How I Built This (eBook)
288 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44487-1 (ISBN)
Guy Raz ist Vollblutjournalist und Entrepreneur. Für National Public Radio entwickelte er drei Podcast-Sendungen, die weltweit über 15 Millionen Zuhörer haben. Dazu gehört auch »How I Built This«, sein Podcast, in dem er die spannendsten Gründer unserer Zeit interviewt und ihnen ihre Geheimnisse entlockt. Vor seiner Zeit als Podcaster war er als Korrespondent in Berlin und London tätig und hat auch aus Kriegs- und Konfliktzonen berichtet.
Guy Raz ist Vollblutjournalist und Entrepreneur. Für National Public Radio entwickelte er drei Podcast-Sendungen, die weltweit über 15 Millionen Zuhörer haben. Dazu gehört auch »How I Built This«, sein Podcast, in dem er die spannendsten Gründer unserer Zeit interviewt und ihnen ihre Geheimnisse entlockt. Vor seiner Zeit als Podcaster war er als Korrespondent in Berlin und London tätig und hat auch aus Kriegs- und Konfliktzonen berichtet.
EINLEITUNG
An einem ganz normalen Montag im Sommer 2018 kam meine Frau weinend von ihrer morgendlichen Joggingrunde zurück. Als sie die Küche in unserem Haus in Berkeley in Kalifornien betrat, in der ich gerade das Frühstück für unsere Söhne machte, zog sie die Ohrhörer ab und sagte zwischen keuchenden Atemstößen: »Warum hast du … mich nicht vorbereitet … auf diese Folge?«
An diesem Morgen hatte das Team von How I Built This – dem Business-Podcast, den ich konzipiert hatte und seit September 2016 herausgab – unsere neueste Folge veröffentlicht, jene über Stacy Brown und ihr Unternehmen Chicken Salad Chick. Ich hatte vergessen, dass die Folge heute laufen sollte, weil zwischen einem Interview und dessen Veröffentlichung in der Regel mehrere Monate liegen. Was ich aber nicht vergessen hatte, war, was für eine emotionale Achterbahnfahrt mein Gespräch mit Stacey Brown gewesen war. Und Hannahs Reaktion zeigte, dass auch die Podcast-Folge sehr bewegend war.
Kurz gesagt, ging es um Folgendes: Nachdem ihr Mann sie und ihre drei Kinder – alle unter sechs Jahren – verlassen hat, beginnt Stacy, selbstgemachten Hühnchensalat von zu Hause zu verkaufen, um über die Runden zu kommen. Ihr Ziel ist es, 500 US-Dollar im Monat zu verdienen, um die Rechnungen bezahlen zu können.
Das Erlös daraus, dass sie mit dem Hühnchensalat von Tür zu Tür geht, ist kaum der Rede wert. Sie macht das mehrere Monate, bis ihr jemand die Gesundheitsbehörde auf die Fersen schickt. (Selbstproduzierte Lebensmittel ohne offizielle Genehmigung in handelsüblichen Vorratsbehältnissen quasi aus dem Kofferraum eines Autos heraus zu verkaufen, ist streng genommen illegal.) Darum untersagt die Gesundheitsbehörde ihr den weiteren Vertrieb.
Kevin Brown, ein Freund der Familie und ein gewiefter Geschäftsmann, springt ihr bei. Er unterstützt sie nicht nur darin, weiterzumachen, sondern rät ihr, größer zu denken und ein Restaurant zu eröffnen in einem rund 75 Quadratmeter großen Ladenlokal. Die Miete beträgt 800 US-Dollar im Monat. Mit seiner Hilfe tut sie genau das – und zwar mit großem Erfolg. Schon am Eröffnungstag ist der Hühnchensalat um 14 Uhr ausverkauft.
