Nach uns die Energiewende -  A. Doaro

Nach uns die Energiewende (eBook)

Fakten Zusammenhänge Hintergründe zu Klimawandel und Energiewende

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
350 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-2431-1 (ISBN)
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Entwurf einer neuen Energieversorgung In den letzten Jahrzehnten sind einige Grossprojekte in Deutschland massiv aus dem Ruder gelaufen - Elbphilharmonie, Magistrale Rotterdam-Genua, Stuttgart21, Flughafen BER etc. Das wird bald von der Energiewende alles in den Schatten gestellt werden. Noch ahnen die Verantwortlichen Politiker nicht, wie schwierig die Wende noch werden wird. Was bislang geschehen ist, ist vergleichsweise Kleinkram gegen das, was notwendig wird, wenn die grossen Kraftwerke die Strombedarfslücken nicht mehr schliessen können. Was hier passiert ist nicht nur ein Austausch der Energieversorgung, es wird ein Umbruch der Gesellschaftsordnung. Die halbe Industriellandschaft muss vom Erdöl auf Wasserstoff aus Elektrolyse umgestellt werden. Die Menschen werden einen Mentalitätswechsel durchlaufen, was den Umgang mit Energie angeht. Die Welt wird sauberer und besser werden - zwangsläufig. Aber bis es so weit ist, wird es noch gewaltig knirschen im Gebälk. Der Autor skizziert, wie der Energieumstieg aussehen könnte, welche Dimensionen dabei bewegt werden müssen und wie man es realisieren kann. Es bleibt nur zu hoffen, dass in verantwortlichen Behörden und Unternehmen ähnliche Überlegungen angestellt werden.

Der Autor ist Bauingenieur und Wirtschaftsingenieur mit langjähriger Erfahrung in der Planung von Windparks. An die Aufgabe der Energiewende ist er entsprechend ingenieurmässig wie beim Strassenbau heran gegangen - Abtrag und Auftrag müssen sich die Waage halten - also musste zunächst ermittelt werden, wie gross der Energiebedarf ist und wie er umgestellt werden kann. Dann hat er abgeschätzt, inwieweit sich die Energieverbräuche in der Zukunft verändern können, um daraus ein Versorgungs-, Bevorratungs- und Verteilnetznodell zu entwickeln. Es geht dabei nicht um genaue Vorhersagen, sondern um die Erfassung der zukünftigen Grössenordnungen. Die Zahlen, die dabei heraus kommen sind zT erschreckend und werden grosse Anstrengung verlangen, sie zu bewältigen. "Die Sache auf sich zukommen zu lassen", sieht er als verantwortungslos an, da viele Massnahmen Jahrzehnte der Vorbereitung brauchen. Das Buch richtet sich an Menschen mit technischem Interesse, ohne Fachkenntnisse voraus zu setzen. Es erläutert die Grundlagen von Klimawandel und Energiewende und will aufzeigen, welche Argumente stichhaltig sind und welche an der Realität vorbei gehen.

2 Einleitung


2.1 Wie es zur Energiewende kam


Energie ist ein Thema der Menschheit, das von entscheidenderer Bedeutung ist, als man gemeinhin denkt. Die heutige Energiewende ist nicht die erste, die das Leben der Menschheit grundlegend verändert. Genau genommen ist es schon die dritte. Die erste fand vor etwa 1,7 Millionen Jahren statt, als der Mensch begann, das Feuer zu nutzen. Er lernte nun, nicht nur mit der Kraft aus seiner Nahrung sein Leben zu gestalten, sondern setzte zum ersten Mal eine äussere Energiequelle für seine Zwecke ein. Feuer bedeutete nicht nur Schutz und Wärme, sondern auch die Möglichkeit, das Essen zu garen, was im Prinzip einem Vorverdauen gleichkommt. Wer das persönlich nachvollziehen möchte, kann einmal 200 g Möhren roh essen und einmal gekocht. Den Unterschied spürt man deutlich im Magen. Die leicht verdauliche Nahrung hatte einen nachhaltigen Effekt auf die Biologie im Menschen. Da Verdauen nicht nur Energie bringt, sondern auch Energie kostet, konnte der Darm bei gleicher Leistung um 30% kürzer werden. So wurde auch 30% Verdauungsenergie im Körperhaushalt frei, die anderweitig genutzt werden konnten. Das erst hat die enorme Vergrösserung unseres Gehirns ermöglicht, das diese Energie vollständig nutzte und uns zum Homo sapiens sapiens machte. So klein wie der Schritt Feuer zu nutzen zunächst aussah, so gigantisch waren auf lange Sicht seine Folgen.

