Mein Biogemüse-Garten (eBook)
240 Seiten
Edition Michael Fischer (Verlag)
978-3-7459-1693-5 (ISBN)
Zukunftsfähig und nachhaltig: Saatgut aus dem eigenen Garten vermehren und Lieblingssorten bewahren
Erteile Gentechnik eine Absage und vermehre deine eigenen samenfesten Sorten im Garten. Was bedeutet samenfest gärtnern, woher bekomme ich nachbaufähiges Saatgut und was muss ich bei der Vermehrung und Züchtung von Möhre, Paprika, Zucchini und Co. beachten? In diesem Standardwerk für den Biogarten führt Samengärtnerin Annette Holländer ganz easy durch das nötige Gartenwissen zur Vermehrung des eigenen Saatguts, gibt Tipps zu Zucht und Anbau und empfiehlt erprobte Sorten.
- Vermehrungsbiologie und Zuchtwissen übersichtlich erklärt
- Mit vielen Praxistipps für den biologisch bewirtschafteten Garten
- 35 Pflanzenportraits stellen die wichtigsten Pflanzen für den Gemüsegarten vor
- 'Wunder der vier Jahreszeiten', 'Rote Emmalie' und 'Green Zebra': Sortenempfehlungen zeigen alte, robuste und beonders schmackhafte Gemüsesorten auf
Mit übersichtlichem Gärtnerwissen rund um den biologisch bewirtschafteten Garten und die Vermehrung des eigenen Saatgut. Praktische Gartentipps führen durch die Planung und Pflege des Gemüsegartens, erklären Voranzucht und Schädlingsbekämpfung und zeigen auf, was es mit Mischkultur und Fruchtfolge auf sich hat.
Über 35 ausführliche und reich bebilderte Pflanzenportraits stellen die wichtigsten Gemüsepflanzen für den Biogarten vor. Zahlreiche Sortenempfehlungen zu alten und nachbaufähigen Sorten ermöglichen das zukunftsfähige Gärtnern auch im eigenen Garten.
<p>Annette Holländer istausgebildete Samengärtnerin und Naturpädagogin und leidenschaftliche Selbstversorgerin. Die Erhaltung und Vermehrung samenfester Gemüsesorten ist für sie über die Jahre zur Leidenschaft geworden. In Vorträgen und Seminaren sowie auf ihrer Website gibt sie ihre Erfahrungen zu biologischem Gemüseanbau, Nutzpflanzenvielfalt und Samenbau weiter.</p><p>www.garten-des-lebens.de</p>
Spinat und historische Spinatgemüse
Allrounder in der Küche
Auf einen Blick
Aussaat
Sortenabhängig Februar bis Anfang Mai und Mitte Juli bis September
Keimtemperatur
12–20 °C
Keimdauer
10–14 Tage
Ernte
ab 6 Wochen nach der Aussaat
Herkunft und Wissenswertes
Der heute übliche Gartenspinat (Spinacia oleracea) ist in unseren Breiten nicht beheimatet. Als „Persisches Gemüse“ kam der Spinat nach Mitteleuropa. Sein schnelles Wachstum und die frühe Erntezeit, wenn es noch kaum Anderes zu ernten gab, machte Spinat bereits im Mittelalter zu einem beliebten Gemüse. Bald ersetzte er die alten und einheimischen Spinatpflanzen wie die Gartenmelde (Atriplex hortensis) oder den Wildspinat Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus).
Auch andere eingeführte und beliebte Spinatgemüse wie der Spinat-Amaranth Roter Meier (Amaranthus lividus var. rubrum) konnten der Konkurrenz des Spinats aus Persien nicht standhalten. So verloren die alten und ehemals geschätzten Spinatgemüse nach und nach an Bedeutung und besetzten im Gemüseanbau nur noch Nischen. Der Gute Heinrich, ein Wildspinat und Kulturfolger, gedeiht immer noch gerne an Wegrändern und an Viehweiden mit stickstoffreichen, jedoch nicht künstlich gedüngten Böden.
Heute erleben die historischen Spinatgemüse in privaten Gemüsegärten eine Renaissance. Vor allem die farbenfrohen Gartenmelden erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit. Und auch in der Gourmetküche werden die geschmackvollen alten Spinatgemüse wiederentdeckt. Dies zu Recht, denn die historischen Spinatpflanzen verfügen nicht nur über einen intensiveren Geschmack als die modernen Züchtungen, sondern sind auch reich an Vitaminen und Mineralstoffen.
