Gestatten: Biber (eBook)

Unsere außergewöhnliche Freundschaft mit einer wildlebenden Biberfamilie
eBook Download: EPUB
2024
224 Seiten
Ludwig Buchverlag
978-3-641-31954-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gestatten: Biber - Bettina Kutschenreiter, Christian Kutschenreiter
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Schwarze Knopfaugen, beeindruckende Schneidezähne, großer Paddelschwanz, dichter Pelz - Biber sind nicht nur entzückende Tiere, sondern auch schlau, empathisch, kommunikativ, verspielt und eigentlich sehr scheu. Als Bettina und Christian Kutschenreiter an einem Fluss auf eine Biberfamilie treffen, ist das der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft. Die Biber lassen sie nach und nach an ihrem Leben teilhaben, suchen schließlich sogar bewusst ihre Nähe, und geben dieses Vertrauen seitdem jedes Jahr an ihre Jungtiere weiter. Und doch bleiben sie zugleich wild lebende Tiere, die sich ihre natürliche Scheu vor anderen Menschen bewahrt haben.
Bettina und Christian Kutschenreiter, beide als Naturfotografen und Biberexperten bekannt, erzählen verblüffende und warmherzige Geschichten, die zeigen, was für faszinierende und erstaunliche Wesen Biber sind - und dass sie uns nicht nur ähnlicher sind, als wir denken, sondern auch, wie sehr wir Menschen auf die kleinen fleißigen Baumeister angewiesen sind.
  • Hautnahe Einblicke in das Leben einer Biberfamilie - mitreißend erzählt und opulent bebildert
  • Dieses Buch zeigt erstmals, wie verblüffend menschlich Biber sich verhalten, welche besonderen Fähigkeiten sie haben - und warum sie als Frühwarnsystem für andere Tiere wirken
  • Bettina und Christian Kutschenreiter sind Naturfotografen und studieren seit Jahrzehnten wildlebende Biber
  • Für die Leser von Elli H. Radinger, Wolfgang Schreil und Peter Wohlleben

Projekt »Biber«


Eigentlich nur Zufall – die erste Begegnung


Es begann, wie so vieles im Leben, mit einem Zufall. Es war Juni, und ich wollte eigentlich einen Eisvogel fotografieren. Ich legte mich versteckt an einem abgelegenen Altwasserarm auf die Lauer, um zunächst die Lage zu sondieren und ihn aus der Ferne betrachten zu können. Wie erhofft, bekam ich den Eisvogel zu Gesicht und konnte ihn sogar beim Fischen beobachten. Von einem Ast aus schoss er pfeilschnell ins Wasser, tauchte mit einer kleinen Elritze im Schnabel wieder auf und flog sofort zu seinem Ansitz zurück. Die Beute wurde mit einigen harten Schlägen auf den Ast getötet und dann mit dem Kopf voraus in einem Stück verschluckt.

Es war ein Eisvogelmännchen, zu erkennen an der schwarzen Schnabelunterseite. Beim Weibchen wäre diese orange gefärbt. Nach ein paar Stunden waren mir schon einige schöne Ansitzfotos des fliegenden Juwels gelungen; jedes noch so kleine Federchen war zu erkennen. Was für ein prächtiges Kerlchen!

Es wurde Abend, das schöne Licht war verschwunden, und so verließ ich nach etlichen Stunden mein Tarnzelt. Plötzlich war in unmittelbarer Nähe ein lautes Platschen zu hören. Ich fuhr erschrocken zusammen. Das Ufer ist in diesem Bereich sehr steil und die Vegetation sehr dicht. Anfangs konnte ich die Ursache also nicht ausmachen; es waren nur ein paar Wellen zu sehen. Ich musste mich weit über die Steiluferkante beugen und warten. Und richtig: Da waren die Verursacher, eine Biberfamilie bestehend aus zwei Alt- und drei Jungtieren, die sich beim abendlichen Spiel und bei der Nahrungssuche offensichtlich von mir gestört fühlten. Die Jungen waren noch sehr klein, fast winzig im Vergleich zu den Alttieren, und hatten große Mühe abzutauchen. Platsch, schon wieder erschreckten sie mich, indem die Alttiere mit voller Wucht ihre kräftige Kelle auf die Wasseroberfläche schlugen. Das Wasser spritzte viele Meter weit.

Dem ersten Schreck folgte Begeisterung. Ich war absolut überwältigt. Noch nie war ich einer Biberfamilie so nahe gekommen. Sofort rief ich meine Frau Tina an und erzählte ihr von der zufälligen Begegnung. Noch am selben Abend beschlossen wir, ein »Biberprojekt« zu starten. Wir wollten unbedingt mehr über diese wunderbaren Tiere in Erfahrung bringen und natürlich auch versuchen, diese zu fotografieren.

