Die Steuerbemessungsfunktion der Unternehmensbewertung

Durch das Urteil des BVerfG vom 07.11.2006 (1 BvL 10/02, BVerfGE 107 S. 1-70) sind Fragestellungen zu Unternehmensbewertungen verstärkt in den Fokus der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre gerückt. Durch die Verknüpfung von Unternehmenswert und Steuerbelastung drängen sich Fragen nach möglichen Unternehmenswert beeinflussenden Größen auf. Zur Untersuchung dieser Fragestellungen erfolgt ausgehend von der Theorie der funktionalen Unternehmensbewertung eine detaillierte Charakterisierung der spezifischen Bewertungsfunktion der Steuerbemessung. Diese beinhaltet für den Steuerpflichtigen eine Planungsaufgabe und später im Besteuerungsverfahren eine konfliktäre und interaktive Argumentationsaufgabe gegenüber Finanzverwaltung oder Finanzgerichten. Insoweit ist der gestaltungsorientierten Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre eine entscheidungstheoretisch fundierte steuerliche Unternehmensbewertungspolitik als neuer Teilaspekt zuzuordnen. Ergänzend findet eine umfassende Untersuchung der zahlreichen steuerlichen Unternehmensbewertungsanlässe im Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht sowie im Ertragsteuerrecht statt. Für eine steuerliche Unternehmens-bewertungspolitik ist insbesondere der objektivierte Ertragswert nach IDW S 1 geeignet. Hierbei werden Möglichkeiten und Grenzen von Sachverhaltsdarstellung und -gestaltung hinsichtlich der finanziellen Überschüsse, des Diskontierungszinssatzes sowie des nicht betriebsnotwendigen Vermögens analysiert. Bewertungsbandbreiten fußen dabei nicht nur auf der unzureichenden Objektivierbarkeit des zu beschaffenden Datenmaterials, sondern auch auf Anwendungsproblemen des Standards vor dem spezifischen steuerlichen Hintergrund.