Die immunhämolytische Anämie des Hundes - Eva Reith

Die immunhämolytische Anämie des Hundes

– Vergleichende, retrospektive Auswertung der Patienten von 2006-2012 mit primärer oder sekundärer immunvermittelter Anämie

(Autor)

Buch
216 Seiten
2016
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6479-2 (ISBN)
29,80 inkl. MwSt
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Die immunhämolytische Anämie gehört zu den wichtigsten immunvermittelten Erkrankungen des Hundes und stellt gleichzeitig eine der häufigsten Anämieformen dieser Tierart dar.
Während zahlreiche, meist retrospektive Studien zur primären oder autoimmunhämolytischen Anämie des Hundes existieren, sind Daten zur sekundären immunvermittelten Anämie des Hundes rar. Auch vergleichende Studien zur sIMHA und pIMHA des Hundes findet man nur vereinzelt. Ziel dieser Arbeit war es daher, Fälle mit primärer oder sekundärer immunhämolytischer Anämie von 2006-2012 retrospektiv zu vergleichen, und Unterschiede hinsichtlich anamnestischer, klinischer und labordiagnostischer Parameter herauszuarbeiten. Darüber hinaus erfolgte eine Evaluation des Langzeitüberlebens der Hunde mit primärer oder sekundärer IMHA sowie möglicher Einflussfaktoren unterschiedlicher Therapieprotokolle.
Insgesamt erfüllten 116 Hunde die Einschlusskriterien der Studie (vollständige Krankenakte, Hkt. < 35 %, entweder positiver Coombs-Test, persistierende Objektträgeragglutination und/oder signifikante Sphärozytose, Thrombozytenzahl ≥ 50 x 109/l), darunter 90 Hunde mit pIMHA und 26 Hunde mit sIMHA. Als Ursachen der sekundären IMHA konnten in 50 % der Fälle eine neoplastische, in 23 % der Fälle eine entzündlich-infektiöse und in 12 % der Fälle eine entzündliche Erkrankung diagnostiziert werden. Bei 15 % der Hunde mit sIMHA wurde eine vorangegangene Impfung als Auslöser vermutet.
Die Auswertung der Geschlechterverteilung bestätigte die Geschlechtsprädisposition für das Auftreten einer pIMHA bei weiblich-kastrierten sowie weiblichen Tieren allgemein. Männlich-intakte Hunde mit pIMHA waren im Vergleich unterrepräsentiert.
Neben den bereits beschriebenen prädisponierten Rassen wie Airedale Terrier, Irish Setter und English Springer Spaniel konnte im Vergleich zur Klinikspopulation ein gehäuftes Auftreten einer pIMHA bei den Rassen Alaskan Malamute, Coton de Tulear, Holländischer Schäferhund, Italienisches Windspiel, Kromfohrländer, Langhaardackel, Lhasa Apso, Pyrenäenberghund und Rauhaardackel beobachtet werden. Hunde der Rassen Berger de Picardie, Entlebucher Sennenhund sowie Kromfohrländer erkrankten hingegen statistisch signifikant häufiger an einer sIMHA. Mischlingshunde waren in der Gruppe der an sIMHA-erkrankten Hunde unterrepräsentiert. Da viele der genannten Rassen in unserer Region eher selten vorkommen, sind die Resultate unter Vorbehalt zu interpretieren. Auffällig ist jedoch das gehäufte Auftreten der pIMHA bei verschiedenen Dackelrassen.
Anamnestisch wiesen Hunde mit sIMHA im Vergleich signifikant häufiger einen Ikterus sowie respiratorische Symptome wie Tachypnoe, Hecheln oder erschwerte Atmung auf. Auch in der klinischen Untersuchung zeigten Hunde mit sIMHA eine höhere Atemfrequenz. Als wahrscheinlichste Ursache wird hier ein additiver Effekt verschiedener Pathomechanismen der bestehenden Immunhämolyse sowie der vorliegenden Grunderkrankung diskutiert.
Die Auswertung der labordiagnostischen Parameter ergab eine signifikant stärker ausgeprägte Anämie (signifikant niedriger Hämatokrit, Hämoglobinwert (Gesamthämoglobin) sowie Anzahl an Erythrozyten) bei Hunden mit pIMHA bei gleichzeitig deutlicherer Normoblastose. So wiesen 77 % der pIMHA-Patienten (69/90) mit einem Hämatokrit von ≤ 19 % eine schwere bis sehr schwere Anämie auf. Auch die Anzahl an Lymphozyten war in der pIMHA-Gruppe signifikant höher, wobei hier eine Messinterferenz (falsch-hohe Lymphozytenzahl) infolge der bestehenden Normoblastose wahrscheinlich erscheint.
In der blutchemischen Untersuchung fiel eine deutlichere Induktion der Leberenzyme ALT und GLDH (p=0,02 bzw. 0,04) bei Hunden mit sIMHA auf. Auch hier ist als wahrscheinlichste Ursache für einen zugrunde liegenden Leberzellschaden eine Kombination aus anämiebedingter Hypoxie und Hypoperfusion sowie Grunderkrankung mit potentieller Leberbeteiligung anzuführen.
Hinsichtlich der durchgeführten medikamentösen Therapie konnte lediglich ein positiver Effekt für Prednisolon nachgewiesen werden.
Anamnestische sowie labordiagnostische Parameter, die negativ mit dem Überleben der Hunde mit pIMHA korrelierten, waren Gewicht und Alter der Hunde, die Anzahl an eosinophilen Granulozyten sowie eine Hyperbilirubinämie. Mögliche Erklärungsansätze für diese Beobachtungen sind die höheren Therapiekosten sowie eine möglicherweise höhere Prävalenz pulmonaler Thrombembolien bei größeren Tieren, parallel bestehende Erkrankungen bei älteren Tieren, die unter Umständen auch die Besitzerentscheidung beeinflussen, sekundäre Organschädigungen infolge der bestehenden Anämie (Hypoxie, Hypoperfusion), der systemischen Entzündungs- sowie Hypersensitivitätsreaktion sowie möglicher (Mikro )Thromben oder einer DIC und das Ausmaß der Hämolyse.
Die Evaluation des Langzeitüberlebens ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Das mediane Überleben betrug 222 (pIMHA) bzw. 311 (sIMHA) Tage. Insgesamt lag die Mortalität bei 54 % (62/115), wobei ein Großteil der betroffenen Hunde innerhalb der ersten drei Monate verstarb. 29 % der Hunde mit pIMHA (26/89) und 27 % der Hunde mit sIMHA (7/26) waren am Ende der Studie (Oktober 2013) noch am Leben.
Insgesamt konnten viele der bereits beschriebenen Beobachtungen zur pIMHA des Hundes anhand der vorliegenden Daten bestätigt werden. Auffallend war, dass das Langzeitüberleben in beiden Gruppen vergleichbar war. Dies widerlegt die initiale Hypothese, dass die kausale Therapie einer zugrunde liegenden Erkrankung im Fall einer sIMHA von (großem) Vorteil sein könnte. Vor allem bei neoplastischen Grunderkrankungen ist häufig lediglich eine palliative Therapie möglich, welche in vielen Fällen vom Tierbesitzer abgelehnt wird.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Sprache deutsch
Maße 146 x 210 mm
Gewicht 239 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Veterinärmedizin
Schlagworte Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft
ISBN-10 3-8359-6479-8 / 3835964798
ISBN-13 978-3-8359-6479-2 / 9783835964792
Zustand Neuware
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