Die Zukunft des betrieblichen Lernens (eBook)

Trends - Kompetenzen - Instrumente
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2021 | 1. Auflage
243 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-4970-0 (ISBN)
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Niemals zuvor waren Bildung und Kompetenzentwicklung ein so entscheidender Wettbewerbsfaktor und Karriere ein so facettenreicher Begriff wie heute. Das Buch beschreibt zentrale Trends und Entwicklungslinien der vergangenen 50 Jahre, die maßgeblichen Einfluss auf Bildung und Lernen genommen haben. Dabei erfolgt eine Differenzierung in ökonomische, technologische, demografische, politische und gesellschaftliche Trends. Außerdem widmet sich das Buch der Frage, wie sich die beschriebenen Trends und Entwicklungen auf die Konzeption von Bildungsangeboten und Karriereverläufen im öffentlichen Bereich, insbesondere aber auch im Unternehmenskontext, ausgewirkt haben. Es folgt der Blick in die Zukunft: Auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung legen die Autorinnen dar, wie Bildung und Lernen künftig ausgestaltet sein müssen, um den Herausforderungen der Zukunft sowohl als Einzelne:r als auch als Unternehmen gut gerüstet gegenüberzustehen. Prof. Dr. Jutta Rump gehört zu den '40 führenden Köpfen des Personalwesens' und den 8 wichtigsten Professor:innen für Personalmanagement im deutschsprachigen Raum

Prof. Dr. Jutta Rump ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Daneben leitet sie das Institut für Beschäftigung und Employability IBE.

Jutta Rump Prof. Dr. Jutta Rump ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Daneben leitet sie das Institut für Beschäftigung und Employability IBE. Silke Eilers Silke Eilers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin am Institut für Beschäftigung und Employability IBE.

1 Zentrale Treiber in Bezug auf Bildung und Lernen


Für viele Beschäftigte und ihre Arbeitgeber stellt es heute eine Selbstverständlichkeit dar, sich für ein langes Erwerbsleben mit der entsprechenden Qualifizierung zu rüsten, die eigenen Kompetenzen beständig zu hinterfragen und sich wandelnden Bedingungen anzupassen. Individualisierte Konzepte zielen auf ein gleichberechtigtes Fordern und Fördern ab, und jedem bzw. jeder Einzelnen stehen unterschiedliche Optionen offen, sich in der persönlichen Lebens- und Berufssituation optimal entwickeln zu können. Doch das war nicht immer so: Zahlreiche, teils widersprüchliche Paradigmen haben Bildung, Lernen und Lehren in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland geprägt. Einige haben seither Bestand, andere kamen neu hinzu, wieder andere verschwanden im Zeitverlauf wieder. Viele Aspekte der heutigen Bildungs- und Karrierepfade sind aktuellen und vorangegangenen Trends geschuldet, gewissermaßen als eine unmittelbare Reaktion auf Impulse von außen. Zu denken ist hier beispielsweise an die Digitalisierung als eine der jüngsten und tiefgreifendsten Entwicklungen. Andere Aspekte jedoch sind das Ergebnis jahrzehntelanger, insbesondere gesellschaftlicher Umbrüche wie zum Beispiel die zunehmenden Bestrebungen nach Diversity und Individualisierung. Um verstehen und einordnen zu können, worauf unser heutiges Bildungsverständnis basiert und wie Lernen heute und in Zukunft beschaffen sein muss, um den Herausforderungen an Individuen und Unternehmen gerecht zu werden, ist der Blick auf (bildungs-)politische, demografische, gesellschaftliche, ökonomische und technologische Trends unerlässlich. Dabei wird eines ganz besonders deutlich: Niemals zuvor war Bildung und Kompetenzentwicklung ein so entscheidender Wettbewerbsfaktor und Lernen ein so facettenreicher Begriff wie heute (Rump u. Eilers 2019).

