»Was uns Rose heißt«. Über die trefflichste aller Blumen -  Simon MORLEY

»Was uns Rose heißt«. Über die trefflichste aller Blumen (eBook)

Eine Kulturgeschichte der Rose | Das perfekte Geschenk für Rosenliebhaberinnen und Rosenliebhaber, Gartenfreunde und Kunstinteressierte

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0656-7 (ISBN)
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Eine Blume verführt die Welt - die Geschichte der Rose

Die Rose ist voller Bedeutung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie zum Symbol für Liebe und Sinnlichkeit, Betrug, Tod, die Mutter Gottes und das mystische Unbekannte. Heute erfreut sich die »Königin der Blumen« weltweit ungebrochener Beliebtheit und ist in unsrem Leben allgegenwärtig. Simon Morley verfällt ihr, als er an einem trüben Nachmittag zum ersten Mal die Novemberrosen in den Vorgärten seiner Nachbarschaft entdeckt. Er beginnt nicht nur, verschiedene Arten selbst zu züchten, sondern sich auch in der Kunst und Literatur mit ihnen zu beschäftigen.

Vom Rosenkranz bis zu den Bildern von Cy Twombly, vom bulgarischen Rosental bis zum florierenden Handel in Afrika, vom feministischen Manifest (»Brot und Rosen«) bis zum inflationär verschenkten Strauß am Valentinstag, von Shakespeare bis zu ihrem Auftritt in der Popmusik, eindrücklich erzählt Simon Morley von der Rose in ihrer farbenprächtigen Vielfalt und existenziellen Symbolik - und warum sie uns wie keine zweite Blume ans Herz gewachsen ist.



SIMON MORLEY ist ein britischer Künstler. Er hat Moderne Geschichte in Oxford und Bildende Kunst am Londoner Goldsmiths' College studiert und an der Universität von Southampton promoviert. Seine Werke werden u.a. im Musée des Beaux-Arts in Dijon, in der Tate Britain und im Seoul Museum of Art ausgestellt. Seit 2010 lebt er größtenteils in der Nähe der Demilitarisierten Zone (DMZ) in Südkorea - am »Rande« der bekannten Welt.

1

»Rosa«

Die Rosenfamilie stellt sich vor

Dem ältesten noch wachsenden Rosenstock wird ein Alter von tausend Jahren nachgesagt. Es handelt sich um eine Hundsrose (Rosa canina), die an der Apsis des Hildesheimer Doms emporwächst. Im Frühjahr bringt dieser Rosenstock wie alle Hundsrosen mehrere Wochen lang eine Fülle an fünfblättrigen Blüten in Zartrosa hervor. Bereits 815, dem Gründungsjahr der Kathedrale, wird über die Rose von Hildesheim berichtet und vermerkt, dass an der Stelle, an der sie blühte, eine Kapelle errichtet worden sei, aus der schließlich der Hildesheimer Dom hervorging. Das heißt, dass die Rose dort schon vor Baubeginn gewachsen sein muss und von den Erbauern bewusst erhalten wurde. 1046 zerstörte ein Feuer einen Großteil des Gebäudes, doch die Rose überlebte. Das bedrohlichste Ereignis für die Rose ist jedoch noch gar nicht so lang her und hat nichts mit ihrem hohen Alter oder ihren natürlichen Feinden zu tun. Im März 1945 wurde der Dom durch einen Bombenangriff der Alliierten und das anschließende Feuer komplett zerstört, doch beim Wiederaufbau nach dem Krieg stellte man fest, dass die Rose an den Wurzeln, die die Feuersbrunst überlebt hatten, erneut ausgetrieben hatte und nun wieder zwischen den Trümmern emporwuchs. Die erhebliche Größe, die der Rosenstock heute hat, ist also nur das, was in den letzten knapp achtzig Jahren gewachsen ist.

Warum nennt man eine Rose »Hundsrose«? Eine Theorie besagt, dass man früher glaubte, die Wurzel einer bestimmten Rose heile nach dem Biss eines tollwütigen Hundes die Wunde. Eine andere Theorie erklärt den Namen mit der Form der Stacheln, die an die gefletschten Zähne eines Hundes erinnern. Doch bei den Menschen, die den Hildesheimer Dom bauten, hatte der Rosenstock, der an den Mauern emporwuchs, sicher einen ganz anderen Namen. Im heutigen Deutsch wird die Hundsrose oft auch einfach als Heckenrose bezeichnet. 1

