Leber, Lunge, Liebeskummer -  Matthias Schuberth

Leber, Lunge, Liebeskummer (eBook)

Was wirklich im Körper passiert, wenn wir feiern, lernen, schlafen oder streiten von Matthias Schuberth
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2024 | 1. Auflage
Community Editions (Verlag)
978-3-96096-352-3 (ISBN)
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Wie kommt die Energie vom Müsli in die Muskeln? Und warum vergessen wir ständig, wo unser Schlüssel liegt? Unser Körper ist für uns selbstverständlich, und doch wissen wir oft nicht, wie er funktioniert. Der Tiktoker und Medizinstudent Matthias Schuberth schaut auf alltägliche Situationen und erklärt dabei, was in uns vorgeht, wenn wir lernen, Sport treiben, uns verlieben oder traurig sind. Mit Humor und kreativen Vergleichen erzählt er in kleinen Geschichten, wie großartig unser Körper ist.




<p>Auf seinem TikTok-Kanal klärt Matthias Schuberth über 450.000 Follower*innen über die Funktionsweise des menschlichen Körpers auf. Der Medizinstudent vermittelt unterhaltsam Hintergrundwissen, indem er zeigt, wie Hirn, Herz, Hormone und Co. miteinander kommunizieren, um den Körper durchs Leben zu lotsen. Dank seines witzigen Storytellings gehört er zu den erfolgreichsten Content-Creatoren für medizinisch-naturwissenschaftliche Infos.</p>

2. Die Reise aus der Nebenniere -

Was wirklich passiert, wenn ihr Stress habt

Mein sehr persönliches Problem ist ja, dass ich wirklich schlecht Nein sagen kann. Ich lebe ganz nach dem Motto: Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen, aber man kann es zumindest ver­suchen. Und so sehen auch gerade meine Tage aus. Tagsüber lerne ich für meine Prüfungen, die mit jeder Sekunde näher rücken, was mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Am Wochen­ende bin ich zum Geburtstag meiner guten Freundin ­Leonie eingeladen, für die ich noch ein Geschenk brauche, worüber ich mir in meinen Lernpausen den Kopf zerbreche. Ein Gutschein? Das ist langweilig. Vielleicht doch eine weitere Zimmerpflanze für ihre sehr eigenwillige Sammlung? Aber wo kriege ich die jetzt her? Ihren grünen Daumen hätte ich jedenfalls gern … Am Abend besuche ich noch Grethe und Ted. Und natürlich bin ich im Dauerkontakt mit Tom, der mir bei unserem letzten Treffen von seinem neuesten Crush erzählt hat: Lilli. Er kann also gerade wirklich ­einen guten Freund gebrauchen. Und deshalb treffe ich auch ihn am Wochenende, obwohl ich eigentlich gerade viel zu viel um die Ohren habe.

Was mir natürlich bei dem vollen Programm gar nicht hilft, ist mein zweites Prinzip, nach dem ich lebe: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen. Denn was du heute kannst erleben, kann dir morgen keiner geben. Und was ist die Folge davon? Genau: Ich denke mir beim Lernen – ach, einmal mit Philipp beim Unisport vorbeizuschauen, das schadet doch nicht. Die Zimmerpflanze besorgen? Vielleicht kommt mir über Nacht die Eingebung, wo ich die herbekomme. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Das Problem dabei ist – ihr ahnt es vielleicht schon –, dass der nächste Tag kommt, und zwar schon am nächsten Tag. Und das Einzige, was passiert, ist dann, dass wir Stress haben. Und bei all dem soll ich auch noch entscheiden, was ich morgens anziehen soll!

Was ist Stress überhaupt?

Okay, wir alle sind ab und an gestresst. Das gehört zu unserem Leben dazu, da bilde ich bestimmt keine Ausnahme. Aber letztlich braucht es gar nicht viel, um in Stress zu geraten. Also schauen wir uns mal genau an, was im Körper passiert, wenn Stresssignale gesendet werden. Bei diesem Thema berührt die Medizin die Psychologie, und wir unternehmen daher einen kleinen Abstecher ins Psychologische, aber unser Hauptaugenmerk wird nach wie vor auf den Geschehnissen im Körper liegen. Auch Ängste können für Stress eine Rolle spielen.