Das Geschäft und ihre Partnerschaft bringen Stacy und Kevin einander näher. Sie verlieben sich ineinander und heiraten. Als Partner im Leben und im Beruf vergrößern sie Chicken Salad Chick kontinuierlich und investieren den Gewinn in die Eröffnung von zwei weiteren Niederlassungen in Auburn, denn Banken sagen ihnen nicht einmal die Uhrzeit, geschweige denn, dass sie ihnen einen Kredit für Kleinunternehmen gewähren.
Nachdem sie sich vier oder fünf Jahren ohne die finanzielle Unterstützung anderer abgestrampelt haben, um ein zukunftsfähiges Unternehmen aufzubauen, wird ihnen klar, dass sie jemanden finden müssen, der ihnen hilft, ein Franchise-Modell zu erarbeiten, dank dessen sie die Chance haben, tatsächlich einen Gewinn zu erzielen und ein bisschen Geld zu erwirtschaften.
Unglücklicherweise landen sie in einer Partnerschaft mit einem Paar, das alles andere als ehrenwert ist und dem sie dummerweise – wie im Rückblick klar wird – 51 Prozent des Unternehmens verkaufen. Nur wenige Monate später, als die Ideen der beiden Paare über die Zukunft von Chicken Salad Chick auseinanderklaffen, drohen die neuen Teilhaber, Stacy und Kevin aus ihrer eigenen Firma zu drängen.
Weil sie das, was sie aufgebaut haben, nicht einfach verlieren wollen, verhandeln Stacey und Kevin einen Buy-out – allerdings wollen die Partner die dreifache Summe ihres ursprünglichen Investments, insgesamt 1,3 Millionen US-Dollar (!), und zwar innerhalb von dreißig Tagen (!!), andernfalls übernehmen sie die Firma, und Stacy und Kevin gehen leer aus.
Es erübrigt sich zu sagen, dass Stacy und Kevin keine 1,3 Millionen haben. Darum pilgern sie quer durch Alabama im verzweifelten Versuch, Geld einzuwerben bei jedem, der ihnen zuhört. Sie sind erfolglos bis zum allerletzten Tag – dem dreißigsten von dreißig –, an dem Earlon McWhorter, der Gründer von Lowe’s Baumärkten, sie anruft, nachdem sie bei der Handelskammer von Auburn mit ihrem Anliegen vorgesprochen hatten, und er zugehört hatte. Er versichert ihnen, dass er an sie glaubt, dass er ihren Hühnchensalat liebt und dass er ihnen einen Scheck über jeden Penny ausschreibt, den sie benötigen.
Earlons Investment gibt Stacy und Kevin nicht nur ihr Unternehmen zurück, es ist der Startschuss für ein Franchise-Modell, dass sofort Erfolg hat. Sie eröffnen Filialen im ganzen Süden. Alles läuft erstaunlich gut. Und dann, während sie dabei sind zu expandieren, wird bei Kevin Darmkrebs im vierten Stadium diagnostiziert; der Tumor hat bereits in die Leber metastasiert. Kevin beginnt sofort mit einer Chemotherapie und kommt dennoch jeden Tag zur Arbeit.
Dies ist der Anfang eines weiteren Kampfes – eines, den die beiden tragischerweise nicht gewinnen. Aber das kann sie nicht aufhalten. Sie vergrößern nicht nur Chicken Salad Chick, sondern gründen zudem die Chicken-Salad-Chick-Stiftung, um die Darmkrebsforschung zu unterstützen. Als Teil ihrer Fundraising-Strategie möchte Kevin ein riesiges Benefit-Konzert im Jordan-Hare-Stadion der Auburn University veranstalten. Headliner soll Kenny Chesney sein, zu jener Zeit einer der bekanntesten Country-Musiker. Es ist eine verrückte Idee, aber nicht weniger verrückt, als ein Restaurant zu eröffnen, das sich auf Hühnchensalat spezialisiert hat. Kevin hat geholfen, das Restaurant auf die Beine zu stellen, warum also nicht auch das Konzert?