Aller Anfang ist schwer


Unser Wissen über Biber war damals, wie schon gesagt, mehr als dürftig. Aber wir begannen fleißig zu recherchieren und informierten uns auf allen Kanälen, denn wir wollten unbedingt mehr über das Verhalten und die Lebensweise der Tiere in Erfahrung bringen. Gleichzeitig starteten wir eine umfangreiche Spurensuche in dem Gebiet, wo mir die Biber zum ersten Mal begegnet waren.

Bald entdeckten wir dann auch einige sanduhrförmig angenagte und gefällte Weiden. Die Äste waren verschwunden, nirgends mehr zu finden. Die Rinde war sorgfältig von den Bäumen abgeschält worden. Die Bissspuren und die großen Holzspäne zeigten, dass hier zweifellos Biber am Werk waren. Leider war aber nirgends eine Biberburg oder ein Biberdamm zu sehen. Lediglich einige handtellergroße Pfotenabdrücke im Schlamm fanden wir nach tagelanger Suche. Von ihrer Größe waren wir durchaus beeindruckt. Die Schwimmhäute zwischen den Zehen waren deutlich zu erkennen.

Das war’s dann aber auch schon; mehr als diese dürftigen Ergebnisse brachte unsere ausgedehnte Spurensuche nicht. Es half alles nichts, wir mussten unsere eigenen Erfahrungen machen. Doch wie sollten wir das anfangen? Und wo sollten wir beginnen?

Wir entschieden uns, den Platz meiner ersten Begegnung mit den Bibern als Startpunkt auszuwählen. Damals hatten wir keine Ahnung, wie schwierig und langwierig das Unterfangen werden würde bis zu den ersten wirklich brauchbaren Biberfotos.

Die Gegend, in der die Biberfamilie lebt, ist weit abgelegen. Nur wenige Menschen verirrten sich damals dorthin. Daher waren die Biber die Anwesenheit von Menschen nicht gewohnt. A
nfangs sahen wir das als Chance, dort ungestört arbeiten zu können, doch zunächst erwies sich dieser Umstand als eine zusätzliche Herausforderung. Denn leider waren die Biber, die einfach kaum Menschen kannten, ganz besonders scheu, also noch empfindlicher, als man es ihnen ohnehin schon nachsagt.

Doch wir ließen uns nicht beirren. Fast jeden Abend waren wir vor Ort, bewaffnet mit Fernglas und Fotoapparat, allen Rückschlägen zum Trotz. Und Rückschläge gab es mehr als genug; unser Versuch, die Biberfamilie zu beobachten oder gar eine Beziehung zu den Tieren aufzubauen, schien keine Aussicht auf Erfolg zu haben. Zu Anfang (und damit sind nicht Tage oder Wochen gemeint, sondern Monate und Jahre) durften wir uns glücklich schätzen, wenn wir im letzten Abendlicht einen schemenhaften Blick auf einen in 30 Metern Entfernung platschenden Biber erhaschen konnten.

So vergingen zwei wirklich äußerst mühselige Jahre. Bei jeder noch so kleinen Bewegung, sobald der Wind drehte oder wenn irgendein leises (nicht einmal von uns verursachtes) Geräusch zu hören war, zogen sich die Biber sofort zurück und ließen sich meist bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr blicken. Von Fotografieren konnte gar keine Rede sein. Damals fotografierten wir noch analog, und so war bei den schlechten Lichtverhältnissen der Einsatz eines Blitzgeräts nicht zu vermeiden. Doch bereits das für uns quasi unhörbare Pfeifen des Blitzgeräts hielt die sensiblen Biber auf Abstand. Ganz zu schweigen von dem lauten mechanischen Geräusch unserer auslösenden Spiegelreflexkamera.

Trotzdem ließen wir uns nicht beirren. Der abendliche Besuch bei den Bibern wurde zur Gewohnheit, auch wenn wir kaum Fortschritte verzeichnen konnten. Aber wir lernten das Gebiet anderweitig sehr zu schätzen. Jeder Tag war anders, und es gab ständig etwas Neues und Spannendes zu beobachten. Nach einem anstrengenden und ereignisreichen Arbeitstag fanden wir dort unsere Erholung.

