Alle Technologien sollen dem menschlichen Glück dienen
Der Buchtitel ist eher als Provokation und nicht als Prophezzeiung zu verstehen, denn Gerd ist ein Optimist was unsere Zukunft betrifft.
Für ihn wäre „versus“ der schlimmste Fall, der nur dann eintreten könnte, wenn sich Technologien bzw. Technologiefirmen ohne Limits und Verantwortung verselbstständigen und selbstverherrlichen, also wenn Technologie vom Werkzeug zum Sinn wird, und wenn wir vergessen was es heißt, Mensch zu sein.
Gerd hält ein negatives bzw. dystopisches Maschinen-Welt-Szenario zum jetzigen Zeitpunkt für unwahrscheinlich, aber er meint, dass wir uns auf eine neue und globale „digitale Ethik“ einigen müssen und ein kollektives Verständnis dafür entwickeln, was und wer wir in der Zukunft sein wollen.
In einem Idealbild für unsere Zukunft, könnte die Menschheit Technologie weiterhin beherrschen und dazu nutzen, die großen Herausforderungen wie Klimawandel, Krankheiten, Wasserversorgung, Hunger und Energie zu lösen. Als Resultat der im Buch beschriebenen Megatrends, wie z.B. Automatisierung und Kognifizierung, könnten wir dann vor allem eines genießen: wir hätten mehr Zeit. Mehr Zeit für Tätigkeiten die am oberen Ende der Maslow-Pyramide der menschlichen Bedürfnisse angesiedelt sind, wie zum Beispiel soziale Interaktionen, Kreativität oder Selbstverwirklichung.
Gerd Leonhard schätzt unsere Zukunftschancen zu 90 Prozent positiv ein; doch muss exponentieller technologischer Fortschritt immer am kollektiven menschlichen Glück gemessen werden, welches Technologie schafft oder auch verringert. Wir müssen also dafür sorgen, dass die Gefahren der restlichen 10 Prozent nicht auch exponentiell zunehmen. Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen!
VIIUnsere Welt steht vor einer Ära des immensen Wandels, und viele werden überrascht sein über das unerwartete Ausmaß und Tempo dieser Veränderungen. Exponentieller Wandel bedeutet riesige Chancen, bedeutet für uns aber gleichzeitig eine enorme Verantwortung.
Die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte
Ich bin davon überzeugt, dass solche unvorhergesehenen Ereignisse wie zum Beispiel der Brexit im Vergleich zu den lawinenartigen Folgen des technologischen Wandels verblassen werden. Der technologische Wandel wird das Menschsein und alle seine Aspekte grundlegend verändern.
In der Vergangenheit wurden radikale Umgestaltungen der menschlichen Gesellschaft stets von einzelnen Faktoren getrieben, zum Beispiel Holz, Stein, Bronze, Eisen, Dampf, Strom, Fabrikautomation oder World Wide Web. Heute sehe ich dagegen von Wissenschaft und Technologie verursachte Megaveränderungen auf uns zukommen, die zusammen nicht nur unsere Wirtschaft und unsere Kultur, sondern auch unsere Biologie und unsere Ethik auf den Kopf stellen werden.
Manifest für eine neue Blütezeit der Menschlichkeit
Lassen Sie es mich klar sagen: Dieses Buch will nicht eine anstehende technologische Revolution feiern. Es soll aber auch kein Wehklagen sein über einen drohenden Niedergang der Zivilisation, wie wir sie kennen. Wenn Sie, wie ich, ein Filmfan sind, dann haben Sie wahrscheinlich auch die unzähligen Hollywood-Utopien und dystopischen Schreckensvisionen satt. Mit blindem Optimismus oder lähmender Angst kann man keine Zukunft bauen.
Mit diesem Buch will ich stattdessen die Debatte anregen, wie wir die Entwicklung von Wissenschaft und Technik besser lenken, nutzen und kontrollieren können. Nur so werden wir sicherstellen, dass sie ihre primären Zwecke erfüllen, nämlich dem Menschen zu dienen und zu unserem Wohlergehen beizutragen.
