The Sounds of Life - Die verborgene Welt der Tiere und Pflanzen (eBook)

Wie revolutionäre Technologien uns helfen, die Sprache der Natur wirklich zu verstehen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-370-9 (ISBN)

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The Sounds of Life - Die verborgene Welt der Tiere und Pflanzen -  Karen Bakker
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Technologie lenkt uns oft von der Natur ab, aber was wäre, wenn sie uns stattdessen hilft Tiere und Pflanzen wirklich zu verstehen oder sogar mit ihnen zu sprechen? In der Natur wimmelt es von Klängen, von denen viele außerhalb des menschlichen Hörbereichs liegen: Es ist die verborgene Kommunikation der Tiere und Pflanzen. Wissenschaftler setzen bahnbrechende digitale Technologien ein, um diese erstaunliche Kommunikation zwischen unseren Mitgeschöpfen zu entschlüsseln. The Sounds of Life erzählt faszinierende Geschichten über nichtmenschliche Klänge, beruhend auf den neuesten Erkenntnissen der Bioakustik. Wir erfahren, wie künstliche Intelligenz nichtmenschliche Geräusche entschlüsseln kann, lernen Forscher kennen, die Wörterbücher für den Ostafrikanischen Elefanten und den Pottwal erstellen oder lauschen digital vermittelten Dialogen mit Fledermäusen und Honigbienen. Und wir treffen Wissenschaftler, die Klänge zum Schutz und zur Regeneration bedrohter Arten einsetzen, vom Great Barrier Reef über die Arktis bis zum Amazonas. Und was wäre, wenn wir nicht nur mit Tieren kommunizieren könnten - sondern sogar mit Pflanzen? Denn Forscher sind dabei, sogar dies möglich zu machen. So könnten wir unsere Zimmerpflanzen zukünftig fragen, ob sie Durst haben und die Bedürfnisse der Wälder besser verstehen, um sie zu schützen. Eine hoch spannende Lektüre über eines der letzten bisher ungelösten Rätsel unseres Planeten: Die bisher verborgene Sprache der Tiere und Pflanzen.

Karen Bakker ist eine kanadische Autorin und Forscherin. Die Rhodes-Stipendiatin, die in Oxford promoviert hat, ist Professorin an der University of British Columbia. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter ein Guggenheim-Stipendium, das Annenberg-Stipendium für Kommunikation der Stanford University, Kanadas 'Top 40 Under 40' und ein Stipendium der Trudeau Foundation. Bakkers derzeitige Forschung konzentriert sich auf die Überschneidung von digitalen Technologien und Umweltpolitik, digitale Umweltwissenschaften und politische Ökologie.

Karen Bakker ist eine kanadische Autorin und Forscherin. Die Rhodes-Stipendiatin, die in Oxford promoviert hat, ist Professorin an der University of British Columbia. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter ein Guggenheim-Stipendium, das Annenberg-Stipendium für Kommunikation der Stanford University, Kanadas "Top 40 Under 40" und ein Stipendium der Trudeau Foundation. Bakkers derzeitige Forschung konzentriert sich auf die Überschneidung von digitalen Technologien und Umweltpolitik, digitale Umweltwissenschaften und politische Ökologie.

EINLEITUNG


Verglichen mit unseren Verwandten auf dem Baum des Lebens sind wir Menschen schlechte Hörer.1 Unterhalb des menschlichen Hörvermögens beginnt der tiefe Infraschall: das Reich von Donner und Wirbelstürmen, Elefanten und Walen. Viele Lebewesen fühlen und kommunizieren über Infraschall, der mühelos große Entfernungen durch Wasser und Luft, Erde und Stein zurücklegen kann. Bei einem der berühmtesten Paarungsrituale im Tierreich senden männliche Pfauen, wenn sie ein Rad schlagen, kräftige Infraschallwellen; was der Mensch für eine visuelle Vorführung hält, ist in Wirklichkeit eine akustische Verführung.2

Den tiefsten Infraschall erzeugt unser Planet aber selbst. Könnte man sich in den Infraschall der Erde einwählen, würde man vielleicht das Rumpeln kalbender Eisberge, das Brüllen eines Vulkans oder das Tosen eines Taifuns vom anderen Ende der Welt hören.3 Tiefer als alles andere schwingt der regelmäßige Infraschallpuls der Erde unter unseren Füßen und in der Luft. Wenn Ozeanwellen über Kontinentalplatten aufeinanderprallen, lassen sie die Erdkruste rhythmisch vibrieren – das ist der trommelnde Herzschlag unseres Planeten.4 Erdbeben erschüttern die Erdoberfläche und erzeugen so Infraschallbeben in der Luft, die unsere Atmosphäre wie eine leise Glocke zum Schwingen bringen.5