Diese imposante Rose, die man im Englischen auch »dogged« (»hartnäckig, zäh«) nennen könnte, ist eindeutig ein Musterbeispiel für Anpassungsvermögen und Langlebigkeit unter extremen Bedingungen. Von Anfang an war sie umgeben von Insekten und pflanzenfressenden Tieren, die ihr an die Blätter wollten. Dazu kamen Schädlinge und konkurrierende Pflanzen sowie die Erreger verschiedener Bakterien- und Pilzerkrankungen, die über die Luft oder den Boden übertragen werden. Und natürlich musste sie sich auch irgendwie vermehren und für Nachwuchs sorgen. Aber trotz der in unseren Augen massiven evolutionären Nachteile entwickelte sich die Vorfahrin der Hundsrose so, dass sie bestmöglich gedeihen konnte. Dabei beschaffte sie sich das, was sie benötigte, auf ganz andere Art als wir Menschen oder andere Tiere. Vor etwa 1,4 Milliarden Jahren schlug die Pflanzenwelt, zu der später die Rosengewächse gehören sollten, einen völlig anderen Entwicklungspfad ein als die Tierwelt. Tiere bewegen sich, während Pflanzen an Ort und Stelle gebunden sind. Tiere konsumieren, während Pflanzen produzieren. Tiere erzeugen Kohlendioxid, Pflanzen verbrauchen es. Pflanzen entwickelten die Fähigkeit, zu den essenziellen Nährstoffen »hinzuwachsen«, in ihrem Fall also Licht, Wasser und Mineralien, und diese dorthin zu transportieren, wo sie für Fotosynthese und Wachstum benötigt werden. Pflanzen sind daher in der Lage, die Energie des Sonnenlichts zu ernten, sie in chemische Energie umzuwandeln und in organischen Strukturen zu speichern.

Als eigene Gattung in der Pflanzenwelt entwickelten die Hundsrose und ihre Verwandten mehrere Speziallösungen, die sie von den meisten anderen Pflanzen unterscheiden. Rosen können sich selbst befruchten (sie verfügen über männliche wie weibliche Sexualorgane), die Bestäubung erfolgt mithilfe von Wind, Insekten und Vögeln, die die Samen verbreiten. Dafür haben Rosen farbenfrohe Blütenblätter ausgebildet und verströmen oft einen verführerischen Duft, um Insekten wie etwa Honigbienen anzulocken. Manche Rosen, darunter auch die Hundsrose, widersetzen sich der Schwerkraft und nutzen andere Sträucher und Bäume oder – wie in Hildesheim – eine Steinmauer oder andere von Menschenhand errichtete vertikale Strukturen als Rankhilfe, um mit ihren langen, gebogenen Trieben daran emporzuwachsen. Irgendwann in ihrer Evolutionsgeschichte bildete eine zufällige Mutation Blätter aus, die sich zu Stacheln (oder »Dornen«) entwickelten und sich als hervorragendes zusätzliches Mittel der Selbstverteidigung erwiesen. Zudem beförderten diese Dornen die Fähigkeit der Rosengewächse, in Bäume und andere Strukturen zu dringen, sich dort zu verankern und so mehr Höhe und Stabilität beim Wachstum zu erreichen. Eine Hundsrose ist mäßig dornig, die an einen Hundefang erinnernden Stacheln überziehen die Triebe in regelmäßigen Abständen. Manche Rosen wie die Damaszener-Rosen und die Rugosas sind sehr stachlig, andere hingegen haben wenig oder tatsächlich gar keine Dornen, wie etwa die Bourbon-Rose »Zéphirine Drouhin«.

