Untersuchungen zu Beziehungen zwischen dem metabolischen Status der Kuh ante partum und der Immunglobulinkonzentration des Kolostrums sowie der Immunglobulin- und Gesamtproteinkonzentration im Blutserum des neugeborenen Kalbes

(Autor)

Buch | Softcover
82 Seiten
2022
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-7085-4 (ISBN)
36,80 inkl. MwSt
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Ziel dieser Querschnittsstudie war es, (1) Beziehungen zwischen dem präpartalen Stoffwechsel der Kuh und dem Brix-Wert des Kolostrums, sowie (2) Beziehungen zwischen dem präpartalen Stoffwechsel der Kuh und der Immunglobulin (Ig)- und Gesamtprotein (TP)-konzentration im Serum des Kalbes unter der Berücksichtigung relevanter Managementfaktoren zu identifizieren.
Von März 2017 bis März 2018 haben insgesamt 124 landwirtschaftliche Betriebe an der Studie teilgenommen. Die Betriebe wurden aus dem Kundenkreis des Thüringer Tiergesundheitsdienstes (97 Betriebe) und aus dem Kundenkreis von zwei Großtierpraxen in Südbayern (27 Betriebe) rekrutiert. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig. Pro Betrieb wurden sieben bis zehn pluripare, hochtragende Kühe ausgewählt, die sich wenige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin befanden. Bei der klinischen Untersuchung wurde die innere Körpertemperatur sowie der Body Condition Score, der Lahmheitsgrad und die Pansenfüllung ermittelt. Insofern zutreffend, wurde die Gabe saurer Salze zur Prophylaxe der Gebärparese, die Substitution von Vitamin E und Selen sowie die Durchführung von Impfungen der Muttertiere während der Trockenstehperiode erfasst. Von jeder Kuh wurden Blutproben durch Punktion der Vena caudalis mediana und Harnproben durch Katheterisierung der Harnblase entnommen. Die klinische Untersuchung und die Probenahme fanden etwa drei bis eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin statt. Im Labor des Thüringer Tiergesundheitsdienstes wurden unter der Verwendung des Laboranalysesystems Beckman DX 600 die Serumkonzentrationen von Cholesterin, Bilirubin, Harnstoff, TP, Albumin, Freie Fettsäuren (FFS), Calcium, anorganisches Phosphat und Magnesium, sowie die Serumaktivitäten der Aspartat-Aminotransferase, der Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und der Creatin-Kinase und die Harnkonzentrationen von Calcium, Natrium, Kalium und Kreatinin bestimmt. Die Netto-Säure-Basen-Ausscheidung wurde titrimetrisch ermittelt. Selen wurde in einem externen Labor untersucht (Synlab Analytics & Services Germany GmbH in Jena). Die Kolostrumproben wurden unmittelbar nach der Geburt entnommen und die Dichte wurde mittels eines digitalen Brix-Refraktometers bestimmt. Bei den Kälbern erfolgte die Blutprobenentnahme aus der Vena jugularis zwischen dem ersten und neunten Lebenstag. Die Serumkonzentrationen von Albumin und TP wurden unter der Verwendung des Laboranalysesystems Beckman DX 600 bestimmt. Die Ig-Konzentration wurde mittels des Natriumsulfat-Trübungstest ermittelt. Zusätzlich wurden folgende Informationen zum Betriebsmanagement erhoben: Menge und Zeitpunkt der Kolostrumgabe, Qualitätsprüfung des Kolostrums, muttertreue Kolostrumgabe, Betreuung der Kälber durch separates Personal und Informationen zur Geburtsüberwachung im Betrieb. Bei der statistischen Auswertung kamen multivariable lineare Regressionsmodelle mit schrittweiser Eliminierung der Variablen zum Einsatz. Von ursprünglich 1053 Tieren, flossen 873 Tiere in die Datenanalyse der ersten Fragestellung. In die Datenanalyse zur zweiten Fragestellung wurden 551 Kuh-Kalb-Paare einbezogen, die in Betrieben gehalten wurden, welche ausschließlich eine muttertreue Verfütterung des Erstkolostrum praktizierten.