Anbau
Standort
Alle Spinatgemüse sollten auf einem sonnigen Beet angebaut werden. Besonders wichtig ist ein vollsonniger Standort in der kühleren Jahreshälfte für Herbst-, Winter- und Frühjahrsernten. Spinat und seine Verwandten reichern bei unzureichenden Lichtverhältnissen gerne Nitrat an, das jedoch bei genügend Sonnenlicht schnell zu Aminosäuren und Eiweiß umgebaut wird.
Auf nährstoffreichen, humosen und lehmhaltigen Böden bringen Spinatpflanzen gute Erträge. Dennoch sollte eine Überdüngung, auch hinsichtlich der Nitratanreicherung, vermieden werden. Zudem fördert eine gleichmäßige Wasserversorgung die Blattbildung. Bei Trockenheit und Wärme im Frühling gehen die Pflanzen ansonsten schnell in Blüte.
Aussaat und Kultur Gartenspinat
Spinat gehört zu den Langtagpflanzen, wodurch von Mai bis August bei hohem Tageslichtangebot eine rasche Blütenbildung bei gleichzeitig schwacher Blattentwicklung angeregt wird. Daher wird Spinat so früh wie möglich im Jahr gesät. Im sich schnell erwärmenden Hochbeet unter Vliesabdeckung sind erste Saaten bereits im Februar möglich. Ansonsten wird von März bis maximal Ende April gesät. Eine zweite Saat für die Herbsternte ist ab Mitte Juli möglich. Sortenabhängig kann außerdem bis Ende September für einen Überwinterungsanbau gesät werden. Einige raschwüchsige Spinatsorten lassen sich im geschützten Anbau, wie einem Gewächshaus, und in milden Wintern noch im selben Jahr ernten oder sorgen für eine frühe Ernte im Spätwinter.
Spinat wird nicht vorgezogen, sondern breitwürfig oder in Reihen bei einem Abstand von etwa 15 cm direkt ins Beet gesät. Während raschwüchsige Frühlingssorten für einen baldigen Schnitt nur wenige Zentimeter Abstand in der Reihe benötigen, sollten starkwüchsige Sorten im Abstand von 6 bis 7 cm gesät oder ausgedünnt werden. Als Dunkelkeimer werden Spinatsamen 1 bis 2 cm tief gesät und benötigen witterungsabhängig bis zu zwei Wochen für die Keimung. Spinat keimt zwar bereits ab 5 Grad Celsius, Temperaturen von 15 bis 20 Grad beschleunigen jedoch die Keimung. Daher empfiehlt es sich, frühe Saaten mit einem Gartenvlies abzudecken.
Aufgrund seiner kurzen Entwicklungszeit ist Spinat eine ideale Vor- oder Nachkultur. Spinat kann außerdem als Gründüngung eingesetzt werden, bevor er in Blüte geht. Nicht geerntete Blätter, Stängel und Wurzeln werden oberflächlich in den Boden eingearbeitet oder als Mulchschicht verwendet.
Aussaat und Kultur Gartenmelde
Gartenmelde kann ab April in Reihen mit Abstand von etwa 30 cm, breitwürfig oder in Gruppen zwischen anderen Kulturen direkt ins Freiland gesät werden. In trockenen Jahren gut wässern, da die Blätter sonst zäh werden. Die Gartenmelde ist hochwachsend und viele Sorten werden mit Samenstand über 2 m groß. Das gilt auch für den verwandten Riesengänsefuß oder Baumspinat. Wenn die Pflanzen für die Ernte regelmäßig beschnitten und die Triebspitzen gekappt werden, wachsen die Pflanzen niedriger und buschiger und bilden junge Blätter nach. Im Sommer geht die Melde in Blüte. Für eine laufende Ernte kann im Frühling und Frühsommer alle vier Wochen neu gesät werden.
Mit ihrem roten oder purpurfarbenen Laub ist die Melde ein Hingucker im Garten.
Aussaat und Kultur Spinat-Amaranth
Amaranth zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Der aus Süd- und Mittelamerika stammende Spinat-Amaranth ist nicht frosthart und wird erst Anfang Mai ausgesät. Dies am besten in Reihen bei einem Reihenabstand von mindestens 20 cm und etwa 5 cm in der Reihe direkt ins Freiland. Bei guter Nährstoffversorgung können die anfänglich kleinen Pflanzen groß und üppig werden.
Der bunte Spinat-Amaranth wird aufgrund seiner Farbe auch Roter Meier genannt.
Aussaat und Kultur Guter Heinrich
Guter Heinrich ist in der Kultur mehrjährig und kann als Pflanze erworben oder aus Samen gezogen werden. Für die Anzucht werden einige Samen je Töpfchen gesät und leicht mit Erde bedeckt. Die Aussaat erfolgt im zeitigen Frühjahr oder ab August, da niedrige Temperaturen die Keimung auslösen. Guter Heinrich benötigt eine Keimzeit von zwei bis drei Wochen. Bei warmen Temperaturen kann sich die Keimung verzögern. Die Pflanzen bilden über die Jahre große rübenartige Wurzeln aus, die gut Wasser speichern. Selbst in Trockenperioden muss der Dorfgänsefuß daher in der Regel nicht bewässert werden.
