gegenseitiger Beziehungen. Sie überträgt dieses Wissen in die Welt der Organisation, Kollaboration und Führung, um die Effektivität und die Ergebnisse von Einzelpersonen und Gruppen zu verbessern. Übersetzer Rolf Dräther arbeitet freiberuflich als Berater, Coach und Übersetzer. Dabei ist für ihn Freude bei der Arbeit ein zentraler Erfolgsfaktor und besonderes Anliegen.

Jitske Kramer ist Kulturanthropologin, Unternehmerin und Autorin. Sie erforscht Wege zum Aufbau von Corporate Tribes und zur Stärkung gegenseitiger Beziehungen. Sie überträgt dieses Wissen in die Welt der Organisation, Kollaboration und Führung, um die Effektivität und die Ergebnisse von Einzelpersonen und Gruppen zu verbessern. Übersetzer Rolf Dräther arbeitet freiberuflich als Berater, Coach und Übersetzer. Dabei ist für ihn Freude bei der Arbeit ein zentraler Erfolgsfaktor und besonderes Anliegen.

2


Corona-Kulturschock:
Phasen der Unsicherheit


Corona hat uns in einen kollektiven weltweiten Kulturschock versetzt. Ohne einen Schritt vor die Tür zu setzen, sind unsere menschlichen Gewohnheiten und Routinen durcheinandergeraten, und so suchen wir in Scharen nach der neuen Normalität. Wir befinden uns in einem Interim, in einer Zwischenzeit, in der weltweit alte kulturelle Regeln ihre Gültigkeit verloren haben und wir nach neuen suchen müssen. Eine einzigartige und unsichere Situation. Mit dem Wissen um das Phänomen Kulturschock können wir unsere Zukunft einigermaßen vorhersagen, denn jeder Kulturschock folgt einem ähnlichen Verlauf.

Kulturschock

Ein Kulturschock entsteht durch den Stress, den wir erleben, wenn gewohnte Wege der Kontaktaufnahme wegfallen. Die Unsicherheit und das aussichtslose Gefühl kosten uns viel Energie und es bleibt uns weniger Kraft, etwas aus der Situation zu machen. Eben noch ist man völlig mutlos, doch schon im nächsten Moment verspürt man unbändige Energie. Man hat das Gefühl, von launischen emotionalen Wogen überspült zu werden, doch im Grunde sind es nur vier vorhersagbare Phasen.

Emotionale Wellen der Anpassung

Menschen nicht mehr berühren zu dürfen, Kontakt nur noch über den Bildschirm, sich mit anderthalb Meter Abstand durch den Supermarkt zu schlängeln, den ganzen Tag die Kinder zu Hause … an manchen Tagen erträgt man es leichter als an anderen. Es ist beruhigend zu wissen, dass dieses Gefühl normal ist. Sobald kulturelle Bräuche durchbrochen werden, ist man gezwungen, über Dinge nachzudenken, die vorher selbstverständlich waren. Was vorigen Monat noch richtig war, ist nun auf einmal verkehrt. Wem kann man glauben? Woher kommen Orientierung und Sicherheit? Der Corona-Kulturschock versetzt uns in einen faszinierenden emotionalen Mix aus Zweifel, Angst und Einsamkeit, aber auch aus Genießen, zur Ruhe kommen, ums Leben kämpfen und aus kreativer Energie.

Abb. 2–1Die Phasen des Corona-Kulturschocks, frei nach den Arbeiten von Kalervo Oberg

In diesem Film erkläre ich in zwei Minuten die Phasen des Corona-Kulturschocks anhand dieser Grafik (grafische Umsetzung: Olivier Boeke).

Anm. d. Übers.: Leider zurzeit nur auf Holländisch verfügbar, es kann jedoch ein automatisch erzeugter deutscher Untertitel ausgewählt werden.

