Schwierige Mitarbeitergespräche - inkl. Arbeitshilfen online (eBook)
191 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-13786-4 (ISBN)
Franz Hölzl war in leitenden Positionen im Bankensektor tätig und ist heute Berater und Trainer der Haufe Akademie Inhouse mit den Schwerpunkten Führung, Kommunikation und Team.
Franz Hölzl Franz Hölzl war in leitenden Positionen im Bankensektor tätig und ist heute Berater und Trainer der Haufe Akademie Inhouse mit den Schwerpunkten Führung, Kommunikation und Team. Nadja Raslan Nadja Raslan ist Geschäftsführerin von RaslanTraining und selbstständig als Beraterin und Trainerin tätig. Sie studierte Betriebswirtschaft mit dem Fokus Personal, Betriebspsychologie und Steuern. Ihre Kernkompetenzen liegen bei den Themen Führung, Kommunikation, Konflikt und Team. Als Lehrtrainerin bildet sie Systemische Coaches und Berater aus.
1 Beurteilungsgespräche
Anerkennung ist ein wirksames Mittel, um die Motivation des Mitarbeiters zu steigern. Zu schnell geht Lob, aber auch berechtigte Kritik, im Arbeitsalltag unter. Systematisch durchgeführte Beurteilungsgespräche dienen der Standortbestimmung des Mitarbeiters und tragen so zur Motivations- und Leistungssteigerung bei.
1.1 Das Ziel des Gesprächs
Beim Beurteilungsgespräch beurteilen Sie als Führungskraft Arbeitsergebnisse und Leistungen Ihres Mitarbeiters nach einem standardisierten Verfahren. Damit werden folgende Ziele verfolgt:
- Rückmeldung zu den Stärken und Schwächen des Mitarbeiters
- Steigerung der Motivation und Leistung des Mitarbeiters
- Einschätzung des Potenzials des Mitarbeiters
- Qualifizierungsplanung für den Mitarbeiter
Wenn das Beurteilungsgespräch fehlerhaft durchgeführt wird, kann es auch zu Frust und Leistungsrückgang beim Mitarbeiter führen. Achten Sie deshalb auf eine gute Vorbereitung, transparente Beurteilungskriterien und nachvollziehbare Bewertungen.
1.2 Hintergründe – die Sie wissen sollten
Bei der Durchführung von Beurteilungsgesprächen müssen Sie rechtliche Rahmenbedingungen beachten. So gibt es bei der Einführung von Leistungsbeurteilungssystemen ein Informations- und Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates sowie ein Beschwerderecht des Mitarbeiters, wenn er mit der Beurteilung seiner Leistung nicht einverstanden ist. In tarifgebundenen Unternehmen müssen zusätzlich die tarifvertraglichen Regelungen zum Thema Mitarbeiterbeurteilung beachtet werden. In diesem Zusammenhang sei auf das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG), die jeweils geltenden Tarifverträge und weiterführende Literatur verwiesen.
1.3 Beurteilungsbogen vorbereiten
In vielen Unternehmen ist die Mitarbeiterbeurteilung standardisiert. Dazu gehören vorgegebene Beurteilungsbögen und Gesprächsleitfäden. Wenn Ihnen kein standardisierter Beurteilungsbogen zur Verfügung steht, hilft Ihnen dieses Kapitel weiter. Hier erfahren Sie, auf was Sie bei der Erstellung von Beurteilungsbögen achten sollten und wie ein fertiger Beurteilungsbogen aussehen kann.
1. Schritt: Aufgaben- und Verantwortungsbereich beschreiben
Welche Aufgaben nimmt Ihr Mitarbeiter derzeit wahr? Selbst wenn scheinbar klar ist, was Ihr Mitarbeiter zu tun hat, sollten Sie sich die Zeit nehmen und seine Aufgaben kurz beschreiben. Was sind seine Tätigkeitsschwerpunkte? Welchen Verantwortungsbereich hat der Mitarbeiter? Sind im Beurteilungszeitraum neue Aufgaben hinzugekommen oder gab es sonstige Veränderungen?