Der Infraschallchor des Planeten umgibt uns ständig mit seinem Klang. Viele Tiere wie Felsentauben und Schlangen, Tiger und Bergbiber sind in der Lage, diese niederfrequenten Töne zu hören, nicht aber die Menschen.6 Unser Hörvermögen ist in der Regel auf einen relativ schmalen Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 20 kHz beschränkt, der mit zunehmendem Alter noch enger wird. Wenn überhaupt spüren wir Infraschall ganz selten als eine Art Herzklopfen oder als ein beunruhigendes Gefühl von Unwohlsein.7

Am anderen Ende des Spektrums, über der Obergrenze des menschlichen Hörvermögens, beginnt der Ultraschall: hochfrequente Töne, die so schnell schwingen, dass wir sie nicht hören können. Erstaunlich viele verschiedene Spezies wie Mäuse und Motten, Fledermäuse und Käfer, Maispflanzen oder Korallen senden für Menschen nicht wahrnehmbare Ultraschalltöne.8 Vielleicht waren unsere Vorfahren früher einmal in der Lage, diese Hochfrequenztöne zu hören; Koboldmakis und Zwerglemuren, unsere kleineren Verwandten unter den Primaten, können immer noch mithilfe von Ultraschall kommunizieren9, eine Fähigkeit, die der Mensch jedoch heute verloren hat.10

Wieder andere Arten verwenden Ultraschall, um ihre Welt zu visualisieren: Sie navigieren damit, finden damit Partner und verfolgen ihre Beute. Mit der sogenannten Echoortung oder Echolokation erschaffen Fledermäuse und Zahnwale Bilder von ihrer Umgebung, indem sie Ultraschallstrahlen aussenden und die zurückkehrenden Echos analysieren. Biosonar (wie Echoortung auch genannt wird) funktioniert so ähnlich wie ein akustisches Blitzlicht, das im Laufe der Evolution so optimiert wurde, dass es genauso präzise wie unsere empfindlichsten medizinischen Geräte arbeitet. Einfachere Arten von Echoortung benutzen zum Beispiel auch Mauersegler und Ölvögel, Nachtspitzmäuse und Ratten; sie alle sehen die Welt ebenfalls mithilfe von Tönen.11 Und obwohl ihre Rufe zu den lautesten im Tierreich gehören, die je aufgezeichnet wurden, sind sie für uns unhörbar.12 Sehr wenige aufmerksame Menschen können mit einiger Übung manchmal das ganz leise Klicken am unteren Ende der Echoortung von Tieren hören; und in ganz seltenen Fällen entwickeln blinde Menschen tatsächlich die Fähigkeit, sich über Echo zu orientieren. Aber für die meisten unter uns ist selbst der lauteste Ultraschallton, der einem direkt ins Ohr geblasen wird, weiter nichts als ein scheinbar sinnloser, gespenstischer Windhauch.

Der Blackfoot-Philosoph Leroy Little Bear erklärt es so: »Das menschliche Gehirn funktioniert wie eine Station auf einer Radioskala; wenn es auf einen Sender eingestellt ist, ist es taub für alle anderen Stationen … Tiere, Bäume und Felsen hingegen senden quer über die gesamte Bandbreite gleichzeitig.«13 Unsere Physiologie – und vielleicht auch unsere Psyche – begrenzen die Fähigkeit, unsere nichtmenschlichen Verwandten zu hören. Doch nun beginnt die Menschheit, ihr Hörvermögen zu erweitern. Die digitalen Technologien, die so oft mit der Entfremdung von der Natur in Verbindung gebracht werden, bieten uns die Möglichkeit, die Nichtmenschen deutlich zu hören und so unsere Beziehung zur Natur mit neuem Leben zu erfüllen.

In letzter Zeit haben Wissenschaftler begonnen, digitale Abhörgeräte in fast allen Ökosystemen der Welt zu installieren, von der Arktis bis zum Amazonas. Diese Mikrofone sind computergestützt und voll automatisiert und mit digitalen Sensoren, Drohnen und Satelliten derart perfekt vernetzt, dass sie sogar hören können, wenn eine Walmutter in den Tiefen des Ozeans ihrem Kalb etwas zuflüstert. Forscher haben Honigbienen und Schildkröten mit winzigen Mikrofonen ausgerüstet und Horchposten an Korallenriffen und Bäumen angebracht. Vernetzt man diese »Hörgeräte« miteinander, kann sich ihre Reichweite über ganze Kontinente und Ozeane erstrecken.14 Auch Amateure lauschen den Tönen der Natur mithilfe von preiswerten Abhörgeräten wie zum Beispiel Audio-Moth (ein Open-Source-Gerät von der Größe eines Smartphones); die billigste Build-it-yourself-Version kostet zurzeit deutlich unter 100 Euro.15 Kombiniert funktionieren diese digitalen Geräte wie ein Hörgerät mit planetarischer Reichweite, das uns Menschen in die Lage versetzt, die Töne der Natur über die Einschränkungen unserer sensorischen Fähigkeiten hinaus zu beobachten und zu studieren.