Anhand des Kulturschock-Modells sind unsere emotionalen Reaktionen auf das Unbekannte logisch und sogar vorhersagbar. Jeder durchläuft diese Phasen, wenn auch in seinem eigenen Tempo und mit unterschiedlicher Intensität. Das ist der Grund, weshalb wir zu Hause oder in Talkshows manchmal grandios aneinander vorbeireden oder verärgert auf die Betrachtungen anderer reagieren. In jeder dieser Phasen haben wir nämlich andere Bedürfnisse und kommunizieren auf Basis anderer Emotionen und moralischer Ansichten, ganz so, als stammten wir aus unterschiedlichen Welten.

2.1Alles beginnt mit der Startphase


2020 – Große Teile der Welt waren bereits unterwegs, Mitte März brachen auch wir auf zu einer Reise, ohne unser Zuhause zu verlassen. Eilig stopften wir Toilettenpapier, diverse Sorten Chips, Schokokekse und Nudeln in unsere Koffer. Unser Ziel erwies sich als ein Ort, den wir gut kennen, der aber innerhalb weniger Tage eine völlig neue Bedeutung erlangen sollte: das Zuhause. Wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommen würde. Die einen setzten sich lachend darüber hinweg, andere nahmen es bitterernst. Manche sahen nur Probleme, andere vor allem Chancen. Es wurde gehamstert, weil alle hamsterten. Wir wussten noch nicht, wie ernst die Lage war, und etliche gingen auf Nummer sicher.

Für die einen veränderte sich die tägliche Routine schlagartig, weil Arbeit wegfiel oder aber enorm zunahm. Für andere änderte sich im Grunde wenig, weil sie weitestgehend so weiterarbeiten konnten wie bisher. Plötzlich kam es zu einer Spaltung in der Gesellschaft: Auf der einen Seite Menschen an vorderster Front, die ungeheuer hart arbeiteten, und auf der anderen solche, für die alles stillstand. Zudem wurden die Unterschiede zwischen Menschen mit festem Gehalt und Selbstständigen und flexibel einsetzbaren Mitarbeitenden, deren Einkommen plötzlich wegfielen, spürbar.

Die Phasen des Kulturschocks sind für jeden gleich. Das Tempo und die Intensität, mit denen der Einzelne diese Phasen durchläuft, hängen jedoch davon ab, inwieweit seine täglichen Aktivitäten, seine Beziehungen und die Situation zu Hause vom Corona-Virus beeinflusst werden.

»

Menschen, die plötzlich gezwungen waren, zu Hause zu arbeiten

… Wir wohnen zu zweit in einem kleinen Appartement und es war unmöglich, dass wir beide zusammen am Küchentisch in Videokonferenzen sitzen. Deshalb haben wir mit einem Brett über unsere Nachttische im Schlafzimmer einen kleinen Schreibtisch gebaut.

… Für mich persönlich war es toll. Ich sparte dadurch täglich rund drei Stunden Fahrzeit. Wunderbar, mehr Ruhe und weniger Stress.

… Einloggen klappte erst nach viel Hin und Her. Und dann probierte ich mit Tränen in den Augen herum, um den richtigen Link und die richtigen Einstellungen zu finden und ins Online-Meeting reinzukommen. Totaler Frust und eine leichte »Ich schon wieder«-Panik. Und dann war ich plötzlich auf dem Bildschirm, stand ich auf einmal weinend vor meinen Kolleginnen und Kollegen.
– Erfahrung aus dem Feld

Menschen, die aus dem Haus mussten, als fast alle daheim bleiben mussten

… Zu Beginn der Krise fand ich es auf der Arbeit ziemlich unheimlich. Plötzlich kamen Menschen mit Handschuhen und Maske an meinen Schalter. Ich fühlte die Spannung bei mir und bei ihnen.

… Wir verschafften uns einen Überblick, welche Dinge wirklich von entscheidender Bedeutung sind, was manchmal gar nicht einfach war. Was ist wichtiger: Den Müll abzuholen oder dass die Kanalisation ordentlich funktioniert?

