GEBURTSHILFE BEI DER KATZE : Klinische Untersuchungen und evidenzbasierte Auswertung der obstetrischen Literatur zur Katze
Seiten
2022
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-7048-9 (ISBN)
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-7048-9 (ISBN)
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die vorhandene Literatur zur felinen Geburtshilfe zusammenzutragen und nach ihrer Evidenz in den Bereichen konservative, chirurgische Therapie und Anästhesieverfahren zu kategorisieren, um Empfehlungen zu erarbeiten. Weiterhin wurden Patientendaten aus der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere der Justus-Liebig-Universität Gießen von 2000 bis März 2021 ausgewertet und mit den Angaben in der Literatur verglichen.
Darstellung der vorhandenen Literatur zur felinen Geburtshilfe in den Bereichen konservative, chirurgische Therapie und Anästhesieverfahren:
Die Literaturübersicht zeigt, dass die vorhandene Literatur eine niedrige Evidenz besitzt. Sie ist gekennzeichnet durch Fachbücher und Expertenmeinung, die bei Fragestellungen Hilfe geben. Das Fehlen von randomisierten,kontrollierten Studien liegt darin begründet, dass der Geburtsvorgang schwer zu standardisieren und das Führen einer Kontrollgruppe aus ethischer Sicht nicht vertretbar ist.
Bewertung der Literatur nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin:
Auffällig ist, dass die Angaben zur felinen Geburtshilfe bezüglich der konservativen, chirurgischen Therapie und der Anästhesieverfahren nicht evidenzbasiert sind. Kontrollierte, randomisierte und verblindete Studien und Metaanalysen sind nicht zu finden.
Am Beispiel der Spannbreite der Oxytocindosierungen (0, 5 - 20 IE / Katze) wird deutlich, dass oftmals die Erfahrung, die Tradition der Einrichtung, die Expertenmeinung oder das Bauchgefühl zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Folgende Resultate konnten aus der Patientenauswertung gewonnen werden:
Der Rassekatzenanteil betrug 54 %. Rassekatzen sind damit ähnlich häufig betroffen wie nicht Rassekatzen.
Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer betrug 65 Tage ± 5,4. Damit unterscheidet sie sich nicht von Katzen mit Eutokie.
Die Überlebensrate der Welpen sank deutlich, wenn die Geburt über 24 Stunden andauerte.
Bei der Auswertung der Vitalparameter zeigten 64 % der Katzen (n = 64) eine Tachykardie und 70 % (n = 49) eine Tachypnoe.
Hypothermie zeigten 31 % der Katzen. Untertemperatur war ein negativ prognostischer Faktor für das Überleben der Mutterkatze.
Die neonatale Mortalität stieg, wenn das Muttertier an Fieber litt. Lediglich 7 % der Katzen zeigten eine erhöhte Körpertemperatur.
Bei 51 % der Tiere mit Schwergeburten trat eine Normoglykämie auf. Lediglich ein Tier zeigte eine Hypoglykämie.
Bei 47 % der Katzen mit Dystokien lag das ionisierte Kalzium im Blut im Referenzbereich. Bei sechs Tieren (19 %) konnte einen Hypokalzämie diagnostiziert werden.
Die am häufigsten aufgetretende Dystokieursache war mit 33 % die maternal bedingte Wehenschwäche.
Insgesamt 77 % der Dystokien wurden chirurgisch therapiert. Die Sectio porro war mit 59 % die häufigste Operationsmethode, gefolgt von der Sectio caesarea conservativa mit 35 %. In 6 % der Fälle erfolgte eine En-bloc-Resektion.
Von den 77 % chirurgisch therapierten Katzen wurden 14 % zuvor konservativ behandelt.
Bei 16 % der Schwergeburten erfolgte eine alleinige erfolgreiche konservative Geburtshilfe.
Die Neugeborenen-Sterblichkeit lag bei 38,8 % und die maternale Mortalität bei 2,4 %.
Bei den Einlingsgraviditäten verstarben 59 % der Neugeborenen. Damit stellt die Einlingsgravidität ein besonderes Risiko für den Fetus dar.
Die dargestellten Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Forschungsbedarf besteht, um evidenzbasierte Empfehlungen für die feline Geburtshilfe geben zu
können. The aim of this study was to examine existing data in literature of feline obstetrics, categorize the facts that are evidence-based, and provide recommendations.
Patient data obtained from the Department of Veterinary Obstetrics at the University of Justus-Liebig in Gießen (2000 - 2021) was analyzed and compared with recent literature.
Since there is little evidence-based literature available in the field of feline obstetrics, the recommendations and therapeutic treatments presented in this study need to be critically assessed. None of the literature references was based on randomized or double blinded studies or based on a meta-analysis with high grade evidence.