Bei der Datenanalyse zu Fragestellung 1 wurden folgende Ergebnisse ermittelt:
•Eine erhöhte Serumaktivität der GLDH im Serum der Kuh ist assoziiert mit einem niedrigeren Brix-Wert des Kolostrums (P = 0,002).
•Eine erhöhte Calciumkonzentrationen im Serum der Kuh ist assoziiert mit einem niedrigeren Brix-Wert des Kolostrums (P = 0,05).
•Die Konzentration der Serumglobuline bei der Kuh ist positiv mit dem Brix-Wert des Kolostrums assoziiert (P < 0,01).
•Kühe in der zweiten Laktation zeigen geringere Brix-Werte des Kolostrums als Kühe in der dritten oder höheren Laktation (P < 0,01).
•Kühe, die während der Trockenstehperiode geimpft wurden, zeigen höhere Brix-Werte des Kolostrums (P < 0,01).
•Kühe mit einer geringgradigen Lahmheit im Vergleich zu mittel- und hochgradig lahmen Kühen zeigen höhere Brix-Werte des Kolostrums (P = 0,02).
Bei der Datenanalyse zu Fragestellung 2 wurden folgende Ergebnisse ermittelt:
•Eine Erhöhung der Serumkonzentration FFS bei der Kuh ist assoziiert mit höheren
Ig-Konzentrationen im Serum des Kalbes (P = 0,03).
•Die Serum-Albuminkonzentration des Kalbes ist negativ mit der Ig-Konzentration im Serum des Kalbes assoziiert (P < 0,01).
•Kälber von Betrieben mit einer etablierten nächtlichen Geburtsüberwachung zeigen höhere Ig- und TP-Konzentrationen im Serum im Vergleich zu Betrieben ohne nächtliche Geburtsüberwachung (P = 0,05 für Ig und P = 0,03 für TP).
•Kälber, die bei der ersten Mahlzeit 2 Liter Kolostrum erhalten, haben höhere Ig- und
TP-Konzentrationen im Serum als Kälber die 1-2 Liter Kolostrum erhalten (P < 0,01).
•Der Brix-Wert des Kolostrums ist positiv mit der Ig- und TP-Konzentration im Serum der Kälber assoziiert (P < 0,01).

Die Ergebnisse dieser Studie geben Hinweise auf mögliche Beziehungen zwischen dem präpartalen Stoffwechsel der Kuh und dem Brix-Wert des Kolostrums sowie der Ig- und TP-Konzentration im Serum des Kalbes. Dabei sind die Serumaktivität der GLDH sowie die Serumkonzentrationen von Calcium, FFS und der Serumglobuline von besonderem Interesse. Weiterführende Studien zu den pathophysiologischen Mechanismen sind wünschenswert. Stoffwechseluntersuchungen in der Trockenstehperiode können dazu beitragen, mögliche Ursachen für einen fehlerhaften passiven Transfer von Ig (FPTI) auf Tier- und Herdenebene zu identifizieren. Muttertierimpfungen in der Trockenstehperiode und ganztägige Geburtsüberwachung, die eine rechtzeitige Kolostrumversorgung ermöglicht und das Risiko einer Dystokie minimieren kann, erwiesen sich als wichtige Managementfaktoren, um FPTI vorzubeugen. The objective of this cross-sectional study was (1) to evaluate relationships between the prepartum metabolic status of dams and the colostrum quality as determined by Brix-refractometry and (2) to determine the influence of the prepartum metabolic status of dams on the serum immunoglobulin (Ig) and total protein (TP) concentrations of their dairy calves, taking other relevant management factors into account.