An dieser Situation änderte sich bis zur industriellen Revolution nichts Entscheidendes. Alle Generationen der Menschheit lebten mit der erneuerbaren Energie Holzfeuer. Es wurde auch Windkraft fürs Segeln genutzt und die Römer hatten auch schon Mühlen, die sie mit Wasserkraft antrieben. Auch Haustiere wie Büffel als ‘Zugmaschinen’ und Pferde als ‘Transportmittel’, aber auch Menschen als Sklaven wurden für die Arbeit eingesetzt. Letzteres erscheint unethisch, aber Menschen haben schon immer danach getrachtet, sich selbst die Arbeit leichter zu machen, indem sie diese anderen aufbürdeten.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts begann dann die industrielle Revolution und mit ihr die zweite Energiewende. Hatten bis dahin alle Menschen mit der Energie gelebt, die ihnen die Natur täglich zur Verfügung stellte, griff man jetzt auf Energien zurück, die seit Jahrmillionen in der Erde verschüttet waren – Kohle und später Erdöl und Erdgas. Damit waren die Menschen nicht mehr durch das begrenzt, was auf Äckern und Wäldern nachwachsen konnte, sondern sie konnten ohne Mengenbegrenzung immer mehr produzieren. Der Fortschritt kannte keine Grenzen mehr, das Bevölkerungswachstum nahm exponentiell zu und später auch der Wohlstand.

Nun könnte die Geschichte ein märchenhaftes Ende haben, wenn nicht wieder begrenzende Faktoren dem Treiben ein Ende setzten: Zum einen sind die Mengen an fossiler Energie, die sich rentabel abbauen lassen, endlich, zum anderen kommt durch deren Verbrennung ein Gas in die Atmosphäre zurück, das vor langer Zeit durch die biologische Evolution gebunden worden war – CO2. Dieses relativ harmlose und stabile Gas hat die unangenehme Eigenschaft, Wärmestrahlung zu behindern – und das schon in winzig kleiner Konzentration. Durch die enormen Mengen, die die Menschheit seit Beginn der industriellen Revolution, aber besonders nach dem zweiten Weltkrieg ausgestossen hat, macht sich diese Eigenschaft nunmehr in unserem Klima auf der ganzen Erde bemerkbar, was uns zur dritten, der heutigen Energiewende zwingt – weg von den fossilen, zurück zu den täglich verfügbaren Energieressourcen, aber ohne unsere Technik und unseren Wohlstand darüber zu verlieren.

Die Erkenntnis, dass sich das Klima erwärmen könnte, hatten einige Forscher schon Ende des 19. Jahrhunderts, obwohl bei der Menge des damaligen CO2-Ausstosses die Klimaveränderung noch Jahrhunderte weit weg erschien. Damals war der Gedanke, dass der Vorrat an Kohle endlich sein könnte, von grösserer Bedeutung, wenngleich er nicht dazu führte, dass man im Einsatz von Kohle sparsamer vorging. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm Erdöl rasch die grösste Bedeutung im Energieverbrauch ein. Eine Wiederbelebung des Endlichkeitsgedankens fand im Zuge der Ölkriese Anfang der 70er Jahre statt, als die erdölproduzierenden Staaten mit Gründung der OPEC die Preise für diesen Rohstoff verdreifachten, später vervierfachten. Damit wurde vor allem erreicht, dass man sich der Abhängigkeit von Erdöllieferungen bewusst wurde. Der Gedanke, dass das Klima unter der CO2-Akkumulation leiden könnte, wurde nur ganz am Rande von wenigen Wissenschaftlern thematisiert und in der Breite nicht weiter ernst genommen. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde Klimaschutz zum Thema der globalen Politik.