Mein Ehrgeiz war, diese Diskussion über einen engen Kreis von überspannten Technikfans, ernsthaften Akademikern und bedachten Analysten auszuweiten und in die breite Öffentlichkeit zu tragen, die noch überhaupt nicht verstanden hat, welche Tragweite der technologische VIIIWandel hat. Als Futurist – und zunehmend als „Nowist“ (Jetztforscher) – hoffe ich auch, die Zukunft, die für viele unverständlich und wenig relevant erscheint, den Menschen mit realistischer Wahrnehmung und einer neuen Dringlichkeit nahezubringen.
Dieses Buch ist als Anstoß gedacht für eine engagierte und leidenschaftliche Diskussion über das, was ich für das wichtigste Zukunftsthema der Menschheit halte. Ich denke, meine Rolle besteht darin, diese Debatte zu lancieren und zu fördern. Ich habe es mir deshalb zur Aufgabe gemacht, ein starkes Manifest zu schreiben und nicht eine trockene Blaupause oder einen Reiseführer in die Zukunft.
Nur weil wir etwas tun können, heißt das nicht, dass wir es tun sollen
Ich meine, dass wir uns von der Diskussion der Experten über das Machbare und den Weg dorthin verabschieden und stattdessen anfangen sollten, grundsätzlich über die wünschenswerte Rolle dieser transformativen Technologien nachzudenken, wenn wir wollen, dass sie der Menschheit dienen sollen. Nur weil wir etwas tun können, bedeutet das noch lange nicht, dass wir es auch tun sollen!
Um diesen Prozess des Nachdenkens anzutreiben, versuche ich zu beschreiben, welche ich für die wichtigsten Triebfedern der anstehenden Veränderungen halte. Zugleich werde ich eine Einschätzung ihrer potenziellen Folgen wagen. Ich möchte damit eine Reihe von Grundsatzfragen beantworten, die sich aus dem beschleunigten – und in vielen Fällen sogar exponentiellen – Fortschrittstempo in Wissenschaft und Technik ergeben.
Ich werde zu zeigen versuchen, dass es vor allem darauf ankommt, das Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt unserer Entscheidungs- und Steuerungsprozesse zu stellen, wenn es um die künftigen Investitionen in wissenschaftliche und technologische Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung geht. Am Ende des Tages sollte Technologie nicht das sein oder werden, was wir suchen, sondern, wie wir suchen.
Im Verlauf des Buchs werde ich einige Szenarien beschreiben, die verschiedene mögliche Wege in die Zukunft markieren. Und am Ende werde ich eine Reihe fiktiver Ideen präsentieren, die dazu dienen, die Diskussion über den besten Weg für die Menschheit in Gang zu setzen sowie darüber, wie wir die richtigen Entscheidungen über unsere gemeinsame Zukunft treffen können.
IXUm diesen ambitionierten Dialog zu eröffnen und die Diskussion zu lenken, habe ich meine Gedanken in zwölf Grundsatzkapitel zusammengefasst:
Kapitel 1: Ein Vorwort für die Zukunft. Zur Halbzeit der zweiten Dekade unseres Jahrhunderts stehen wir an einer Weggabelung in der Geschichte der Technologie. Es ist heute ein entscheidender Moment, denn viele der anstehenden Veränderungen werden nicht nur selbstverstärkend und exponentiell sein, sondern vor allem unumkehrbar. Ich bin überzeugt, dass wir jetzt die letzte Gelegenheit haben, die Herausforderungen von morgen zu hinterfragen, Dinge wie künstliche Intelligenz oder die Manipulation menschlicher Gene. Wir müssen hier rechtzeitig die richtige Balance finden, bevor es zu spät ist.
Kapitel 2: Technik oder wir? In diesem Kapitel erkläre ich, wie Technologie den Menschen zunehmend simulieren und ersetzen kann, aber auch, warum Maschinen nie so sein werden wie wir. Technologie besitzt keine Ethik, und deshalb muss ihr bevorstehendes Eindringen in die intimsten Bereiche unseres Privatlebens und in unsere biologischen Abläufe auf höchster gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene verhandelt werden. Ich werde Ethik als Bedeutungsträger und Differenzierungsmerkmal des Menschen beleuchten, die sich über die Unterschiede von Religion und Kultur hinwegsetzt.