Diese Situation kommt euch vielleicht bekannt vor: Ihr seid gestresst, weil ihr morgens den Bus verpasst habt. Davor seid ihr natürlich zum Bus gerannt in der Hoffnung, ihn noch zu erwischen, nur um dann zu sehen, dass er vor eurer Nase davondüst. Na toll. Ihr könnt gestresst sein, wenn euch das passiert, müsst es aber nicht. Weitere Faktoren spielen nämlich in das Ganze mit hinein. So ist das auch, wenn ihr euch auf eine Prüfung vorbereiten müsst. Für manche bedeuten Prüfungen einen Antrieb, sich selbst zu beweisen, für andere puren Stress, gerade wenn sie schon sehr viel früher hätten beginnen sollen, sich auf sie vorzubereiten (hier spreche ich aus Erfahrung). Andere wiederum können sich beim Shoppen einfach nicht für ein T-Shirt entscheiden: das grüne? Oder lieber in der Lieblingsfarbe? Aber davon habe ich doch schon so viele. Also doch lieber gar keins?

Vielleicht denkt ihr euch jetzt: Naaa ja, sich für ein T-Shirt zu entscheiden ist doch etwas anderes, als kurz vor knapp eine Prüfung vorzubereiten. Der Ausdruck »Kurz vor knapp« ist ein hervorragendes Beispiel für einen weiteren Faktor für die Entstehung von Stress. Dieser Faktor ist die Zeit. Bei der Prüfungsvorbereitung dürfte es uns allen klar sein. Den Bus zu verpassen kann allerdings einfach nervig sein, weil ihr lieber um neun Uhr im Laden sein wolltet, statt eine halbe Stunde später, wie es nun der Fall sein wird. Es kann aber auch äußerst stressig sein, wenn ihr erst um neun Uhr dreißig am Prüfungsraum ankommt, obwohl ihr doch schon um neun Uhr fünfzehn hättet da sein müssen. Und ebenso beim Shoppen des T-Shirts. Ein Shirt auszuwählen ist per se zwar nicht gerade stressig, wenn ihr aber durch euer ewiges Hin und Her vielleicht euren Bus verpassen könntet, der euch pünktlich nach Hause bringt, dann entsteht bei euch sehr wohl Stress.

Grundsätzlich wird zwischen Eustress (positivem Stress) und Disstress (negativem Stress) unterschieden. Wie kann Stress positiv sein, mögt ihr vielleicht denken, aber kennt ihr das, wenn ihr im Flow seid, weil ihr euch mit etwas beschäftigt, das euch Spaß macht? Und dennoch eine Deadline am Horizont steht? Ihr habt durchweg das Gefühl, den Anforderungen gerecht zu werden. Das heißt, ihr habt zwar Stress, aber der Stress fühlt sich gut an. Vielleicht treibt er euch zur Hochleistung an, zumindest fühlt er sich nicht schlecht an.

Bei negativem Stress hingegen habt ihr das Gefühl, niemals die Anforderungen erfüllen zu können. Ihr habt also eine Deadline vor Augen, aber nicht das Gefühl, es zu schaffen. Im Gegenteil, ihr seid konstant mit dem Gedanken beschäftigt, dass ihr das niemals, niemals schaffen werdet.

Sofort springt die Gedankenspirale an: Ich schaffe das nicht, wie soll ich auch? Die Prüfung kann ich vergessen, das ist einfach viel zu viel. Wenn ich die Prüfung verhaue, verhaue ich damit den ganzen Kurs. Kann ich ihn wiederholen? Werde ich überhaupt zugelassen oder direkt rausgeworfen, weil ich zu schlecht bin? Was werden meine Freunde und Familie sagen? Ihr merkt schon, worauf ich hinauswill: In diesem Moment denkt euer Gehirn das Schlimmste, und der Auslöser dafür ist Stress. Aber wie ihr mit Stress umgeht, ist sehr individuell. Wenn ihr eher anfällig für Stress seid, habt ihr bestimmt diese*n eine*n Freund*in, der*die immer tiefenentspannt wirkt, egal, ob gerade die Welt untergeht oder nicht. Während ihr schon dabei seid, alles an den Nagel zu hängen.