Presentation of the existing literature on feline obstetrics:
-The literature review shows that the existing literature has low evidence. It is characterized by specialist books and expert opinions that provide help with questions. The lack of randomized, controlled studies is due to the fact that the birth process is difficult to standardize and the management of a control group is not justifiable from an ethical point of view.
Evaluation of the literature according to the standards of evidence-based medicine:
-It is striking that the information on feline obstetrics regarding conservative, surgical therapy and anesthesia procedures are not evidence-based. Controlled, randomized and blinded studies and meta-analyzes cannot be found.
-As an example, the range of the dose of Oxytocin (0.5 - 20 IE/cat) gives the impression that most of the time experience, differing local guidelines, expertise from textbooks, and some common "gut instinct" is consulted for primary decision making.
The following results could be obtained from the patient evaluation:
-The percentage of purebred cats was 54 %. Those cats are affected as often as non-purebred cats.
-The average gestational period was 65 days ± 5.4. It does not differ from cats with eutocia.
-The survival rate of the puppies decreased significantly if the birth lasted longer than 24 hours.
-When evaluating the vital signs, 64 % of cats (n = 64) showed tachycardia and 70 % (n = 49) tachypnea.
-31 % of cats showed hypothermia. Low body temperature was a negative prognostic factor for the survival of the mother cat.
-Neonatal mortality increased when the mother had fever. Only 7 % of the cats showed an increased body temperature.
-Normoglycemia occurred in 51 % of severe births. Only one animal showed hypoglycemia.
-In 47 % of cats with dystocia, the ionized calcium was in the reference range. Hypocalcemia was diagnosed in six animals (19 %).
-The most common cause of dystocia, 33 % was weak maternal contractions.
-In a total of 77 % of cats with dystocia surgery was performed. Sectio porro was the most common surgical method at 59 %, followed by sectio caesarea conservativa with 35 %. En bloc resection was performed in 6 % of the cases.
-In 77 % of surgically treated cats, 14 % had previously been treated conservatively.
-Successful conservative obstetrics could be performed in only 16 % of the difficult deliveries.
- Newborn mortality was 38.8 %. Maternal mortality was 2.4 %.
- 59 % of newborns with single pregnancy died. Single pregnancy therefore poses a particular risk to the fetus.
The results presented here support the assumption, that there is need for further research to provide evidence-based recommendations for feline obstetrics.
Darstellung der vorhandenen Literatur zur felinen Geburtshilfe in den Bereichen konservative, chirurgische Therapie und Anästhesieverfahren:
Die Literaturübersicht zeigt, dass die vorhandene Literatur eine niedrige Evidenz besitzt. Sie ist gekennzeichnet durch Fachbücher und Expertenmeinung, die bei Fragestellungen Hilfe geben. Das Fehlen von randomisierten,kontrollierten Studien liegt darin begründet, dass der Geburtsvorgang schwer zu standardisieren und das Führen einer Kontrollgruppe aus ethischer Sicht nicht vertretbar ist.
Bewertung der Literatur nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin:
Auffällig ist, dass die Angaben zur felinen Geburtshilfe bezüglich der konservativen, chirurgischen Therapie und der Anästhesieverfahren nicht evidenzbasiert sind. Kontrollierte, randomisierte und verblindete Studien und Metaanalysen sind nicht zu finden.
Am Beispiel der Spannbreite der Oxytocindosierungen (0, 5 - 20 IE / Katze) wird deutlich, dass oftmals die Erfahrung, die Tradition der Einrichtung, die Expertenmeinung oder das Bauchgefühl zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Folgende Resultate konnten aus der Patientenauswertung gewonnen werden:
Der Rassekatzenanteil betrug 54 %. Rassekatzen sind damit ähnlich häufig betroffen wie nicht Rassekatzen.
Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer betrug 65 Tage ± 5,4. Damit unterscheidet sie sich nicht von Katzen mit Eutokie.
Die Überlebensrate der Welpen sank deutlich, wenn die Geburt über 24 Stunden andauerte.
Bei der Auswertung der Vitalparameter zeigten 64 % der Katzen (n = 64) eine Tachykardie und 70 % (n = 49) eine Tachypnoe.
Hypothermie zeigten 31 % der Katzen. Untertemperatur war ein negativ prognostischer Faktor für das Überleben der Mutterkatze.
Die neonatale Mortalität stieg, wenn das Muttertier an Fieber litt. Lediglich 7 % der Katzen zeigten eine erhöhte Körpertemperatur.
Bei 51 % der Tiere mit Schwergeburten trat eine Normoglykämie auf. Lediglich ein Tier zeigte eine Hypoglykämie.