Beschreiben Sie den Aufgaben- und Verantwortungsbereich Ihres Mitarbeiters ohne zu bewerten. Das schafft eine gemeinsame Basis und Klarheit für das Gespräch.
Beispiel: Aufgaben- und Verantwortungsbereich von Herrn Meier
- Funktion: Abteilungsleiter interne IT-Dienste
- Berichtet an die Geschäftsleitung
- Strategische Entwicklung der Unternehmens-IT
- Disziplinarischer Vorgesetzter von vier Mitarbeitern
- Verantwortlich für die Datensicherheit im Unternehmen
2. Schritt: Beurteilungskriterien festlegen
Was genau soll beobachtet und bewertet werden? Hier definieren Sie Felder aus der Arbeitsleistung und dem Arbeitsverhalten Ihres Mitarbeiters, die Gegenstand der Beurteilung sein sollen. Die Beurteilungskriterien sind somit das Herzstück der Beurteilung. Je nach Umfang des Kriterienkataloges hilft eine Zusammenfassung in »Beurteilungsfelder«:
Beispiel: Beurteilungsfeld: Teamverhalten
- Kollegialität
- Kooperationsfähigkeit
- Zusammenarbeit
- Konfliktfähigkeit
Diese Beurteilungskriterien können individuell für jeden Mitarbeiter festgelegt oder generell für alle oder mehrere Mitarbeiter gestaltet werden.
Individuelle Auswahl von Beurteilungskriterien |
Vorteil | Nachteil |
Für jeden Mitarbeiter können unterschiedliche Schwerpunkte gewählt werden, die die individuelle Situation berücksichtigen. | Mangelnde Vergleichbarkeit zwischen den Mitarbeitern und hoher Arbeitsaufwand, da für jeden Mitarbeiter ein eigener Kriterienkatalog zusammengestellt wird. |
In den meisten Unternehmen wird ein Beurteilungskatalog definiert, der für alle Mitarbeiter zur Anwendung kommt. Der Nachteil eines standardisierten Beurteilungskatalogs: Einzelne Stärken und Schwächen des Mitarbeiters werden eventuell nicht erfasst. Und die allgemeinen Anforderungskriterien passen möglicherweise nicht zur konkreten Funktion des Mitarbeiters. Wenn Sie im Beurteilungsbogen Raum für freie Kommentare vorsehen, lassen sich diese Nachteile jedoch kompensieren.
Worauf sollten Sie bei der Auswahl der Kriterien achten?
Wählen Sie Beurteilungskriterien nach folgenden Fragen aus:
- Erfassen die Kriterien beobachtbare und bewertbare Ereignisse?
- Welche Kriterien sind für den Erfolg des Mitarbeiters und des Unternehmens relevant?
- Sind die Kriterien eindeutig interpretierbar?
- Sind die Kriterien nachvollziehbar?
3. Schritt: Bewertungsskala wählen
Grundsätzlich ist die Mitarbeiterbeurteilung auch ohne eine skalierende Bewertung möglich. Hier werden die jeweiligen Kriterien qualitativ beschrieben und im Gespräch mit dem Mitarbeiter diskutiert.
Beispiel: Beurteilungskriterium Teamfähigkeit
»Im Beurteilungszeitraum war Herr Boll bei allen im Team voll akzeptiert. An der Lösung von Problemen im Team war er stets maßgeblich beteiligt.«
In den meisten Unternehmen kommt eine mehrstufige Skala aus Zahlen, Buchstaben oder auch Symbolen bei der Mitarbeiterbeurteilung zur Anwendung. Die Verwendung von Zahlen verleitet jedoch zum Vergleich mit Schulnoten und der Berechnung von »Durchschnittsnoten«. Beides ist für ein Beurteilungsgespräch nicht hilfreich. Besser ist die Verwendung einer Skala mit Buchstaben.