Ernte
Gartenspinat hat eine Kulturdauer von etwa sechs bis acht Wochen bis zur ersten Ernte, Winterkulturen benötigen witterungsabhängig länger. Früher Spinat kann bei einer Blattgröße von etwa 8 cm wie Baby Leaf geschnitten werden. Von starkwüchsigen Sorten werden einzelne Blätter oder ganze Rosetten geerntet. Solange der Vegetationspunkt der Pflanzen nicht verletzt wird, können neue Blätter nachtreiben. Dies lohnt sich vor allem im Überwinterungsanbau. So sind meist mehrere Schnitte bzw. Blatternten möglich, bevor die Pflanzen im Frühling in Blüte gehen.
Auch bei Gartenmelde und Spinat-Amaranth können bereits nach kurzer Kulturdauer die ersten Blätter geerntet werden. Lediglich der mehrjährige Gute Heinrich sollte im ersten Kulturjahr „geschont“ werden, sodass sich kräftige Pflanzen bilden können. Geerntet wird bis zur Bildung der Samenstände, wobei der Gute Heinrich im Laufe der Saison noch einmal durchtreiben kann und eine zweite Blatternte im Sommer möglich ist.
Alle Spinatpflanzen sollten rasch nach der Ernte verarbeitet werden. Kurzfristige Ernteüberschüsse können kurz blanchiert und eingefroren werden. In der Küche sind die verschiedenen Spinatpflanzen vielfältig verwendbar, sei es jung als Salatbeigabe, als Gemüse, für Füllungen oder zu Pasta und in Knödeln.
Vermehrung
Allgemeine Vermehrungskriterien
Gartenspinat, Gartenmelde und einige weitere Spinatpflanzen zählen zu den Gänsefußgewächsen. Nah verwandt ist als Fuchsschwanzgewächs auch der Spinat-Amaranth. Allen ist gemeinsam, dass sie Fremd- und Windbestäuber sind. So können sich verschiedene Gartenspinatsorten oder Gartenmeldesorten untereinander verkreuzen. Daher sollte zum Erhalt der Sortenreinheit zeitgleich nur eine Spinat- oder Meldensorte im Garten vermehrt werden. Bei Spinat lassen sich jedoch zeitlich versetzt z. B. eine Überwinterungskultur und eine Frühlingsaussaat vermehren.
Bei Spinat ist zu beachten, dass er zweihäusig ist. Dies bedeutet, dass es Pflanzen mit männlichen und Pflanzen mit weiblichen Blüten gibt. Bevor die Pflanzen zur Blüte kommen, ist der Unterschied nicht ersichtlich, daher ist es wichtig, in einem großen Bestand zu vermehren, um ausreichend Samenträger zu erhalten. Ein Bestand von 50 bis 100 Pflanzen ist auch im Hausgarten gut möglich und erlaubt eine Auslese auf die kräftigsten Samenträger. Die männlichen Pflanzen werden nach der Bestäubung gelb und sterben ab und die weiblichen Pflanzen bilden die Samen aus.
Samenernte
Während die heute gängigen Spinatsorten in der Regel runde und glatte Samen aufweisen, sind viele ältere Sorten spitz- bzw. scharfsamig. Oft handelt es sich bei diesen älteren Sorten um besonders geschmackvollen Spinat. Jedoch wird die Samenernte durch die spitzen Samen erschwert und in der Züchtung und Sortenentwicklung wurden die rundsamigen Sorten bevorzugt.
Sind die Samen reif, werden auch die weiblichen Pflanzen braun und sterben ab. Die Samenernte von Gartenspinat entspricht etwa der des Mangolds. Bei der Samenernte und Reinigung scharfsamiger Spinatsorten am besten Gartenhandschuhe tragen.
Die Samen von Gartenmelde, Spinat-Amaranth und Gutem Heinrich werden in Rispenform gebildet. Auch hier werden...
Erscheint lt. Verlag | 21.2.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Garten |
Technik | |
Schlagworte | Anpflanzen • aussähen • bio • Biologisch • ernten • Gärtnern • Gemüse • Gemüse anbauen • Gemüsegarten • Gewächshaus • Nutzgarten • Ökologisch • Saatgut • samenecht • samenfest • samenfeste Sorten • Tomaten • Zucchini |
ISBN-10 | 3-7459-1693-X / 374591693X |
ISBN-13 | 978-3-7459-1693-5 / 9783745916935 |
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