BGM im Qualitätsmanagement - inklusive Arbeitshilfen online (eBook)

Unternehmenserfolg durch psychische Gesundheit bei der Arbeit. Inkl. Arbeitshilfen online
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
186 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-14313-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

BGM im Qualitätsmanagement - inklusive Arbeitshilfen online -  Andrea B. Dreusch
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Betriebliches Gesundheitsmanagement ist teuer und der Nutzen der Investitionen nicht wirklich greifbar. Grundsätzlich möchten Unternehmen BGM einführen, aber es fehlt der bezifferbare Gewinn. Aufseiten des Qualitätsmanagements zeigt sich, dass die Produktsicherheit durch Kontrollen und Vorsorgemaßnahmen sichergestellt ist, es aber weiterhin zu Fehlern kommt, das Plateau scheint erreicht. Es fehlt der eine letzte Schritt: die unbeherrschbare Fehlerquelle 'Mensch' besser in den Griff zu bekommen. Die Verbindung des BGMs mit dem Qualitätsmanagement ist ungewöhnlich, stellt aber eine Win-Win-Situation dar: Das BGM wird verifizierbar, das QM gewinnt ein wichtiges Vorsorgeprogramm für Produktsicherheit. Das Buch erläutert den Zusammenhang und den Aufbau eines solchen Systems. Es richtet sich besonders an Betriebe, die mangels Akzeptanz der Führungsebene noch kein oder kein wirksames System haben.   Inhalte: - Psychische Belastungen im Unternehmen - Unternehmenskultur - Betriebliches Gesundheitsmanagement - Betriebliche Gesundheitsförderung - System zur Förderung der psychischen Gesundheit (inkl. Corporate Health Culture, Interventionsmethoden) - Produktsicherheit - Umfangreicher Anhang: Fragebogen, Muster, Gesetzesauszüge und Leitfäden  Arbeitshilfen online: - Leitfaden zur Implementierung

Dr. Andrea B. Dreusch ist Unternehmensberaterin, Trainerin, Speakerin, psychologischer Coach und Autorin zahlreicher Beiträge sowie Kapitel. Sie ist außerdem Mitglied im deutschen Fachjournalistenverband. Sie hat in Mikrobiologie promoviert und ist spezialisiert auf die Lebensmittelbranche.

Andrea B. Dreusch Dr. Andrea B. Dreusch ist Unternehmensberaterin, Trainerin, Speakerin, psychologischer Coach und Autorin zahlreicher Beiträge sowie Kapitel. Sie ist außerdem Mitglied im deutschen Fachjournalistenverband. Sie hat in Mikrobiologie promoviert und ist spezialisiert auf die Lebensmittelbranche.

Einleitung


Die Weltgesundheitsorganisation definierte bereits 1946 in ihrer Gründungsverfassung die menschliche Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht als Abwesenheit von Krankheiten oder Gebrechen. Wohlbefinden meint in diesem Zusammenhang das Vorhandensein positiver Emotionen und Stimmungen (z. B. Zufriedenheit, Glück), das Fehlen negativer Emotionen (z. B. Depression, Angst), Zufriedenheit mit dem Leben, Erfüllung und positive Leistungsfähigkeit sowie körperliches Wohlbefinden (z. B. sich sehr gesund und voller Energie fühlen).