Dieses Buch erzählt von den Wissenschaftlern, die diese digitale Technik einsetzen, um die verborgene Welt der nicht von Menschen gemachten Laute und die erstaunlichen Töne, die sie hören, zu entschlüsseln. Die jüngsten wissenschaftlichen Entdeckungen haben gezeigt, dass zahlreiche Spezies überraschend vielfältige Töne produzieren, die zum größten Teil für den Menschen unhörbar sind – und deshalb bis vor kurzem unerwartet und unbeachtet blieben. (Für dieses Buch habe ich die entsprechenden Daten für mehr als 1000 Arten ausgewertet, die aber nur einen kleinen Bruchteil der wissenschaftlichen Ergebnisse der Bioakustik darstellen, dem Fachterminus für die Wissenschaft, die den nichtmenschlichen Organismen zuhört.) Belugas und Delfine, Mäuse und Präriehunde bedienen sich einer jeweils unverwechselbaren Vokalisation (wie charakteristischen Signaturpfiffen), um sich untereinander auszuweisen, ganz ähnlich wie wir das mit unseren Eigennamen tun.16 Fledermausbabys »brabbeln« mit ihren Müttern, die ihren Jungen wiederum, wie wir Menschen, in »Motherese«, also »Mutterisch« antworten. Schildkrötenjunge, die bis vor kurzem noch als stumm galten, stimmen den Augenblick ihres Schlüpfens untereinander ab, indem sie sich durch ihre Eischalen hindurch etwas zurufen. Tiere machen Töne, um sich gegenseitig zu warnen, zu beschützen und zu ködern; um einander etwas beizubringen, zu amüsieren oder einen Namen zu geben.

Hört man der nichtmenschlichen Welt aufmerksam zu, offenbart sich einem die komplexe Kommunikation zwischen einer Vielzahl von Arten, und gleichzeitig wird damit der Anspruch der Menschheit, als einzige Spezies eine Sprache zu besitzen, infrage gestellt. Diese Behauptung mag plausibel klingen, wenn es um Primaten oder Vögel geht. Aber die Digitaltechnik bringt etwas anderes zum Vorschein, nämlich das große Ausmaß akustischer Kommunikation überall in der Natur. Mithilfe von digitaler Bioakustik haben Wissenschaftler dokumentiert, dass Spezies ohne Ohren oder irgendwelche anderen feststellbaren Hörorgane komplexe Informationen auswerten und beantworten können, die durch Töne übermittelt wurden. Sich selbst überlassen im offenen Ozean sind Larven von Fischen und Korallen (wenige Millimeter große Lebewesen ohne zentrales Nervensystem) in der Lage, den besonderen Klang ihres Heimatriffs an der Kakofonie des Ozeans zu erkennen und dann nach Hause zu schwimmen, um dort für immer zu bleiben. Pflanzen senden deutlich hörbare Ultraschallgeräusche aus, wenn sie dehydriert sind oder unter Stress stehen. Blumen beantworten das Summen der Bienen wie in Vorfreude mit einem Schwall süßen Nektars. Die ganze Erde befindet sich ständig im Gespräch. Und jetzt bietet die Digitaltechnik den Menschen neue Möglichkeiten, den lebendigen Tonlandschaften überall um uns herum zuzuhören und unsere Ohren den geheimnisvollen, nicht menschengemachten Klängen der Natur zu öffnen.

Resonanzboden Erde

Die bahnbrechenden wissenschaftlichen...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2023
Übersetzer Anja Lazarowicz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik
Technik
Schlagworte akustische Signale • Bioakustik • Biologie • Forschung • Geräusche • Klänge • Kommunikation • mit Pflanzen sprechen • mit Tieren sprechen • Natur • Naturforschung • Ökologie • Pflanzen • Sprache der Pflanzen • Technologie • Tiere • Tierstimmen • Umwelt • Wissenschaft
ISBN-10 3-98609-370-2 / 3986093702
ISBN-13 978-3-98609-370-9 / 9783986093709
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