Aber so individuell der Umgang mit negativem Stress auch ist, so griffig ist doch die Definition davon: Stress entsteht aus einem Ungleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen (Stressoren) und persönlichen Bewältigungsmechanismen. Stress ist also eine Einstellungssache. Damit möchte ich in keiner Form sagen, dass ihr euch nicht so anstellen und einfach eure Einstellung ändern sollt. Schön wäre es ja, wenn die Aussage »Stress dich nicht« so einfach funktionieren würde. Aber so ist das natürlich nicht. Genauso ist es auch, wenn ihr Ängste habt: Nur, weil euch eine außenstehende Person sagt, dass ihr doch keine Angst zu haben braucht, verschwindet sie ja nicht automatisch – zack, weg! Wäre super, aber wir Menschen ticken eindeutig komplizierter …

Das ist vielmehr die Erklärung für unterschiedliche Stressanfällig­keiten und warum ihr auf dieselbe Situation anders reagiert als eure Freund*innen: Ihr habt unterschiedliche Bewältigungsmöglichkeiten. Das bedeutet, dass ihr Wissen, wie sie auf eine Situation reagieren sollen, einfach besser oder stärker ausgeprägt ist als bei euch in dem Moment. Die gute Nachricht an der Stelle ist: Wir alle können lernen, unsere Bewältigungsmöglichkeiten zu verbessern – natürlich nicht bei allem, aber in Maßen ist das durchaus möglich. Zum Beispiel, wenn ihr einen Vortrag vor eurer Klasse, im Studium oder bei der Arbeit halten sollt.

Beim ersten Mal ist das Problem – die äußere Anforderung – neu. Das bedeutet für euer Gehirn und euren Körper, dass sie noch nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Erst im Nachhinein, wenn ihr also den Vortrag gehalten habt und keiner gelacht oder dumme Fragen (die es bekanntlich ja nicht gibt) gestellt hat, ihr im Idealfall sogar eine ordentliche Portion Applaus bekommen habt, registriert euer Gehirn: Aha, wir haben diese Situation überlebt. Und zwar buchstäblich. Das ist wichtig, weil Körper und Gehirn besser wissen, wie sie reagieren sollen, wenn ihr mal wieder einen Vortrag halten sollt. Jede neue Erfahrung bedeutet für euren Körper und euer Gehirn Stress. Erst wenn ihr abgespeichert habt, dass die Welt davon nicht untergeht und sich sogar – egal, wie es ausgeht – munter weiterdreht, könnt ihr besser damit umgehen.

Doch so läuft das leider nicht immer ab, weil sich eine Situation zwar wiederholen kann, aber unvorhersehbare und abgewandelte Momente auftreten können. Stress und Angst reichen sich häufig die Hand, was zur Folge hat, dass wir zwar meinen, gestresst zu sein, in Wahrheit aber mehr Angst davor haben, die Situation oder das Problem nicht bewältigen zu können. Das bedeutet für unseren nächsten Vortrag: Es stresst uns trotzdem wieder, wenn wir ihn halten müssen, aber Angst verbinden wir damit eher nicht mehr. Angst führt stets zu Stress, aber Stress nicht unbedingt zu Angst.

Jetzt haben wir uns aber genug mit der Psychologie des Stresses auseinandergesetzt, gehen wir also mal eine solche Situation durch und schauen uns an, was wirklich im Körper passiert, wenn er Stress ausgesetzt ist.

Grundsätzlich gilt: Was bei Stress in eurem Körper passiert, ist natürlich, also im Prinzip gut und hat im biologischen Sinn wenig mit Leiden zu tun, auch wenn sich das vielleicht anders anfühlt. Stress ist der Mechanismus, der greift, wenn ihr euch auf eine neue Situation einstellen müsst.

Was wirklich in eurem Körper ­passiert, wenn er ­gestresst ist

Alles beginnt mit einer Miniwahrnehmung: Ich wache auf und schaue auf die Uhr. Oh nein! Wieso ist es schon sieben Uhr? Den Wecker habe ich doch auf sechs Uhr dreißig gestellt! Ich muss...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Illustrationen Jannes Weber
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik
Technik
Schlagworte Alkohol • Allergie • Biologie • Bio Unterricht • Booktok • Erkältnung • Ernährung • fun facts • Gedächtnis • Gehirn • geschenk teenager • guter Schlaf • Herz • Hormone • immer müde • Immunsystem • Krankheit • Leber • Lernen • Liebe • Lunge • Medizin • Nerd • Science • Sex • Sonnenschutz • Stress • TikTok • TikToker • verliebt • Was wirklich passiert, wenn • Wie funktioniert der Körper • Wissen
ISBN-10 3-96096-352-1 / 3960963521
ISBN-13 978-3-96096-352-3 / 9783960963523
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