Bei 47 % der Katzen mit Dystokien lag das ionisierte Kalzium im Blut im Referenzbereich. Bei sechs Tieren (19 %) konnte einen Hypokalzämie diagnostiziert werden.
Die am häufigsten aufgetretende Dystokieursache war mit 33 % die maternal bedingte Wehenschwäche.
Insgesamt 77 % der Dystokien wurden chirurgisch therapiert. Die Sectio porro war mit 59 % die häufigste Operationsmethode, gefolgt von der Sectio caesarea conservativa mit 35 %. In 6 % der Fälle erfolgte eine En-bloc-Resektion.
Von den 77 % chirurgisch therapierten Katzen wurden 14 % zuvor konservativ behandelt.
Bei 16 % der Schwergeburten erfolgte eine alleinige erfolgreiche konservative Geburtshilfe.
Die Neugeborenen-Sterblichkeit lag bei 38,8 % und die maternale Mortalität bei 2,4 %.
Bei den Einlingsgraviditäten verstarben 59 % der Neugeborenen. Damit stellt die Einlingsgravidität ein besonderes Risiko für den Fetus dar.
Die dargestellten Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Forschungsbedarf besteht, um evidenzbasierte Empfehlungen für die feline Geburtshilfe geben zu
können. The aim of this study was to examine existing data in literature of feline obstetrics, categorize the facts that are evidence-based, and provide recommendations.
Patient data obtained from the Department of Veterinary Obstetrics at the University of Justus-Liebig in Gießen (2000 - 2021) was analyzed and compared with recent literature.
Since there is little evidence-based literature available in the field of feline obstetrics, the recommendations and therapeutic treatments presented in this study need to be critically assessed. None of the literature references was based on randomized or double blinded studies or based on a meta-analysis with high grade evidence.
Presentation of the existing literature on feline obstetrics:
-The literature review shows that the existing literature has low evidence. It is characterized by specialist books and expert opinions that provide help with questions. The lack of randomized, controlled studies is due to the fact that the birth process is difficult to standardize and the management of a control group is not justifiable from an ethical point of view.
Evaluation of the literature according to the standards of evidence-based medicine:
-It is striking that the information on feline obstetrics regarding conservative, surgical therapy and anesthesia procedures are not evidence-based. Controlled, randomized and blinded studies and meta-analyzes cannot be found.
-As an example, the range of the dose of Oxytocin (0.5 - 20 IE/cat) gives the impression that most of the time experience, differing local guidelines, expertise from textbooks, and some common "gut instinct" is consulted for primary decision making.
The following results could be obtained from the patient evaluation:
-The percentage of purebred cats was 54 %. Those cats are affected as often as non-purebred cats.
-The average gestational period was 65 days ± 5.4. It does not differ from cats with eutocia.
-The survival rate of the puppies decreased significantly if the birth lasted longer than 24 hours.
-When evaluating the vital signs, 64 % of cats (n = 64) showed tachycardia and 70 % (n = 49) tachypnea.
-31 % of cats showed hypothermia. Low body temperature was a negative prognostic factor for the survival of the mother cat.
-Neonatal mortality increased when the mother had fever. Only 7 % of the cats showed an increased body temperature.
-Normoglycemia occurred in 51 % of severe births. Only one animal showed hypoglycemia.
-In 47 % of cats with dystocia, the ionized calcium was in the reference range. Hypocalcemia was diagnosed in six animals (19 %).
-The most common cause of dystocia, 33 % was weak maternal contractions.
-In a total of 77 % of cats with dystocia surgery was performed. Sectio porro was the most common surgical method at 59 %, followed by sectio caesarea conservativa with 35 %. En bloc resection was performed in 6 % of the cases.
-In 77 % of surgically treated cats, 14 % had previously been treated conservatively.
-Successful conservative obstetrics could be performed in only 16 % of the difficult deliveries.
- Newborn mortality was 38.8 %. Maternal mortality was 2.4 %.
- 59 % of newborns with single pregnancy died. Single pregnancy therefore poses a particular risk to the fetus.
The results presented here support the assumption, that there is need for further research to provide evidence-based recommendations for feline obstetrics.
Erscheinungsdatum | 04.08.2022 |
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Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Verlagsort | Gießen |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 250 g |
Themenwelt | Veterinärmedizin ► Allgemein |
Veterinärmedizin ► Klinische Fächer ► Gynäkologie / Geburtshilfe | |
Veterinärmedizin ► Kleintier | |
Schlagworte | Chirurgie • Geburt • Geburtskomplikationen • Geburtsschmerz • Gynäkologie • Kaiserschnitt • Obstetrik • Reproduktionsstörungen beim weiblichen Tier • Schwangerschaft |
ISBN-10 | 3-8359-7048-8 / 3835970488 |
ISBN-13 | 978-3-8359-7048-9 / 9783835970489 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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