In der Tat: Warum nicht? Stacy und Kevin können Kenny Chesney für ihren Plan gewinnen. Sie verkaufen 50 000 Eintrittskarten. Und an einem Abend im April ist das Jordan-Hill-Stadion voll. Nur Kevin ist nicht dabei, zumindest nicht physisch. Er ist sechs Monate zuvor gestorben, am 26. November 2015 im Kreis seiner Familie.
Für Stacy ist es ein unfassbar schmerzhafter Verlust. Und das nach fast zehn Jahren voller unglaublicher Hochs und dunkelster Tiefs im Privat- wie im Berufsleben. Doch Stacy kämpft weiter, wie ihr Mann. Sie hält durch. Nicht nur für sich und für ihre Kinder, sondern auch um die Erinnerung daran zu erhalten, was Kevin ihr und dem Unternehmen bedeutet hat. Einige Monate nach dem Konzert wird ihr Einsatz belohnt: Chicken Salad Chick wird aufgenommen in die Liste der 5 000 am schnellsten wachsenden Restaurantmarken der USA.1 Heute hat es einen Unternehmenswert von 100 Millionen US-Dollar.
Diese bewegende, anregende Geschichte ist in vielerlei Hinsicht die Quintessenz von Gründungsgeschichten. Gleichzeitig ist es eine klassische Heldenreise. Wenn Sie mal griechische Mythen oder die Bibel gelesen oder Star Wars gesehen haben, dann sind Sie dem Konzept der »Heldenreise« schon begegnet. Der Autor und Philosoph Joseph Campbell hat sie beschrieben – und die meisten großen Geschichten folgen ihrem Erzählmuster: Eine Heldin hat eine ungewöhnliche Idee; die Menschen glauben ihr nicht; sie verlässt ihr Heimatdorf, um ihrer Vision zu folgen, überwindet unzählige Hindernisse, stürzt in Abgründe, entkommt knapp dem Tod, findet aber das, wonach sie sucht, und kehrt im Triumph zurück nach Hause.
Das ist natürlich eine grobe Vereinfachung, aber darin finden sich die grundlegenden Bestandteile einer großen klassischen Erzählung. Gleichzeitig sind es die zentralen Elemente von vielen erfolgreichen Business-Storys – einschließlich der von Stacy Brown. Das war eine Entdeckung, die ich zufällig machte, als ich 2008 an einem Wirtschaftsseminar während meines Jahres an der Harvard Business School als Nieman-Fellow für Journalismus teilnahm. In diesem Seminar begegnete mir zum ersten Mal die Case-Study-Methode und die Idee, dass man Wirtschaft durch Geschichten verstehen lernen kann. Immer wieder habe ich in den Fallgeschichten klassische Heldenreisen wiedergefunden. Da waren der Ruf des Abenteuers, Hindernisse und Prüfungen, existenzielle Tiefpunkte, endgültige Segnungen – alles aus der Perspektive der Geschäftswelt.
Noch erstaunlicher war – zumindest für mich –, dass mich das interessierte. In der Highschool und am College war »Business« für mich ein schmutziges Wort. Für mich war das die Welt der Krämer und Marktschreier, die in spätnächtlichen Infomercials billige Ware ans Publikum zu bringen versuchten. Obwohl aus meiner Generation Leute wie Elon Musk und Larry Page hervorgegangen sind, stand der größte Teil unserer Altersgruppe Wirtschaft und Kommerz ablehnend gegenüber – vielleicht am besten eingefangen auf dem Coverfoto des Rolling Stone, auf dem Kurt Cobain in einem Shirt mit der Aufschrift »Corporate...
Erscheint lt. Verlag | 7.10.2020 |
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Übersetzer | Kirsten Reimers |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
Schlagworte | Business Model Generation • Business Plan • Entrepreneur • Founder • Geschäftsmodell • Gründer • Mavericks • Osterwalder • Peter Thiel • Podcast • Start-up • Unternehmer • Zero to One |
ISBN-10 | 3-593-44487-9 / 3593444879 |
ISBN-13 | 978-3-593-44487-1 / 9783593444871 |
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