… Viele Klientinnen und Klienten verstanden die Maßnahmen nicht, waren verwirrt und bekümmert. Auch der Kontakt zu den Verwandten war schwierig, vor allem, wenn sie mich beschimpften, weil sie nicht einverstanden waren.

… Ich habe große Angst, mich selbst anzustecken. Und davor, »etwas« mit nach Hause zu nehmen und so andere anzustecken. Das will man nicht auf dem Gewissen haben.

… Es waren Wochen voller Panik und eine Art Hyperfokus. Zudem hatte ich noch zwei Kinder zu Hause.
– Erfahrung aus dem Feld

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Was soll man glauben? Wie schlimm ist es wirklich?

In dieser ersten Phase kommen oft Zweifel auf, ob man vielleicht zu übertrieben oder eher zu lax auf die Veränderung reagiert. Neues Verhalten wird eingefordert, doch wie reagieren andere, wenn ich mich wirklich daran halte? Wie anders ist die Situation eigentlich und – mache ich mich zum Trottel, wenn ich mitmache? Sich nicht mehr die Hand zu geben, sorgte anfangs für viel Heiterkeit und witzige Filmchen. Wenn man fürs Social Distancing einen Schritt zurücktrat, fühlte sich das äußerst unhöflich an. Das ist verrückt. Und es entsteht Peer Pressure, ein Gruppenzwang, sich an die Maßnahmen zu halten, oder eben auch nicht. Das hängt von der Meinung im Freundeskreis ab. Menschen sind soziale und Geschichten erzählende Wesen. Woran wir glauben, hat große Auswirkungen auf unser kollektives Verhalten. Bleibt man beispielsweise zu Hause, um andere nicht zu infizieren, oder aber, um selbst nicht infiziert zu werden? Mit der Veröffentlichung der Grafiken zu »Flatten the Curve« Mitte März 2020 wurden die Problematik und die Auswirkungen von Corona deutlicher. Die Herausforderung in diesem Corona-Kulturschock besteht in der Notwendigkeit, eine unsichtbare Gefahr sichtbar und greifbar zu machen. In Gegenden, in denen der Begriff »Virus« der Bevölkerung nicht so gut bekannt ist, wird auf andere Geschichten zurückgegriffen. In Indien liefen Polizisten mit grotesken Virusmützen herum. Und in Indonesien warnte man vor Corona, indem man es in Gestalt von Geistern durch die Straßen streifen ließ.

Abb. 2–2»Flatten the Curve«
    (Quelle: Centres for Disease Control and Prevention)

Am 14. März 2020 veröffentlichte die Niederländische Rundfunkstiftung einen Film
über »die alles bestimmende Kurve in der Corona-Krise«.
www.youtube.com/watch?v=6rqpRq7nkO8

2.2Eigentlich ist das doch...


Erscheint lt. Verlag 21.9.2021
Übersetzer Rolf Dräther
Verlagsort Heidelberg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Arbeit 4.0 • Arbeit & Corona • Arbeit der Zukunft • Arbeitsleben • Betriebsanthropologie • Change Management • Corona • Corporate Tribes • Deep Democracy • flexibles Arbeiten • Führung • Gruppendynamik • Homeoffice • human dimensions • Hybride Arbeitskultur • Hybrides Arbeiten • Kulturanthropologie • Kulturschock • mobiles Arbeiten • Neue Arbeitsformen • Neue Arbeitswelt • new work • Organisationsanthropologie • Organisationsentwicklung • Pandemie • Remote Work • Transformation • Unternehmensanthropologie • Unternehmenskultur • Veränderungsmanagement • Virtuelle Arbeitswelten • Virtuelles Büro • Virtuelles Office • Virtuelles Team
ISBN-10 3-96910-576-5 / 3969105765
ISBN-13 978-3-96910-576-4 / 9783969105764
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