Untersuchungen zur vokalen Kommunikation zwischen Schweinen

Zur Bewertung und Förderung des Wohlbefindens bei Nutztieren bedarf es der Entwicklung von nicht invasiven Methoden und Indikatoren. Im Vergleich zur Messung des Kortisolspiegels und der Herzfrequenz, die invasive Eingriffe am Tier erfordern, könnte die Messung und objektive Beurteilung der vokalen Kommunikation bei Schweinen als Indikator zur Bestimmung des Wohlbefindens von Einzeltieren und ganzer Herden herangezogen werden. Allerdings fehlen bis heute entsprechende Studien, die eine Assoziation zwischen Wohlbefinden und Lautäußerung beim Schwein zulassen.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es erste Assoziationen herzustellen. Als Beispiel diente die um zwei Stunden verzögerte Verabreichung von Futter an Miniaturschweine.

Zur Durchführung der Studie wurden drei weibliche Miniaturschweine der Rasse „Wiesenauer Miniaturschwein“ über einen Zeitraum von drei Wochen – entsprechend drei Durchgängen á 7 Tagen – täglich drei (Durchgang 1 und 3) beziehungsweise dreieinhalb Stunden (Durchgang 2) gefilmt. Unter der Prämisse des täglich gleichen Ablaufs, mit Ausnahme der Verschiebung des Fütterungszeitpunktes von 8:00 Uhr in Durchgang 1 auf 10:00 Uhr in Durchgang 2 und wieder auf 8:00 Uhr in Durchgang 3, wurden Video- und Tonaufnahmen der Tiere erstellt. Die anschließende Auswertung des Video- und Tonmaterials erfolgte in Echtzeit und unter zwei Aspekten. In einem ersten Durchlauf wurden die produzierten Laute der Miniaturschweine unter Berücksichtigung des gezeigten Verhaltens sekundengenau aufgezeichnet. In einem zweiten Durchlauf erfolgte die Fokussierung auf den Laut „Grunzen“. Es wurden „Grunzer“ ausgewählt, welche zu bestimmten Zeitpunkten aufgenommen und mit den wichtigsten Verhaltensweisen in Zusammenhang gebracht wurden. Im Anschluss fand mithilfe des Programmes Praat® eine detaillierte Lautanalyse statt.
Die Studie führte zu folgenden Ergebnissen:

Verhalten

1.Bei verspäteter Fütterung lagen die Miniaturschweine signifikant kürzer, waren aggressiver und beschäftigten sich signifikant mehr mit Wühlen als bei gewohnter Fütterungszeit.

2.Eine wiederholte Änderung der Fütterungszeit führte zu einer weiteren Steigerung der Aggressivität der Miniaturschweine.

Vokalisation

1.Bei verspäteter Fütterung grunzten die Miniaturschweine vermehrt. Zudem wurden die Grunzer länger, was als Ausdruck von Unzufriedenheit gesehen werden kann. Die Grundfrequenz und die Lautstärke stiegen, wohingegen die Werte des ersten Formanten sanken.

2.Ein vermehrtes Quietschen konnte lediglich im ersten Durchgang im Zeitraum der Fütterung nachgewiesen werden. Aufgrund der nicht befriedigten Erwartung verstummte das Quietschen im zweiten Durchgang. Auch im dritten Durchgang wurde der Gefühlsgrad des ersten Durchgangs im Zeitraum der Fütterung nicht mehr erreicht, sodass das Quietschen ausblieb.

Zusammenhang zwischen Vokalisationsparametern und Verhalten

1.Die Verhalten Fressen, Soziale Interaktion und Liegen wurden im Zusammenhang mit Zufriedenheit ausgeübt. Charakteristisch für das Verhalten Fressen waren kurze Grunzer. Für das Verhalten Soziale Interaktion war eine niedrige durchschnittliche Grundfrequenz, für das Verhalten Liegen war ein niedriger zweiter Formant charakteristisch.

2.Die Verhalten Aggression, Wühlen und Bewegung wurden im Zusammenhang mit Unzufriedenheit ausgeübt. Charakteristisch für das Verhalten Aggression waren eine hohe durchschnittliche Grundfrequenz und die höchste Lautstärke. Für das Verhalten Wühlen war eine hohe durchschnittliche Grundfrequenz charakteristisch und für das Verhalten Bewegung war es ein hoher zweiter Formant.

Die Resultate der vorliegenden Arbeit weisen darauf hin, dass die Untersuchungen der Vokalisation und des Verhaltens durchaus eine sinnvolle Methode zur Evaluierung von Wohlbefinden beim Miniaturschwein darstellen und damit als Tierwohlindikator im Nutztierbereich dienlich sind. In weiterführenden Studien könnte die nicht invasive Erfassung weiterer Kommunikations- und Verhaltensparameter dazu genutzt werden, das Verständnis für das Wohlbefinden von Schweinen im Nutztierbereich zu vervollständigen.