Vier Bewertungsstufen wie zum Beispiel A, B, C, D sind ausreichend, um die Beurteilungen übersichtlich darzustellen und dem Mitarbeiter mitzuteilen. Wichtig ist, dass die Bedeutungen der jeweiligen Stufen Ihnen und Ihrem Mitarbeiter bewusst sind.
Beispiel: Alphabetische Bewertungsskala
Der Mitarbeiter …
A: übertrifft die Anforderungen
B: erfüllt die Anforderungen
C: erfüllt die Anforderungen überwiegend
D: erfüllt die Anforderungen in wesentlichen Teilen nicht
Was bedeuten die einzelnen Stufen nun für den Mitarbeiter konkret?
Teilen Sie dem Mitarbeiter Ihre Erwartungen mit. Stellen Sie sich dazu auch die im Folgenden aufgeführten Fragen.
- Stufe A: Wodurch übertrifft der Mitarbeiter die Erwartungen? Ist der Mitarbeiter möglicherweise unterfordert? Sollte der Mitarbeiter anspruchsvollere Aufgaben übernehmen?
- Stufe B: Die Bewertungsstufe B sagt aus, dass Sie mit den Leistungen des Mitarbeiters voll zufrieden sind. Er erfüllt exakt die Erwartungen.
- Stufe C: Ihr Mitarbeiter erfüllt die meisten Erwartungen, sollte aber noch an sich arbeiten. Hier ist es wichtig aufzuzeigen, woran genau Ihr Mitarbeiter noch arbeiten muss. Welche unterstützenden Maßnahmen können Sie ihm anbieten?
- Stufe D: Bei einer D-Bewertung besteht in diesem Kriterium ein klarer Entwicklungsbedarf. Die Leistungen des Mitarbeiters reichen nicht aus. Teilen Sie ihm offen mit, an was er arbeiten muss. Ist der Mitarbeiter eventuell mit der Aufgabe überfordert? Ist er fachlich und persönlich in der Lage, sich in diesem Kriterium zu verbessern? Welche Unterstützung benötigt er dazu?
4. Schritt: Potenzialeinschätzung und Entwicklungswünsche des Mitarbeiters
Im vierten Schritt geben Sie Ihrem Mitarbeiter eine zukunftsorientierte Potenzialeinschätzung: Welche Leistungen wird der Mitarbeiter in Zukunft erbringen können? Welche Verantwortungsbereiche und Aufgaben passen zu seinen Fähigkeiten? Gibt es konkrete Vorschläge für einen künftigen Einsatz?
Der Mitarbeiter gibt an dieser Stelle auch seine eigenen Entwicklungswünsche an. Stimmen die Wünsche mit den Einschätzungen der Führungskraft überein oder gibt es deutliche Differenzen? Hier gilt es, unterschiedliche Vorstellungen und Wahrnehmungen zu diskutieren.
Beispiel: Potenzialeinschätzung und Entwicklungswünsche
Potenzialeinschätzung der Führungskraft
- Wegen der hohen fachlichen Kompetenz ist der Verbleib im technischen Entwicklungsumfeld sinnvoll.
- Verstärkte Einbindung in Projektarbeit wegen hoher Teamkompetenz wird...
Erscheint lt. Verlag | 29.11.2019 |
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Reihe/Serie | Haufe Fachbuch | Haufe Fachbuch |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management |
Schlagworte | Dialoge • eBook • E-Book • e-pdf • epdf • E-Pub • EPUB • Gespräche • Gesprächsführung • Gesprächsleitfäden • Gesprächssituationen • Mitarbeitergespräche • Personalgespräche |
ISBN-10 | 3-648-13786-7 / 3648137867 |
ISBN-13 | 978-3-648-13786-4 / 9783648137864 |
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