In Rio de Janeiro fand 1992 die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) statt, auf der sich schon 154 Staaten in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen verpflichteten, die globale Erwärmung zu verlangsamen. Diese Konvention, die 1994 in Kraft trat, war der erste internationale Vertrag, der den Klimawandel als ernstes Problem bezeichnete und die Staatengemeinschaft zum Handeln aufforderte. Seitdem treffen sich die beteiligten Staaten auf der jährlich stattfindenden Klimakonferenz COP ## (englisch für: Conference Of Parties, gefolgt von einer laufenden Zahl). Es wird an der Ausarbeitung konkreter Massnahmen zur Verringerung der Treibhausgase verhandelt. Im Kyoto-Protokoll wurden 1997 erstmals völkerrechtlich verbindliche Werte für den Treibhausgasausstoß in den Industriestaaten festgelegt. Obwohl diese Werte als unzureichend galten, um der Klimaerwärmung zu begegnen, konnte es erst 2005 in Kraft treten, als mit dem Beitritt Russlands das geforderte Volumen von 55% der weltweit emittierten Treibhausgase erreicht wurde. Die Vorgabe war eine Reduktion der Emission in den Jahren 2008 bis 2012 um 5,2%, was impliziert, dass für die Zeit danach ein neues Abkommen geschlossen werden musste. Das geschah dann 2015 auf der Konferenz in Paris (COP 21). 194 Mitgliedsstaaten beschlossen die Erwärmung des Weltklimas auf 2°C zu begrenzen, indem die globalen Treibhausgasemissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf Null reduziert werden sollen. Wie das im Detail umzusetzen ist, soll auf den folgenden Konferenzen verhandelt werden. 2017 hatte man auf der COP 23, der Fidschi-Konferenz, die aus technischen Gründen in Bonn stattfand, zum ersten mal den Eindruck, dass die Verhandlungsparteien nicht gegeneinander, sondern miteinander an den Zielen arbeiteten. Das ist auch notwendig, denn für einen Erfolg im Klimaschutz müssen alle Staaten zusammenarbeiten und gemeinsam die CO2-Emissionen zunächst reduzieren und dann vollständig einstellen. Nichts hat eine globalere Wirkung als Treibhausgasemissionen – der Wind treibt sie über den ganzen Globus und die negative Wirkung trifft den ganzen Planeten. Die Hoffnung, durch eine weltweite Vereinbarung zu einem gemeinsamen Handeln zu kommen ist aber insofern erstaunlich, als in der Vergangenheit schon in Fragen von Frieden, Menschenrechten, Hunger oder Demokratie internationale Vereinbarungen nicht zum Erfolg geführt haben. Die Angst in ökonomischer Hinsicht an Boden zu verlieren, wenn man ökologischen Erfordernissen nachkommt während andere Staaten nicht mitmachen, führt zu der Forderung „alle, oder gar nicht“. Im Falle des Scheiterns der Konferenzen kann das Versagen im eigenen Einflussbereich dann leicht kaschiert werden. Die COP23 brachte Fortschritte bei der Entwicklung der Durchführungsbestimmungen des Pariser Klimaabkommens, hat aber noch nicht zu einem entscheidenden Durchbruch geführt. Jetzt geht es darum, wie die vereinbarten Ziele erreicht werden sollen, jedes Land macht da eigene Vorschläge. Hier kann viel versprochen und wenig gehalten werden. Es ist daher noch erhebliche diplomatische Arbeit zu leisten.

Der Weg der Bundesrepublik Deutschland zu diesem Ziel heisst Energiewende. Der Begriff der Energiewende wurde im Jahr 2002 vom Bundesumweltministerium für eine Konferenz geprägt, die sich “Fachtagung Energiewende – Atomausstieg und Klimaschutz” nannte. Damals regierte die Rot-Grüne-Koalition unter Gerhard Schröder, die sich die Energie- und Umweltpolitik ganz oben auf die Agenda gesetzt hatte. Damit wurde der Übergang von einer fossilnuklearen Energieerzeugung auf eine nachhaltige Energiegewinnung mittels erneuerbarer Energie propagiert und der Ausstieg aus der Atomenergie. Der Atomausstieg hat mit Klimaschutz im Grunde nichts zu tun, war aber ein jahrzehntelang verfolgtes Ziel der Grünen, weshalb sie sich ja aus der Anti-Atomkraft-Bewegung heraus gegründet hatten. Noch zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurde die Energiewende von konservativer und liberaler Seite als kein erstrebenswertes politisches Ziel angesehen, was insofern pikant ist, als dass die Umweltministerin Angela Merkel auf der COP 1 vollmundige Versprechen über die deutsche Reduktion der Treibhausgasemissionen ausgegeben hatte, die auf der COP 23 als nicht mehr haltbar eingeräumt werden mussten und bei den Koalitionssondierungen zwischen CDU/CSU und SPD Anfang 2018 schlicht aufgegeben wurden.

Der entscheidende politische Markstein im Rahmen der Energiewende war aber das bereits 1991 in Kraft getretene Stromeinspeisungsgesetz, dessen...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Technik
ISBN-10 3-7568-2431-4 / 3756824314
ISBN-13 978-3-7568-2431-1 / 9783756824311
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