1.1 Bildungspolitik


In Bezug auf die zentralen Weichenstellungen in der Bildungspolitik, die Einfluss auf Bildung und Lernen nahmen und nehmen, stehen vor allem die Umgestaltung des Bildungswesens sowie die Entwicklung der öffentlichen Weiterbildungsförderung im Fokus.

1.1.1 Umgestaltung des Bildungswesens


In diesem Kontext ist insbesondere die Bildungsreform 1970 hervorzuheben. Deren zentralen Ziele waren (Liebenwein 2019):

  • das Recht auf Bildung für alle entsprechend ihrer Begabungen zur Herstellung von Chancengleichheit (insbesondere umgesetzt durch die Stärkung des Unterrichtsprinzips der Differenzierung und Individualisierung),
  • die Schaffung eines demokratischen, leistungs- und reformfähigen Bildungssystems,
  • eine bessere Abstimmung zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem,
  • die Umsetzung der Erziehungszieledemokratische Mitwirkung, Partizipation, Emanzipation, kritische Reflexionsfähigkeit, Mündigkeit, Selbstbestimmung, Kreativität und individuelle Initiative (insbesondere umgesetzt durch eine Umstrukturierung der Unterrichtsorganisation hin zu mehr offenen, sozialen Lernformen sowie problemlösendem und entdeckendem Lernen) sowie
  • die Förderung der Bereitschaft zu lebenslangem Lernen durch Weckung der Lernfreude.

In der Konsequenz verdoppelten sich zwischen 1960 und 1975 die Zahlen der Lernenden an Gymnasien, ebenso erhöhte sich die Erfolgsquote an Gymnasien. Auch die Zahl der Studierenden verdreifachte sich (ebd.). Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote von Menschen ohne Schulabschluss sprunghaft an.

Langfristig ist eher eine ernüchternde Bilanz zu ziehen. Die mit der Bildungsreform angestrebte Chancengleichheit wurde nicht flächendeckend erreicht, die Passung zwischen Schul- und Beschäftigungssystem ist nach wie vor nicht optimal, und auch das ursprüngliche Ziel, dass die Gesamtschule als Einheitsschule das dreigliedrige Schulsystem komplett ablösen sollte, wurde in keinem einzigen Bundesland erreicht. Vielmehr wird ein Verfall des Bildungsanspruchs, vor allem an Gymnasien, durch die Erosion der Schulform »Hauptschule« beklagt (ebd.).

In engem Zusammenhang hierzu steht auch das Streben nach einer größeren Durchlässigkeit1 im Bildungssystem, das bereits in den 1960er Jahren artikuliert wurde. In den 1970er Jahren entstand die Forderung nach einer »sozialen Öffnung der Hochschulen« für mehr soziale Gerechtigkeit in der Verteilung der Studienchancen. Ausgang der 1980er wurde die Forderung nach einer institutionellen Umsetzung des Postulats der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung lauter, doch erst Anfang der 1990er Jahre entstand das letztendliche Konzept der Gleichwertigkeit zwischen den beiden Bildungswegen. Der entscheidende Impuls kam schließlich von der damaligen Europäischen Gemeinschaft mit dem im Jahr 2000 veröffentlichen »Memorandum über Lebenslanges Lernen«, in dem insbesondere ein verbesserter Zugang zu Bildung und Bildungsabschlüssen für alle Bevölkerungsgruppen gefordert wurde, sowie der Empfehlung zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen durch das Europäische Parlament und den Rat der Europäischen Union im Jahr 2008. 2009 beschloss die Kultusministerkonferenz eine weitgehende Neuregelung des Hochschulzugangs für berufliche qualifizierte Bewerber*innen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung. 2013 schließlich einigten sich Bund und Länder in Deutschland auf die Einführung des »Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen – DQR«, in dem die Qualifikationen des deutschen Bildungssystems in acht unterschiedliche Niveaus eingeordnet wurden (BiBB o.A.; Vogel 2017; Wolter 2013). Gerade in jüngster Zeit rückt die Durchlässigkeit wieder stärker in den Fokus – insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Fachkräftebedarfe, aber auch der gesellschaftlichen Forderung nach einer stärkeren Individualisierung und der im Zuge der Digitalisierung stark im Wandel befindlichen Qualifikationsanforderungen. Wenngleich die zunehmende Akademisierung nicht nur gesellschaftlich erwünscht ist, sondern auch politisch gefördert wurde, gehen nun die Bemühungen angesichts eines drastischen Rückgangs der Auszubildendenquote dahin, einen »Konkurrenzkampf« zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu verhindern, indem durch eine Annäherung der Bereiche die Vorteile beider Ausbildungswege genutzt werden können (Vogel 2017).

