Vergleich von Levomethadon / Fenpipramid (L-Polamivet®) mit Methadon (Comfortan®) in Kombination mit Propofol zur Anästhesie des Hundes - Meike Merle Kuhlmann

Vergleich von Levomethadon / Fenpipramid (L-Polamivet®) mit Methadon (Comfortan®) in Kombination mit Propofol zur Anästhesie des Hundes

Buch
133 Seiten
2017
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6594-2 (ISBN)
32,80 inkl. MwSt
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Ziel der vorliegenden Studie ist es, unter klinischen Bedingungen die beiden Präparate
L-Polamivet® (Levomethadon/Fenpipramid) und Comfortan® (Methadon), unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System, miteinander zu vergleichen. Weiterhin soll gezeigt werden, ob sich das Präparat Robinul® (Glykopyrrolat) zur Therapie einer opioidbedingten Bradykardie eignet. Darüber hinaus wird ein Vergleich zwischen den Messmethoden ‚intraösophageale EKG-Sonde‘, ‚intraarterieller Katheter‘ und ‚Pulsplethysmographie‘ zur Erhebung der Herz- bzw. Pulsfrequenz und der Vergleich zwischen der invasiven und nicht-invasiven Blutdruckmessung durchgeführt.

Das Patientengut umfasst 40 Hunde beliebiger Rassen und beider Geschlechter, mit einem Körpergewicht von mindestens 15 kg, die sich in die ASA-Klassen 1 oder 2 einstufen lassen und zur chirurgischen Versorgung einer Kreuzbandruptur, zur Durchführung einer Arthroskopie, zur chirurgischen Frakturversorgung oder Ähnlichem vorstellig werden. Die Patienten werden prospektiv, randomisiert und geblindet in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen erhalten eine intravenöse Prämedikation mit Midazolam, 0,5 mg/kg KM. Anschließend erfolgt die Einleitung der Narkose mittels Propofol, 4 mg/kg KM. Im weiteren Verlauf wird die Narkose mittels Propofol-Perfusor, 25 mg/kg KM/h aufrechterhalten. Es erfolgt das Legen eines arteriellen Zugangs und die Anfertigung von Röntgenbildern bzw. einer Computertomographie. Im Operationssaal werden die Tiere an einen Überwachungsmonitor angeschlossen und erhalten einen intravenösen Bolus Levomethadon (Gruppe 1) in einer Dosierung von 0,5 mg/kg KM bzw. Methadon (Gruppe 2) in einer Dosierung von 0,75 mg/kg KM. Nachfolgend wird der Propofol-Perfusor auf eine Dosierung von 15 mg/kg KM/h reduziert. Im Operationsverlauf werden Herzfrequenz (via intraösophagealer Sonde), Atemfrequenz, invasiver und nicht-invasiver Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Pulsfrequenz, ET CO2 und die Temperatur kontinuierlich gemessen. Bei Absinken der Herzfrequenz auf einen Wert von unter 60 Schlägen pro Minute wird ein intravenöser Bolus Glykopyrrolat, 0,01 mg/kg KM verabreicht.

Die mittels Pulsplethysmographie gemessenen Werte stimmen fast vollständig mit den von der EKG-Sonde ermittelten Herzfrequenzen überein. Die ermittelten Frequenzen differieren dabei im Mittel um 0,4 Schläge/Minute. Die Übereinstimmung der Messmethoden ‚EKG-Sonde‘ und ‚invasiver Katheter‘ kann als gut bis mäßig beschrieben werden. Hier bestehen im Mittel Abweichungen von 0,52 Schlägen/Minute. Die invasive und nicht-invasive Blutdruckmessung verfügen über eine mäßige Korrelation. Die gemessenen Werte des mittleren Blutdrucks differieren dabei im Mittel um 2,84 Einheiten. Weiterhin wird der Blutdruck durch die nicht-invasive Messmethode in höheren Wertebereichen oft unterschätzt. Dies gilt sowohl für den mittleren Blutdruck als auch die systolischen und diastolischen Werte.