From March 2017 to March 2018, a total of 124 farms participated in the study. Farms were recruited from among the Thuringian Animal Health Service’s clientele (97 farms) and from the clientele of two large animal practices in Southern Bavaria (27 farms). Participation in the study was voluntary. Seven to ten multiparous cows per dairy farm about three to one weeks prepartum were selected based on the expected calving date. The clinical examination included rectal temperature as well as body condition score, lameness score, and degree of rumen fill. Where applicable, administration of anionic salts as a low dietary cation-anion difference-diet, the administration of vitamin E and selenium, and vaccination of dams during the dry period were recorded. Blood was harvested from the coccygeal vessels and urine samples were collected in tubes using a sterile stainless-steel bladder catheter. Clinical examination and sampling took place about three to one weeks before the expected calving date. In the laboratory of the Thuringian Animal Health Service, serum and urine samples were analyzed by automated spectrophotometry (Beckman Coulter Unicel D×C 600). Selected metabolites were serum concentration of cholesterol, bilirubin, urea, TP, albumin, non-esterified fatty acids (NEFA), calcium, phosphorus, magnesium, as well as serum activity of aspartate aminotransferase, glutamate dehydrogenase (GLDH) and creatine kinase, and urine concentration of calcium, sodium, creatinine, and potassium Net acid-base excretion was determined by titrimetric method. Selenium serum concentration was analyzed by an external laboratory (Synlab Analytics & Services Germany GmbH, Jena, Germany). Colostrum samples were collected after birth and analyzed using a digital Brix-refractometer. Calves were sampled between one and nine days of age. Blood was harvested from the jugular vein and analyzed for serum concentration of albumin and TP by automated spectrophotometry (Beckman Coulter Unicel D×C 600) and Ig was measured photometrically using an indirect proxy measurement (precipitation with sodium sulfate solution). In addition, the following data on newborn calf management was recorded for each farm: time and amount of first colostrum feeding, colostrum quality testing, first colostrum-feeding from the own dam, separate primary calf caretaker and birth control. Multivariable linear regression models with stepwise backward elimination of variables were used in the statistical analysis. Overall, 873 of the 1053 originally tested cows were included in the data analysis for question one. The data analysis for question two included 551 cows with their calves kept in herds where each calf received first-feeding colostrum from its own dam.
The following results were obtained in the data analysis for question 1:
•An increase of the serum activity of GLDH is associated with lower Brix values (p = 0.002).
•An increase of the serum concentration of calcium is associated with lower Brix values (p = 0.05).
•The concentration of serum globulins in the cow is positively associated with the Brix value of the colostrum (p < 0.01).
•Cows entering second parity have lower Brix values than cows entering third or greater parity (p < 0.01).
•Prepartum vaccination of cows leads to higher Brix values (p < 0.01).
•Cows with low-grade lameness show higher Brix values of the colostrum than cows with moderate to high-grade lameness (p = 0.02).
The following results were obtained in the data analysis for question 2:
•Increasing serum NEFA concentration of the cow is associated with higher serum
Ig concentration of the calf (p = 0.03).
•Calf serum concentration of albumin is negatively associated with calf serum concentration of Ig (p < 0.01).
•The Brix value of colostrum is positively associated with Ig and TP concentrations in the serum of the calf (p < 0.01 for Ig and TP).
•In herds with established frequent birth monitoring during night serum Ig- and TP concentrations are higher compared to herds with no birth monitoring at night (p = 0.05 and p = 0.03 respectively).
•Calves fed more than 2 liters of colostrum at first feeding have higher serum Ig- and TP concentrations compared to calves fed 1-2 liters (p < 0.01).
The results of this study provide evidence that prepartum metabolic health is associated with colostrum quality as well as the serum Ig- and TP concentrations of calves. The serum activity of GLDH, as well as serum concentrations of calcium, NEFA, and serum globulins are of particular interest. Further research on the pathophysiological mechanisms is desirable. Metabolic monitoring of close-up cows may contribute to identify potential causes of failure of passive transfer at individual and herd level. Prepartum vaccination of the cows and whole-day birth monitoring, which enables timely colostrum supply and minimizes the risk of dystocia, were proven to be a relevant factor to improve APT and calf health.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Verlagsort Gießen
Sprache deutsch
Maße 148 x 215 mm
Gewicht 150 g
Themenwelt Veterinärmedizin Allgemein
Veterinärmedizin Vorklinik
Veterinärmedizin Großtier
Schlagworte Blutserum • Kalb • Kälber • Kolostrum • Kühe
ISBN-10 3-8359-7085-2 / 3835970852
ISBN-13 978-3-8359-7085-4 / 9783835970854
Zustand Neuware
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