Gesundheit und Wohlbefinden setzen sich folglich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Der zentrale Baustein ist die körperliche Gesundheit, deren Qualität vom vorherrschenden Gesundheitssystem mitbestimmt wird. Die Übernahme von Kosten, die Entfernung zum nächsten Krankenhaus oder Arzt, die Verfügbarkeit von Medikamenten spielen eine große Rolle für den Einzelnen. Ebenso wichtig ist das Umfeld, denn der Zugang zu frischem Wasser, Hygienemaßnahmen oder gesunde Luft tragen maßgeblich zur Gesundheit bei. Das individuelle Verhalten dagegen bestimmt das persönliche Maß an Aktivitäten und Sport, die Ernährungsgewohnheiten oder auch den Gebrauch von Drogen und Substanzen. Hier spielt das soziale Umfeld eine Rolle. Die persönliche Ausbildung und der Beruf wiederum haben Einfluss auf die psychische Gesundheit, die Zufriedenheit und das Stresslevel. Alle Bausteine werden moderiert durch die genetische Grundausstattung des Individuums und durch dessen Alter, Geschlecht und Veranlagungen.3 Die Gewichtung der Faktoren wird von der amerikanischen National Academy of Medicine aufgeteilt in 10 % Umweltfaktoren, 40 % soziokulturelle und ökonomische Faktoren, 20 % Einfluss des Gesundheitssystems, 30 % Verhalten.4 Innerhalb der soziokulturellen und ökonomischen Faktoren nimmt die Beschäftigung (Job, Arbeit, Position, Stellung) des Einzelnen eine zentrale Rolle ein. Dies bestätigte eine 10-Jahresstudie mit fast 85.000 Probanden, deren wichtigste Feststellung es war, dass selbst eine geringe Anzahl von Arbeitsstunden (zwischen einer und acht Stunden pro Woche) erhebliche psychische Gesundheits- und Wohlfühlleistungen für zuvor arbeitslose oder wirtschaftlich inaktive Personen erbringen.5 Offenbar definiert die Mehrheit der untersuchten Personen ihren Selbstwert damit, eine (bezahlte) Arbeit zu haben. Hier wird unmittelbar deutlich, dass die Qualität der Arbeit und des Arbeitsplatzes zu einem zentralen Steuerelement des Wohlbefindens der Bevölkerung wird.

Sechs Bausteine für das menschliche Wohlbefinden

Carol Ryff, Psychologin und Professorin an der Universität von Wisconsin, geht sogar noch einen Schritt weiter.6 Sie sagt, es sei grundsätzlich nicht wichtig, ob man gesund oder krank sei, um sich wohlzufühlen. Sie definiert stattdessen sechs grundlegende Bausteine für das menschliche Wohlbefinden:

  • Selbstakzeptanz
  • persönliches Wachstum
  • Sinn im Leben
  • positive Beziehungen zu anderen
  • Umfeldkompetenz
  • Autonomie

Stimmen diese Parameter, kann auch ein kranker oder durch körperliche Einschränkungen beeinträchtigter Mensch glücklich sein und sich wohlfühlen. Umgekehrt kann sich ein gesunder Mensch unglücklich, depressiv und ausgebrannt fühlen, wenn die Bausteine nicht passen. Und einen großen Einfluss auf diese Bausteine hat der Beruf.

Der DAK Gesundheitsreport 2019 beschäftigt sich mit der Gesundheit deutscher Arbeitnehmerinnen.7 Danach ist der Krankenstand gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen und liegt nun bei 4,1 %. Eine erkrankte Arbeitnehmerin fehlte in 2018 ca. 12,6 Tage. In den vergangenen zehn Jahren war regelmäßig ungefähr die Hälfte der Beschäftigten mindestens einmal von einer Arbeitsunfähigkeit betroffen. Die Dunkelziffer ist dabei nicht enthalten, denn Kurzfristerkrankungen werden von der DAK nicht mitgezählt. Korrigiert um einen angenommenen Untererfassungsfehler, resultiert ein »wahrer Krankenstand« von etwa 4,46 %. Die häufigsten Erkrankungen betrafen wie auch in den Vorjahren in 2018 das Muskel-Skelett-System mit einem Schwerpunkt auf Rückenschmerzen. Virale Infekte und Erkrankungen, welche das Atemsystem beeinträchtigen, sind am zweithäufigsten. Auf dem dritten Platz listen die psychischen Erkrankungen. Die Zahl der Fehltage für psychische Erkrankungen bei Frauen lag bei rund 298 Fehltagen je 100 Versicherte mit einem Schwerpunkt bei depressiven Störungen. Bei Männern lag sie bei 183 Tagen pro 100 Versicherte. Insgesamt ist der wirtschaftliche Schaden durch erkrankte Beschäftigte für die Unternehmen unabhängig von der Art der Erkrankung beträchtlich. Die psychischen Erkrankungen beeinträchtigen die Prozesse aber allein aufgrund ihrer Dauer mehr als die anderen.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schätzt die krankheitsbedingten, volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle 2016 auf insgesamt 75 Milliarden Euro und gibt den Ausfall an Bruttowertschöpfung mit 133 Milliarden Euro an.8 Weitaus höhere Schäden entstehen sogar noch durch Beschäftigte, die krank zur Arbeit kommen. PricewaterhouseCoopers ermittelten in einer Studie, dass die deutsche Volkswirtschaft durch diesen »Präsentismus« rund ein Zehntel des Bruttoinlandsproduktes verliert. Die Unternehmenskultur hat hierauf einen großen Einfluss. Wenn eine ständige Anwesenheit und Überstunden als erstrebenswert gelten und Teil des Wertesystems eines Unternehmens sind, tritt Präsentismus in stärkerem Maß auf.9