Botanisch betrachtet gehören Rosen seit Linné zur großen Familie der Rosengewächse (Rosaceae), die weltweit die beeindruckende Zahl von 3100 Arten und 107 Gattungen aufweist. Weitere Mitglieder der Familie sind Obstarten wie Apfel, Pflaume, Birne und Erdbeere. Der Grund, warum Äpfel und Rosen einer Familie angehören, ist der, dass Linné Pflanzen anhand ihrer Sexualorgane benannte und ordnete; alle Pflanzen der Rosengewächse weisen Ähnlichkeiten bei den Staubgefäßen und Stempeln auf, ihren weiblichen und männlichen Organen. Dank Linné ist die botanische Taxonomie sehr gut organisiert, aber auch erschreckend komplex. Die Gattung Rosa ist in vier Untergattungen unterteilt, wobei die eigentliche Rose wiederum eine eigene Untergattung bildet, die zehn Sektionen hat. 2 Laut der Klassifizierung des Rosenexperten und -züchters Peter Beales gehören dazu die Caninae (ursprünglich im Mittleren Osten und Europa heimisch, mit einem leichten Ausbreitungsdrang nach Osten Richtung Afghanistan), deren bekannteste Vertreterin die Hundsrose ist; die Gallicanae (im Mittleren Osten und Europa heimisch); Cassiorhódon (praktisch in der ganzen Welt zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem 60. nördlichen Breitengrad beheimatet mit Ausnahme von Nordafrika und den südlichen und westlichen Bundesstaaten der USA); Synstylae (ähnlich weitverbreitet, die Rosen dieser Sektion meiden jedoch den kalten Norden, Nordafrika und weite Teile Russlands und der USA); und Chinensis (nur in China, Kaschmir und Nepal heimisch). 3 Jede Gattung hat ihre eigenen besonderen Merkmale, die jedoch große Ähnlichkeiten aufweisen wie etwa bei der Form der Stacheln, Blüten, Blätter und Hagebutten. Für uns Amateure lassen sich Rosen etwas unkomplizierter in drei Grundkategorien unterteilen: 1. Wildrosen, 2. alte Rosen, manchmal auch als klassische Rosen oder klassische Gartenrosen bezeichnet (Rosenklassen, die vor 1867 kultiviert wurden), und 3. moderne Rosen. Die langlebigsten Rosen sind die Wildrosen (wie die Hildesheimer Rose). Alte und moderne Gartenrosen können bis zu 200 Jahre alt werden. Die kurzlebigste Rose ist die Teerose, ein Rosenstock dieser Kategorie wird nur 30 bis 50 Jahre alt. Allgemein kann man sagen, dass die alten Rosen, die nur einmal blühen, deutlich älter werden als ihre modernen Verwandten, die in erster Linie dafür gezüchtet wurden, mehrmals oder kontinuierlich zu blühen.

Die wichtigsten Fachbegriffe, um das Aussehen der Rose zu beschreiben, sind (von »oben nach unten«): die Krone (Corolla) oder auch Blüte (bestehend aus Blütenhülle, Blütenblatt oder Kronblatt, Staubbeutel, Stempel, Narbe, Kelchblatt, Blütenkelch), Blütenstiel, Stachel, Tragblatt, Seitenspross, Sprossansatz, Hagebutte, Blatt, Blättchen, Nebenblatt, Stamm, Wurzelhals sowie Grob- und Feinwurzeln. Rosenblüten können einen Durchmesser von nur 2,5 Zentimetern oder bis zu 15 Zentimetern haben. Sie treten in dichten Büscheln auf oder als Einzelblüte (Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom Blütenstand oder der »Infloreszenz«).

Die Blüten einer Rosenart stehen in der Regel einzeln oder sind in Gruppen von bis zu drei Blüten arrangiert, doch einige ostasiatische Arten wie die Rosa multiflora bilden auch Blütendolden. Gartenrosen wie die modernen Floribunda-Rosen blühen in Büscheln von 50 bis 100 Blüten an einem einzigen Trieb. Die Triebe können je nach Sorte lang und gebogen sein, aber auch gerade oder kurz und kräftig. Die Struktur der Blüten wird als »einfach« bezeichnet, wenn die Blüten jeweils fünf bis sieben Blütenblätter haben (die Hundsrose zum Beispiel hat fünf); »halbgefüllt«, wenn die Blüte mehr Blütenblätter hat (16 bis 25); »gefüllt« (26 bis 40) und »stark gefüllt« (bis zu 100 Blütenblätter, daher auch der Name der Rosa centifolia, der hundertblättrigen Rose). Die Form der jeweiligen Blüten kann ebenfalls stark variieren. Sie werden üblicherweise als »flach« beschrieben, wenn die Blütenblätter weit geöffnet sind und die Staubgefäße frei liegen wie bei der Hundsrose und den meisten Wildrosen. Von »schalenförmig« spricht man, wenn die Blüte mehr Blütenblätter hat und die äußeren etwas länger sind als die in der Mitte und sich zu...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2024
Übersetzer Heike Schlatterer
Sprache deutsch
Original-Titel By Any Other Name
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Technik
Schlagworte Blumenzucht • Botanik • Flora • Floral • Garten • Geschenkbuch für Gartenfreunde • Geschenk Gärtner • Geschenkidee Blumenliebhaber • Geschichte • Königin der Blumen • Kultur • Kulturgeschichte • Kunst • Kunstgeschichte • Malerei • Muttertag • Rosen • Rosenduft • Rosenzucht • Rosenzüchter
ISBN-10 3-7499-0656-4 / 3749906564
ISBN-13 978-3-7499-0656-7 / 9783749906567
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