Hauptziele einer erhöhten Durchlässigkeit sind

  • die Gestaltung wechselseitiger Übergänge zwischen Berufsbildung und Hochschule (reziproke Durchlässigkeit),
  • die Entwicklung innovativer, bereichsübergreifender Bildungsgänge mit Gültigkeit in Berufsbildung und Hochschule (konvergente Durchlässigkeit),
  • die Kombination beruflicher und hochschulischer Bildungs- und Lernformen (hybride Durchlässigkeit) sowie
  • die Verbesserung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und Anerkennung von erworbenen Kompetenzen (BiBB o.A.; Vogel 2017).

Es ist allerdings zu konstatieren, dass die Effekte der Durchlässigkeitsbestrebungen bislang eher moderat ausgefallen sind. In der Konsequenz besteht nach wie vor erhöhter Handlungsbedarf in Bezug auf das Schnittstellen- und Übergangsmanagement, die Anerkennung und Anrechnung von Abschlüssen (unter anderem Fragen des Hochschulzugangs und der Hochschulzulassung) sowie die Information und Beratung. Zudem sollten noch mehr flexible Formate für ein Studium, zum Beispiel berufsbegleitend, online oder über ein Fernstudium, angeboten werden, die es bereits Berufstätigen erleichtern, diesen Weg einzuschlagen (BiBB o.A.; Wolter et al. 2014).

1.1.2 Öffentliche Weiterbildungsförderung


Noch bis zu Beginn der 1970er Jahre fokussierten die beitragsfinanzierten Leistungen der beruflichen Weiterbildung insbesondere auf den beruflichen Aufstieg. Die dann aber rasch ansteigende Arbeitslosigkeit und damit verbundene Notwendigkeit, steigenden Teilnehmerzahlen an beruflicher (Um-)Qualifizierung gerecht zu werden, führten allerdings Mitte der 1970er Jahre bereits zu einer deutlichen Aufstockung der Beitragsmittel zur Weiterbildungsförderung durch Bundesmittel.

Grundsätzlich erfolgte mit Beginn der 1970er Jahre erstmals der Wandel von einem rein aufklärerischen Bildungsbegriff zu einer engen Verknüpfung von Bildung und Qualifikation mit der wirtschaftlichen Standortfrage, was sich auch auf die Aufwertung und Neuausrichtung der beruflichen Weiterbildung auswirkte. Diese hatte nun insbesondere zum Ziel, zuvor entstandene Lerndefizite zu kompensieren und dafür Sorge zu tragen, dass eine entsprechende Anpassung der Kompetenzen an den technologischen und wirtschaftlichen Strukturwandel gewährleistet war (Baethge et al. 2003).

Anfang der 1990er Jahre wurden in großem Umfang Mittel der Arbeitsförderung und speziell der beruflichen Qualifizierung eingesetzt, um...

Erscheint lt. Verlag 5.7.2021
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Betriebliches Lernen • Betriebliche Weiterbildung • Bildung • Bildungsangebote • Bildungsgestaltung • Bildungsmaßnahmen • Fachkräfte • Fachkräftebasis • Karriere • Karriereverläufe • Kompetenzanforderungen • Kompetenzen • Kompetenzentwicklung • Lernkontext • Lernkonzepte • Personalentwicklung • Weiterentwicklung
ISBN-10 3-7910-4970-4 / 3791049704
ISBN-13 978-3-7910-4970-0 / 9783791049700
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