Präsentismus erzeugt hohe Kosten. Kranke Beschäftigte sind weniger leistungsfähig und machen mehr Fehler, sie kosten aber genauso viel wie gesunde Mitarbeiterinnen. Außerdem steigt die Unfallhäufigkeit am Arbeitsplatz. Auf 225 Milliarden Euro wird der jährlich entstehende volkswirtschaftliche Schaden geschätzt.10 In diesen Schätzungen sind allerdings noch nicht die Kosten für Kompensationen durch Kolleginnen enthalten. Die kompensierenden Kolleginnen werden durch die Kompensation zusätzlich belastet. Sie schaffen ihre eigenen Aufgaben nicht mehr, ihre Stimmung leidet. Die Vertretungen benötigen gegebenenfalls eine Einarbeitung, was wiederum die Produktivität reduziert. Die Auswirkungen der Kompensation führen zu einer belasteten Stimmung im Kolleginnenkreis. Diese belastete Stimmung kann im Folgenden dazu führen, dass die Produktivität weiter sinkt und die Wettbewerbsfähigkeit abnimmt, weil mit der Laune auch Qualität und Quantität der Leistungen abfallen. Die Kosten, die hierdurch ausgelöst werden, beziehungsweise die Umsatzeinbußen, sind schwer zu berechnen. Im schlimmsten Fall leidet das Image des ganzen Unternehmens, was dann gar nicht mehr bezifferbar ist.

Wichtig

Das Betriebsklima bestimmt Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Angesichts dieser immensen Zahlen und auch angesichts der Bedeutung einer guten Arbeitsatmosphäre für die Einzelne ist es ausgesprochen verwunderlich, dass noch nicht jedes Unternehmen ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufrechterhält oder betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung anbietet. Nicht nur die DAK beobachtet nämlich, dass eine betriebliche Gesundheitsförderung einen deutlicheren Anstieg des Krankenstandes verhindert. Sie führt also dazu, dass die genannten Probleme gar nicht erst auftreten. Die Investition in die Mitarbeiterinnengesundheit zahlt sich aus. Die Initiative Gesundheit und Arbeit wertete für den Report 4.0 »Wirksamkeit und Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention« zahlreiche Studien aus und sagt:

»Der umfangreichste Review, welcher von den aufgefundenen die meisten ökonomischen Studien einschließt, dokumentiert insgesamt 47 Return-on-Investments (ROI), aus denen sich ein mittlerer ROI von 2,7 ergibt. Jedem in betriebliche Programme zur Gesundheitsförderung und Prävention investierten Euro stünde demnach eine Einsparung von 2,70 Euro gegenüber.«11

Aus dem BKK Gesundheitsreport 201812 ist zu entnehmen, dass der Anteil psychischer Erkrankungen in den vergangenen 40 Jahren von 2 % auf 16,6 % gestiegen ist. Die Krankheitstage haben sich in dieser Zeit verfünffacht, was auch an der längeren Dauer psychischer Krankheitsausfälle im Vergleich zu physischen Erkrankungen liegt. Psychisch Erkrankte fehlten im Durchschnitt fast 40 Tage, während bei allen anderen Erkrankungen nur rund 13 Tage bis zur Gesundung benötigt wurden. Angesichts dieser Zahlen scheint es sinnvoll zu sein, im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements einen starken Fokus auf die Psyche zu...

Erscheint lt. Verlag 4.8.2020
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Arbeitsschutz • Belastungen • betriebliches • BetrieblichesGesundheitsmanagement • DINISO45001 • Gesundheitsförderung • Gesundheitsmanagement • Interventionsmethoden • Krankenkasse • Produktsicherheit • PsychischeBelastungen • Unternehmenskultur • Versicherung
ISBN-10 3-648-14313-1 / 3648143131
ISBN-13 978-3-648-14313-1 / 9783648143131
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