Die Mücken machten uns jedoch unheimlich zu schaffen. Zu Hoch-Zeiten umschwärmten uns Tausende Mücken in einer dunklen Wolke. Von den stark riechenden Mückenschutzmitteln waren die Biber natürlich überhaupt nicht angetan. Wild herumzufuchteln, um die Mücken zu verscheuchen oder zu erschlagen, machte die Sache auch nicht besser. So setzten wir im biologischen Selbstversuch auf Abhärtung und stellten fest: So ab dem dreißigsten bis fünfzigsten Mückenstich juckt es fast nicht mehr. Wir entschieden uns für die »harte Tour« in der Hoffnung auf eine Chance, vielleicht einen kurzen Blick auf die Biber zu erhaschen.

Im Laufe der Zeit probierten wir alles Mögliche aus, um einen Kontakt zu den scheuen Tieren herzustellen. Die meisten Methoden erwiesen sich als erfolglos, aber siehe da, beruhigendes und sanftes Ansprechen der Biber zeigte durchaus Wirkung. Na gut, dachten wir uns, Menschen reden mit allen möglichen Haustieren. Warum also sollten wir nicht auch mit »unseren« Bibern reden? Allmählich reagierten sie etwas zutraulicher, und wir konnten sie öfter kurz beobachten. Offenbar hatten sie inzwischen den Eindruck gewonnen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Aber wir waren ihnen immer noch ziemlich suspekt. Sie näherten sich kaum einmal auf weniger als 10 bis 15 Meter und tauchten nur an uns vorbei. Jede Veränderung unsererseits wurde von ihnen als Störung empfunden. So suchten wir uns einen möglichst guten und ruhigen Platz, an dem wir in Zukunft immer saßen. Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit sollten uns Erfolg bringen, jedenfalls hofften wir das.

Bald wurde uns klar, welche entscheidende Rolle das Muttertier spielte. Gelegentlich wurden wir von den Jungtieren aus der Ferne neugierig beäugt, was uns natürlich sehr freute. Aber die Vorsicht und das Misstrauen der Mutter uns gegenüber verhinderten einen näheren Kontakt. Als Matriarchin hatte sie die größte Autorität und achtete sehr auf die Sicherheit der Familie. Sie entschied, gab den Ton an und tadelte das unvorsichtige Verhalten der Jungen. Zwar fasste auch sie langsam mehr Vertrauen zu uns, doch sie blieb immer in gebührender Distanz – und damit leider auch der Rest der Familie.

So verstrich das erste Jahr ohne nennenswerte Erfolge. Im zweiten Jahr passierten uns die Biber in der Dämmerung immerhin schon schwimmend und nicht mehr nur tauchend. So gelangen uns die ersten brauchbaren Fotos, zum Beispiel von dem Weibchen, das sich auf der anderen Uferseite ausgiebig putzte oder durch eine seichte Stromschnelle stapfte.

Der Durchbruch


Im Herbst des zweiten Jahres ereignete sich eine dramatische Veränderung im Leben der Biberfamilie. Von einem Tag auf den anderen war das Muttertier, unsere lieb gewonnene »Mutti«, spurlos verschwunden. Es war nicht ungewöhnlich, dass wir einige Biber längere Zeit nicht zu Gesicht bekamen. Vor allem mit der Ernährungsumstellung im Herbst passierte das immer wieder. So hofften wir wochenlang auf ein Wiedersehen, leider jedoch vergeblich.

Aufgrund ihrer beachtlichen Größe vermuteten wir, dass sie wahrscheinlich an Altersschwäche gestorben war und ein geschätztes Alter von fünfzehn bis zwanzig Jahren – die durchschnittliche Lebenserwartung von wild lebenden Bibern – erreicht hatte. Sie war der größte Biber, den wir bis heute jemals beobachtet haben. Selbst Biber, deren Alter wir mit Sicherheit kennen und die vierzehn Jahre alt sind, haben ihre Größe noch immer nicht erreicht.

Dazu muss man wissen, dass Biber ihr ganzes Leben lang wachsen, mit zunehmendem Alter natürlich immer langsamer. Die maximale Lebenserwartung hängt von vielen Faktoren ab. In freier Wildbahn liegt sie zwischen acht und zwanzig Jahren. In Gefangenschaft...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Zusatzinfo großer Bildteil
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik
Technik
Schlagworte 2024 • Biber • Biberbau • Biberburg • biberfamlie • Charakter Tiere • eBooks • Elli Radinger • Empathie Tiere • Familie • freundschaft tier mensch • Jäger • Lebensweisheiten • Naturschutz • Neuerscheinung • Peter Wohlleben • Tierintelligenz • Tierkinder • Tierkommunikation • Tierretter • Tierschutz • Verhaltensforschung Tiere • verletzte tiere • Wildtiere • wildtiere pflegen und versorgen
ISBN-10 3-641-31954-4 / 3641319544
ISBN-13 978-3-641-31954-0 / 9783641319540
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