In die Auswertung der Herz- bzw. Pulsfrequenz gehen 16 (Gruppe 1) bzw. 19 (Gruppe 2) Patienten mit ein. Die Anwendung von Levomethadon/Fenpipramid ist mit lediglich vereinzelt zu beobachtenden negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System verbunden. In zwei Fällen wurde eine Tachykardie mit einer Dauer von jeweils fünf Minuten beobachtet. In der Regel reagieren die Patienten jedoch mit einem Anstieg der Herzfrequenz von im Mittel maximal 31,50 (± 41,6) Schlägen/Minute. Durchschnittlich wird 13,0 Minuten nach Appli- kation der Kombination aus Opioid und Anticholinergikum wieder das Ausgangsniveau erreicht. Der arterielle Blutdruck wird im Sinne eines moderaten Anstiegs sogar positiv beeinflusst und bleibt über den Verlauf der Narkose stabil. Die maximale Zunahme beträgt im Mittel 40,64 (± 15,7) mmHg.
In der Auswertung des Blutdrucks konnten in beiden Gruppen jeweils 14 Patienten berücksichtigt werden. Die angegebenen Werte beziehen sich dabei stets auf den mittleren arteriellen Blutdruck.

Unter der Anwendung von Methadon kann bei der Majorität der Patienten das Auftreten einer deutlichen Bradykardie beobachtet werden. Bei 63,16 % der Tiere ist im Mittel bereits 2,0 Minuten nach Opioidgabe die Applikation eines Anticholinergikums indiziert. Die Herzfrequenz ist zu diesem Zeitpunkt im Mittel bereits um 23,88 (± 21,2) Schläge/Minute abgesunken. Trotz Intervention wurden bei 31,58 % der Patienten Frequenzen < 50 Schlägen/Minute beobachtet. Die mittlere Zeit bis zur ersten Gabe von Glykopyrrolat beträgt 11,32 Minuten in Gruppe 2 und 77,06 Minuten in Gruppe 1 (p < 0,0001). Bezüglich des mittleren arteriellen Blutdrucks reagieren einige Patienten auf die Gabe von Methadon mit einem Anstieg, andere mit einem Abfall der gemessenen Werte. Die maximale Zunahme beträgt im Mittel 10,21 (± 20,9) mmHg, die maximale Abnahme 9,0 (± 12,8) mmHg. Die vaskulären Effekte sind damit wenig einheitlich. In einem Fall wird eine Hypertonie mit Höchstwerten von 144 mmHg und einer Dauer von 30 Minuten erzeugt. Zwei weitere Patienten zeigen eine Hypotonie mit Tiefstwerten von 48 bzw. 56 mmHg. Aufgrund der insgesamt stark ausgeprägten negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System wird von Methadon in dieser Dosierung und in Zusammenhang mit dem vorgestellten Anästhesieprotokoll abgeraten.

Der Einsatz von Glykopyrrolat beendet eine bestehende Bradykardie zuverlässig und durchaus langanhaltend. Die mittlere Wirkdauer beträgt 82,25 (± 14,1) Minuten. Jedoch wird bei 45,45 % der Patienten der Gruppe 1 und 47,34 % der Patienten der Gruppe 2 eine massive Tachykardie erzeugt. Diese beträgt im Mittel 167,40 (± 7,0) Schläge/Minute bei einer durchschnittlichen Dauer von 2,80 (± 2,2) Minuten (Gruppe 1) bzw. 204,0 (± 24,2) Schläge/Minute über durchschnittlich 16,33 (± 10,6) Minuten (Gruppe 2). Weiterhin kam es in vier Fällen zur Induktion einer Hypertonie. Es konnten Maximalwerte von 171 mmHg gemessen werden. In der Auswertung des Blutdrucks konnten 9 (Gruppe 1) und 14 (Gruppe 2) Patienten berücksichtigt werden. Die gewählte Dosierung des Anticholinergikums ist daher zu überdenken.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Sprache deutsch
Maße 146 x 210 mm
Gewicht 210 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Veterinärmedizin Klinische Fächer Anästhesie / Intensivmedizin
Schlagworte Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft
ISBN-10 3-8359-6594-8 / 3835965948
ISBN-13 978-3-8359-6594-2 / 9783835965942
Zustand Neuware
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