Kapitel 3: Die Megashifts. Digitale Transformation wird heute gerne als Paradigmenwechsel du jour für Wirtschaft und Gesellschaft gefeiert. In Wirklichkeit ist sie nur eine von insgesamt zehn Megaverschiebungen („Megashifts“), die sich gegenseitig verstärken und die Zukunft der Menschheit für immer verändern werden. Ich werde im Einzelnen auf Trends wie Mobilisierung, Automatisierung und Roboterisierung eingehen und zeigen, dass sie keine langsamen oder graduellen Veränderungen sind, an die wir uns mit der Zeit gewöhnen und anpassen können. Es sind vielmehr die Auslöser tsunamiartiger Disruptionen und Umwälzungen, und sie könnten eventuell sogar ein Massensterben weiter Teile unserer bestehenden globalen Wirtschaftsinfrastruktur auslösen.
Kapitel 4: Automatisierte Gesellschaft. In diesem Kapitel geht es darum, dem weitverbreiteten und gefährlichen Irrglauben zu begegnen, wonach der Trend zur Automatisierung nur die Arbeiterklasse – oder von mir aus auch die Angestelltenklasse – bedroht. Die nächste große Automatisierungswelle wird weit über die Fabrik oder das Büro hinausgehen und sogar unsere biologischen Prozesse erfassen, wie das Altern oder den Geburtsvorgang. Bislang waren wir gewohnt, dass sich der gesellschaftliche Wandel wellenartig vollzieht und dass wir oft jahrzehntelang Zeit hatten, darauf zu reagieren. Ich frage mich manchmal, ob wir als Spezies überhaupt darauf vorbereitet sind, unsere XUnabhängigkeit aufzugeben und sie einer gesichtslosen Technologie zu übereignen. Sind wir wirklich gewillt, den größten Verlust von Selbstbestimmung und individueller Kontrolle in der Geschichte der Menschheit hinzunehmen?
Kapitel 5: Das Internet unmenschlicher Dinge. In diesem Kapitel beschreibe ich die zu erwartenden Herausforderungen an die Menschheit durch das „Internet der Dinge“ (Internet of Things oder IoT). Laut vorherrschendem Glauben wird die digitale Transformation diesen Trend weiter beschleunigen und dabei viele neue Geschäftsstrategien in ihrem Windschatten mitziehen. Aber haben wir schon mal darüber nachgedacht, welches der Unterschied ist zwischen einem Algorithmus und den Dingen, die uns zu Menschen machen? Dinge, die ich „Androrithmen“ nennen werde. Wird das Internet dieser nicht menschlichen Dinge uns zunächst langsam, dann aber immer schneller zwingen, unsere Menschlichkeit aufzugeben und immer mechanistischer zu werden, um relevant zu bleiben? Wenn Computer zuerst mobil, dann tragbar und am Ende sogar essbar oder implantierbar werden: Geben wir damit nicht unseren einmaligen Wettbewerbsvorteil als Planetenbewohner zugunsten eines dubiosen digitalen Kicks auf?
Kapitel 6: Magisch, manisch, toxisch. Hier nehme ich unsere lange Liebesaffäre mit der Technik kritisch unter die Lupe und beschreibe deren immer häufigere Evolution von magisch über manisch bis toxisch. Wir geben uns dem Leben in Form zunehmend fremdvermittelter und künstlich verarbeiteter Zufallsbegegnungen hin und haben dabei das Gefühl, unterhalten zu werden, aber in Wahrheit werden wir nur die Sklaven unserer Hormone sein – und damit zunehmend das Ziel der sanften Verführer des „Big Tech“.
Wir mögen ja die Nacht durchtanzen auf der großen Hochzeitsparty des quantifizierten Lebens, die der technologische Fortschritt für uns abzieht. Aber sind wir auch auf den Kater vorbereitet am Morgen danach – und in alle Ewigkeit?
Kapitel 7: Digitale Fettsucht – die neue Volkskrankheit. Digitale Verfettung mag vielleicht heute nicht so im öffentlichen Bewusstsein verankert sein wie körperliche Fettleibigkeit, aber sie ist dabei, sich zu einer...
Erscheint lt. Verlag | 25.8.2017 |
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Übersetzer | Tim Cole |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
Schlagworte | Artifical Intelligence • Denkende Maschine • Digitale Ethik • Digitalisierung • Transhumanismus |
ISBN-10 | 3-8006-5534-9 / 3800655349 |
ISBN-13 | 978-3-8006-5534-2 / 9783800655342 |
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